Und dann tabuliert der Verfasser mit verschiedenen Fehlschreibungen die zwei Lehren - die esoterische und die ägyptische - und zeigt, daß die letztere dieselbe Reihe und dieselbe Ordnung hatte.

(ESOTERISCHE) INDISCHE
.

ÄGYPTISCHE.

1. Rûpa, Körper oder Element der Form.
2. Prâna, der Lebensatem.
3. Astralkörper.
4. Manas, oder Intelligenz. [139]
5. Kâma Rûpâ, oder Tierseele.
6. Buddhi, oder geistige Seele.
7. Âtmâ, reiner Geist.

1. Kha, Körper.
2. Ba, die Seele des Atems.
3. Khaba, der Schatten.
4. Akhu, Intelligenz oder Wahrnehmung.
5. Seb, Ahnenseele.
6. Putah, der erste intellektuelle Vater.
7. Atmu, eine göttliche oder ewige Seele. [140]


Fernerhin formuliert der Vortragende diese sieben (ägyptischen) Seelen wie folgt: (1) Die Seele des Blutes - die formgebende; (2) die Seele des Atems - die atmet; (3) der Schatten oder die Bedeckende Seele - die einhüllt; (4) die Seele der Wahrnehmung - die wahrnimmt; (5) die Seele der Mannbarkeit - welche zeugt; (6) die intellektuelle Seele - die intellektuell reproduziert; und (7) die Geistige Seele - die dauernd fortbesteht.
Vom exoterischen oder physiologischen Standpunkte aus mag dies sehr richtig sein; es wird weniger so vom esoterischen Gesichtspunkt aus. Dies zu behaupten heißt durchaus nicht, daß die „esoterischen Buddhisten“ die Menschen in eine Anzahl von Elementargeistern auflösen, welcher Behauptung Herr G. Massey in derselben Vorlesung sie anklagt. Kein esoterischer Buddhist hat sich jemals eines solchen Widersinns schuldig gemacht. Auch hat man sich niemals eingebildet, daß diese Schatten „in einer anderen Welt geistige Wesen werden,“ oder „sieben potentielle Geister oder Elementare eines anderen Lebens.“ Was behauptet wird, besteht einfach darin, daß das unsterbliche Ego, so oft es sich inkarniert, im ganzen eine zusammengesetzte Einheit von Stoff und Geist wird, welche zusammen auf sieben verschiedenen Ebenen des Daseins und Bewußtseins wirken. Anderwärts fügt Herr Gerald Massey hinzu:

Die sieben Seelen (unsere „Prinzipien“) . . . werden oft in den ägyptischen Texten erwähnt. Der Mondgott, Taht-Esmun, oder der spätere Sonnengott, drückte die sieben Naturkräfte aus, welche früher als er selbst waren, und in ihm als seine sieben Seelen (wir sagen „Prinzipien“) zusammengefaßt wurden. . . . Die sieben Sterne in der Hand des Christus in der Offenbarung haben dieselbe Bedeutung. [141]

Und eine noch größere, da diese Sterne auch die sieben Schlüssel der Sieben Kirchen oder der Sodalischen Mysterien kabbalistisch darstellen. Wir wollen jedoch nicht bei der Erörterung verweilen, sondern fügen hinzu, daß andere Ägyptologen auch entdeckt haben, daß die siebenfältige Zusammensetzung des Menschen eine Hauptlehre der alten Ägypter war. In einer Reihe bemerkenswerter Artikel in der Münchner Sphinx giebt Herr Franz Lambert einen unbestreitbaren Beweis für seine Schlußfolgerungen aus dem Totenbuche und anderen ägyptischen Aufzeichnungen. Wegen Einzelheiten muß der Leser auf die Aufsätze selbst verwiesen werden, aber das folgende Diagramm, welches die Schlüsse des Verfassers zusammenfaßt, ist ein anschaulicher Beweis für die Wesensgleichheit der ägyptischen Psychologie  mit der siebenfältigen Einteilung im Geheimbuddhismus.

Zur linken Hand sind die kabbalistischen Namen der entsprechenden menschlichen Prinzipien hingesetzt, und zur rechten die hieroglyphischen Namen mit ihren Übersetzungen, wie im Diagramme des Franz Lambert.

KABBALA.

HIEROGLYPHEN.

Oberer Kreis:
Tzelem der Neshamah.

Yechida

Chu–Göttlicher Geist

Chayah

Cheybi-Geistige Seele

Bai

Intellektuelle Seele,

Neshamah

die Intelligenz.

Mittlerer Kreis:
Tzelem des Ruach

Ruach [142]

Ab
Hati

Das Herz,

Gefühl,

Tierseele.

Unterer Kreis:
Tzelem des Nephesh

Nephesh

Ka

Der Astralkörper,

Kuch ha Guf

Evistrum,

Siderischer Mensch.

Anch

Lebenskraft,

Archaeus,

Mumia.

Guf

Chat-Der elementare Körper.


Das ist eine sehr schöne Dastellung der Zahl der „Prinzipien“ des Occultismus, aber sehr verworren; und es ist dies das, was wir die sieben „Prinzipien“ im Menschen nennen, und was Herr Massey „Seelen“ nennt, indem er dem Ego oder der Monade, welche sich reinkarniert und sozusagen bei jeder Wiedergeburt „wiederaufersteht“, denselben Namen giebt, wie die Ägypter nämlich - der „Erneuerte“. Aber wie kann Ruach (Geist) in Kâma Rûpa untergebracht werden? Was sagt Böhme, der Fürst aller mittelalterlichen Seher?

Wir empfinden vornehmlich sieben Eigenschaften in der Natur, damit diese einige Mutter alles wirket [welche er Feuer, Licht, Ton (die oberen Drei) und Liebebegierde, Bitterwehethun, Angst und Menstruum nennt, und so die niederen auf seine eigene mystische Art analysiert]; was die sechs Gestalten geistlich sind, das ist die siebente [der Körper oder die Substanzialität] im Wesen. Das sind also die sieben Gestalten der Mutter aller Wesen, daraus alles erboren wird, was in dieser Welt ist. [143]

Und wiederum:

. . . so hat sich der Schöpfer in dem Leibe dieser Welt gleich wie kreatürlich geboren in seinen Quellgeistern: und sind alle Sterne nichts als Kräfte Gottes, und bestehet der ganze Leib dieser Welt in den sieben Quellgeistern. [144]


[139] Dies ist ein großer in der esoterischen Aufzählung gemachter Irrtum. Manas ist das fünfte, nicht das vierte; und Manas entspricht genau dem Seb, dem ägyptischen fünften Prinzip, denn jener Teil des Manas, welcher auf die beiden höheren Prinzipien folgt, ist in der That die Ahnenseele, der helle, unsterbliche Faden des höheren Ich, welchem der geistige Duft aller Leben oder Geburten anhaftet.

[140] Ebenda, p. 2.

[141] Ebenda, p. 2, 3.

[142] Hier erscheint eine Verwirrung, die in den Gemütern der westlichen Kabbalisten viele Jahrhunderte lang andauerte. Sie nennen Ruach (Geist), was wir Kâma Rûpâ nennen; während bei uns Ruach die Geistige Seele sein würde, Buddhi, und Nephesh das vierte Prinzip, das Vitale, die Tierseele. Éliphas Lévi verfällt in denselben Irrtum.

[143] Signatura Rerum, XIV. 10, 11; The Natural Genesis, I. 317.

[144] Aurora, XXIV. 27.

[145] Das ist in der That neu! Es läßt uns befürchten, daß der Vortragende den Esoteric Buddhism niemals gelesen hat, bevor er ihn kritisierte. Es sind zu viele solche Mißverständnisse in seinen Bemerkungen darüber.