Griechenland hatte seinen hyperboräischen ebensowohl wie seinen südlichen Apollo. Somit sind nahezu alle Götter von Ägypten, Griechenland und Phönizien, ebensowohl wie jene aus andern Pantheons nördlicher Herkunft und haben ihren Ursprung in Lemurien, gegen den Schluß der Dritten Rasse, nachdem ihre volle physische und physiologische Entwicklung vollendet war. [67] Alle „Fabeln“ Griechenlands würden sich auf geschichtliche aufgebaut erweisen, wenn jene Geschichte nur rein von Mythen auf die Nachwelt gekommen wäre. Die „einäugigen“ Cyklopen, die Giganten, die der Fabel nach die Söhne des Coelus und der Terra waren - drei an der Zahl, nach Hesiod - waren die letzten drei Unterrassen der Lemurier, wobei das „eine Auge“ sich auf das Weisheitsauge bezog; [68] denn die zwei Stirnaugen wurden als physische Organe vollständig erst am Anfange der Vierten Rasse entwickelt. Die Allegorie vom Ulysses, dessen Gefährten verschlungen wurden, während der König von Ithaka selbst dadurch gerettet wurde, daß er das Auge des Polyphem durch einen Feuerbrand austilgte, ist auf die psycho-physiologische Verkümmerung des „dritten Auges“ begründet. Ulysses gehört dem Kreise der Heroen der Vierten Rasse an, und muß, obwohl ein „Weiser“ in den Augen der letzteren, doch nach der Ansicht der pastoralen Cyklopen ein Ruchloser gewesen sein. [69] Sein Abenteuer mit den Cyklopen - einem wilden Riesengeschlechte, dem Gegensatze der gebildeten Gesittung in der Odyssee ist ein allegorischer Bericht von dem allmählichen Übergange der cyklopischen Civilisation des Steins und der Kolossalbauten zu der mehr sinnlichen und körperlichen Kultur der Atlantier, welcher schließlich den Rest der Dritten Rasse ihr alles durchdringendes geistiges Auge verlieren ließ. Die andere Allegorie, welche Apollo die Cyklopen töten läßt, um den Tod seines Sohnes Asklepios zu rächen, bezieht sich nicht auf die drei Unterrassen, welche durch die drei Söhne von Himmel und Erde repräsentiert sind, sondern auf die hyperboräischen Arimaspischen Cyklopen, die letzten der mit dem „Weisheitsauge“ begabten Rasse. Die ersteren haben Überreste ihrer Gebäude überall zurückgelassen, um Süden ebensosehr wie im Norden; die letzteren waren bloß auf den Norden beschränkt. Also tötete sie Apollo - vorzugsweise der Gott der Seher, dessen Pflicht es ist, Entweihung zu bestrafen - wobei seine Pfeile die wilden und tödlichen menschlichen Leidenschaften repräsentieren - und verbarg seinen Pfeil hinter einem Berge in den hyperboräischen Regionen. [70] Kosmisch und astronomisch ist dieser hyperboräische Gott die personifizierte Sonne, welche während des Verlaufes eines siderischen Jahres - 25 868 Jahre - die Klimate auf der Erdoberfläche verändert, indem sie kalte Gegenden aus tropischen macht, und umgekehrt. Psychisch und geistig ist seine Bedeutung viel wichtiger. Wie Herr Gladstone in seinen „Größeren Göttern des Olymps“ treffend bemerkt: Die Eigenschaften des Apollo (zusammen mit jenen der Athenê) sind unmöglich zu erklären, ohne auf Quellen zurückzugehen, welche jenseits des Bereiches der zumeist zur Erklärung der griechischen Mythologie erforschten Überlieferungen liegen. [71] Die Geschichte der Latona (Leto), der Mutter Apollos, ist übervoll an verschiedenen Bedeutungen. Astronomisch ist Latona die Polarregion und die Nacht, welche die Sonne, Apollo, Phoebus u. s. w. hervorbringt. Sie ist geboren in den hyperboräischen Ländern, wo alle Bewohner Priester ihres Sohnes waren, welche seine Wiederauferstehung und sein Herabsteigen zu ihrem Lande alle neunzehn Jahre bei der Erneuerung des Mondcyklus feierten. [72] Latona ist der Hyperboräische Kontinent, und seine Rasse - geologisch. [73] Wenn die astronomische Bedeutung der geistigen und göttlichen Platz macht - wie Apollo und Athene sich in die Gestalt von „Vögeln“, das Symbol und die Glyphe der höheren Gottheiten und Engel, verwandeln - so nimmt der helle Gott göttliche schöpferische Kräfte an. Apollo wird die Personifikation der Seherschaft, wenn er das astrale Doppelbild des Aeneas auf das Schlachtfeld sendet [74] , und hat die Gabe, seinen Sehern zu erscheinen, ohne anderen anwesenden Personen sichtbar zu sein [75] eine Gabe jedoch, die von jedem Adepten geteilt wird. [67] Die Hyperboräer, jetzt als mythisch betrachtet, werden beschrieben (Herod., IV. 33-35; Pausanias, I. 31, 32; V. 7, 8; X. 5, 7, 8) als die geliebten Priester und Diener der Götter, und insbesondere des Apollo. [68] Die Cyklopen sind nicht die einzigen „einäugigen“ Repräsentanten in der Überlieferung. Die Arimaspen waren ein skythisches Volk, und auch ihnen wurde nur ein Auge zugeschrieben. (Géographic Ancienne, II. 321.) Sie waren es, die von Apollo mit seinen Pfeilen vernichtet wurden. [69] Ulysses erlitt Schiffbruch an der Insel Aeaea, wo Kirke alle seine Gefährten in Schweine verwandelte wegen ihrer Lüsternheit; und darnach wurde er nach Ogygia verschlagen, der Insel der Kalypso, wo er etwa sieben Jahre mit der Nymphe in unerlaubter Verbindung lebte. Nun war Kalypso eine Tochter des Atlas (Odyss., XII), und alle traditionellen alten Versionen sagen, wenn sie von der Inseln Ogygia sprechen, daß sie sehr weit entfernt von Griechenland, und gerade in der Mitte des Ozeans war; somit identifizieren sie dieselbe mit der Atlantis. [70] Hygin., Astronom. post., II. 15. [71] Nineteenth Century, Juli 1887. [72] Diod. Sic., II. 307. [73] Um einen Unterschied zwischen Lemurien und Atlantis zu machen, bezeichneten die alten Schriftsteller die letztere als die Nördliche oder Hyperboräische Atlantis, und das erstere als die Südliche. So sagt Apollodor (Mythologie, Buch II): „Die von Herkules davongetragenen goldenen Äpfel sind nicht, wie einige glauben, in Lybien; sie sind auf der Hyperboräischen Atlantis.“ Die Griechen naturalisierten alle Götter, die sie entlehnten, und machten aus ihnen Hellenen, und die Modernen haben ihnen geholfen. So haben auch die Mythologen versucht, aus dem Eridanus den Fluß Po in Italien zu machen. Im Mythos des Phaeton heißt es, daß bei seinem Tode seine Schwestern heiße Thränen vergossen, welche in den Eridanus fielen und in Bernstein verwandelt wurden! Nun wird Bernstein nur in den nördlichen Meeren gefunden, in der Ostsee. Phaeton, der seinen Tod findet, während er Wärme zu den erfrorenen Sternen der nördlichen Regionen trägt, am Pole den vor Kälte erstarrten Drachen weckt, und in den Eridanus hinabgeschleudert wird, ist eine Allegorie, die sich unmittelbar auf die Veränderungen des Klimas in jenen fernen Zeiten bezieht, da die Polarländer aus einer kalten Zone zu einem Lande mit einem gemäßigten und warmen Klima geworden waren. Daß der Usurpator der Funktionen der Sonne, Phaeton, durch Jupiters Donnerkeil in den Eridanus gestürzt wird, ist eine Anspielung auf die zweite Veränderung, welche in jenen Gegenden stattfand, als neuerdings das Land, wo „Magnolia blühte“, zu dem öden abstoßenden Lande des fernsten Nordens und des ewigen Eises wurde. Die Allegorie umfaßt die Ereignisse von zwei Pralayas; und sollte, wenn sie recht verstanden würde, ein Beweis für das außerordentliche Alter der Menschengeschlechter sein. [74] Ilias, XVII. 431-453. [75] Ebenda, 322-336. |