A.
EINIGE ANGABEN ÜBER DIE HEILIGEN INSELN UND KONTINENTE IN DEN KLASSIKERN, ESOTERISCH ERKLÄRT.

All das Vorhergehende war Plato und vielen andern bekannt. Aber da kein Initiierter das Recht hatte, alles, was er wußte, zu veröffentlichen und zu verkünden, erhielt die Nachwelt nur Andeutungen. In dem Bestreben, mehr als Ethiker zu unterrichten, denn als Geograph und Ethnolog oder Historiker, verschmolz der griechische Philosoph die Geschichte der Atlantis, die sich über verschiedenen Millionen von Jahren erstreckte, in ein einziges Ereignis, welches er auf eine verhältnismäßig kleine Insel verlegte, die 3000 Stadien lang und 2000 breit war (oder ungefähr 350 engl. Meilen zu 200, was ungefähr die Größe von Irland ist); während die Priester von der Atlantis als von einem Kontinente sprachen, so groß wie „ganz Asien und Lybien“ zusammengenommen. [47] Aber Platos Erzählung trägt, wie sehr sie auch in ihrem allgemeinen Aspekt verändert ist, den Stempel der Wahrheit in sich. [48] Auf jeden Fall hatte nicht er sie erfunden, nachdem Homer, welcher ihm um viele Jahrhunderte voranging, in seiner Odyssee von den Atlantes spricht - welche unsere Atlantier waren - und von ihrer Insel. Deshalb war die Überlieferung älter als der Sänger des Ulysses. Die Atlanten und die Atlantiden der Mythologie beruhen auf den Atlanten und den Atlantiden der Geschichte. Sowohl Sanchuniathon, als auch Diodor haben die Geschichten jener Helden und Heldinnen aufbewahrt, wie sehr auch ihre Berichte mit dem mythischen Element vermischt worden sein mögen.

In unserer Zeit bemerken wir die außerordentliche Thatsache, daß solche verhältnismäßig neue Persönlichkeiten, wie Shakespeare und Wilhelm Tell beinahe geleugnet werden, indem versucht wird, zu zeigen, daß der eine ein schriftstellerischer Deckname, und der andere eine Person war, die niemals existierte. Was Wunder daher, daß die zwei mächtigen Rassen - die Lemurier und die Atlantier - im Laufe der Zeit mit ein paar halbmythischen Völkern verschmolzen und identifiziert wurden, welche alle denselben Geschlechtsnamen trugen.


[47] Kritias.

[48] Platos Wahrhaftigkeit ist sogar von so freundlichen Kritikern, wie Professor Jowett, so ungerechtfertigt in Zweifel gezogen worden, wenn die Geschichte der Atlantis erörtert wurde, daß es am Platze scheint, das Zeugnis eines Sonderforschers über diesen Gegenstand anzuführen. Es ist hinreichend, um bloße litterarische Krittler in eine sehr lächerliche Lage zu bringen:
„Wenn unsere Kenntnis von der Atlantis gründlicher sein würde, so würde es ohne Zweifel sichtbar werden, daß in jedem Falle, worin das Volk von Europa mit dem Volke von Amerika übereinstimmt, beide in Übereinstimmung mit dem Volke der Atlantis waren. . . . Es wird ersichtlich sein, daß wir in jedem Falle, wo Plato uns irgend eine Nachricht über die Atlantis giebt, diese Übereinstimmung bestehend finden. Sie bestand in der Baukunst, Schiffahrt, Gravierkunst, Schrift, in einer eingesetzten Priesterschaft, in der Art der Verehrung, des Ackerbaues, und des Baues von Straßen und Kanälen; und es ist vernünftig, anzunehmen, daß dieselbe Übereinstimmung sich bis auf alle kleineren Einzelheiten herab erstreckte.“ (Donnelly,  Atlantis, p. 164. Vierundzwanzigste Aufl.)