A. Nachdem wir uns in der vorstehenden
Kritik der westlichen Entwicklungslehre fast ausschließlich mit der Frage
nach dem Ursprung des Menschen beschäftigt haben, so mag es nicht unpassend
sein, die Stellung der Occultisten in Bezug auf die Differentiation der
Arten anzugeben. Die vormenschliche Fauna und Flora sind bereits im allgemeinen
im Kommentar zu den Strophen behandelt, und die Wahrheit eines großen
Teiles der modernen biologischen Spekulationen ist zugegeben worden, z.
B. der Abstammung der Vögel von den Reptilien, die teilweise
Wahrheit der „natürlichen Zuchtwahl“ und der Umwandlungstheorie im allgemeinen.
Es erübrigt nun, das Geheimnis von dem Ursprung jener ersten Säugetierfaunen
aufzuklären, deren Gleichzeitigkeit mit dem Homo primigenius zur Sekundärzeit
Herr de Quatrefages so glänzend zu beweisen versteht. Wir sind hinsichtlich des Ursprunges der Säuger lediglich auf Vermutungen und Schlüsse angewiesen! [4] Gegenwärtig bildet die eingestandene
Kluft zwischen den Fortpflanzungssystemen der oviparen Wirbeltieren und
der Säugetiere eine hoffnungslose Schwierigkeit für jene Denker, welche
mit den Evolutionisten alle existierenden organischen Formen in eine stetige
Abstammungslinie zu verknüpfen suchen. [3] Die Darwinsche Theorie ist so übertrieben worden, daß selbst Huxley gezwungen war, ihre gelegentliche Entartung in „Fanatismus“ ausdrücklich zu mißbilligen. Oscar Schmidt liefert ein gutes Beispiel für einen Denker, welcher unbewußt den Wert einer Hypothese übertreibt. Er gesteht (Descendenzlehre und Darwinismus, p. 144): „Die Selectionstheorie . . . reicht . . . in manchen Fällen . . . nicht aus, und in anderen Fällen bedarf man ihrer nicht, sondern findet die Lösung der Artbildung in anderweitigen natürlichen Bedingungen.“ Er erklärt auch, daß „alle Zwischenstufen, die auf den direkten Übergang von placentalosen zu placentalen Säugern mit Sicherheit schließen ließen, fehlen“ (p. 252); daß „wir hinsichtlich des Ursprunges der Säuger lediglich auf Vermutungen und Schlüsse angewiesen sind“ (p. 249); und er spricht von den wiederholten Mißerfolgen der Entwerfer von „hypothetischen Stammbäumen“, insbesondere von Haeckel, indes er ihre Versuche als wertvoll betrachtet (p. 231). Nichtsdestoweniger behauptet er (pp. 178, 179): „was wir mit der durch die Selektionstheorie begründeten Descendenzlehre gewinnen, . . . ist die Erkenntnis des Zusammenhanges der Organismen als blutsverwandte Wesen.“ Erkenntnis ist also angesichts der oben citierten Zugeständnisse gleichbedeutend mit bloßer Vermutung und Theorie? [4] Descendenzlehre und Darwinismus, p. 249. |