III. Lemurien.

Den dritten Kontinent schlagen wir vor, Lemurien zu nennen. Der Name ist eine Erfindung oder Idee des Herrn P. L. Sclater, welcher zwischen 1850 und 1860  aus zoologischen Gründen die thatsächliche Existenz, in vorgeschichtlichen Zeiten, eines Kontinentes behauptet, welcher sich, wie er zeigte, von Madagaskar bis Ceylon und Sumatra erstreckte. Er schloß in sich einige Teile des heutigen Afrika; aber im übrigen ist dieses Festland, welches sich vom indischen Ozean bis Australien erstreckte, jetzt gänzlich unter Wassern der Südsee verschwunden, und hat nur hier und da einige von seinen Hochlandspitzen übriggelassen, welche jetzt Inseln sind. Herr A. R. Wallace, der Naturforscher, schreibt an Herrn Charles Gould:

Es erstreckt sich das Australien der Tertiärperioden bis nach Neuguinea und zu den Salomoninseln und vielleicht bis Fidschi, und aus seinen Beuteltiertypen folgt ein Zusammenhang mit dem nördlichen Kontinent während der sekundären Periode. [17]

Der Gegenstand ist anderwärts ausführlich behandelt. [18]

IV. Atlantis.

So nennen wir den vierten Kontinent. Er wäre das erste historische Land, wenn die Überlieferungen der Alten größere Aufmerksamkeit erfahren würden, als es bis jetzt der Fall was. Die berühmte Insel jenes Namens des Plato war bloß ein Bruchstück dieses großen Festlandes. [19]

V. Europa.

Der fünfte Kontinent war Amerika; aber da es bei den Antipoden gelegen ist, so sind es Europa und Kleinasien, die mit ihm fast gleichaltrig sind, welche allgemein von den indoârischen Occultisten als der fünfte bezeichnet werden. Wenn Ihre Lehre dem Erscheinen der Festländer nach ihrer geologischen und geographischen Ordnung folgen würde, so müßte  diese Klassifikation geändert werden. Aber da die Reihenfolge der Kontinente der Entwicklungsfolge der Rassen angepaßt ist, von der ersten bis zur fünften, unserer arischen Wurzelrasse, so muß Europa der fünfte große Kontinent genannt werden. Die Geheimlehre zieht Inseln und Halbinseln nicht in Rechnung, noch folgt sie der modernen geographischen Verteilung von Land und Meer. Seit dem Tage ihrer frühesten Lehren und der Zerstörung der großen Atlantis hat sich das Antlitz der Erde mehr als einmal geändert. Es gab eine Zeit, da das Delta von Ägypten und Nordafrika zu Europa gehörten, bevor die Bildung der Straße von Gibraltar und eine weitere Hebung des Kontinentes den Anblick der Karte von Europa gänzlich veränderte. Die letzte ernste Veränderung geschah vor etwas 12 000 Jahren, [20] und darauf folgte das Versinken von Platos kleiner atlantischen Insel, welche er nach ihrem Ursprungskontinent Atlantis nennt. Geographie war in den Tagen des Altertums ein Teil der Mysterien. Der Zohar sagt:

Diese Geheimnisse (von Land und Meer) wurden den Männern der Geheimwissenschaft mitgeteilt, aber nicht den Geographen. [21]

Die Behauptung, daß der physische Mensch ursprünglich ein ungeheurer vortertiärer Riese was und daß er vor 18 000 000 Jahren existierte, muß natürlich den Bewunderern und Gläubigen der modernen Gelehrsamkeit unsinnig erscheinen. Der ganze Heerbann der Biologen wird sich abwenden von der Vorstellung von einem Titanen der dritten Rasse aus dem sekundären Zeitalter, einem Wesen, das geeignet war, gegen die damals riesenhaften Ungetüme von Luft, Meer und Land mit Erfolg zu kämpfen; seine Vorväter freilich, die ätherischen Vorbilder der Atlantier, hatten sich wenig vor dem zu fürchten, was sie nicht verletzen konnte. Es steht dem modernen Anthropologen vollkommen frei, über unsere Titanen zu lachen, so wie er über den biblischen Adam lacht, oder wie der Theologe über den Menschenaffenvorfahren des ersten lacht. Die Occultisten und ihre gestrengen Kritiker mögen fühlen, daß sie ihre Rechnungen diesmal ziemlich gut gegenseitig berichtigt haben. Die occulten Wissenschaften beanspruchen auf jeden Fall weniger und geben mehr, als die Darwinsche Anthropologie sowohl, wie auch die biblische Theologie.


[17] Mythical Monsters, p. 47.

[18] Es ist jedoch zu bemerken, daß Herr Wallace die Idee Herrn Sclaters nicht annimmt und ihr sogar entgegentritt. Herr Sclater vermutet ein Land oder einen Kontinent, welcher ebedem Afrika, Madagaska und Indien vereinigte, aber nicht Australien und Indien, und Herr A. R. Wallace zeigt, in seiner Geographical Distribution of Animals und im Island Life, daß die Hypothese eines solchen Landes durch die angeführten zoologischen Gründe durchaus nicht gerechtfertigt sind. Aber er gesteht zu, daß eine viel engere Nachbarschaft zwischen Indien und Australien sicher bestanden hat und zwar in einer so weit entfernten Zeit, daß dieselbe sicherlich „prätertiär“ war, und fügt in einem Privatbriefe hinzu, daß „diesem angenommenen Lande noch kein Name gegeben worden ist“. Doch das Land existierte und war natürlich „prätertiär“, weil Lemurien , wenn wir diesen Namen für den dritten Kontinent annehmen, zu Grunde gegangen war, bevor sich Atlantis vollständig entwickelt hatte, und Atlantis war gesunken und ihre Hauptteile waren verschwunden, vor dem Ende der Miocänperiode.

[19] Siehe den Geheimbuddhismus.

[20] Ein „Zufall“ mehr:

„Nun ist es erwiesen, daß in jüngerer geologischer Zeit diese Strecke von Nordafrika in der That eine Halbinsel von Spanien war, und daß ihre Vereinigung mit Afrika im Norden bewirkt wurde durch den Durchbruch der Straße von Gibraltar, im Süden und Osten durch eine Hebung, welcher die Sahara ihr Dasein verdankt. Noch jetzt werden die Ufer des einstigen Saharameeres gekennzeichnet durch die Gehäuse derselben Schnecken, die am Mittelmeer leben.“ (Prof. Oscar Schmidt, Deszendenzlehre und Darwinismus, p. 207.)

[21] III. fol. 10 a.