Was sind die Maruts in ihrer esoterischen Bedeutung, und wer jene Personen „wiedergeboren in jenem Charakter“? Im Rig und anderen Veden werden die Maruts als die Sturmgötter und die Freunde und Bundesgenossen des Indra dargestellt; sie sind die „Söhne des Himmels und der Erde“. Dies führte zu einer Allegorie, welche sie zu Kindern des Shiva, des großen Schutzherrn der Yogîs macht: Der Mahâ Yogî, der große Asket, in welchem die höchste Vollkommenheit harter Buße und abstrakter Meditation vereinigt sind, wodurch die unbeschränktesten Kräfte erworben werden, Wunder gethan werden, die höchste geistige Erkenntnis erlangt wird, und Vereinigung mit dem großen Geiste des Weltalls schließlich gewonnen wird. [79] Im Rig Veda ist der Name Shiva unbekannt, aber der entsprechende Gott wird Rudra genannt, ein Name, der für Agni, den Feuergott benützt wird, und die Maruts werden darin seine Söhne genannt. Im Râmâyana und in den Purânen erhält ihre Mutter Diti - die Schwester oder Ergänzung, und eine Form der Aditi - begierig, einen Sohn zu erhalten, welcher den Indra vernichten sollte, von dem Weisen Kashyapa die Auskunft, daß sie einen solchen Sohn haben wird, wenn sie „mit durchaus frommen Gedanken und gänzlich reinem Körper“ das Kind in ihrem Schoße „durch hundert Jahre“ trägt. [80] Aber Indra vereitelt ihren Plan. Mit seinem Donnerkeil teilt er den Embryo in ihrem Schoße in sieben Teile, und dann teilt er jeden solchen Teil wiederum in sieben Stücke, welche die rasch beweglichen Gottheiten, die Maruts werden. [81] Diese Gottheiten sind nur ein anderer Aspekt, oder eine Entwicklung der Kumâras, welche patronymisch Rudras sind, gleich vielen anderen. [82] Diti, welche Aditi ist - wenn uns nicht das Gegenteil bewiesen wird - Aditi, sagen wir, oder Âkâsha in ihrer höchsten Form, ist der ägyptische siebenfältige Himmel. Jeder wahre Occultist wird verstehen, was dies bedeutet. Diti, wiederholen wir, ist das sechste Prinzip der metaphysischen Natur, die Buddhi des Âkâsha. Diti, die Mutter der Maruts, ist eine ihrer irdischen Formen, bestimmt, zu einer und derselben Zeit die Göttliche Seele im Asketen darzustellen, und das göttliche Streben der mystischen Menschheit nach Befreiung aus den Geweben der Mâyâ, und die folgende schließliche Seeligkeit. Indra ist jetzt erniedrigt, wegen des Kali Yuga, in welchem solche Bestrebungen nicht mehr allgemein sind, sondern abnormal geworden sind durch eine allgemeine Ausbreitung von Ahamkâra, dem Gefühle des Egoismus, oder der „Ich-bin-heit“ und Unwissenheit; aber im Anfange war Indra einer der größten Götter des indischen Pantheons, wie der Rig Veda zeigt. Surâdhypa, der „Führer der Götter“, ist herabgesunken von Jishnu, dem „Führer der Himmlischen Schar“ - dem indischen St. Michael - zu einem Widersacher der Asketik, zum Feinde eines jeden heiligen Strebens. Er schein vermählt mit Aindrî (Indrânî), der Personifikation von Aindriyaka, der Entwicklung des sinnlichen Elementes, welche er ehelichte „wegen ihrer wollüstigen Reize“; worauf er anfing, himmlische weibliche Dämonen auszusenden, um die Leidenschaften der heiligen Männer, der Yogîs zu erregen, und „sie von den mächtigen Bußübungen abzuwenden, welche er fürchtete.“ Daher ist Indra, welcher jetzt als „der Gott des Firmamentes, die personifizierte Atmosphäre“ geschildert ist - in Wirklichkeit das kosmische Prinzip Mahat, und das fünfte menschliche Prinzip, Manas in seinem doppelten Aspekt - das in Zusammenhang steht mit Buddhi, und das sich selbst herabziehen läßt von dem Kâmaprinzip, dem Körper der Leidenschaften und Begierden. Dies zeigt sich dadurch, das Brahmâ dem besiegten Gotte sagt, daß seine häufigen Niederlagen Folgen des Karma und eine Bestrafung für seine Zügellosigkeit und die Verführung verschiedener Nymphen waren. In diesem letzteren Charakter sucht er, um sich selbst vor Vernichtung zu bewahren, das zukünftige „Kindlein“ zu vernichten, welches bestimmt ist, ihn zu besiegen - wobei das Kindlein natürlich den göttlichen und standhaften Willen des Yogî allegorisiert, der entschlossen ist, allen solchen Versuchungen zu widerstehen und so die Leidenschaften innerhalb seiner irdischen Persönlichkeit zu vernichten. Indra hat wiederum Erfolg, weil das Fleisch den Geist besiegt. [83] Er teilt den „Embryo“ (der neuen göttlichen Adeptschaft, neuerdings erzeugt von den Asketen der ârischen fünften Rasse) in sieben Teile (eine Bezugnahme nicht nur auf die sieben Unterrassen der neuen Wurzelrasse, in deren jeder ein Manu sein wird, [84] sondern auch auf die sieben Grade der Adeptschaft) und sodann jeden Teil in sieben Stücke - eine Anspielung auf die Manu-Rishis einer jeden Wurzelrasse, und selbst Unterrasse. Es scheint nicht schwierig wahrzunehmen, was darunter gemeint ist, daß die Maruts „viermal sieben“ Befreiungen in jedem Manvantara erlangen, und was unter jenen Personen, welche in jenem Charaker wiedergeboren werden, nämlich in dem der Maruts nach ihrer esoterischen Bedeutung, und welche „ihre Stellen ausfüllen“. Die Maruts repräsentieren (a) die Leidenschaften, welche in der Brust eines jeden Kanditaten stürmen und wüten, wenn er sich auf ein asketisches Leben vorbereitet - dies mystisch; (b) die occulten Kräfte, die verborgen sind in den mannigfaltigen Aspekten der niederen Prinzipien von Âkâsha - sein Körper oder Sthula Sharîra repräsentiert die irdische niedere Atmosphäre einer jeden bewohnten Kugel - dies mystisch und siderisch; (c) thatsächliche bewußte Existenzen, Wesen von einer kosmischen und psychischen Natur. [79] Dowsons Hindû Classical Dictionary, unter dem Worte „Shiva“, p. 298. [80] Vishnu Purâna, a. a. O., II. 78. [81] Im Râmâyana, ist es Bâla-Rama, Krishna´s älterer Bruder, der dies thut. [82] Mit Bezug auf den Ursprung von Rudra heißt es in verschiedenen Purânen, daß seine (geistige) Nachkommenschaft, die in ihm von Brahmâ geschaffen wurde, weder auf die sieben Kumâras beschränkt ist, noch auf die elf Rudras, u. s. w., sondern „unendliche Zahlen von Wesen umfaßt, welche an Person und Ausstattung gleich ihrem (jungfräulichen) Vater sind. Beunruhigt durch ihre Wildheit, Anzahl, und Unsterblichkeit, begehrt Brahmâ, daß sein Sohn Rudra Geschöpfe von einer anderen und zwar sterblichen Natur bilde.“ Rudrâ weigert sich zu schaffen, enthält sich, u. s. w., daher ist Rudra der erste Rebell. (Linga, Vâyu, Matsya, und andere Purânen.) [83] Nach dieser Darstellung wurde Diti im Dvâpara Yuga in ihren Absichten vereitelt - während jener Periode, da die vierte Rasse blühte. [84] Trotz der schrecklichen und offenbar beabsichtigten Verwechslung der Manus, Rishis, und ihrer Nachkommenschaft in den Purânen, ist ein Ding klar gemacht; es hat gegeben und wird geben sieben Rishis in einer jeden Wurzelrasse, die auch Manvantara genannt wird in den heiligen Büchern, geradeso wie es vierzehn Manus in jeder Runde giebt, indem die vorstehenden Götter, die Rishis und Söhne der Manus wesensgleich sind (siehe Vishnu Purâna, III. 1; Wilsons Übersetzung, III. 19). Sechs Manvantaras sind gegeben, das siebente ist unser eigenes, im Vishnu Purâna. Das Vâyu Purâna liefert die Namensbezeichnung der Söhne der vierzehn Manus in jedem Manvantara und der Söhne der sieben Weisen oder Rishis. Die letzteren sind die Nachkommenschaft der Vorfahren der Menschheit. Alle Purânen sprechen von den sieben Prajâpatis dieser Periode oder Runde |