Die Männer der Wissenschaft vermeiden es, sich durch irgend eine bestimmte Angabe inbetreff des Alters des Menschen zu binden, die sie auch schwerlich zu machen imstande sind, und lassen dadurch einen außerordentlichen Spielraum für kühnere Spekulationen frei. Während jedoch die Mehrheit der Anthropologen das Dasein des Menschen nur bis zur Periode der postglacialen Geschiebe, oder bis zur sogenannten Quartärperiode zurückversetzen, zeigen jene von ihnen, welche als Evolutionisten den Menschen auf einen gemeinsamen Ursprung mit dem Affen zurückführen, keine große Folgerichtigkeit in ihren Spekulationen. Die Darwinsche Hypothese erfordert in Wirklichkeit ein viel größeres Alter für den Menschen, als von oberflächlichen Denkern auch nur unklar vermutet wird. Dies wird durch die größten Autoritäten in Bezug auf diese Frage bewiesen - z. B. durch Herrn Huxley. Daher halten jene, welche die Darwinsche Evolution annehmen, eben dadurch schon sehr hartnäckig an einem Alter des Menschen fest, das in der That so sehr groß ist, daß es nicht weit hinter der occultistischen Schätzung zurückbleibt. [20] Die bescheidenen Jahrtausende der Encyclopaedia Britannica und die 100 000 Jahre, auf welche die Anthropologie im allgemeinen das Alter der Menschheit beschränkt, erscheinen ganz mikroskopisch im Vergleich zu den Zahlen, welche aus Herrn Huxleys kühnen Spekulationen hervorgehen. Die erstere macht in der That aus der ursprünglichen Menschenrasse affenartige Höhlenbewohner. Der große englische Biologe besteht in seinem Verlangen, den pithekoiden Ursprung des Menschen nachzuweisen, darauf, daß die Umwandlung des ursprünglichen Affen in ein menschliches Wesen vor Millionen von Jahren stattgefunden haben muß. Denn bei der Kritik des außerordentlichen Schädelinhaltes des Neanderthal-Schädels ist Herr Huxley trotz seiner Behauptung, daß er mit „Mauern von pithekoiden Knochen“ überlagert ist, zugleich mit Herrn Grant Allen´s Versicherungen, daß dieser Schädel - große Buckeln auf der Stirne besitzt, die auffallend [?] an jene erinnern, welche dem Gorilla sein besonders wildes Aussehen verleihen [21] - ist Herr Huxley dennoch gezwungen, zuzugestehen, daß mit dem erwähnten Schädel seine Theorie neuerlich geschlagen wird durch die - vollkommen menschlichen Proportionen der begleitenden Gliederknochen, zusammen mit der schönen Entwicklung des Engis-Schädels. Infolgedessen wird uns mitgeteilt, daß diese Schädel - klar darauf hinweisen, daß die ersten Spuren des Urstammes, aus welchem der Mensch hervorgegangen ist, nicht weiter mehr von jenen, die irgend eine Form der Lehre von der fortschreitenden Entwicklung vertreten, in der neuesten Tertiärzeit gesucht werden dürfen; sondern daß man nach in ihnen einer Epoche Umschau halten muß, die von dem Zeitalter des Elephas Primigenius weiter entfernt ist, als diese von uns. [22] Ein ungezähltes Alter für den Menschen ist somit die unerläßliche Bedingung der Wissenschaft in der Frage der Darwinschen Evolution, nachdem der älteste paläolithische Mensch noch keine merkbare Abweichung von seinem modernen Nachkommen zeigt. Erst in jüngster Zeit hat die moderne Wissenschaft begonnen, den Abgrund, der sie von der alten Wissenschaft, wie z. B. Plinius und Hippokrates trennt, mit jedem Jahre zu erweitern; keiner der alten Schriftsteller würde die archaischen Lehren in Bezug auf die Entwicklung der Menschenrassen und Tierarten verspottet haben, wie es der Gelehrte von heutzutage - der Geologe oder Anthropologe - sicherlich thut. [20] Die zu einer solchen theoretischen Umwandlung erforderliche Zeit ist notwendigerweise enorm. „Wenn“, sagt Professor Pfaff, „in den hundert Tausenden von Jahren, welche Sie [die Evolutionisten] zwischen dem Auftreten des paläolithischen Menschen und unserer heutigen Zeit annehmen, ein größerer Abstand des Menschen vom Tiere nicht nachweisbar ist [der älteste Mensch war ebenso weit vom Tiere entfernt, wie der jetzt lebende Mensch], welcher vernünftige Grund kann dann für den Glauben vorgebracht werden, daß der Mensch sich aus dem Tiere entwickelt, und sich von demselben in unendlich kleinen Abstufungen entfernt hat. . . . Je länger das zwischen unsere Zeiten und die sogenannten paläolithischen Menschen gelegte Intervall ist, um so verhängnisvoller und verderblicher ist das konstatierte Resultat für die Theorie von der allmählichen Entwickelung des Menschen aus dem Tierreiche.“ [Aus dem Englsichen rückübersetzt. Der Übers.] Huxley schreibt (Man´s Place in Nature, p. 159), daß die freigebigsten Schätzungen über das Alter des Menschen noch mehr erweitert werden müssen. [21] Fortnightly Review, 1882. Die Grundlosigkeit dieser Behauptung, sowie die von vielen anderen Übertreibungen des phantasiereichen Herrn Grant Allen wurde von dem ausgezeichneten Anatomen Prof. R. Owen in Longman´s Magazine, No. 1, geschickt bloßgestellt. Muß es denn noch einmal wiederholt werden, daß der Cro-Magnonsche paläolithische Typus jenem einer sehr großen Anzahl existierender Rassen überlegen war? [22] Es ist somit einleuchtend, daß die Wissenschaft von einem vortertiären Menschen niemals träumen würde und daß de Quatrefages´ sekundärer Mensch jeden Akademiker und Mitglied der Königlichen Gesellschaft vor Schrecken ohnmächtig macht, weil die Wissenschaft, um die Affentheorie zu retten, den Menschen nach-sekundär machen muß. Das ist es gerade, weswegen de Quatrefages die Darwinisten gehöhnt hat, hinzufügend, daß im ganzen mehr wissenschaftliche Gründe für die Herleitung des Affen vom Menschen, als für die des Menschen vom Anthropoiden vorhanden seien. Mit dieser Ausnahme hat die Wissenschaft nicht ein einziges starkes Argument dem hohen Alter des Menschen entgegenzusetzen. Aber in diesem Falle verlangt die moderne Evolution viel mehr als die fünfzehn Millionen Jahre des Croll für die Tertiärzeit aus zwei sehr einfach, aber guten Gründen: (a) Kein anthropoider Affe ist vor der Miocänzeit gefunden worden; (b) die Feuersteinüberreste des Menschen sind auf die pliocänen Schichten zurückgeführt und ihre Gegenwart in den miocänen vermutet, wenn auch nicht von allen angenommen worden. Wo ist hinwieder das „fehlende Glied“ in einem solchen Falle? Und wie konnte selbst ein paläolithischer Wilder, ein „Cannstadt-Mensch“, sich aus dem wilden Dryopithecus des Miocäns in so kurzer Zeit in einen denkenden Menschen entwickeln? Man sieht jetzt den Grund, warum Darwin die Theorie verwarf, daß seit der cambrischen Periode erst 60 Millionen Jahre verflossen seien. „Er urteilt nach dem geringen Betrage organischer Veränderung seit dem Beginne der Eiszeit, und fügt hinzu, daß die vorhergegangenen 140 Millionen Jahre kaum als hinlänglich betrachtet werden können für die Entwicklung der verschiedenartigen Lebensformen, welche sicherlich gegen das Ende der cambrischen Periode existierten“ (Ch. Gould, Mythical Monsters, p. 84). |