ABTEILUNG IV.

DAUER DER GEOLOGISCHEN PERIODEN, RASSENCYKLEN, UND DAS ALTERTUM DES MENSCHEN.

Millionen von Jahren sind in Lethe versunken, und haben in dem Gedächtnisse des Profanen nicht mehr Erinnerung in Bezug auf den Ursprung des Menschen und die Geschichte der ursprünglichen Rassen hinterlassen, als die paar Jahrtausende der orthodoxen westlichen Chronologie.
Alles hängt von den für das hohe Alter des Menschengeschlechtes gefundenen Beweisen ab. Wenn der noch strittige Mensch der Pliocän- oder selbst der Miocänzeit der Homo primigenius war, dann mag die Wissenschaft (des Argumentes halber) im Rechte sein, ihre gegenwärtige Anthropologie - im Bezug auf die Zeit und die Art des Ursprungs des Homo sapiens - auf die Darwinsche Theorie zu begründen. [1] Aber wenn die Skelette des Menschen jemals in den eocänen Schichten gefunden werden sollten, während kein fossiler Affe dort gefunden wird, und so das Dasein des Menschen als jenem der Anthropoiden vorangehend nachgewiesen wird - dann werden die Darwinisten ihren Scharfsinn in einer andern Richtung zu bethätigen haben. Obendrein wird es wohlunterrichteten Kreisen ausgesprochen, daß das zwanzigste Jahrhundert noch in seinen ersten Zehnern sein wird, wenn ein solcher unleugbarer Beweis der Priorität des Menschen zum Vorschein kommen wird.
Selbst jetzt schon wird viel Material vorgebracht, um zu beweisen, daß die bisher für Grundlagen von Städten, Civilisationen, und verschiedene andere geschichtliche Ereignisse angesetzten Daten unsinnig verkürzt worden sind. Dies war geschehen als eine Versöhnungsgabe an die biblische Chronologie. Der wohlbekannte Paläontologe Ed. Lartet schreibt:

Kein Datum ist in der Genesis zu finden, welches für die Geburt der Urmenschheit einen Zeitpunkt angiebt.

Aber die Chronologen haben fünfzehn Jahrhunderte lang versucht, die biblischen Thatsachen in Übereinstimmung mir ihren Systemen zu zwängen. So wurden nicht weniger als einhundertvierzig verschiedene Meinungen über das einzige Datum der „Schöpfung“ gebildet.

Und zwischen den äußersten Variationen ist eine Verschiedenheit von 3149 Jahren bei der Berechnung der Periode zwischen dem Anbeginne der Welt und der Geburt Christi. Innerhalb der letzten Jahre mußten die Archäologen auch die Anfänge der babylonischen Civilisation um nahezu 3000 Jahre zurückschieben. Auf dem von dem babylonischen König Nabonidus, welcher von Cyrus besiegt wurde, niedergelegten Fundamentcylinder finden sich die Bereichte des ersteren, in welchem er von seiner Entdeckung des Grundsteins spricht, welcher zu dem ursprünglichen Tempel gehörte, welcher von Naram-Sin erbaut war, dem Sohne des Sargon von Akkadien, dem Eroberer von Babylonien, welcher, wie Nabonidus sagt, 3200 Jahre vor seiner Zeit lebte. [2]

Wir haben in Isis entschleiert  gezeigt, daß jene, welche ihre Geschichte auf die Chronologie der Juden begründeten - einer Rasse, welche keine eigene Geschichte besaß und die westliche, bis zum zwölften Jahrhundete verwarf - ihren Weg verfehlen werden, denn dem jüdischen Berichte könne man nur durch kabbalistische Berechnung nachfolgen, und auch dann nur mit dem Schlüssel in der Hand. Wir charakterisierten die Chronologie des verstorbenen George Smith, betreffend die Chaldäer und Assyrer, welche er in Übereinstimmung mit der mosaischen gebracht hatte, spätere Assyriologen unseren Widerspruch bestätigen. Denn während George Smith Sargon I (das Vorbild des Moses) in der Stadt Akkad ungefähr 1600 v. Chr. regieren läßt - wahrscheinlich aus einem geheimen Respekt für Moses, den die Bibel 1571 v. Chr. blühen läßt - erfahren wird nun aus der ersten der sechs von Prof. A. H. Sayce, aus Oxford, im Jahre 1887 gehaltenen sechs Hibbert-Vorlesungen:

Alte Anschauungen über die frühen Annalen von Babylonien und seinen Religionen sind durch neue Entdeckungen sehr modificiert worden. Das erste semitische Reich war nach jetziger übereinstimmender Anschauung jener des Sargon von Akkad, welcher eine große Bibliothek gründete, die Litteratur förderte, und seine Eroberungen über das Meer bis nach Cypern ausdehnte. Es ist jetzt bekannt, daß er bereits 3750 v. Chr. regierte. . . . Die von den Franzosen zu Tel-loh gefundenen akkadischen Denkmäler müssen sogar noch älter sein, und ungefähr bis 4000 v. Chr. zurückreichen.


[1] Es mag hier bemerkt werden, daß jene Darwinisten, welche mit Herr Grant Allen unsere „haarigen bäumebewohnenden“ Vorfahren bis ins Eocänzeitalter zurückversetzen, bei einem etwas gefährlichen Dilemma angelangt sind. Kein fossiler anthropoider Affe - noch viel weniger der fabelhafte, dem Menschen und dem Pithekoiden zugeschriebene gemeinsame Ahne - erscheint in den eocänen Schichten. Das erste Erscheinen eines anthropoiden Affen geschieht im Miocän.

[2] Ed. Lartet, „Neue Untersuchungen über die Gleichzeitigkeit des Menschen mit den großen Säugetierfossilen der letzten geologischen Periode.“ Annales des Soc. Nat., XV. 256.