Und hier muß eine kurze Abschweifung gestattet und entschuldigt werden. Infolge der letzten gelehrten Hervorbringung des Herrn Gladstone im Nineteenth Century, „die größeren Götter des Olympos“, sind die Ideen des großen Publikums über griechische Mythologie noch weiter erkehrt und beeinflußt worden. Dem Homer wird ein innerer Gedanke zugeschrieben, welcher von Herrn Gladstone als „der wahre Schlüssel zur homerischen Vorstellung“ betrachtet wird, während dieser „Schlüssel“ bloß eine „Maske“ ist. [Poseidon] ist in der That wesentlich von der Erde irdisch . . . stark und anmaßend, sinnlich und außerordentlich eifersüchtig und rachsüchtig - aber das ist deshalb, weil er den Geist der Vierten Wurzelrasse symbolisiert, der Beherrscher der Meere, jener Rasse, welche über der Fläche der Meere lebt, [63] welche besteht aus den Riesen, den Kindern des Eurymedon, des Geschlechtes, welches der Vater des Titanen Polyphem und der einäugigen Cyklopen ist. Wenn auch Zeus über die Vierte Rasse regiert, so ist es Poseidon, welcher herrscht, und welcher der wahre Schlüssel ist zu der Dreiheit der kronidischen Brüder, und zu unsern menschlichen Rassen. Poseidon und Nereus sind eins; der erstere der Beherrscher oder Geist der Atlantis vor dem Anfange ihres Versinkens, der letztere nachher. Neptun ist die titanische Stärke der lebendigen Rasse, Nereus ihr Geist reinkarniert in der folgenden Fünften oder ârischen Rasse; und das hat der griechische Gelehrte von England bis jetzt noch nicht entdeckt, oder auch nur dunkel empfunden. Und doch macht er viele Beobachtungen über die „Künstlichkeit“ Homers, welche niemals den Nereus nennt, zu dessen Bezeichnung wir nur durch den Geschlechtsnamen der Nereiden gelangen! Somit ist es die Neigung auch der gelehrtesten Hellenisten, ihre Spekulationen auf die exoterischen Bilder der Mythologie zu beschränken und ihre innere Bedeutung aus dem Auge zu verlieren; und ein bemerkenswertes Beispiel dafür ist der Fall des Herrn Gladstone, wie wir gezeigt haben. Während er beinahe die hervorragendste Gestalt unseres Zeitalters als Staatsmann ist, ist er zu gleicher Zeit einer der gebildesten Gelehrten, die England hervorgebracht hat. Die griechische Litteratur ist das Lieblingsstudium seines Lebens gewesen, und er hat mitten im Gewirre der öffentlichen Angelegenheiten Zeit gefunden, die zeitgenössische Litteratur mit Beiträgen zur griechischen Gelehrsamkeit zu bereichern, welche seinen Namen durch die kommenden Generationen hindurch berühmt machen werden. Zur selben Zeit kann die Schreiberin des vorliegenden als seine aufrichtige Bewunderin nur ein tiefes Bedauern fühlen, daß die Nachwelt, während sie seine tiefe Gelehrsamkeit und glänzende Bildung anerkennen wird, dennoch in dem größeren Lichte, welches dann auf die ganze Frage der Symbolik und Mythologie scheinen muß, das Urteil fällen wird, daß es ihm nicht gelungen ist, den Geist des religiösen Systems zu erfassen, welches er so oft vom dogmatisch christlichen Standpunkt kritisiert hat. An jenem zukünftigen Tage wird man wahrnehmen, daß der esoterische Schlüssel zu den Geheimnissen der christlichen sowohl, als auch der griechischen Theogonie und Wissenschaft die Geheimlehre der vorgeschichtlichen Nationen ist, welche er mit andern zusammen geleugnet hat. Jene Lehre allein kann die Verwandtschaft aller menschlichen religiösen Spekulationen oder selbst sogenannten „Offenbarungen“ aufzeigen, und sie ist die Lehre, welche den Geist des Lebens in die laienhaften Figuren auf den Bergen Meru, Olymp, Walhalla oder Sinai eingießt. Wenn Herr Gladstone ein jüngerer Mann wäre, so könnten seine Bewunderer hoffen, daß seine gelehrten Studien durch die Entdeckung dieser am Grunde liegenden Wahrheit gekrönt werden. In Wirklichkeit verschwendet er aber die goldenen Stunden seiner zur Neige gehenden Jahre in nutzlosen Disputationen mit jenem gigantischen Freidenker, Oberst Ingersoll, wobei jeder mit den Waffen exoterischer Natur kämpft, die den Arsenalen unwissender buchstäblicher Auslegung entnommen sind. Diese beiden großen Streitgegner sind gleichermaßen blind gegen die wahre esoterische Bedeutung der Texte, welche sie einander gleich Eisenkugeln an die Köpfe schleudern, während die Welt allein durch solche Streitigkeiten leidet; indem der eine die Reihen des Materialismus verstärken hilft, und der andere jene des blinden Sektirertums des toten Buchstabens. Und nun können wir wiederum zu unserm unmittelbaren Gegenstand zurückkehren. [63] Ilias, XXIV. 79. |