ABTEILUNG III. DIE FOSSILEN ÜBERRESTE DES MENSCHEN UND DES ANTHROPOIDEN AFFEN. A. GEOLOGISCHE THATSACHEN BETREFFEND DIE FRAGE IHRER VERWANDTSCHAFT. Die aus der wissenschaftlichen
Untersuchung in Bezug auf den „Urmenschen“ und den Affen gewonnenen Ergebnisse
begünstigen nicht die Theorien, welche den ersteren von den letzteren
herleiten. „Wo müssen wir also nach dem Urmenschen Umschau halten?“ -
fragt noch Herr Huxley, nachdem er ihn vergeblich selbst in den Tiefen
der quaternären Schichten gesucht hat. Oder - der Abkomme des eocänen Menschen, was eine zu der Theorie vorgeschlagene Variante ist. Unterdessen muß der mit so schönen geistigen Gaben ausgestattete Dryopithecus erst entdeckt werden. Anderseits, nachdem der neolithische und selbst der paläolithische Mensch eine absolute Gewißheit geworden sind, und, wie derselbe Verfasser richtig bemerkt: Wenn 100 000 000 Jahre vergangen sind, seitdem die Erde hinlänglich fest wurde, um pflanzliches und tierisches Leben zu tragen, so kann die Tertiarzeit 5 000 000 Jahre gedauert haben; oder 10 000 000, wenn die lebenerhaltende Ordnung der Dinge, wie Lyell annimmt, mindestens 200 000 000 Jahre gedauert hat - [3] warum sollte nicht eine andere Theorie versucht werden? Führen wir in einer Hypothese den Menschen auf den Schluß der mesozoischen Zeiten zurück, und gestehen wir des Argumentes halber zu, daß die (viel jüngeren) höheren Affen damals existierten! Dies würde dem Menschen und den modernen Affen hinlänglich Zeit lassen, sich von den mythischen „anthropoideren Affen“ abzuzweigen, und selbst dem letzteren, zu jenen Affen zu entarten, die man den Menschen nachahmen sieht im Gebrauche von „Baumästen als Keulen, und im Aufschlagen von Kokosnüssen mit Hammer und Steinen“. [4] Einige wilde Stämme der Bergbewohner in Indien bauen ihre Wohnungen auf Bäumen, geradeso wie die Gorillas ihre Nester bauen. Die Frage, welches von den beiden, das Tier oder der Mensch, der Nachahmer des andern geworden ist, ist schwerlich eine offene, selbst wenn man Herrn Boyd Dawkins Theorie zugiebt. Der phantastische Charakter dieser Hypothese ist jedoch allgemein anerkannt. Es wird angeführt, daß zwar in der pliocänen und miocänen Periode wahre Affen und Paviane existiert haben, und daß der Mensch unleugbar Zeitgenosse der erstgenannten von diesen Zeiten war - obwohl, wie wir sehen, die orthodoxe Anthropologie noch immer zögert, angesichts der Thatsachen, ihn in die Aera des Dryopithecus zu versetzen, welch letzterer - von einigen Anatomen in einigen Beziehungen dem Schimpansen oder Gorilla überlegen gehalten wurde - [5] daß jedoch aus der eocänen Periode keine andern fossilen Primaten ausgegraben und keine pithekoiden Stämme gefunden worden sind, außer einigen erloschenen lemurischen Formen. Und wir finden auch angedeutet, daß der Dryopithecus das „fehlende Glied“ gewesen sein kann, obwohl das Gehirn des Geschöpfes nicht mehr die Theorie rechtfertigt, als das Gehirn des modernen Gorilla. (Siehe auch Gaudrys Spekulationen.) [1] Man´s Place in Nature, p. 159. [2] a. a. O., p. 157. [3] Ebenda, p. 161. [4] Muß der Urmensch auf diese Art gehandelt haben? Wir kennen in unserem Zeitalter keine Menschen, nicht einmal Wilde, von denen man wüßte, daß sie die Affen nachgeahmt hätten, welche ihnen zur Seite in den Wäldern von Amerika und auf den Inseln lebten. Aber wir kennen große Affen, die gezähmt und in Häusern lebend, die Menschen bis zum Anlegen von Hüten und Röcken nachahmen. Die Schreiberin hatte einst einen Schimpansen, welcher, ohne daß es ihm gelehrt worden wäre, eine Zeitung öffnete und sich den Anschein gab, darin zu lesen. Die nachkommenden Generationen, die Kinder, ahmen ihre Eltern nach - nicht umgekehrt. [5] Ebenda, p. 151. |