Aber noch mehr. Der gewöhnliche Mensch hat keine Erfahrung von irgend einem andern Bewußtseinszustande als von jenem, an welchen ihn die physischen Sinne binden. Die Menschen träumen; sie schlafen den Tiefschlaf, welcher zu tief ist, als daß seine Träume einen Eindruck auf das physische Gehirn machen könnten; und in diesen Zuständen muß dennoch Bewußtsein sein. Wenn nun diese Geheimnisse unerforscht bleiben, wie können wir dann hoffen, mit Nutzen über die Natur von Kugeln zu spekulieren, welche in der Ökonomie der Natur notwendigerweise Bewußtseinszuständen angehören, die anders und ganz verschieden sind von irgendwelchen, die der Mensch hier erfährt? Und das ist buchstäblich wahr. Denn selbst große Adepten (natürlich die initiierten), so geübte Seher wie sie sein mögen, können nur vollständige Bekanntschaft mit der Natur und Erscheinungen von Planeten und deren Bewohnern behaupten, welche unserm Sonnensysteme angehören. Sie wissen, daß nahezu alle Planetenwelten bewohnt sind, aber sie können - selbst im Geiste - nur zu jenen unseres eigenen Systems Zutritt haben; und sie wissen auch, wie schwierig es ist, selbst für sie, sich in vollen Rapport auch nur mit den Bewußtseinsebenen innerhalb unseres Systemes zu versetzen, da diese thatsächlich von den auf dieser Kugel möglichen Bewußtseinszuständen verschieden sind, wie z.B. jene, die auf der Kette der Sphären auf den drei Ebenen jenseits der unserer Erde existieren. Eine solche Erkenntnis und ein solcher Verkehr sind für sie möglich, weil sie es gelernt haben, zu Bewußtseinsebenen vorzudringen, welche für die Wahrnehmung gewöhnlicher Menschen verschlossen sind; aber sollten sie ihre Erkenntnis mitteilen, so würde die Welt nicht weiser sein, weil den Menschen die Erfahrung anderer Wahrnehmungsformen mangelt, die allein sie befähigen könnten, das zu verstehen, was ihnen gesagt würde. Doch bleibt die Thatsache bestehen, daß meisten Planeten, ebenso wie die Sterne jenseits unseres Systems, bewohnt sind, eine Thatsache, welche von den Männern der Wissenschaft selbst zugegeben wurde. Laplace und Herschel glaubten daran, obwohl sie sich weise unkluger Spekulation enthielten; und dieselbe Schlußfolgerung wurde von C. Flammarion, dem wohlbekannten französischen Astronomen, ausgearbeitet und durch eine Reihe wissenschaftlicher Erwägungen unterstützt. Die Beweise, die er vorbringt, sind streng wissenschaftlich, und sind solche, die sich selbst an ein materialistisches Gemüt wenden, das von solchen Gedanken ungerührt bleiben würde, wie von jenen des berühmten Physikers Sir David Brewster, welcher schreibt: Jene „unfruchtbaren Geister“ oder „niedrigen Seelen“, wie der Dichter sie nennt, welche veranlaßt sein mögen, zu glauben, daß die Erde der einzige bewohnte Körper im Weltall ist, würden keine Schwierigkeit in der Vorstellung finden, daß auch die Erde unbevölkert gewesen sei. Und was mehr ist, wenn solche Gemüter mit den Schlußfolgerungen der Geologie bekannt wären, würden sie zugestehen, daß sie durch Myriaden von Jahren unbewohnt gewesen sei; und hier kommen wir zu dem unmöglichen Schlusse, daß während dieser Myriaden von Jahren sich nicht ein einziges intelligentes Geschöpf in den weiten Reichen des Weltenkönigs befand, und daß vor den protozoischen Formationen weder Pflanze noch Tier in der ganzen Unendlichkeit des Raumes existierte. [23] Flammarion zeigt obendrein,
daß alle Lebensbedingungen - selbst so, wie wir es kennen - wenigsten
auf einigen der Planeten vorhanden sind, und weist auf die Thatsache hin,
daß diese Bedingungen auf ihnen viel günstiger sein müssen, als sie auf
unserer Erde sind. Diese Neigung kommentierend sagt Flammarion: Es hat den Anschein, als ob in den Augen jener Verfasser, welche über diesen Gegenstand geschrieben haben, die Erde der Typus des Weltalls wäre, und der irdische Mensch der Typus Himmelsbewohner. Es ist im Gegenteile viel wahrscheinlicher, daß, da die Natur anderer Planeten wesentlich verschiedenartig, und die Umgebung und Existenzbedingungen wesentlich abweichend sind, während die Kräfte, welche die Schöpfung der Wesen und den Substanzen vorstehen, welche in ihre wechselseitige Konstitution eintreten, wesentlich bestimmt sind, es folgen würde, daß unsere Daseinsart auf keinerlei Weise als für andere Kugeln passen betrachtet werden dürfe. Jene, die über diesen Gegenstand geschrieben haben, haben sich von irdischen Ideen beherrschen lassen, und sind daher in Irrtum verfallen. [24] Aber Flammarion verfällt selbst in eben den Irrtum, den er hier verdammt, denn er nimmt stillschweigend die Lebensbedingungen auf Erden zum Maßstabe, mit dem der Grad, bis zu welchem andere Planeten für die Bewohnung durch „andere Menschheiten“ geeignet sind, zu bestimmen ist. [23] Nachdem kein einziges Atom im ganzes Kosmos
ohne Leben und Bewußtsein ist, um wie viel mehr müssen seine mächtigen
Kugeln mit beiden erfüllt sein - obwohl sie versiegelte Bücher bleiben
müssen für uns Menschen, die wir kaum auch nur in das Bewußtsein der
uns zunächst stehenden Lebensformen eindringen können? [24] Pluralité des Mondes, p. 439. |