Wenn der Behauptung auf Grund
dessen entgegengetreten wird, daß die Wissenschaft nicht leugnet, daß
der Mensch seit außerordentlich alter Zeit auf Erden anwesend war, obwohl
jenes Altertum nicht bestimmt werden kann, da diese Anwesenheit durch
die Dauer der geologischen Perioden bedingt ist, deren Zeitalter nicht
festgestellt ist; wenn angeführt wird, daß die Gelehrten ganz entschieden
der Behauptung widersprechen, daß z. B. der Mensch den Tieren vorhergegangen
sei; oder daß die Civilisation aus der frühesten Eocänperiode datiert;
oder wiederum, daß jemals Riesen, dreiäugige und vierarmige und vierbeinige
Menschen, Androgyne, u. s. w. existiert haben - dann werden die Gegner
ihrerseits gefragt: „Wie wißt ihr das? Welchen Beweis habt ihr außer euren
persönlichen Hypothesen, von denen eine jede jeden Tag durch neue Entdeckungen
umgestoßen werden kann?“ Und diese zukünftigen Entdeckungen werden sicherlich
beweisen, daß, was immer auch dieser den Anthropologe bekannt frühere
Typus des Menschen dem Antlitz nach gewesen sein mag, dasselbe in keiner
Hinsicht äffisch war. Der Canstadt-Mensch und der Engis-Mensch
besaßen gleichermaßen wesentlich menschliche Eigenschaften. [8] Die Leute haben das fehlende Glied am falschen Ende der Kette
gesucht; und der Neanderthal-Mensch ist vor langer Zeit in die „Rumpelkammer
aller voreiligen Mißgriffe“ verabschiedet worden. Disraeli teilte den
Menschen in die Genossen der Affen und die der Engel. Hier werden Gründe
zu Gunsten einer „Engeltheorie“ gegeben - wie sie die Christen nennen
würden, da sie zum mindesten auf einige Menschenrassen anwendbar ist.
Auf alle Fälle konnte selbst dann, wenn man annimmt, daß der Mensch erst
seit der miocänen Periode existiert, die Menschen im ganzen nicht aus
den elenden Wilden des paläolithischen Zeitalters bestehen, wie sie jetzt
von den Gelehrten dargestellt werden. Alles, was sie sagen, ist bloß willkürliche
spekulative Vermutung, von ihnen erfunden, um ihren eigenen phantastischen
Theorien zu entsprechen und sich denselben einzufügen. Überlieferungen, deren Spuren in Mexiko, in Centralamerika, in Peru und in Bolivia wiederkehren, weisen auf die Idee, daß der Mensch in diesen verschiedenen Ländern zur Zeit der riesigen Hebung der Anden existierte, und daß er die Erinnerung daran behalten hat – bis herab zu den spätesten Paläontologen und Anthropologen steht die Mehrheit der Männer der Wissenschaft gerade auf Seite eines so hohen Alters. Inbetreff Peru - ist irgend ein befriedigender Versuch gemacht worden, die Ethnologischen Verwandtschaften und Eigentümlichkeiten der Rasse zu bestimmen, welche jene cyklopischen Gebäude aufrichtete, deren Ruinen die Überreste einer großen Civilisation zur Schau stellen? Zu Cuelap z. B. findet man solche, bestehend - Aus einem Wall von bearbeiteten Steinen, 3600 Fuß lang, 560 Fuß breit, und 150 Fuß hoch, welcher eine feste Masse mit einer ebenen Krone bildet. Auf dieser Masse befand sich eine andere, 600 Fuß lang, 500 Fuß breit, und 150 Fuß hoch, was zusammen eine Höhe von 300 Fuß ausmacht. Darinnen waren Räume und Zellen. [10] Eine höchst bedeutsame Thatsache ist die überraschende Ähnlichkeit zwischen der Architektur dieser Kolossalgebäude und jener der archaischen europäischen Nationen. Herr Fergusson betrachtet die Analogien zwischen den Ruinen der „Inka“ Civilisation und den cyklopischen Überresten der Pelasger in Italien und Griechenland als ein Zusammentreffen - das bemerkenswerteste in der Geschichte der Architektur . . . . Es ist schwer, der Schlußfolgerung zu widerstehen, daß irgend eine Beziehung zwischen ihnen sein mag. Diese „Beziehung“ wird einfach
erklärt durch die Herleitung der Stämme, welche diese Gebäude ersannen,
aus einem gemeinsamen Centrum auf einen atlantischen Kontinent. Nur die
Annahme des letzteren kann uns zur Annäherung an eine Lösung dieses und
ähnlicher Probleme in nahezu jedem Zweige der modernen Wissenschaft verhelfen. Die so lange bestrittene Wahrheit der Gleichzeitigkeit des Menschen mit den großen ausgestorbenen Arten [elephas primigenius, rhinoceros tichorrhinus, hyaena spelaea, ursus spelaeus u. s. w.] scheint mir hinfort unerschütterlich und von der Wissenschaft endgiltig erobert zu sein. [11] Es ist anderwärts gezeigt, daß dies auch die Ansicht de Quatrefages´ ist. Er sagt: Der Mensch hat aller Wahrscheinlichkeit nach die Miocänzeit [12] und infolge dessen die ganze pliocäne Epoche gesehen. Giebt es irgend welche Gründe zu glauben, daß seine Spuren noch weiter zurück werden gefunden werden? . . . . Er kann dann gleichzeitig mit den frühesten Säugetieren gewesen sein, und bis in die Sekundärperiode zurückreichen. [13] [8] Siehe de Quatrefages und Hamy, Schädel der Menschenrassen (franz.). [9] Haeckel´s „Menschen-Affe“ der Miocänperiode ist der Traum eines Monomanen, den de Quatrefages (a. a. O., pp. 105-113) geschickt abgethan hat. Es ist nicht klar, warum die Welt die Nachtarbeiten eines psychophoben Materialisten - dessen Theorie nur angenommen werden kann, wenn man gläubig verschiedene der Wissenschaft oder Natur unbekannte Tiere annimmt, z. B. die Sozura, jenes Amphibium, welches niemals irgendwo anders als in der Einbildung Haeckels existiert hat - eher annehmen solle, als die Überlieferungen des Altertums. [10] Aber man sehe die Menge von Beweismaterial, welches von Donnelly gesammelt wurde, um zu zeigen, daß die peruanische Kolonie ein Zweig der Atlantier war. [11] Cavernes de Périgord, p. 35. [12] Der scharfsinnige Verfasser von Atlantis, the Ante-diluvian World, giebt bei der Besprechung der verschiedenen griechischen und römischen Einrichtungen seiner Überzeugung Ausdruck, „daß die Wurzeln der heutigen Einrichtungen bis ins Miocän zurückreichen.“ Jawohl, und noch weiter, wie bereits festgestellt. [13] The Human Species (eng. Übers.), p. 152. |