Ägypten ist viel älter als Europa, wie es jetzt auf der Landkarte gezeichnet ist. Atlanto-ârische Stämme begannen sich darauf niederzulassen, als die britischen Inseln [14] und Frankreich noch nicht einmal existierten. Es ist wohl bekannt, daß „die Zunge des ägyptischen Meeres“, oder das Delta von Unterägypten nur sehr allmählich festes Land wurde, und auf die Hochlande von Abyssinien folgte; ungleich dem letzteren, welches sich, vergleichsweise gesprochen, plötzlich erhob, wurde es sehr langsam gebildet, durch lange Zeitalter, durch aufeinanderfolgende Schichten von Meeresschlamm und von Schlamm, der jährlich aus der durch einen großen Strom, den gegenwärtigen Nil, herabgeführten Erde abgelagert wurde. Aber selbst das Delta ist als ein festes und fruchtbares Land auch mehr als 100,000 Jahre bewohnt worden. Spätere Stämme, mit noch mehr ârischem Blut in sich als ihre Vorgänger, kamen aus dem Osten an, und eroberten es von einem Volke, von dem sogar der Name für die Nachwelt, ausgenommen in den Geheimen Büchern, verloren ist. Diese natürliche Schlammbarriere, die langsam und sicher jedes Boot verschlang, welches sich jenen ungastlichen Ufern näherte, war bis innerhalb einiger Jahrtausende v. Chr. die beste Schutzwache der späteren Ägypter, welche es fertig gebracht hatten, dahin über Arabien, Abyssiniern und Nubien zu gelangen, angeführt von Manu Vînâ zur Zeit des Vishvâmitra. [15]
So einleuchtend wird das hohe Alter des Menschen mit jedem Tage, daß sogar die Kirche sich auf eine ehrenvolle Übergabe und Rückzug vorbereitet. Der gelehrte Abbé Fabre, Professor an der Sorbonne, hat kategorisch erklärt, daß die vorgeschichtliche Paläontologie und Archäologie, ohne irgendwie den Schriften zu schaden, soviel Spuren des voradamischen Menschen in den tertiären Schichten entdecken können, als sie wollen.

Indem sie alle Schöpfungen, welche der vorletzten Sintflut (jener, welche nach dem Abbé das Diluvium hervorbrachte) vorangingen, außer Acht läßt, stellt es die biblische Offenbarung uns frei, das Vorhandensein des Menschen im alten Diluvium, im Pliocän, und selbst in den eocänen Schichten zuzugeben. Anderseits stimmen jedoch nicht alle Geologen darin überein, die Menschen, welche die Kugel in jenen ursprünglichen Zeitaltern bewohnten, als unsere Vorfahren zu betrachten. [16]

Der Tag, an welchem die Kirche finden wird, daß ihre einzige Rettung in der occulten Auslegung der Bibel liegt, mag nicht so fern sein, als einige sich vorstellen. Bereits ist so mancher Abbé und Geistliche ein eifriger Kabbalist geworden, und ebenso viele erscheinen öffentlich auf dem Kampfplatze, und brechen mit Theosophen und Occultisten eine Lanze in der Unterstützung der metaphysischen Auslegung der Bibel. Aber sie beginnen zu ihrem Unglück am falschen Ende. Wir raten ihnen, bevor sie über das metaphysische in ihren Schriften zu spekulieren beginnen, zuerst das zu studieren und beherrschen, was sich auf das rein physische bezieht - z. B. seine Hinweise auf Geologie und Ethnologie. Denn solche Anspielungen auf die siebenfältige Konstitution der Erde und des Menschen, auf die sieben Runden und Rassen, sind sowohl im neuen, als auch im alten Testament im Überfluß vorhanden und ebenso sichtbar, wie die Sonne am Himmel, für denjenigen, welche beide symbolisch liest. Auf was beziehen sich die Gesetze im Kapitel XXIII des Leviticus. Was ist der philosophische Grund für alle derartigen wöchentlichen Opfer und symbolischen Berechnungen wie:

Darnach sollt Ihr zählen vom Tage nach dem Sabbath, da ihr die Webegarbe brachtet, sieben ganze Wochen . . . . Und sollt herzu bringen neben eurem Brot sieben jährige Lämmer ohne Wandel u. s. w. [17]

Man wird uns ohne Zweifel widersprechen, wenn wir sagen, daß alle diese „Webe-“ und „Friedens“-Garben zur Erinnerung an die sieben „Sabbathe“ der Mysterien dienten. Diese Sabbathe sind sieben Pralayas zwischen sieben Manvantaras, oder was wir Runden nennen; denn „Sabbath“ ist ein dehnbares Wort, das eine Ruheperiode von beliebiger Natur bedeutet, wie anderwärts erklärt. und wenn dies nicht hinlänglich überzeugend ist, dann können wir uns dem Verse zuwenden, welcher hinzufügt:

Bis an den Tag nach dem siebenten Sabbath, nämlich fünfzig Tage [neunundvierzig, 7>< 7, Stadien der Thätigkeit, und neunundvierzig Stadien der Ruhe; auf den sieben Kugeln der Kette, und dann kommt die Ruhe des Sabbath, des fünfzigsten] sollt ihr zählen, und neu Speiseopfer dem Herrn opfern. [18]


[14] Wie wir sie kennen, jedoch. Denn die Geologie beweist nicht nur, daß die britischen Inseln viermal versenkt und wieder erhoben wurden, sondern auch, daß die Meerenge zwischen ihnen und Europa in einer früheren entfernten Epoche trockenes Land war.

[15] Siehe in Isis Unveiled (I. 627), was Kullûka Bhatta sagt.

[16] Les Origins de la Terre et de l´Homme, p. 454. Hierzu drückt Prof. N. Joly, aus Toulouse, welcher also den Abbé in seinem Menschen vor den Metallen citiert, die Hoffnung aus, daß Herr Fabre ihm gestatten wird, „mit ihm über diesen letzten Punkt verschiedener Meinung zu sein“ (p. 186 [engl.]). Dasselbe thun die Occultisten; denn obwohl sie eine große Verschiedenheit in der Physiologie und äußeren Erscheinung der bisher entwickelten fünf Rassen behaupten, halten sie doch daran fest, daß das gegenwärtige Menschengeschlecht von einem und demselben ursprünglichen Stamm abgestammt ist, evolviert aus den Göttlichen Menschen - unsern gemeinsamen Ahnen und Erzeugern.

[17] a. a. O., 15, 18.

[18] Ebenda, 16.