Da die Monade eins ist, und eine ungerade Zahl, so sagten die Alten, daß die ungeraden die einzig vollkommenen Zahlen seien; und - selbstsüchtig vielleicht, aber doch thatsächlich - betrachteten sie dieselben alle als männlich und vollkommen, als anwendbar auf die himmlischen Götter, während gerade Zahlen, wie z. B. zwei, vier, sechs, und insbesondere acht, als weiblich für unvollkommen gehalten und bloß den irdischen und höllischen Göttern gegeben wurden. Virgil verzeichnet die Thatsache mit den Worten „Numero deus impare gaudet,“ „Der Gott hat Wohlgefallen an einer ungeraden Zahl.“ [36]
Aber die Zahl sieben oder das Heptagon betrachteten die Pythagoräer als eine religiöse und vollkommene Zahl. Sie wurde Telesphoros genannt, weil durch sie alles im Weltall und in der Menschheit zu seinem Ende, d. i. zu seinem Höhepunkte gebracht wird. [37] Die Lehre von den durch die sieben Heiligen Planeten [38] beherrschten Sphären zeigt, von Lemurien bis zu Pythagoras, daß die sieben Mächte der irdischen und sublunaren Natur, sowie auch die sieben großen Kräfte des Weltalls, in sieben Tönen fortschreiten und sich entwickeln, welche auch die sieben Noten der Tonleiter sind.
Die Heptade (unsere Siebenheit) wurde betrachtet als die Zahl einer Jungfrau, weil sie ungeboren ist (wie der Logos oder der Aja der Vedântisten):
Ohne einen Vater . . . oder eine Mutter, . . . aber unmittelbar aus der Monade hervorgehend, welche der Ursprung und die Krone aller Dinge ist. [39]

Und wenn die Heptade unmittelbar aus der Monade hervorgehen gemacht ist, dann ist sie, wie in der Geheimlehre der ältesten Schulen gelehrt wird, die vollkommene und heilige Zahl dieses unseres Mahâmanvantara.
Die Siebenheit, oder Heptade, war in der That verschiedenen Göttern und Göttinnen geweiht; dem Mars mit seinen sieben Begleitern; dem Osiris, dessen Körper in sieben und zweimal sieben Teile geteilt wurde; dem Apollo, der Sonne, inmitten seiner sieben Planeten, wie er den Hymnus an das Siebenstrahlige auf seiner siebenseitigen Harfe spielt; der vaterlosen und mutterlosen Minerva; und anderen. [40] Der cishimâlayische Occultismus muß mit seinem Siebenen, und eben wegen dieses Siebenens, als der älteste, der ursprüngliche unter allen betrachtet werden. Ihm stehen einige von Neuplatonikern hinterlassene Bruchstücke entgegen, und die Bewunderer jener, welche schwerlich verstehen, was sie verteidigen, sagen zu uns: Sehet, eure Vorgänger glaubten bloß an einen dreifachen Menschen, zusammengesetzt aus Geist, Seele und Körper. Sehet, der Târaka Râja Yoga Indiens beschränkt diese Einteilung auf 3, wir auf 4, und die Vedântisten auf 5 (Koshas). Auf das hin fragen wir von der Archaischen Schule:
Warum sagt dann der griechische Dichter, daß es nicht vier, sondern sieben sind, welche das Lob der geistigen Sonne singen?

[korrekter Abdruck siehe Buch]
Sieben klingende Laute verkünden mein Lob, mich zu preisen
Als den unsterblichen Gott, die allmächtige Gottheit. . . .

Warum wieder wird der dreieinige Iao, der Mysteriengott, der „vierfältige“ genannt, und kommen auch die triadischen und tetradischen Symbole bei den Christen unter einen vereinigten Namen - den Jehovah der sieben Buchstaben? Warum wieder ist im Hebräischen Shebâ der Schwur (die pythagoräische Tetraktys) identische mit der Zahl 7? Oder wie Herr Gerald Massey es hat:
Einen Eid schwören, war synonym mit „siebenen“, und die 10, ausgedrückt durch den Buchstaben Jod, war die volle Zahl des Iao-Sabaoth ( - des zehnbuchstabigen Gottes). [41]

In Lucians Auction:

Pythagoras fragt: „Wie zählst du?“ Die Antwort ist: „Eins, Zwei, Drei, Vier.“ Dann sagt Pythagoras: „Siehst du? In dem, was du wahrnimmst als Vier, sind Zehn, ein vollkommenes Dreieck und unser Schwur (Tetraktys, Vier! - oder Sieben im ganzen).“ [42]

Warum wieder sagt Proclus:

Der Vater der goldenen Verse feiert die Tetraktys als die Quelle der immerdauernden Natur? [43]

Einfach, weil jene westlichen Kabbalisten, welche die exoterischen Beweise gegen uns anführen, keine Idee von der wirklichen esoterischen Bedeutung haben. Alle alten Kosmologien - die ältesten Kosmographien der zwei ältesten Völker der fünften Wurzelrasse, der indischen Ârier und der Ägypter, zusammen mit jenen der frühen chinesischen Rasse, der Überreste der Vierten oder atlantischen Rasse - begründeten die Gesamtheit ihrer Mysterien auf die Zahl 10; das höhere Dreieck stand für die unsichtbare und metaphysische Welt, die niederen drei und vier, oder die Siebenheit, für den physischen Bereich. Nicht die jüdische Bibel war es, welche die Zahl sieben zu Ansehen brachte. Hesiod gebrauchte die Worte, „der siebente ist der heilige Tag,“ bevor man von dem Sabbath des „Moses“ jemals gehört hatte. Der Gebrauch der Zahl sieben war niemals auf eine einzelne Nation beschränkt. Dies ist gut bezeugt durch die sieben Vasen im Tempel der Sonne nahe den Ruinen von Babian in Oberägypten; die sieben Feuer, die durch Zeitalter fortgesetzt vor den Altären des Mithra brannten; die sieben heiligen Stätten der Araber; die sieben Halbinseln, die sieben Inseln, sieben Meere, Berge und Flüsse von Indien, und vom Zohar; die jüdischen Sephiroth der sieben Herrlichkeiten; die sieben gothischen Gottheiten; die sieben Welten der Chaldäer und ihre sieben Geister; die sieben von Hesiod und Homer erwähnten Konstellationen; und all die endlosen sieben, welche die Orientalisten in jeder Handschrift finden, die sie entdecken. [44]


[36] Bucolica, Ecl. VIII. 75.

[37] Philo, De Mund. Opif.; Oliver, ebenda, p. 172.

[38] Die sieben Planeten sind auf diese Zahl nicht deshalb beschränkt, weil die Alten keine andern kannten, sondern einfach, weil sie die ursprünglichen oder anfänglichen „Häuser“ der sieben Logoi waren. Es mögen neun oder neunundneunzig andere Planeten entdeckt werden - dies ändert nicht die Thatsache, daß diese sieben allein heilig sind.

[39] Oliver, ebenda, pp. 173, 174.

[40] Ebenda, a. a. O.

[41] The Natural Genesis, I. 545.

[42] Ebenda.

[43] Im Timaeus, III.; (Citat der engl. Übersetzung von H. Davis).

[44] Oliver, ebenda, p. 175.