Die wirkliche esoterische siebenfältige Einteilung ist eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Einteilung, welche ihre Anordnung nach der geheimnisvollen Konstitution dieses ewigen Typus erhalten hat. Ich kann auch in diesem Zusammenhang erwähnen, daß die vierfältige Einteilung denselben Ursprung für sich in Anspruch nimmt. Das Licht des Lebens scheint gewissermaßen durch das dreiseitige Prisma der Prakriti gebrochen, welches die drei Gunams zu seinen drei Flächen hat, und in sieben Strahlen geteilt zu sein, welche im Laufe der Zeit die sieben Prinzipien dieser Einteilung entwickeln. Der Fortschritt der Entwicklung bietet einige Punkte der Ähnlichkeit mit der stufenförmigen Entwicklung der Strahlen des Spektrums. Während die vierfältige Einteilung für alle praktischen Zwecke vollkommen ausreicht, ist diese wirkliche siebenfältige Einteilung von großer theoretischer und wissenschaftlicher Bedeutung. Es wird notwendig sein, sie zur Erklärung gewisser von den Occultisten bemerkter Klassen von Erscheinungen anzunehmen; und sie ist vielleicht besser geeignet, die Grundlage eines vollkommenen Systems der Psychologie zu sein. Sie ist nicht das besondere Eigentum der „transhimâlayischen esoterischen Lehre“. In der That hat sie einen engeren Zusammenhang mit dem brâhmanischen Logos, als mit dem buddhistischen Logos. Um meine Ansicht klar zu machen, kann ich hier darauf hinweisen, daß der Logos sieben Formen hat. Mit anderen Worten, es giebt sieben Arten von Logoi im Kosmos. Jeder von diesen ist zur Centralfigur einer der sieben Hauptzweige der alten Weisheitsreligion geworden. Diese Einteilung ist nicht die siebenfältige Einteilung, die wir angenommen haben. Ich mache diese Behauptung ohne die geringste Furcht vor Widerspruch. Die wirkliche Einteilung hat alle Erfordernisse einer wissenschaftlichen Einteilung. Sie hat sieben verschiedene Prinzipien, welche sieben verschiedenen Zuständen von Prajñâ oder Bewußtsein entsprechen. Sie überbrückt die Kluft zwischem dem Objektiven und Subjektiven, und weist auf den geheimnisvollen Kreislauf, durch welchen die die Ideenbildung hindurchgeht. Die sieben Prinzipien sind mit sieben Zuständen der Materie, und sieben Formen der Kraft verbunden. Diese Prinzipien sind harmonisch angeordnet zwischen zwei Polen, welche die Grenzen des menschlichen Bewußtseins bezeichnen. [148] Das Obige ist vollkommen richtig mit Ausnahme vielleicht von einem einzigen Punkt. Die „siebenfältige Einteilung“ in dem esoterischen System wurde (soweit die Schreiberin weiß) niemals von irgend jemand, der ihr anhing, als „das besondere Eigentum der transhimâlayischen esoterischen Lehre“ in Anspruch genommen; sondern es wurde nur behauptet, daß sie in jener alten Schule allein fortgelebt hat. Sie ist nicht mehr das Eigentum der trans-, als jenes der cis-himâlayischen esoterischen Lehre, sondern ist einfach das gemeinsame Erbteil aller solchen Schulen, welches den Weisen der fünften Wurzelrasse von den großen Siddhas [149] der vierten hinterlassen wurde. Erinnern wir uns daran, daß die Atlantier die schrecklichen Zauberer, die jetzt in so vielen der ältesten Handschriften von Indien verherrlicht sind, erst gegen ihren „Fall“ hin wurden, wodurch der Untergang ihres Kontinents veranlaßt wurde. Was behauptet wird, ist einfach das, daß die von den „Göttlichen“ - die durch die kriyâshaktischen Kräfte der dritten Rasse vor ihrem Falle und Trennung in Geschlechter erzeugt waren - den Adepten der frühen vierten Rasse mitgeteilte Weisheit in einer gewissen Brüderschaft in aller ihrer ursprünglichen Reinheit erhalten geblieben ist. Da die erwähnte Schule oder Brüderschaft in engen Zusammenhange steht mit einer gewissen Insel eines Inlandmeeres - an das sowohl Hindûs, wie auch Buddhisten glauben, das aber von den Geographen und Orientalisten „mythisch“ genannt wird - so wird man um so weiser sein, je weniger man davon spricht. Auch kann man nicht annehmen, daß die erwähnte „siebenfältige Einteilung“ „einen engeren Zusammenhang mit dem brâhmanischen Logos, als mit dem buddhistischen Logos“ hat, indem beide wesensgleich sind, ob man nun den einen Logos Îshvara nennt oder Avalokiteshvara, Brahmâ oder Padmapâni. Dies sind jedoch sehr kleine Unterschiede, in der That mehr eingebildet als wirklich. Brâhmanismus und Buddhismus, beide von ihren orthodoxen Aspekten aus betrachtet, sind so feindlich und so unversöhnlich wie Wasser und Öl. Jeder von diesen großen Körpern hat jedoch eine verwundbare Stelle in seinem Aufbau. Während selbst in ihrer esoterischen Auslegung beide nur darin übereinstimmen können, daß sie nicht übereinstimmen, so muß, sobald ihre bezüglichen verwundbaren Punkte einander gegenübergestellt werden, jedes Nichtübereinstimmen hinfällig werden, denn die beiden werden sich selbst auf gemeinsamer Grundlage finden. Die „Achillesferse“ des orthodoxen Brâhmanismus ist die Advaitaphilosophie, deren Anhänger von den Frommen „verkleidete Buddhisten“ genannt werden; sowie jene des orthodoxen Buddhismus die nördliche Mystik ist, wie sie durch die Schüler der Philosophien der Yogâchâryaschule des Âryâsangha und des Mahâyana repräsentiert wird, welche ihrerseits von ihren Religionsgenossen als „verkleidete Vedântisten“ verhöhnt werden. Die esoterische Philosophie dieser beiden kann nur eine sein, wenn man sie sorgfältig analysiert und vergleicht, da Gautama Buddha und Shankarâchârya aufs engste verknüpft sind, wenn anders man der Überlieferung und gewissen esoterischen Lehren glaubt. Auf diese Art wird sich jeder Unterschied zwischen den beiden als einer der Form vielmehr, denn als einer des Wesens erweisen. [148] The Theosophist, 1887 (Madras), pp. 705, 706. [149] Nach der Shvetâshvatara-Upanishad (357) sind die Siddhas jene, die von Geburt an im Besitze „übermenschlicher“ Kräfte sind, sowie auch der „Wissenschaft und Gleichgültigkeit gegen die Welt“. Nach den geheimen Lehren jedoch sind die Siddhas Nirmânakâyas oder die „Geister“ - im Sinne eines individuellen oder bewußten Geistes - von großen Weisen aus Sphären auf einer höheren Ebene als auf unserer eigenen, die sich freiwillig in sterblichen Körpern inkarnieren, um dem Menschengeschlechte in seinem aufwärtsgerichteten Fortschritte zu helfen. Daher ihr angeborenes Wissen, Weisheit und Kräfte. |