13. SIE [13] GINGEN EIN JEDER IN SEIN ZUGEWIESENES LAND: SIEBEN VON IHNEN, EIN JEDER AN SEINE STELLE. DIE HERREN DER FLAMME BLEIBEN ZURÜCK. SIE WOLLTEN NICHT GEHEN, SIE WOLLTEN NICHT SCHAFFEN.

Die geheimen Lehren zeigen, daß die göttlichen Vorfahren die Menschen auf sieben Teilen der Kugel erschufen, „ein jeder an seiner Stelle“ – d. i. ein jeder eine äußerlich und innerlich verschiedene Rasse von Menschen, und in verschiedenen Zonen. Diese polygenetische Behauptung wird anderwärts betrachtet, in Strophe VII. Aber wer sind „Sie“, welche erschaffen, und die „Herren der Flamme“, „welche nicht erschaffen wollten“? Der Occultismus teilt die „Schöpfer“ in zwölf Klassen; von welchen vier „Befreiung“ erlangt haben bis zum Ende des „großen Zeitalters“, die fünfte ist daran, sie zu erreichen, aber bleibt noch thätig auf den intellektuellen Ebenen, während die sieben noch unter unmittelbarem karmischen Gesetz stehen. Diese letzteren wirken auf den menschentragenden Globen unserer Kette.
Die exoterischen indischen Bücher erwähnen sieben Klassen von Pitris, und unter diesen zwei verschiedene Arten von Vorfahren oder Ahnen: die Barhishad und die Agnishvâtta; oder jene, welche im Besitze des „heiligen Feuers“ sind, und jene, welche desselben entbehren. Der indische Ritualismus scheint sie mit Opferfeuern in Zusammenhang zu bringen, und mit Grihastha Brâhmanen in früheren Inkarnationen; mit jenen, welche ihre hausväterlichen heiligen Feuer in ihren früheren Geburten unterhalten haben, wie sie wollten, und mit jenen, welche dies nicht gethan. Die Unterscheidung ist, wie gesagt, aus den Veden hergeleitet. Die erste und höchste Klasse (esoterisch), die Agnishvâtta, werden in der exoterischen Allegorie als Grihastha oder brâhmanische Hausväter dargestellt, welche dadurch, daß sie in ihren vergangenen Geburten in anderen Manvantaras es unterlassen hatten, ihre häuslichen Feuer zu unterhalten und Brandopfer darzubringen, jeden Anspruch darauf verloren hatten, daß ihnen Darbringungen mit Feuer gewidmet werden. Hingegen werden die Barhishad, welche Brâhmanen sind, die ihre hausväterlichen heiligen Feuer unterhalten haben, bis zum heutigen Tage so verehrt. Somit werden die Agnishvâtta als das Feuer entbehrend, und die Barhishad als im Besitze desselben befindlich dargestellt.
Aber die esoterische Philosophie erklärt die ursprünglichen Eigenschaften als durch den Unterschied zwischen den Naturen der beiden Klassen veranlaßt: die Agnishvâtta Pitris entbehren des „Feuers“, d. i. des Zeugungstriebes, weil sie zu göttlich und rein sind; indessen die Barhishad, welche die mit der Erde enger verknüpften Mondgeister sind, die schöpferischen Elohim der Form oder des Adams von Staub sind.
Die Allegorie sagt, daß Sanandana und andere Vedhas, die Söhne des Brahmâ, seine ersten Nachkommenschaft:

ohne Begierde oder Leidenschaft waren, durchdrungen von heiliger Weisheit, dem Weltalle entfremdet und ohne Begierde nach Nachkommenschaft. [14]

Das ist es auch, was in dem Shloka gemeint ist mit den Worten: „sie wollten nicht schaffen“, und wird wie folgt erklärt: „die ursprünglichen Ausstrahlungen aus der schöpferischen Kraft sind der Unbedingten Ursache zu nahe. Sie sind einen Übergang bildende und verborgene Kräfte, welche sich erst den nächsten und den darauf folgenden Abstufungen entwickeln werden.“
Dies macht es klar. Daher heißt es, daß Brahmâ Zorn empfunden habe, als er sah, daß jene

verkörperten Geister hervorgebracht aus seinen Gliedern (gâtra), sich nicht vermehren wollten.

Hierauf, in der Allegorie, erschafft er weitere sieben aus der Seele geborene Söhne, [15] nämlich Marichi, Atri, Angiras, Pulastya, Pulaha, Kratu und Vasishtha, welcher letztere oft ersetzt ist durch Daksha, den fruchtbarsten unter den Schöpfern. In den meisten texten werden diese sieben Söhne des Vaishtha-Daksha die Sieben Rishis den dritten Manvantara genannt; das letztere bezieht sich sowohl auf die dritte Runde, als auch auf die dritte Wurzelrasse und ihre Zweigrassen in der vierten Runde. Diese sind alle die Schöpfer, der verschiedenen Wesen auf dieser Erde, die Prajâpati, und zur selben Zeit erscheinen sie als verschiedenartige Reinkarnationen in den früheren Manvantaras oder Rassen.


[13] Die Mondgötter.

[14] Vishnu Purâna, I. VII., Wilson´s Übers., I. 101.

[15] Siehe Mahâbhârata, Mokshadharma Parvan.