So läßt sich zeigen, daß der Rig Veda, der älteste von allen bekannten alten Berichten, die occulten Lehren in fast jeder Hinsicht bestätigt. Seine Hymnen, welche die von den frühesten Initiierten der Fünften (unserer) Rasse in Bezug auf die ursprünglichen Lehren niedergeschriebenen Berichte sind, sprechen von den Sieben Rassen (von denen zwei noch kommen sollen), indem sie dieselben durch die sieben „Ströme“ allegorisieren [55] , und von den Fünf Rassen (Panchakrishtayah), welche bereits diese Welt bewohnt haben [56] in den fünf Regionen (Panchapradishah) [57] , sowie auch von den vergangenen drei Kontinenten. [58]

Nur jener Gelehrte, welche die geheime Bedeutung des Purusha Sukta - worin die Intuition der modernen Orientalisten „einen der allerspätesten Hymnen des Rig Veda“ zu sehen beliebt hat - bemeistern wird, kann zu verstehen hoffen, wie harmonisch seine Lehren sind und wie sie die Esoterischen Lehren bestätigen. Er muß in der ganzen Dunkelheit ihrer metaphysischen Bedeutung die darin enthaltenen Beziehungen zwischen dem (Himmlischen) Menschen (Purusha), der für die Hervorbringung des Weltalls und alles darin Enthaltenen geopfert wurde, [59] und dem irdischen sterblichen Menschen [60] studieren, bevor er die verborgene Philosophie des Verses begreift:

15. Er (der „Mensch“, Purusha oder Vishvakarman) hatte sieben einschließende Brennholzblöcke und dreimal sieben Schichten von Brennmaterial; als die Götter das Opfer vollbrachten, banden sie den Menschen zum Opfer.

Dies bezieht sich auf die drei siebenfältigen ursprünglichen Rassen, und zeigt das hohe Alter der Veden, welche wahrscheinlich kein anderes Opfer kannten, in diesen frühesten mündlichen Lehren; und auch auf die sieben ursprünglichen Gruppen der Menschheit, da Vishvakarman kollektiv die göttliche Menschheit repräsentiert. [61]
Dieselbe Lehre findet sich in den anderen alten Religionen wiedergespiegelt. Sie mag, sie muß zu uns entstellt und falsch ausgelegt herabgekommen sein, wie im Falle der Parsen, welche sie in ihrem Vendîdâd und anderwärts lesen, ohne jedoch die darin enthaltenen Anspielungen irgendwie besser zu verstehen, als es die Orientalisten thun; aber die Lehre ist klar erwähnt in ihren alten Werken. [62]
Vergleicht man die esoterische Lehre mit den Auslegungen des Prof. James Darmesteter, so kann man auf einen Blick sehen, wo der Mißgriff gemacht ist, und die Ursache, die ihn hervorgebracht hat. Der Abschnitt lautet folgendermaßen:

Der indoiranische Asura (Ahura) wurde oft als siebenfältig vorgestellt. Durch das Spiel mit gewissen mythischen (?) Formeln und vermöge gewisser mythischer (?) Zahlen sind die Vorfahren der Indoiranier dahingeführt worden, von sieben Welten zu sprechen [63] und der höchste Gott wurde oft siebenfältig dargestellt, ebenso wie die Welten, über welche er herrschte. Die sieben Welten wurden in Persien die sieben Karshvare der Erde: die Erde ist in sieben Karshvare geteilt, wovon nur einer bekannt und den Menschen zugänglich ist, der eine, auf dem wir leben, nämlich Hvaniratha; was darauf hinausläuft zu sagen, daß es sieben Erden giebt. [64] Die parsische Mythologie kennt auch sieben Himmel. Hvaniratha selbst wird in sieben Klimate geteilt. (Orm. Ahr. § 72.) [65]


[55] Ebenda, I. 35. 8.

[56] Ebenda, a. a. O.

[57] Ebenda, IX. 86. 29.

[58] Nur drei versunkene oder auf andere Art zerstörte Kontinente - denn der erste Kontinent der Ersten Rasse existiert bis zum heutigen Tage und wird herrschen bis zum letzten - werden in der Occulten Lehre beschrieben, der Hyperboreische, der Lemurische (wenn wir einen jetzt in der Wissenschaft bekannten Namen akzeptieren), und der Atlantische. Der größte Teil von Asien kam aus den Wassern hervor nach der Vernichtung der Atlantis; Afrika kam noch später, während Europa der fünfte und späteste Kontinent ist - da Teile von den beiden Amerikas viel älter sind. Aber von diesen mehr ein anderes Mal. Die Initiierten, welche die Veden aufzeichneten - oder die Rishis unserer fünften Rasse - schrieben zu einer Zeit, da Atlantis bereits untergegangen war. Atlantis ist der vierte Kontinent, welcher erschien, aber der dritte, welcher verschwand.

[59] Vergleiche Vishvakarman.

[60] Ebenda, X. 20. 1, 16.

[61] Auch ist diese archaische Lehre nicht so sehr unwissenschaftlich, da einer der größten Naturforscher des Zeitalters - der verstorbene Professor Agassiz - die Vielheit der geographischen Ursprünge des Menschen zugab, und bis zu seinem Lebensende verteidigte. Die Einheit des Menschengeschlechtes wurde von dem berühmten Professor zu Cambridge (U. S. A.) in derselben Art aufgefaßt, wie von den Occultisten - nämlich im Sinne ihrer wesentlichen und ursprünglichen Gleichartigkeit und ihres Ursprungs aus einer und derselben Quelle, z. B. Neger, Ârier, Mongolen u. s. w. haben ihren Ursprung alle auf dieselbe Art und von denselben Vorfahren genommen. Diese letzteren waren alle von einer Wesenheit, wenn auch differenziiert, da sie sieben Ebenen angehörten, die dem Grade, jedoch nicht der Art nach verschieden waren. Jener ursprüngliche physische Unterschied wurde nur später durch jenen der geographischen und klimatischen Bedingungen etwas mehr betont. Dies ist natürlich nicht die Theorie des Agassiz, sondern die esoterische Version. Sie wird ausführlich erörtert in den Zusätzen, Teil III.

[62] Siehe die Aufzählung der sieben Sphären - nicht der „Karshvare der Erde“, wie allgemein geglaubt wird - in Fargard XIX. 30 ff.

[63] Die sieben Welten sind, wie gesagt worden ist, die sieben Sphären der Kette, deren jeder einer der sieben „Großen Götter“ einer jeden Religion vorsteht. Als die Religionen erniedrigt und anthropomorphisiert, und die metaphysischen Ideen nahezu vergessen wurden, wurde die Zusammenfassung, oder der höchste, der siebente, von den übrigen getrennt, und jene Personifikation wurde zum achten Gotte, den der Monotheismus zu vereinheitlichen suchte, aber einen - Mißerfolg hatte. In keiner exoterischen Religion ist Gott in Wirklichkeit eins, wenn er metaphysisch analysiert wird.

[64] Die sechs unsichtbaren Kugeln unserer Kette sind sowohl „Welten“, als auch „Erden“, so wie unsere eigene, obzwar unsichtbar. Aber wo konnten die sechs unsichtbaren Erden auf dieser Kugel sein?

[65] Vendîdâd, S. B. E., Bd, IV. pp. LIX. LX, und Anm