A.
DER URSPRUNG UND DIE ENTWICKLUNG DER SÄUGETIERE:
WISSENSCHAFT UND ESOTERISCHE PHYLOGENIE.

Nachdem wir uns in der vorstehenden Kritik der westlichen Entwicklungslehre fast ausschließlich mit der Frage nach dem Ursprung des Menschen beschäftigt haben, so mag es nicht unpassend sein, die Stellung der Occultisten in Bezug auf die Differentiation der Arten anzugeben. Die vormenschliche Fauna und Flora sind bereits im allgemeinen im Kommentar zu den Strophen behandelt, und die Wahrheit eines großen Teiles der modernen biologischen Spekulationen ist zugegeben worden, z. B. der Abstammung der Vögel von den Reptilien, die teilweise Wahrheit der „natürlichen Zuchtwahl“ und der Umwandlungstheorie im allgemeinen. Es erübrigt nun, das Geheimnis von dem Ursprung jener ersten Säugetierfaunen aufzuklären, deren Gleichzeitigkeit mit dem Homo primigenius zur Sekundärzeit Herr de Quatrefages so glänzend zu beweisen versteht.
Das etwas komplizierte Problem im Bezug auf den „Ursprung der Arten“ - spezieller der verschiedenen Gruppen fossiler und bestehender Säugetierfaunen - wird mit Hilfe eines Diagramms weniger dunkel gemacht werden. Es wird dann deutlich werden, bis zu welcher Ausdehnung die „Faktoren der organischen Evolution“, auf welche die modernen Biologen ihr Vertrauen setzen, [3] als den Thatsachen gerecht werden betrachtet werden können. Die Scheidelinie zwischen der ätherisch-geistigen, astralen und physischen Evolution muß gezogen werden. Vielleicht müßten die Darwinisten, wenn sie geruhen würden, die Möglichkeit des zweiten Prozesses in Betracht zu ziehen, nicht länger mehr die Thatsache beklagen:

Wir sind hinsichtlich des Ursprunges der Säuger lediglich auf Vermutungen und Schlüsse angewiesen! [4]

Gegenwärtig bildet die eingestandene Kluft zwischen den Fortpflanzungssystemen der oviparen Wirbeltieren und der Säugetiere eine hoffnungslose Schwierigkeit für jene Denker, welche mit den Evolutionisten alle existierenden organischen Formen in eine stetige Abstammungslinie zu verknüpfen suchen.
Nehmen wir zum Beispiel den Fall der Huftiere, da es heißt, daß wir in keiner anderen Abteilung ein derart überreiches fossiles Material besitzen. In dieser Richtung ist ein so großer Fortschritt gemacht worden, daß in einigen Fällen die verbindenden Glieder zwischen den heutigen und den eocänen Huftieren ausgegraben worden sind; ein hervorragendes Beispiel ist das des vollständigen Beweises für die Abstammung des gegenwärtigen einzehigen Pferdes von dem dreizehigen Anchitherium des alten Tertiärs. Dieser Vergleichsmaßstab zwischen der westlichen Biologie und der östlichen Lehre könnte daher nicht verbessert werden. Der hier als Verkörperung der Anschauungen der Gelehrten im allgemeinen benützte Stammbaum ist jener von Schmidt, begründet auf die erschöpfenden Untersuchungen von Rütimeyer. Seine annähernde Genauigkeit - vom Standpunkt des Evolutionismus - läßt wenig zu wünschen übrig:


[3] Die Darwinsche Theorie ist so übertrieben worden, daß selbst Huxley gezwungen war, ihre gelegentliche Entartung in „Fanatismus“ ausdrücklich zu mißbilligen. Oscar Schmidt liefert ein gutes Beispiel für einen Denker, welcher unbewußt den Wert einer Hypothese übertreibt. Er gesteht (Descendenzlehre und Darwinismus, p. 144): „Die Selectionstheorie . . . reicht . . . in manchen Fällen . . . nicht aus, und in anderen Fällen bedarf man ihrer nicht, sondern findet die Lösung der Artbildung in anderweitigen natürlichen Bedingungen.“ Er erklärt auch, daß „alle Zwischenstufen, die auf den direkten Übergang von placentalosen zu placentalen Säugern mit Sicherheit schließen ließen, fehlen“ (p. 252); daß „wir hinsichtlich des Ursprunges der Säuger lediglich auf Vermutungen und Schlüsse angewiesen sind“ (p. 249); und er spricht von den wiederholten Mißerfolgen der Entwerfer von „hypothetischen Stammbäumen“, insbesondere von Haeckel, indes er ihre Versuche als wertvoll betrachtet (p. 231). Nichtsdestoweniger behauptet er (pp. 178, 179): „was wir mit der durch die Selektionstheorie begründeten Descendenzlehre gewinnen, . . . ist die Erkenntnis des Zusammenhanges der Organismen als blutsverwandte Wesen.“ Erkenntnis ist also angesichts der oben citierten Zugeständnisse gleichbedeutend mit bloßer Vermutung und Theorie?

[4] Descendenzlehre und Darwinismus, p. 249.