Die Typen der in Europa gefundenen Schädel sind, wie wohl bekannt, von zweierlei Art. Der orthognathe und der prognathe, oder der kaukasische und der negroide Typus - wie er sich jetzt nur unter den afrikanischen und den niederen wilden Stämmen findet. Professor Heer - welcher schließt, daß die Thatsachen der Botanik die Hypothese einer Atlantis notwendig machen - hat gezeigt, daß die Pflanzen der neolithischen Pfahlbauern vorwiegend afrikanischen Ursprungs sind. Wieso erscheinen diese Pflanzen in Europa, wenn kein früherer Vereinigungspunkt zwischen Europa und Afrika bestanden hat? Vor wieviel Jahrtausenden lebten die siebzehn Menschen, deren Skelette im Departement Haute Garonne ausgegraben wurden, in hockender Stellung nahe den Überresten eines Kohlenfeuers, mit einigen Amuletten und zerbrochenen Töpfen um sich, und in Gesellschaft des Ursus spelaeus, des Elephas primigenius, des Auerochsen (der von Cuvier als eine besondere Art betrachtet wird) und des Megaceros hibernicus - lauter antediluvianischer Säugetiere? Sicherlich müssen sie in einer sehr entfernten Epoche gelebt haben, aber in keiner, die uns hinter das Quarternär zurückbringt. Ein viel größeres Alter für den Menschen muß noch bewiesen werden. Dr. James Hunt, der verstorbene Präsident der anthropologischen Gesellschaft, setzte es auf neun Millionen Jahre an. Dieser Mann der Wissenschaft nähert sich auf jeden Fall einigermaßen unserer esoterischen Berechnung, wenn wir die Berechnung der ersten zwei halbmenschlichen, ätherischen Rassen, und der frühen Dritten Rasse außer Acht lassen. Es entsteht jedoch die Frage: wer waren diese paläolithischen Menschen der europäischen Quartärepoche? Waren sie Ureinwohner, oder waren sie das Ergebnis irgend einer Einwanderung, welche in die unbekannte Vergangenheit zurückdatiert? Die letztere ist die einzig haltbare Hypothese, da alle Gelehrten darin übereinstimmen, Europa aus der Reihe der möglichen „Wiegen der Menschheit“ zu streichen. Woher also strahlen die verschiedenen aufeinanderfolgenden Ströme der „ursprünglichen“ Menschen aus? Die frühesten paläolithischen
Menschen in Europa - über deren Ursprung die Ethnologie schweigt, und
deren bloße charakteristische Eigenschaften nur unvollkommen bekannt sind,
obwohl sich phantasievolle Schriftsteller wie Herr Grant Allen über dieselben
als „affenartige“ weitläufig auslassen - waren von rein atlantischem und
„afriko“-atlantischem Stamme.
[8] (Man muß sich vor Augen halten, daß zu dieser Zeit der atlantische
Kontinent selbst ein Traum der Vergangenheit war.) Das Europa in der Quartärzeit
war sehr verschieden von dem Europa von heute, da es damals nur in einem
Bildungsprozesse sich befand. Es war vereinigt mit Nordafrika - oder vielmehr
mit dem, was jetzt Nordafrika ist - durch eine Landenge, die quer über
die jetzige Straße von Gibraltar verlief - sodaß Nordafrika gewissermaßen
eine Ausdehnung des gegenwärtigen Spanien bildete, während ein weites
Meer das große Becken der Sahara erfüllte. Von der gewaltigen Atlantis,
deren Hauptmasse in der Miocänzeit versank, blieben nur Ruta und Daitya
und etwa einige verstreute Inseln übrig. Die atlantischen Beziehungen
der Vorväter [9] der paläolithischen
Höhlenmenschen sind nachgewiesen durch das Auftauchen von fossilen Schädeln
in Europa, welche sehr genau in den Typus der westindischen Kariben und
alten Peruanern zurückschlagen - ein Geheimnis fürwahr für alle jene,
die sich weigern, die „Hypothese“ eines früheren atlantischen Kontinents
zur Überbrückung des jetzigen Oceans gutzuheißen. Was sollen wir auch
aus der Thatsache machen, daß einerseits de Quatrefages auf jene „prächtige
Rasse“, die großen Höhlenmenschen von Cro-Magnon, und auf die Guanchen
der kanarischen Inseln als auf Repräsentanten eines einzigen Typus hinweist,
und andererseits Virchow auch die Basken mit den letzteren auf ähnliche
Weise in Verbindung bringt? Professor Retzius beweist unabhängig die Verwandtschaft
der eingeborenen amerikanischen langköpfigen Stämme mit ebendenselben
Guanachen. Die verschiedenen Glieder in der Beweiskette sind so sicher
aneinandergefügt. Scharen ähnlicher Thatsachen könnten beigebracht werden.
Was die afrikanischen Stämme anbelangt - die selber durch Klima und Bedingungen
abgeänderte, auseinandergehende Zweige von Atlantiern sind - so sind sie
nach Europa über die Halbinsel hinübergewandert, die das Mittelländische
Meer zu einem Inlandmeere machte. Viele von diesen europäischen Höhlenmenschen
waren schöne Rassen, wie z. B. die von Cro-Magnon. Aber, wie zu erwarten
war, existiert fast kein Fortschritt durch die gesamte Zeit, welche
von der Wissenschaft dem Zeitalter der behauenen Steine zuerkannt wird.
[10] Der cyklische abwärts gerichtete Anstoß lastet schwer
auf den also verpflanzten Stämmen - der Alp des Atlantischen Karmas liegt
auf ihnen. Schließlich macht der paläolithische Mensch seinem Nachfolger
Platz - und verschwindet fast vollständig vom Schauplatz. Professor André
Lefèvre fragt in diesem Zusammenhang: [8] „Woher sie [die alten Höhlenmenschen] kamen, können wir nicht sagen“ (Grant Allen). „Die paläolithischen Jäger des Sommethales hatten ihren Ursprung nicht in jenem ungastlichen Klima, sondern zogen nach Europa aus irgend einer freundlicheren Gegend ein.“ (Dr. Southall, Epoch of the Mammoth, p. 315). [9] Die reinen atlantischen Stämme - deren unmittelbare Nachkommen die großen quarternären Höhlenmenschen zum Teile waren - sind lange vor der Glacialperiode nach Europa eingewandert; thatsächlich bereits in der Pliocän- und Miocänzeit des Tertiärs. Die bearbeiteten miocänen Feuersteine von Thenay, und die von Professor Capellini in Italien entdeckten Spuren des pliocänen Menschen sind Beweise dieser Thatsache. Diese Besiedler waren Teile der einstmals glorreichen Rasse, deren Cyklus vom Eocän an sich auf abwärts gerichteter Stufenleiter bewegte. [10] Die von den alten Höhlenmenschen entwickelte künstlerische Geschicklichkeit macht die Hypothese, welche jene als Annäherungen an den Pithecanthropus alalus betrachtet - an jenes sehr mythische Haeckelsche Ungetüm - zu einer Absurdität, die keines Huxley oder Schmidt zu ihrer Bloßstellung bedarf. Wir sehen in ihrer Geschicklichkeit im Gravieren einen Schimmer atlantischer Kultur durch Atavismus wieder erscheinen. Man wird sich daran erinnern, daß Donelly die moderne europäische Civilisation als eine Renaissance der atlantischen betrachtet (Atlantis pp. 237-264). |