Nicht mehr als die Wissenschaft läßt die Esoterische
Philosophie „Plan“ oder „spezielle Schöpfung“ zu. Sie verzichtet vollständig
auf das „Wunderbare“ und nimmt nichts an außerhalb der gleichförmigen
und unveränderlichen Gesetze der Natur. Aber sie lehrt ein cyklisches
Gesetz, einen doppelten Strom der Kraft (oder des Geistes) und des Stoffes,
welcher, von dem neutralen Centrum des Seins ausgehend, sich durch seinen
cyklischen Fortschritt und durch unaufhörliche Umwandlungen entwickelt.
Da der ursprüngliche Keim, aus welchem sich alles Wirbeltierleben durch
die Zeitalter entwickelt hat, von dem ursprünglichen Keim verschieden
ist, aus welchem sich das vegetabile und animalische Leben evolviert haben,
so giebt es Nebengesetze, deren Wirken durch die Bedingungen bestimmt
ist, unter denen sie die Materialien, auf die eingewirkt werden soll,
vorfinden, und von welchen die Wissenschaft - Physiologie und Anthropologie
ganz besonders - wenig zu wissen scheint. Ihre Anhänger sprechen von diesem
„ursprünglichen Keim“ und behaupten, daß über jeden Zweifel nachgewiesen
ist: Wenn nichts derartiges bestünde wie Entwicklungscyklen, wie einen ewigen spiralen Fortschritt in die Materie mit einer verhältnismäßigen Verdunkelung des Geistes (obwohl die beiden eins sind), gefolgt von einem entgegengesetzten Aufstieg in den Geist und von der Überwindung der Materie aktiv und passiv - wie könnten wir dann die Entdeckungen der Zoologie und Geologie erklären? Wie kommt es, daß man nach dem Ausspruche der maßgebenden Wissenschaft das Tierleben von der Molluske bis zum großen Meeresdrachen, ebenso vom kleinsten Landwurm bis zu den riesigen Tieren der Tertiärperiode verfolgen kann; und daß die letzteren einstmals gekreuzt wurden, wird durch die Thatsache gezeigt, daß alle diese Arten abnehmen, sich vermindern und zwergartig werden. Wenn der anscheinende Vorgang der Entwicklung, welche vom weniger vollkommenen zum vollkommeneren und vom einfachen zum zusammengesetzten wirkt, thatsächlich ein universales Gesetz wäre, anstatt eine sehr unvollkommene Verallgemeinerung von bloß sekundärer Natur in dem großen kosmischen Vorgange zu sein, und wenn es keine solche Cyklen geben würde, wie wir sie behauptet haben, dann müßten die mesozoischen Fauna und Flora mit der spätesten neolithischen Platz wechseln. Wir müßten die Plesiosauren und die Ichthyosaurier sich aus den gegenwärtigen Meer- und Flußreptilien entwickeln sehen, anstatt daß diese ihren zwergartigen modernen Entsprechungen Platz machen. Hinwieder würde unser alter Freund, der gutmütige Elephant, der fossile antediluvianische Vorfahr sein, und das Mammut der Pliocänzeit wäre in der Menagerie; das Riesenfaultier und das riesige Megatherium würden an Stelle des schläfrigen Faultieres in den Wäldern von Südamerika gefunden werden, in welchen die kolossalen Farne der Steinkohlenperioden die Stelle der Moose und der gegenwärtigen Bäume einnehmen würden - die Zwerge sind, sogar die Riesen von Kalifornien, im Vergleich mit den titanischen Bäumen der vergangenen geologischen Perioden. Sicherlich müssen die Organismen der gewaltigen Welt des tertiären und des meoszoischen Zeitalters komplizierter und vollkommener gewesen sein, als jene der schwächlichen Pflanzen und Tiere des gegenwärtigen Zeitalters? Der Dryopithecus zum Beispiel ist anatomisch vollkommener, und geeigneter für eine größere Entwicklung der Gehirnkraft, als der moderne Gorilla oder Gibbon. Wie kommt also dies alles? Sollen wir glauben, daß der Körperbau aller jener kolossalen Land- und Meerdrachen, der riesigen fliegenden Reptilien nicht weit entwickelter und komplizierter war, als der Bau der Eidechsen, Schildkröten, Krokodile, und selbst der Wale - kurz gesagt aller jener Tiere, mit denen wir bekannt sind? [2] Ebenda. |