Wenige Weltsymbole sind reicher an wirklicher occulter Bedeutung als der Svastika. Er wird symbolisiert durch die Zahl 6. Gleich jener Zahl deutet er in seiner konkreten Bildersprache, sowie es das Ideogramm der Zahl thut, auf den Zenith und den Nadir, auf Norden, Süden, Westen und Osten; man findet die Einheit überall, und jene Einheit reflektiert in aller und jeder Einheit. Er ist das Emblem der Thätigkeit des Fohat, der beständigen Umdrehung der „Räder“, und der Vier Elemente, der „Heiligen Vier“, in ihrer mystischen, und nicht allein in ihrer kosmischen Bedeutung; ferner stehen seine vier Arme, die in rechten Winkeln umgebogen sind, wie anderwärts gezeigt, in enger Beziehung zu der pythagoräischen und hermetischen Skala. Jemand, der in die Geheimnisse der Bedeutung des Svastika initiiert ist, sagen die Kommentare, kann auf ihm mit mathematischer Genauigkeit die Entwicklung des Kosmos und die ganze Periode der Sandhyâ verfolgen.“ Auch „die Beziehung des Sichtbaren zum Unsichtbaren,“ und „die erste Hervorbringung des Menschen und der Gattung!“

Für den östlichen Occultisten wird der Baum der Erkenntnis im Paradiese des eigenen Herzens des Menschen zum Baume des ewigen Lebens, und hat nichts mit den tierischen Sinnen des Menschen zu thun. Er ist ein absolutes Geheimnis, das sich nur durch die Anstrengungen des eingekerkerten Manas, des Ego offenbart, sich aus der Knechtschaft der sinnlichen Wahrnehmung zu befreien, und im Lichte der einen ewig gegenwärtigen Wirklichkeit zu sehen. Für den westlichen Kabbalisten, und jetzt noch vielmehr für den oberflächlichen Symbologen, der in der Tod bringenden Atmosphäre der materialistischen Wissenschaft aufgezogen ist, ist die Haupterklärung der Geheimnisse des Kreuzes - sein sexuelles Element. Selbst der sonst spiritualistische moderne Kommentator beobachtet diese Eigentümlichkeit beim Kreuze und Svastika vor allen andern.

Das Kreuz wurde in Ägypten als schützender Talisman und als Symbol der rettenden Macht gebraucht. Typhon, oder Satan, findet sich thatsächlich an das Kreuz gekettet, und durch dasselbe gebunden. Im Ritual ruft Osiris aus: „Der Apophis ist gestürzt, ihre Stricke binden den Süden, Norden, Osten und Westen, ihre Stricke sind über ihm. Har-ru-bah hat ihn verflochten.“ [33] Dies waren die Stricke der vier Himmelsgegenden, oder das Kreuz. Von Thor heißt es, daß er das Haupt der Schlange zerschmettert mit seinem Hammer, . . . ein Form des Swastika oder vierfüßigen Kreuzes. In den ersten Gräbern von Ägypten hatte das Muster der Kammer die Form eines Kreuzes. [34] Die Pagode von Mathura . . . dem Geburtsorte des Krishna, wurde in der Form eines Kreuzes erbaut. [35]

Das ist vollkommen, und niemand kann darin jenen „Geschlechtsdienst“ wahrnehmen, mit dem die Orientalisten dem Heidentume den Schädel einzuschlagen lieben. Aber was ist es mit den Juden und mit den exoterischen Religionen einiger indischer Sekten, insbesondere mit den Riten der Vallabâchâryas? Denn, wie gesagt, der Shivadienst mit seinem Lingam und Yoni steht philosophisch zu hoch, ungeachtet seiner modernen Entartung, um ein einfacher phallischer Dienst genannt zu werden. Aber der Baum- oder Kreuzdienst [36] der Juden, wie er von ihren eigenen Propheten gebrandmarkt wurde, kann schwerlich diesem Vorwurfe entgehen. Die „Kinder der Tagewählerin, der Same des Ehebrechers,“ [37] wie Jesaja sie nennt, versäumten niemals eine Gelegenheit, „in der Brunst zu den Göttern zu laufen unter alle grünen Bäume“ [38] - was keine metaphysische Erholung andeutet. Von diesen monotheistischen Juden haben die christlichen Nationen ihre Religionen, ihren „Gott der Götter, den Einen lebendigen Gott“ übernommen, während sie die Verehrung der Gottheit der alten Philosophen verachten und verlachen. Mögen solche an die physische Form des Kreuzes glauben und sie verehren, auf alle Weise.


[33] Totenbuch, XXXIX. Apophis oder Apap ist die Schlange des Bösen, das Symbol der menschlichen Leidenschaften. Die Sonne (Osiris-Horus) besiegt ihn, und Apap wird gestürzt, gebunden, und in Ketten gelegt. Der Gott Aker, der „Herr des Thores des Abgrundes“ von Aker, dem Bereiche der Sonne (XV. 39), bindet ihn. Apophis ist der Feind des Ra (Licht), aber: „der große Apap ist gefallen!“ ruft der Verstorbene. „Der Skorpion hat deinen Mund verletzt“, sagt er zu dem besiegten Feinde (XXXIX. 7). Der Skorpion ist der „Wurm, der niemals stirbt“ der Christen. Apophis ist an das Tau oder Tat, das „Emblem der Beständigkeit“ gebunden. (Siehe die Aufrichtung des Tat in Tatu, XVIII.)

[34] Dieselbe Form haben die Krypten in den cishimâlayischen Regionen, wo Initiierte leben, und wo ihre Asche auf sieben Mondjahre beigesetzt wird.

[35] The Natural Genesis, I. 432.

[36] Das Kreuz und der Baum sind wesensgleich und synonym in der Symbolik.

[37] LVII. 3.

[38] Ebenda, 5.