Obwohl selbst gänzlich außerhalb menschlicher Abzählung oder Berechnung gelegen, ist doch diese gewaltige Anhäufung von verschiedenen Bewußtseinszuständen eine Siebenheit, die in ihrer Gesamtheit gänzlich aus siebenfältigen Gruppen zusammengesetzt ist - einfach weil „die Fähigkeit der Wahrnehmung in sieben verschiedenen Aspekten existiert, welche den sieben verschiedenen Bedingungen der Materie entsprechen,“ [21] oder den sieben Eigenschaften, oder Zuständen der Materie. Und daher beginnt die Reihe von eins zu sieben in den esoterischen Berechnungen mit dem ersten geoffenbarten Prinzip, welches Nummer eins ist, wenn wir von oben anfangen, und Nummer sieben, wenn wir von unten oder dem niedersten Prinzip aus zählen.
Die Vierheit wurde in der Kabbalah, ebenso wie bei Pythagoras, als die vollkommenste oder vielmehr heiligste Zahl geschätzt, weil sie aus der Eins, der ersten geoffenbarten Einheit, oder vielmehr aus der Drei in Eins hervorging. Und die letztere ist immer unpersönlich, ungeschlechtig und unbegreiflich gewesen, wenn auch innerhalb des Bereiches der höheren mentalen Wahrnehmungen.
Die erste Offenbarung der ewigen Monade wurde niemals so aufgefaßt, daß sie als das Symbol eines anderen Symboles dastehe, das Ungeborene für das Elementgeborene, oder der eine Logos für den Himmlischen Menschen. Tetragrammaton, oder die Tetraktys der Griechen, ist der Zweite Logos, der Demiurgos.
Die Tetrade, wie Thomas Taylor glaubt, ist jedoch das Tierische selbst des Plato, welcher, wie Syranius richtig bemerkt, der beste unter den Pythagoräern war; steht am äußersten Ende der intelligiblen Triade, wie höchst befriedigend von Proclus gezeigt ist im dritten Buche seiner Abhandlung über die Theologie des Plato. Und zwischen diesen zwei Dreiheiten (dem doppelten Dreiecke), der einen intelligiblen, und der anderen intellektuellen, besteht eine andere Ordnung von Göttern, welche an beiden Extremen teil hat. [22]

Die pythagoräische Welt, nach Plutarch [23] , bestand aus einer doppelten Vierheit.
Dieser Satz bestätigt, was über die Erwählung der niederen Tetraktys durch die exoterischen Theologien gesagt worden ist. Denn:

Die Vierheit der intellektuellen Welt (der Welt des Mahat) ist T´Agathon, Nous, Psyche, Hyle; während jene der sinnlichen Welt (der Materie), welche eigentlich das ist, was Pythagoras unter dem Worte Kosmos verstand, Feuer, Luft, Wasser und Erde ist. Die vier Elemente werden genannt mit dem Namen rhizômata, die Wurzeln oder Prinzipien aller gemischten Körper. [24]

Das heißt, die niedere Tetraktys ist die Wurzel der Täuschung der Welt der Materie; und dies ist das Tetragrammaton der Juden, und die „geheimnisvolle Gottheit“, von der die modernen Kabbalisten soviel Aufhebens machen!

Diese Zahl (vier) bildet das arithmetische Mittel zwischen der Einheit und der Siebenheit; und sie schließt in sich alle Kräfte sowohl der produktiven, als auch der producierten Zahlen; denn sie ist, von allen Zahlen unter zehn, aus einer gewissen Zahl gemacht; denn die Zweiheit giebt verdoppelt eine Vierheit, und die Vierheit giebt verdoppelt (oder entfaltet) die Hebdomas (die Siebenheit). Zwei mit sich selbst multipliciert giebt vier; und nochmals mit sich selbst multipliciert giebt sie den ersten Kubus. Dieser erste Kubus ist eine fruchtbare Zahl, der Grund der Vielheit und Verschiedenheit, gebildet aus zwei und vier (abhängend von der Monade, der siebenten). So strömen die zwei Prinzipien der zeitlichen Dinge, die Pyramide und der Würfel, Form und Materie, aus einer Quelle, dem Tetragon (auf Erden, der Monade im Himmel). [25]

Hier zeigt Reuchlin, die große Autorität in Bezug auf die Kabbalah, daß der Würfel „Materie“ ist, während die Pyramide oder die Dreiheit „Form“ ist. Bei den Hermetisten wird die Zahl vier das Symbol der Wahrheit nur, wenn sie zu einem Würfel erweitert ist, welcher entfaltet sieben giebt, was das männliche und das weibliche Element und das Element des Lebens symbolisiert. [26]


[21] Ebenda, p. 200 (2. Ausg. p. 128).

[22] Olivers Pythagorean Triangle, p. 104.

[23] De Anim. Procr., 1027.

[24] Oliver, ebenda, p. 112.

[25] Reuchlin è Cabala, I. II; Oliver, ebenda, p. 104.

[26] In The Source of Measures  zeigt der Verfasser (pp. 50, 51), daß die Figur des Würfels entfaltet im Zusammenhange mit dem Kreise „wird . . . ein eigentliches Kreuz, oder von der Tau-Form, und die Anbringung des Kreises an dieses letztere giebt das Henkelkreuz der Ägypter. . . . Während ein Würfel bloß sechs Flächen hat, zeigt die Darstellung des Kreuzes als entfalteter Würfel in Bezug auf die Kreuzbalken eine Fläche des Würfels beiden Balken gemeinsam, welche zu jedem von beiden gehörig gezählt, d. i.  einmal  horizontal und einmal vertikal) . . . vier  für den senkrechten, und drei für den Querbalken, alles zusammen sieben giebt. Hier haben wir die berühmte 4 und 3 und 7.“ Die esoterische Philosophie erklärt, daß vier das Symbol des Weltalls in seinem potentiellen Zustand, oder der Chaotischen Materie ist, und daß es des Geistes bedarf, um dieselbe thätig zu durchdringen; d. i. das ursprüngliche abstrakte Dreieck hat seine eindimensionale Qualität aufzugeben und sich durch jene Materie zu verbreiten, indem es so eine geoffenbarte Basis auf dem dreidimensionalen Raume bildet, damit das Weltall sich intelligibel offenbare. Dies wird erreicht durch den entfalteten Würfel. Daher das Henkelkreuz  [Symbolabbildung siehe Buch] als das Symbol des Menschen, der Zeugung und des Lebens. In Ägypten bedeutete Ank „Seele“, „Leben“ und „Blut“. Es ist der beseelte, lebende Mensch, die Siebenheit.