Was wir schließlich zu sagen haben, ist folgendes: Genug ist vorgebracht worden, um zu zeigen, warum die menschlichen Prinzipien in den esoterischen Schulen in sieben eingeteilt wurden und werden. Man mache vier daraus und es wird entweder den Menschen minus seine niederen irdischen Elemente übrig lassen, oder, wenn von einem physischen Standpunkt aus betrachtet, ihn zu einem seelenlosen Tiere machen. Die Vierheit muß entweder die höhere oder die niedere sein - die himmlische oder die irdische Tetraktys; um verständlich zu werden, muß der Mensch nach den Lehren der alten esoterischen Schule als eine Siebenheit betrachtet werden. Dies wurde so wohl verstanden, daß selbst die sogenannten christlichen Gnostiker dieses altehrwürdige System annahmen. [45] Dies blieb durch lange Zeit ein Geheimnis, denn obwohl es geahnt wurde, so sprach doch keine Handschrift jener Zeit klar genug davon, um den Skeptiker zu befriedigen. Aber da kommt uns die litterarische Kuriosität unseres Zeitalters zu Hilfe, das älteste und besterhaltene Evangelium der Gnostiker, die Pistis Sophia. Um den Beweis ganz vollständig zu machen, werden wir nach einer Autorität citieren, nach C. W. King, dem einzigen Archäologen, welcher einen schwachen Schimmer von dieser durchgearbeiteten Lehre gehabt hat, und dem besten Schriftsteller der Gegenwart über die Gnostiker und ihre Gemmen.
Nach diesem außerordentlichen Stücke religiöser Litteratur - einem wahren gnostischen Fossil - ist die menschliche Wesenheit der Siebenfältige Strahl aus der Eins, [46] gerade so wie unsere Schule lehrt. Sie ist zusammengesetzt aus sieben Elementen, von denen vier aus den vier kabbalistischen geoffenbarten Welten entlehnt sind. So:

Von Asiah erhält sie den Nephesh, oder Sitz der physischen Begierden (auch Lebensatem), von Jezirah den Ruach, oder Sitz der Leidenschaften (?!); von Briah die Neshamah oder Vernunft; und von Aziluth erhält es die Chaiah oder das Prinzip des geistigen Lebens. Dies sieht aus wie eine Adaptierung der platonischen Theorie von der Seele, welche ihre bezüglichen Fähigkeiten von den Planeten auf ihrem abwärts gerichteten Fortschreiten durch deren Sphären erhält. Aber die Pistis Sophia bringt in ihrer gewohnten Kühnheit diese Theorie in eine viel poetischere Gestalt (§ 282). Der Innere Mensch ist auf ähnliche Weise aus vier Bestandteilen zusammengesetzt, aber diese werden von den aufrührerischen Aeonen der Sphären geliefert, welche da sind die Kraft - ein Teilchen des göttlichen Lichtes („Divinae particula aurae“), das noch in ihnen zurückgelassen ist; die Seele (das fünfte) „gebildet aus den Thränen ihrer Augen, und dem Schweiße ihrer Qualen“; das [korrekter Abdruck siehe Buch], die Nachahmung des Geistes [anscheinend entsprechend unserem Gewissen] (das sechste); und schließlich die [korrekter Abdruck siehe Buch], das Fatum [47] (das Karmische Ego), dessen Geschäft es ist, den Menschen zu dem ihm bestimmten Ende zu geleiten: wenn er durch das Feuer zu sterben hat, ihn in das Feuer zu führen; wenn er durch ein wildes Tier zu sterben hat, ihn zu dem wilden Tiere zu führen - (das siebente)! [48]


[45] Siehe Abteilung XI., unten, „die Sieben Seelen der Ägyptologen.“

[46] Die durch die Wirkung von Fohat auf das Eine Element entwickelten oder objektiv gemachten Sieben Energiecentren; oder, in der That das „Siebente Prinzip“ der Sieben Elemente, welche durch den ganzen geoffenbarten Kosmos existieren. Wir können hier darauf hinweisen, daß sie in Wahrheit die Sephiroth der Kabbalisten sind; die „Sieben Gaben des Heiligen Geistes“ in dem christlichen System; und in einem mystischen Sinne die sieben Kinder oder Söhne der Devakî, die vor der Geburt des Krishna durch Kansa getötet wurden. Unsere sieben Prinzipien symbolisieren alle diese. Wir müssen sie verlassen oder uns von ihnen trennen, bevor wir den Krishna- oder Christuszustand erreichen, denjenigen eines Jîvanmukta, und uns gänzlich in dem höchsten, dem Siebenten oder dem Einen koncentriren.

[47] [korrekter Abdruck siehe Buch] ist Schicksal, nicht „Fatum“, in diesem Falle, da es eine Bezeichnung, nicht ein Eigenname ist. (Siehe Wolfs Übers., Odyssee, XXII. 413.) Aber Moira, die Göttin des Schicksals, ist eine Göttin, welche gleich [korrekter Abdruck siehe Buch] Allen ihren Teil an Gut und Böse giebt (Liddell und Scott´s Lexicon), und daher Karma ist. Unter dieser Abkürzung ist jedoch das Subjekt des Schicksals oder Karma gemeint, das Selbst oder Ego, und das, was wiedergeboren wird. Auch ist das [korrekter Abdruck siehe Buch] nicht unser Gewissen, sondern unsere Budhi; auch ist es nicht die „Nachahmung“ des Geistes, sondern „darnach modelliert“; oder ein „Gegenstück“ (Aristoph., Thesmophor., 27) des Geistes - welches Buddhi ist, als Trägerin von Âtmâ.

[48] The Gnostics and their Remains, pp. 37, 38.