All dies ist sehr verwirrend für einen, der nicht im stande ist, die
Purânen anders als nach ihrem buchstäblichen Sinne zu lesen und
zu verstehen. [27]
Daher finden wir, daß die Orientalisten bestreiten, verwirrt zu sein,
und den gordischen Knoten der Schwierigkeit dadurch zerhauen, daß sie
das ganze System für „Erdichtungen . . . der brâhmanischen Einbildungskraft
und Liebe zur Übertreibung“ erklären. Aber für den Schüler des Occultismus
ist das Ganze reich an tiefer philosophischer Bedeutung. Wir überlassen
gerne die Schale dem westlichen Sanskritisten, aber beanspruchen den Inhalt
der Frucht für uns selbst. Wir thun noch mehr: wir geben zu, daß in einem
Sinne vieles in diesen sogenannten „Fabeln“ sich auf astronomische Allegorien
über Konstellationen, Sternbilder, Sterne und Planeten bezieht. Während
jedoch der Ghandarva des Rig Veda dazu bestimmt sein mag, das Feuer
der Sonne zu personificieren, sind die Ghandarva Devas Wesenheiten sowohl
von einem physischen, als auch von einem psychischen Charakter, während
die Asparasen (mit anderen Rudras) sowohl Qualitäten, als auch
Quantitäten sind. Kurz gesagt, die Theogonie der vedischen Götter
wird, wenn sie jemals entwirrt sein wird, unergründliche Mysterien der
Schöpfung und des Daseins enthüllen. Richtig sagt Parâshara: Es gab eine Zeit, da das östliche Symbol von Kreuz und Kreis, der Svastika
allgemein angenommen war. Bei dem esoterischen, und was dies betrifft,
beim exoterischen Buddhisten, dem Chinesen und dem Mongolen bedeutet es
die „zehntausend Wahrheiten“. Diese Wahrheiten, sagen sie, gehören den
Geheimnissen des Unsichtbaren Weltalls und der Ursprünglichen Kosmogonie
und Theogonie an. Nach De Rossi war der Swastika von einer frühen Zeit an eine beliebte Form des Kreuzes, verwendet mit einer occulten Bedeutung, welche zeigt, daß das Geheimnis nicht jenes des christlichen Kreuzes war. Ein Swastikakreuz in den Katakomben ist das Zeichen einer Inschrift, welche lautet: „[korrekter Abdruck siehe Buch], Vitalis Vitalia“ oder Leben des Lebens. [29] Aber der beste Beweis für das hohe Alter des Kreuzes ist jener, welcher von dem Verfasser der Natural Genesis selbst vorgebracht wird: Die Wertschätzung des Kreuzes als eines christlichen
Symbols datiert angenommenermaßen von der Zeit, da Jesus Christus gekreuzigt
wurde. Und doch erscheint in der christlichen Ikonographie der
Katakomben keine Gestalt eines Menschen auf dem Kreuze während der
ersten sechs oder sieben Jahrhunderte. Da sind alle Formen des Kreuzes
mit Ausnahme von jenem - dem angeblichen Ausgangspunkt der neuen Religion.
Jenes war nicht die anfängliche, sondern die schließliche Form des Kruzifixes. [30] Während etlicher
sechs Jahrhunderte nach der christlichen Zeitrechnung ist die Begründung
der christlichen Religion auf einem gekreuzigten Erlöser in der christlichen
Kunst durchaus nicht vorhanden! Die früheste bekannte Form der menschlichen
Gestalt auf dem Kreuze ist das vom Papst Gregor dem Großen der lombardischen
Königin Theodolinde geschenkte Kruzifix, das sich jetzt in der Kirche
des St. Johannes zu Monza befindet, während sich in den römischen Katakomben
kein Bild des Gekreuzigten früher als jenes von San Giulio findet, welches
dem siebenten oder achten Jahrhundert angehört. . . . Da ist kein Christus
und kein Gekreuzigter; das Kreuz ist der Christus ebenso wie der Stauros
(Kreuz) ein Typus und eine Name des Horus, des gnostischen Christus war.
Das Kreuz, nicht der Gekreuzigte, ist das anfängliche Symbol der christlichen
Kirche. Das Kreuz, nicht der Gekreuzigte, ist der wesentliche Gegenstand
der Darstellung in ihrer Kunst, und der Anbetung in ihrer Religion. Der
Keim des ganzen Wachstums und der ganzen Entwicklung kann auf das Kreuz
zurückgeführt werden. Und jenes Kreuz ist vorchristlich, ist heidnisch
in einem halben Dutzend verschiedener Gestalten. Der Kultus begann mit
dem Kreuze, und Julian hatte recht zu sagen, daß er „Krieg führe mit dem
X“; was er augenscheinlich so betrachtete, daß es von den A-Gnostikern
und Mytholatoren angenommen war, um eine unmögliche Bedeutung auszudrücken.
[31] [27] Doch wird sich dieser Sinn, wenn er einmal bemeistert ist, als das Sicherheitskästchen erweisen, das die Schlüssel zur Geheimen Weisheit enthält. Fürwahr, ein Kästchen, das so überreich ausgeschmückt ist, daß sein Zierwerk gänzlich jede Feder zu seiner Öffnung versteckt und verbirgt, und so den Intuitionslosen glauben macht, daß es überhaupt keine Öffnung hat und haben kann. Jedoch die Schlüssel sind da, tief vergraben, aber immer gegenwärtig für den, der nach ihnen sucht. [28] Vishnu Purâna, I. XV; Wilson´s Übers., II. 29. [29] Angeführt in Gerald Massey´s The Natural Genesis, I. 427. [30] Bei den Christen ganz unleugbar. Bei den vorchristlichen Symbologen war es, wie gesagt, das Marterbett oder Marterlager während des Initiationsmysteriums, indem das „Kruzifix“ horizontal auf dem Boden gelegt, und nicht aufgestellt wurde, wie zu der Zeit, da es zum römischen Galgen wurde. [31] Das war es, und es konnte nicht anders sein. Der Kaiser Julian war ein Initiierter und kannte als solcher gut sowohl die metaphysische, als auch die physische „Mysterienbedeutung“. [32] a. a. O., ebenda, p. 433. |