Die Insel Delos, die Asterie der griechischen Mythologie, war niemals in Griechenland, denn dieses Land war zu jener Zeit noch nicht im Dasein, nicht einmal in seiner Molekularform. Verschiedene Schriftsteller haben gezeigt, daß sie ein Land oder eine Insel repräsentierte, viel größer als die kleinen Landflecken, welche Griechenland wurden. Sowohl Plinius, als auch Diodorus Siculus versetzen sie in die nördlichen Meere. Der eine nennt sie Basilea, oder die „Königliche“ [86] ; der andere, Plinius, nennt sie Osericta [87] , ein Wort, welches nach Rudbeck [88] ,

in den nördlichen Sprachen eine Bedeutung hatte, soviel wie die Insel der Göttlichen Könige oder Gottkönige -

oder wiederum die „Königliche Insel der Götter“, weil die Götter dort geboren waren, d. i. die Göttlichen Dynastien der Könige der Atlantis gingen aus jenem Orte hervor. Die Geographen und Geologen mögen darnach unter jener Inselgruppe suchen, welche von Nordenskiöld auf seiner „Vega“-Reise in den arktischen Regionen entdeckt wurde. [89] Die Geheimen Bücher teilen uns mit, daß sich das Klima in jenen Gegenden mehr als einmal geändert hat, seitdem die ersten Menschen jene nunmehr fast unzugänglichen Breiten bewohnten. Diese waren ein Paradies, bevor sie eine Hölle wurden; der dunkle Hades der Griechen, und das kalte Schattenreich, wo die skandinavische Hel, die Göttin und Königin des Totenlandes, „herrscht tief unten in Helheim und Niflheim“. Und doch war sie der Geburtsort des Apollo, welcher der lichteste der Götter war, am Himmel - astronomisch - so wie er der erleuchteste der Göttlichen Könige war, welche über die frühen Nationen herrschten, in seiner menschlichen Bedeutung. Die letztere Thatsache wird in der Ilias bestätigt, wo es von Apollo heißt, daß er viermal in seiner eigenen Form (als Gott der vier Rassen) erschien, und sechsmal in menschlicher Form [90] d. i. im Zusammenhang mit den göttlichen Dynastien der frühern ungetrennten Lemurier.

Jene frühen geheimnisvollen Völker, ihre Länder - welche jetzt unbewohnbar geworden sind - sowie auch der Name, welcher einerseits dem toten, andererseits dem lebenden „Menschen“ gegeben wurde, haben den unwissenden Kirchenvätern Gelegenheit gegeben, eine Hölle zu erfinden, welche sie aus einer frostigen Örtlichkeit in eine brennende verwandelt haben. [91]

Es ist natürlich einleuchtend, daß weder die Hyperboräer, noch die Kimmerier, die Arimaspen, noch auch die Skythen - welche den Griechen bekannt waren und mit ihnen verkehrten - unsere Atlantier waren. Aber sie waren alle die Abkömmlinge ihrer letzten Unterrassen. Die Pelasger waren sicherlich eine von den Wurzelrassen des zukünftigen Griechenlands, und waren ein Überrest einer Unterrasse der Atlantis. Plato deutet ein Gleiches an, wo er von den letzteren spricht, deren Name, wie behauptet wird, von pelagos, dem „großen Meere“ herkam. Noahs Sintflut ist astronomisch und allegorisch, aber sie ist nicht mythisch, denn die Geschichte beruht auf derselben Überlieferung von Menschen - oder vielmehr von Nationen - welche während der Umwälzung in Kanoes, Archen, und Schiffen gerettet wurden. Niemand würde es wagen, zu behaupten, daß der chaldäische Xisuthrus, der indische Vaivasvata, der chinesische Peirun - der „Liebling der Götter“, welche ihn aus der Flut in einem Kanoe retteten - oder der schwedische Belgamer, für den die Götter dasselbe im Norden thaten, alle als Persönlichkeiten identisch. Aber ihre Legenden sind alle aus der Katastrophe entsprungen, welche sowohl den Kontinent, als auch die Insel der Atlantis umfaßte.

Die Allegorie über die vorsintflutlichen Riesen und ihre Errungenschaften in der Zauberei ist keine Mythe. Die biblischen Ereignisse sind in der That geoffenbart. Aber weder durch die Stimme Gottes unter Donner und Blitz auf dem Berge Sinai, noch durch einen göttlichen Finger, welcher den Bericht auf Steintafeln eingrub, sondern einfach durch die Überlieferung auf dem Wege heidnischer Quellen. Es war sicherlich nicht der Pentateuch, welchen Diodor wiederholte, wenn er über die Titanen schrieb - die Riesen, geboren von Himmel und Erde, oder vielmehr geboren von den Söhnen Gottes, welche sich die Töchter der Menschen, die schön waren, zu Weibern nahmen. Auch citierte Pherekydes nicht aus der Genesis, als er Einzelheiten über jene Riesen gab, welche sich in den jüdischen Schriften nicht finden. Er sagt, daß die Hyperboräer vom Geschlechte der Titanen waren, eine Rasse, welche von den frühesten Riesen abstammte, und daß die hyperboräische Religion der Geburtsort der ersten Riesen war. Die Kommentare zu den heiligen Büchern erklären, daß die erwähnte Region der ferne Norden war, jetzt die Polarländer, der früheste vorlemurische Kontinent, welcher einstmals das gegenwärtige Grönland, Spitzbergen, Schweden, Norwegen u. s. w. umfaßte.


[86] Diod., II. 225.

[87] a. a. O., XXXVII. 2.

[88] Bd. I. pp. 462-464.

[89] Diese Inseln wurden „bedeckt gefunden mit Fossilien von Pferden, Schafen, Ochsen u. s. w., zwischen riesigen Knochen von Elephanten, Mammuths, Nashörnern,“ u. s. w. Wenn es zu jener Periode auf Erden noch keinen Menschen gab, „wie kam es, daß Pferde und Schafe in Gesellschaft der großen Vorsintflutler gefunden werden?“ - fragt ein Meister in einem Briefe. (Esoteric Buddhism, p. 67.) Die Antwort ist oben im Texte gegeben.

[90] a. a. O., IV. 239-262.

[91] Ein guter Beweis dafür, daß alle Götter und religiösen Glauben und Mythen aus dem Norden gekommen sind, welcher auch die Wiege des physischen Menschen war, liegt in verschiedenen bedeutsamen Worten, welche unter den nördlichen Stämmen entstanden sind, und bei ihnen bis zum heutigen Tage in ihrer ursprünglichen Bedeutung bleiben; aber obwohl es eine Zeit gegeben hat, wo alle Nationen von „einer Zunge“ waren, so haben diese Worte bei den Griechen und Lateinern eine verschiedene Bedeutung bekommen. Ein solches Wort ist Mann, man, ein lebendes Wesen, und manes, tote Menschen. Die Lappländer nennen ihre Leichname bis zum heutigen Tage manee (Voyage de Rénard en Laponie, I. 184). Mannus ist der Vorfahr der germanischen Rasse; der indische Manu, das denkende Wesen, von man, der ägyptische Menes; und Minos, der König von Kreta, nach seinem Tode der Richter der unterweltlichen Regionen - alle gehen aus demselben Worte oder Wurzel hervor.