Die alten und modernen westameriknischen Zuñi-Indianer scheinen ähnliche Ansichten gehegt zu haben. Ihre gegenwärtigen Gebräuche, ihre Überlieferungen und Aufzeichnungen deuten alle auf die Thatsache, daß seit unvordenklicher Zeit ihre politischen, sozialen und religiösen Einrichtungen dem siebenfältigen Prinzipe gestaltet waren und noch sind. So waren alle ihre alten Städte und Dörfer zu Haufen zu sechs rund um ein siebentes erbaut. Immer ist es eine Gruppe von sieben, oder von dreizehn, und immer umringen die sechs das siebente. Ebenso besteht ihre priesterliche Hierarchie aus sechs „Priestern des Hauses,“ die anscheinend zusammengefaßt sind in dem siebenten, welcher ein Weib ist, die “Priesterin-Mutter.“ Vergleiche dies mit den „sieben großen den Gottesdienst leitenden Priester,“ von denen in der Anugîtâ gesprochen wird, welcher Name exoterisch den „sieben Sinnen“ und esoterisch den sieben menschlichen Prinzipien gegeben ist. Woher diese Gleichheit der Symbolik? Sollen wir noch immer die Thatsache bezweifeln, daß Arjuna nach Pâtâla übersetzte, zu den Antipoden, nach Amerika, und dort Ulûpî heiratete, die Tochter des Nâga oder vielmehr Nargal-Königs? Nun aber zu den Zuñipriestern.

Diese empfangen bis zum heutigen Tage einen jährlichen Tribut von Mais in sieben Farben. Während sie sich während des übrigen Teile des Jahres von den andern Indianern nicht unterscheiden, erscheinen sie an einem gewissen Tage - sechs Priester und eine Priesterin - gekleidet in ihren priesterlichen Gewänder, von denen ein jedes die Farbe hat, die dem besonderen Gotte geweiht ist, welchem der Priester dient und welchen er personiifiziert; ein jeder von den sieben repräsentiert eine von den sieben Weltgegenden, und ein jeder empfängt Mais von der Farbe, welcher jener Weltgegend entspricht. So versinnbildlicht die weiße den Osten, weil aus dem Osten das erste Sonnenlicht kommt; die gelbe entspricht dem Norden, nach der Farbe der von dem Nordlichte gebildeten Flammen; die rote dem Süden, da aus dieser Gegend die Hitze kommt; die blaue steht für den Westen, als Farbe des stillen Ozeans, welcher im Westen liegt; schwarz ist die Farbe der niederen unterirdischen Prinzipien - der Finsternis; Mais mit Körnern von allen Farben in einem Zapfen repräsentieren die Farben der oberen Region - des Firmamentes mit seinen rosigen und gelben Wolken, strahlenden Sternen u. s. w.  Der „gesprenkelte“ Mais, wobei jedes Korn alle Farben enthält, ist jener der „Priesterin-Mutter“ - indem das Weib in sich die Samen aller vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Rassen enthält; Eva ist die Mutter alles Lebendigen.

Getrennt von diesen war die Sonne - die Große Gottheit - deren Priester das geistige Haupt der Nation war. Die Thatsachen wurden von Herrn Hamilton Cushing festgestellt, welcher, wie vielen bekannt ist, ein Zuñi wurde, mit ihnen lebte, in ihre religiösen Geheimnisse eingeweiht wurde, und mehr über sie erfahren hat, als irgend ein andere jetzt lebender Mensch.

Sieben ist auch die große magische Zahl. In den occulten Aufzeichnungen heißt es, daß die in den Purânen und im Mahâbhârata erwähnte Waffe - das Âgneyâstra oder die „feurige Waffe,“ die von Aurva seinem Chelâ Sagara geschenkt wurde - aus sieben Elementen gebildet ist. Diese Waffe - die nach der Annahme einiger scharfsinniger Orientalisten eine „Rackete“ (!) gewesen ist - ist einer von den vielen Dornen im Auge unserer modernen Saskritisten. Wilson übt seinen Scharfsinn an derselben, auf verschiedenen Seiten seiner Specimens of the Hindû Theatre, und dann schließlich mißlingt ihm die Erklärung. Er kann nichts aus dem Âgneyâstra machen, denn er urteilt:

Diese Waffen sind von sehr unverständlichem Charakter. Einige von ihnen werden gelegentlich als Wurfgeschosse geschwungen, aber im allgemeinen scheinen sie vom Individuum ausgeübte mystische Kräfte zu sein - wie z. B. einen Feind zu lähmen, oder seine Sinne tief in Schlaf zu versenken, oder Sturm und Regen und Feuer vom Himmel herabzubringen [124] . . . Man nimmt an, daß sie himmlische Gestalten annehmen, die mit menschlichen Fähigkeiten begabt sind. . . . Das Râmâyana nennt sie die Söhne des Krishâshva. [125]

Die Shastra-devatâs, die „Götter der göttlichen Waffen“ sind nicht mehr die Âgneyâstras, die Waffen, als die Kanoniere der modernen Arttilerie die Kanonen sind, welche sie richten. Aber diese einfache Lösung schien dem hervorragenden Sanskritisten nicht eingefallen zu sein. Nichtsdestoweniger ist, wie er selbst von der waffenförmigen Nachkommenschaft des Krishâshva sagt, „der allegorische Ursprung der (Âgneyâstra) Waffen zweifellos der ältere.“ [126] Es ist der feurige Wurfspieß des Brahmâ.
Die siebenfältigen Âgneyâstra sind, wie die sieben Sinne und die sieben Prinzipien, die durch die sieben Priester symbolisiert werden, von unermeßlichem Alter. Wie alt die Lehre ist, an welche die Theosophen glauben, wird die folgende Abteilung sagen.


[124] Siehe pp. 445, 446, oben.

[125] a. a. O., I. 297, 2. Auflage.

[126] So ist es. Aber Agneyâstra sindfeurige „Wurfgeschosse“, nicht „schneidende“ Waffen, da zwischen Shastra und Astra im Sanskrit ein gewisser Unterschied ist.