Wenn Haeckel oder irgend
ein anderer Gelehrter mehr von der Natur des Atomes wissen würde, als
irgend einer von ihnen weiß, so würde er nicht auf diese Art die Gelegenheit
benützt haben. Denn er sagt, nur in mehr metaphysischer Sprache als Darwin,
ein und dasselbe Ding. Das Lebensprinzip oder die Lebensenergie, welche
allgegenwärtig, ewig und unzerstörbar ist, ist eine Kraft und ein Prinzip
als Ding an sich, während es Atom ist als Erscheinung. Es
ist ein und dasselbe Ding, und kann nicht als getrennt betrachtet werden,
ausgenommen im Materialismus. [39] Die neueren Streitigkeiten über die Beschaffenheit der Atome, die wir in irgend einer Form als letzte Elementar-Faktoren aller physikalischen und chemischen Prozesse anerkennen müssen, scheinen am einfachsten durch die Annahme gelöst zu werden, daß diese kleinste Massenteilchen als Kraftcentra eine konstante Seele besitzen, daß jedes Atom mit Empfindung und Bewegung begabt ist. [40] Er sagt nicht ein Wort über die Thatsache, daß dies Leibnitzens Theorie ist, und zwar eine vorzugsweise occulte. Auch versteht er den Ausdruck „Seele“ nicht so, wie wir; denn für Haeckel ist sie einfach, zusammen mit dem Bewußtsein, das Produkt der grauen Gehirnsubstanz, ein Ding, welches ebenso wie die Zellseele an ihrem Protoplasma-Leib ebenso unzertrennlich gebunden (ist), wie die menschliche Seele an das Gehirn und Rückenmark. [41] Er verwirft die Schlußfolgerungen von Kant, Herbert Spencer, du Bois-Reymond und Tyndall. Der letztere drückt die Ansicht aller großen Männer der Wissenschaft, sowie der größten Denker dieses sowie der vergangenen Zeitalter mit den Worten aus: Der Übergang von der Physik des Gehirns zu dem entsprechenden Thatsachen des Bewußtseins ist undenkbar. Wären unsere Gemüter und Sinne so erleuchtet . . . daß sie uns befähigen würden, die einzelnen Moleküle des Gehirnes zu sehen und zu fühlen; wären wir im stande alle ihre Bewegungen, alle ihre Gruppierungen . . . und elektrischen Entladungen zu verfolgen . . . wir wären ebenso weit als je von der Lösung des Rätsels . . . Die Kluft zwischen den beiden Klassen von Erscheinungen würde noch immer intellektuell unüberschreitbar bleiben. Aber die zusammengesetzte Funktion der Nervenzellen des großen deutschen Empirikers, oder mit anderen Worten sein Bewußtsein wird ihm nicht gestatten, den Schlüssen der größten Denker unserer Erdkugel zu folgen. Er ist größer als sie. Er behauptet dies, und protestiert gegen alle: Niemand ist zu der Behauptung berechtigt, das wir die heute unübersteiglich scheinenden Erkenntnis-Schranken in Zukunft nicht doch überschreiten werden. [42] Und er zitiert aus Darwins Einleitung zur Abstammung des Menschen die folgenden Worte, welche er bescheiden auf seine wissenschaftlichen Gegner und auf sich selbst bezieht: Es sind immer diejenigen, welche wenig wissen, und nicht die, welche viel wissen, welche positiv behaupten, daß dieses oder jenes Problem nie von der Wissenschaft werde gelöst werden. Die Welt möge ruhig sein.
Der Tag ist nicht ferne, an welchem der „dreimal große“ Haeckel zu seiner
eigenen Befriedigung gezeigt haben wird, daß das Bewußtsein des Sir Isaac
Newton physiologisch gesprochen bloß die Reflexwirkung (oder negatives
Bewußtsein) war, verursacht durch die Perigenesis der Plastidule unseres
gemeinsamen Ahnen und alten Freundes, des Moneron Haeckelii. Obwohl der
erwähnte Bathybius als ein Hochstapler ausgeforscht und entlarvt worden
ist, welcher organischr Substanz heuchelt, die er nicht ist, und
obwohl unter den Menschenkindern einzig Lots Weib - und selbst diese erst
nach ihrer unangenehmen Metamorphose - als ihren Vorvater die Prise Salz
für sich in Anspruch nehmen konnte, die er ist; wird alldies jenen
nicht im mindesten erschrecken. Er wird fortfahren, ebenso kühl, wie er
es immer gethan hat, zu behaupten, daß nur die besondere Art und Bewegung
des Gespenstes der längst entschwundenen Atome unseres Vaters Bathybius
- durch das Meer der Zeit in das Zellgewebe der grauen Substanz der Gehirne
eines jeden großen Mannes übermittelt - Sophokles und Aeschylus, und ebenso
auch Shakespeare ihre Tragödien schreiben ließ, Newton seine Principia,
Humboldt seinen Kosmos u. s. w. Es hat auch Haeckel angetrieben,
drei Zoll lange griechisch-lateinische Namen zu erfinden, die eine Menge
zu sagen vorgeben, und - nichts bedeuten. Nicht alle lebenden Formen sind in der Reihe der Fossile aufbewahrt worden, da die Aussichten auf Bewahrung dünn gesät waren . . . [indem selbst der Urmensch] seine Toten begrub oder verbrannte. Das ist gerade das, was wir selbst behaupten. Es ist ebenso möglich, daß die Zukunft für uns die Entwicklung des Riesenskelettes eines dreißig Fuß hohen Atlantiers in Vorrat hat, als die des Fossils eines pithekoiden „fehlenden Gliedes“; nur ist das erstere wahrscheinlicher. [39] In der „Wanderung der Lebensatome“ (Five Years of Theosophy, p. 535), sagen wir vom Jîva oder dem Lebensprinzip, um einen Satz besser zu erklären, der nur zu oft mißverstanden wird: „Er ist allgegenwärtig . . . obwohl [auf dieser Ebene der Offenbarung oft] . . . in einem Schlafzustande [wie im Steine]. . . Die Definition, welche besagt, daß, wenn diese unzerstörbare Kraft, von einer Reihe Atome [Molekülen hätte gesagt werden sollen], getrennt wird, sie sofort von anderen angezogen wird’, schließt nicht in sich, daß sie ihre vis viva oder lebendige Kraft verläßt [weil dann die Atome selbst verschwinden würden], sondern nur, daß sie sich in der nächsten Reihe als sogenannte kinetische Energie offenbart, folgt nicht, daß die erste Reihe ihrer gänzlich beraubt ist; denn sie ist noch darin, als potentielle Energie oder latentes Leben.“ Was kann nun Haeckel mit seinen „nichtidentischen Atomen, sondern ihrer besonderen Bewegung und Aggregationsart“ meinen, wenn nicht dieselbe kinetische Energie, welche wir erklärt haben? Bevor er solche Theorie entwickelte, muß er Paracelsus gelesen und Five Years of Theosophy studiert haben, ohne die Lehren richtig zu verdauen. [40] a. a. O., II. 119, Anm. 21. [41] Ebenda, Anm. 19. [42] Ebenda, Anm. 23. |