Wenn andererseits das Dasein der Atlantis angenommen, und der Satz geglaubt würde, daß in der Eocänzeit -

selbst in ihrem allerersten Teile, der große Cyklus der Menschen der vierten Rasse der Atlantier, bereits seinen höchsten Punkt erreicht hatte, [62]

dann könnten einige der gegenwärtigen Schwierigkeiten der Wissenschaft leicht zum Verschwinden gebracht werden. Die rohe Bearbeitung der paläolithischen Geräte beweist nichts gegen die Idee, daß Seite an Seite mit ihren Verfertigern hochcivilisierte Nationen lebten. Es wird uns gesagt:
Nur ein sehr kleiner Teil der Erdoberfläche ist durchforscht worden, und ein sehr kleiner Teil von diesem besteht aus alten Landoberflächen oder Süßwasserbildungen, wo wir allein mit Spuren der höheren Formen des tierischen Lebens zusammenzutreffen erwarten können. Und selbst diese sind so unvollkommen erforscht worden, daß dort, wo wir jetzt auf Tausende und Zehntausende von menschlichen Überresten stoßen, die fast unter unseren Füßen liegen, erst seit den letzten dreißig Jahren ihre Existenz auch nur vermutet worden ist. [63]

Es ist auch sehr bedeutsam, daß zugleich mit den rohen Beilen des niedersten Wilden die Forscher auf Exemplare von derart künstlerisch wertvoller Bearbeitung stoßen, wie kaum bei einem modernen Bauern, der irgend einem europäischen Lande angehört, gefunden oder erwartet werden könnten - außer in Ausnahmefällen. Das „Bildnis“ der „Renntierweide“ aus der Höhle bei Tayngen in der Schweiz, und jenes des laufenden Mannes mit zwei unmittelbar neben ihm gezeichneten Pferdeköpfen - ein Werk aus der Renntierperiode, d. i. mindestens vor 50 000 Jahren - sind nach dem Ausspruche Herrn Laings nicht nur außerordentlich gut ausgeführt, sondern das erstere, die „Renntierweide“, wird beschrieben als ein Bild, welches „jedem modernen Tiermaler zur Ehre gereichen würde“ - ein durchaus nicht übertriebenes Lob, wie jedermann sehen kann, wenn er einen Blick auf die unten nach Herrn Gould´s Werk gegebene Skizze wirft. Nachdem wir nun unsere größten europäischen Maler Seite an Seite mit den modernen Eskimos haben, welche ebenso, wie ihre paläolithischen Vorfahren aus der Renntierperiode, das rohe und wilde Menschengeschlecht, die Neigung haben, beständig mit ihren Messerspitzen Umrisse von Tieren, Jagdszenen u. s. w. zu zeichnen, warum konnte nicht dasselbe sich in jene Tagen ereignet haben? Verglichen mit den Beispielen ägyptischen Zeichnens und Skizzierens vor 7000 Jahren - sind die „frühesten Bildnisse“ von Menschen, Pferdeköpfen und Renntieren, die vor 50 000 Jahren gemacht wurden, sicherlich überlegen. Nichtsdestoweniger weiß man von den Ägyptern jener Periode, daß sie eine hochzivilisierte Nation waren, während die paläolithischen Menschen Wilde von niedrigerem Typus genannt werden. Dies ist anscheinend eine geringe Sache, aber sie ist außerordentlich bedeutsam, da sie zeigt, wie jede neue geologische Entdeckung den landläufigen Theorien angepaßt wird, anstatt die Theorien so einzurichten, daß sie die Entdeckung in sich schließen. Jawohl; Herr Huxley ist im Recht, wenn er sagt: „Die Zeit wird es zeigen.“ Sie wird es, und sie muß den Occultismus rechtfertigen.
Unterdessen werden die unnachgiebigsten Materialisten durch die Notwendigkeit zu höchst occult klingenden Zugeständnissen getrieben. Seltsamerweise kommen gerade die materialistischsten - jene von der deutschen Schule - mit Bezug auf die physische Entwicklung den Lehren der Occultisten am nächsten. So glaubt Professor Baumgärtner:

Die Keime für die höheren Tiere konnten nur die Eier der niederen Tiere sein; . . . abgesehen von dem Entwicklungsfortschritte der Pflanzen und Tierwelt, geschah in jener Periode die Bildung von neuen ursprünglichen Keimen [welche die Grundlage von neuen Metamorphosen u. s. w. bildete] . . . die ersten Menschen, welche aus den Keimen der unter ihnen stehenden Tiere hervorgingen, lebten zuerst in einem Larvenzustand.

Ganz so; in einem Larvenzustand, das sagen wir auch, nur nicht aus einem „tierischen“ Keime; und jene Larve war die seelenlose Astralform der prae-physischen Rasse. Und wir glauben, so wie es der deutsche Professor thut, jetzt mit verschiedenen andern Männern der Wissenschaft in Europa, daß die Menschenrassen -

nicht von einem einzigen Paar abgestammt sind, sondern sofort in zahlreichen Rassen auftraten. [64]

Wenn wir daher Kraft und Stoff lesen und finden, daß jener Kaiser der Materialisten Büchner nach Manu und Hermes wiederholt:

Unvermerkt geht die Pflanze in das Tier, das Tier in den Menschen über [65]

- so brauchen wir nur hinzuzufügen „und der Mensch in einen Geist,“ um den kabbalistischen Satz vollständig zu machen. Dies um so mehr, nachdem wir das folgende Zugeständnis lesen:

. . . auf dem Wege der freiwilligen Zeugung . . . konnte sich fortschreitend mit Hilfe natürlicher Vorgänge und endloser Zeiträume jene ganze reiche und unendlich mannigfach gegliederte organische Welt entwickeln, von der wir und heute umgeben finden. [66]


[62] Esoteric Buddhism, p. 64.

[63] Modern Science and Modern Thought, p. 98.

[64] Anfänge zu einer Physiologischen Schöpfungsgeschichte der Pflanzen- und Tierwelt, 1885. (Aus dem Englischen rückübersetzt. Der Übers.)

[65] a. a. O., p. 215 (17. Aufl.).

[66] Ebenda, p. 214.