Das folgende, angeführt aus einem Vortrage von W. Pengelly, F. R. S., F. G. S., gehalten im März 1855 über den „Ehemaligen See von Bovey Tracey“, zeigt das Zögern, angesichts eines jeden Beweises zu Gunsten der Atlantis, die Thatsache anzunehmen.

Immergrüne Feigen, Lorbeern, Palmen, und Farne mit riesigen Wurzelstücken haben ihre jetzigen Verwandten in einem subtropischen Klima, wie ein solches, daran kann nicht gezweifelt werden, in Devonshire in miocänen Zeiten vorherrschte, und sind daher geeignet, Vorsicht anzuempfehlen, wenn das gegenwärtige Klima irgend eines Landstriches als normal betrachtet wird.

Wenn ferner miocäne Pflanzen auf der Insel Disko an der Westküste von Grönland, die zwischen 69° 20´ und 70° 30` n. Br. liegt, gefunden werden; wenn wir erfahren, daß unter ihnen zwei Arten waren, welche auch zu Bovey gefunden werden (Sequoia Souttsiae, Quercus Lyelli); wenn wir, um Professor Heer zu zitieren, finden, daß „das ,herrliche Immergrün’ (Magnolia Inglefieldi), ,seine Früchte im hohen Norden am 70. Parallelkreis zur Reife brachte’“ (Phil. Trans., CLIX. 457, 1869); wenn sich auch eine derartige Anzahl, Verschiedenheit und Üppigkeit der grönländischen Miocänpflanzen zeigt, daß, wenn das Land so weit gereicht hätte, einige von ihnen aller Wahrscheinlichkeit nach auch am Pole selbst geblüht hätten, so wird das Problem der Klimaschwankungen in hervorragendem Maße vor Augen gerückt, aber nur um aufgegeben zu werden, anscheinend mit dem Gefühl, daß die Zeit für seine Lösung noch nicht gekommen ist.

Es scheint allseitig zugegeben zu werden, daß die Miocänpflanzen von Europa ihre nächsten und am zahlreichsten existierenden Analoga in Nordamerika haben, und daraus entsteht die Frage: Wie wurde die Wanderung von einem Gebiete nach dem andern bewerkstelligt? War da, wie einige geglaubt haben, eine Atlantis? - ein Kontinent, oder ein Archipel von großen Inseln, der das Gebiet des nördlichen atlantischen Ozeans einnahm. Es liegt vielleicht nichts Unwissenschaftliches in dieser Hypothese, denn nachdem, wie die Geologen sagen, „die Alpen 4000 und an einigen Stellen sogar mehr als 10 000 Fuß ihrer gegenwärtigen Höhe seit dem Anfange der Eocänzeit erreicht haben“ (Lyell´s Principles, 2. Aufl., p. 256, 1872), könnte eine postmiocäne (?) Senkung die hypothetische Atlantis in beinahe grundlose Tiefen versenkt haben. Aber eine Atlantis ist augenscheinlich unnötig und ungerechtfertigt. Nach Professor Oliver: „Eine enge und sehr seltsame Analogie besteht zwischen der Flora des tertiären Mitteleuropas und den rezenten Floren der amerikanischen Staaten und des Gebietes von Japan; eine Analogie, die viel enger und eingehender ist, als die, welche zwischen der tertiären und der rezenten Flora von Europa nachgewiesen werden kann. Wir finden das tertiäre Element der Alten Welt gegen ihren äußersten östlichen Rand verstärkt, wenn nicht an numerischer Überlegenheit der Gattungen, so doch an Zügen, welche speciell der fossilen Flora Charakter verleihen . . . . Dieses Hinzutreten geschieht ziemlich allmählich und ist nicht bloß auf den japanischen Inseln plötzlich übernommen. Obwohl es dort ein Maximum erreicht, können wir es doch verfolgen vom mittelländischen Meere, über die Levante, den Kaukasus und Persien . . . dann den Himâlaya entlang und durch China . . . Wir erfahren auch, daß während der Tertiärperiode Gegenstücke der mitteleuropäischen miocänen Gattungen bestimmt im nordwestlichen Amerika wuchsen . . . . Wir bemerken ferner, daß die gegenwärtige atlantische Inselflora keinen zwingenden Beweis für eine frühere unmittelbare Verbindung mit dem Hauptlande der neuen Welt liefert . . . Die Erwägung dieser Thatsachen führt mich zu der Ansicht, daß das Zeugnis der Botanik nicht zu Gunsten der Hypothesis einer Atlantis spricht. Anderseits begünstigt es nachdrücklich die Ansicht, daß zu irgend einer Periode der Tertiärepoche das nördlichste Asien mit dem nordwestlichen Amerika vereinigt war, vielleicht durch die Linie, auf der sich jetzt die aleutische Inselkette erstreckt.“ (Nat. Hist. Rev. II. 164, 1862, Art. „Die Atlantis-Hypothese nach ihrer botanischen Seite.“)

Siehe jedoch über diese Punkte die „wissenschaftlichen und geologischen Beweise für die Existenz verschiedener versunkener Kontinente“.
Aber nichts außer einem pithekoiden Menschen wird jemals die unglücklichen Sucher nach dem dreimal hypothetischen „fehlenden Glied“ befriedigen. Wenn jedoch unter dem weiten Boden des atlantischen Ozeans vom Pic von Teneriffa bis Gibraltar, an dem Platze der versunkenen Atlantis, alle submarinen Schichten meilentief aufgerissen würden, so würde kein solcher Schädel gefunden werden, der die Darwinisten befriedigen würde. Wie Dr. C. R. Bree bemerkt, sind zwar die fehlenden Glieder zwischen Menschen und Affen in verschiedenen Sandbänken und Formationen ober den tertiären Schichten nicht entdeckt worden, könnten aber noch, wenn diese Formen mit den jetzt vom Meere bedeckten Kontinenten untergegangen sind, gefunden werden -
in jenen Schichten gleichzeitiger geologischer Ablagerungen, welche nicht auf den Meeresgrund hinabgesunken sind. [82]
Aber leider fehlen sie ebenso in den letzteren wie in den ersteren. Wenn sich nicht die Vorurteile vampirgleich an das Gemüt des Menschen heften würden, so würde der Verfasser von The Antiquity of Man einen Schlüssel zu den Schwierigkeiten in eben diesem seinen Werke gefunden haben, wenn er zehn Seiten zurückgegangen wäre (auf p. 530) und sein eigenes Citat aus Professors G. Rolleston´s Werk durchgelesen hätte. Dieser Physiologe, sagt er, bemerkt, daß wir, nachdem eine beträchtliche Bildsamkeit in der menschlichen Gestalt nicht nur in der Jugend und während des Wachstums, sondern selbst beim Erwachsenen vorhanden ist, es nicht immer als erwiesen annehmen sollten, wie es einige Vertreter der Entwicklungstheorie zu thun scheinen, daß jeder Fortschritt an physischer Kraft von einer Verbesserung im Körperbau abhängt, denn warum könnten nicht die Seele, oder die höheren intellektuellen und moralischen Fähigkeiten die erste an Stelle der zweiten Rolle in einem progressiven System spielen?
Diese Hypothese ist aufgestellt im Bezug auf eine Entwicklung, die nicht gänzlich abhängt von „natürlicher Zuchtwahl“; aber sie paßt ebensogut auf den vorliegenden Fall. Denn auch wir behaupten, daß es die „Seele“ ist, oder der Innere Mensch, welcher zuerst auf die Erde herabsteigt, der psychische Astralkörper, das Modell, nach welchem der physische Mensch allmählich gebildet wird - sein Geist, seine intellektuellen und moralischen Fähigkeiten erwachen später, sowie jener physische Körperbau wächst und sich entwickelt.
„So verringerten die unkörperlichen Geister ihre ungeheuren Gestalten zu kleineren Formen“ und wurden die Menschen der dritten und vierten Rasse. Noch später, Zeitalter danach, erschienen die Menschen unserer fünften Rasse, die gegenwärtig auf ungefähr die Hälfte jener Größe verkleinert ist, welche wir die noch riesige Gestalt unserer ursprünglichen Vorfahren nennen würden. Der Mensch ist sicherlich keine besondere Schöpfung. Er ist das Ergebnis des allmählichen Vervollkommnungswerkes der Natur, sowie jede andere lebendige Einheit auf dieser Erde.  Aber dies trifft nur zu in Bezug auf die menschliche Hülle. Das, was im Menschen lebt und denkt und jene Gestalt überlebt, das Meisterstück der Entwicklung - ist der „Ewige Pilgrim“, die proteusartige Differentiation des einen Absoluten „Unerkennbaren“ in Raum und Zeit.


[82] Irrtümer des Darwinismus (engl.).