„Wieder erfüllt“, man bemerke das wohl; damit ist gesagt, daß all dies schon vorher auf ihr gewesen sei; und damit ist die Kenntnis der Lehre von den aufeinanderfolgenden Zerstörungen der Welt und ihren Lebenscyklen nachgewiesen. Sobald die „dreihundert Winter“ vorüber waren, warnt Ahura Mazda den Yima, daß die Erde zu voll wird, und daß die Menschen keinen Platz zum Leben haben. Da schreitet Yima vor, und mit Hilfe der Spenta Ârmaita, des weiblichen Genius oder Geistes der Erde, läßt er jene Erde sich ausdehnen und um ein Drittel größer werden, worauf „neue Flüge und Herden und Menschen“ auf ihr erscheinen. Ahura Mazda warnt ihn wieder, und Yima läßt die Erde durch dieselbe magische Kraft um zwei Drittel größer werden. „Neunhundert Winter“ gehen dahin, und Yima hat die Zeremonie zum dritten Male auszuführen. Diese ganze Sache ist allegorisch. Die drei Ausdehnungsvorgänge der Erde beziehen sich auf die drei aufeinanderfolgenden Kontinente und Rassen, von denen eines nach und aus dem andern hervorgeht, wie anderwärts ausführlicher erklärt. Nach dem dritten Male warnt Ahura Mazda den Yima in einer Versammlung „himmlischer Götter“ und „hervorragender Sterblicher“, daß die verderblichen Winter im Begriffe sind, auf die materielle Welt zu fallen, und daß alles Leben zu Grunde gehen wird. Dies ist die altpersische Symbolik für die „Flut“ und die bevorstehende Umwälzung zur Atlantis, welche jede Rasse der Reihe nach hinwegschwemmt. Gleich Vaivasvata Manu und Noah macht Yima einen Vara - eine Einschließung, eine Arche - nach der Anleitung des Gottes, und bringt dahin den Samen eines jeglichen lebenden Geschöpfes, der Tiere, und der „Feuer“.

Für diese „Erde“ oder neuen Kontinent wurde Zarathushtra der Gesetzgeber und Herrscher. Dies war die Vierte Rasse in ihrem Anfange, nachdem die Menschen der Dritten auszusterben begannen. Bis dahin war, wie oben gesagt, noch kein regelrechter Tod gewesen, sondern nur eine Umwandlung, denn die Menschen hatten noch keine Persönlichkeit. Sie hatten Monaden - „Atem“ des Einen Atems, ebenso unpersönlich wie die Quelle, aus welcher sie hervorgingen. Sie hatten Körper, oder vielmehr Schatten von Körpern, welche sündelos waren, daher karmalos. Daher konnten, da es keinen Kâma Loka - am allerwenigsten ein Nirvâna oder auch nur Devachan - für die „Seelen“ von Menschen gab, welche keine persönlichen Egos hatten, keine dazwischenliegenden Perioden zwischen den Inkarnationen sein. Phönixgleich stand der ursprüngliche Mensch aus seinem alten in einen neuen Körper wieder auf. Jedesmal, und mit jeder neuen Generation, wurde er fester, körperlich vollkommener, entsprechend dem Entwicklungsgesetze, welches das Gesetz der Natur ist. Der Tod kam mit dem vollständigen physischen Organismus, und mit ihm - der moralische Verfall.

Diese Erklärung zeigt wiederum eine alte Religion in ihrer Symbologie mit der Universalen Lehre übereinstimmend.

An anderer Stelle sind die ältesten persischen Überlieferungen, die Überreste des Mazdeanismus der noch älteren Magier gegeben, und einige von ihnen erklärt. Die Menschheit ging nicht aus einem einzigen Paare hervor. Auch gab es niemals einen ersten Menschen - weder Adam noch Yima - sondern nur eine erste Menschheit.
Das mag, oder mag nicht ein „gemäßigter Polygenismus“ sein. Sobald einmal sowohl die Schöpfung aus nichts (ein Widersinn) als auch ein übermenschlicher Schöpfer oder Schöpfer in der Mehrzahl (eine Thatsache) von der Wissenschaft abgethan sind, bietet der Polygenismus nicht mehr Schwierigkeiten oder Unbequemlichkeiten - eher weniger von einem wissenschaftlichen Gesichtspunkt aus - als der Monogenismus.
In der That ist er so wissenschaftlich wie irgend eine andere Behauptung. Denn in seiner Einleitung zu Nott und Gliddon´s Typen der Menschheit erklärt Agassiz seinen Glauben an eine unbestimmte Anzahl von „getrennt erschaffenen ursprünglichen Menschenrassen“; und bemerkt, daß, „während in jeder zoologischen Provinz die Tiere von verschiedener Art sind, der Mensch trotz der Mannigfaltigkeit seiner Rassen immer ein und dasselbe Menschenwesen bildet“.
Der Occultismus bestimmt und beschränkt die Zahl der ursprünglichen Rassen auf sieben, wegen der sieben „Vorfahren“, oder Prajâpatis, der Entwickler der Wesen. Diese sind weder Götter, noch übernatürliche Wesen, sondern vorgeschrittene Geister von einem anderen und niedrigeren Planeten, die auf diesem Planeten wiedergeboren wurden und ihrerseits in der gegenwärtigen Runde die gegenwärtige Menschheit hervorbrachten. Diese Lehre ist wieder bestätigt durch eines von ihren Echos - unter den Gnostikern. In ihrer Anthropologie und Genesis des Menschen lehrten sie, daß „eine gewisse Schar von sieben Engeln“ die ersten Menschen bildeten, welche nichts besseres waren als sinnlose, riesige, schattenartige Formen - „ein bloßer sich schlängelnder Wurm“(!), schreibt Iraeneus [70] , welcher wie gewöhnlich die Metapher für die Wirklichkeit nimmt.


[70] I. XXIV. 1.