Seit dem ersten Erscheinen des großen Kontinentes Lemurien sind die drei Polarriesen von Kronos in ihrem Kreise eingekerkert worden. Ihr Gefängnis ist von einem ehernen Walle umgeben, und der Ausgang erfolgt durch von Poseidon - oder Neptun - angefertigte Thore - also durch Meere, welche sie nicht überschreiten können; und in jener dunstigen Region, wo ewige Dunkelheit herrscht, schmachten die drei Brüder. Die Ilias macht daraus den Tartarus. [93] Als die Götter und Titanen ihrerseits gegen Zeus - die Gottheit der Vierten Rasse - sich empörten, erinnerte sich der Vater der Götter an die eingeschlossenen Giganten, daß sie ihm helfen könnten, die Götter und Titanen zu besiegen und die letzteren in den Hades zu stürzen; oder, mit klareren Worten, Lemurien unter Donner und Blitz auf den Meeresgrund versenkt zu haben, um so Platz zu machen für die Atlantis, welche versinken und zu Grunde gehen sollte, wenn an ihr die Reihe war. [94] Die geologische Hebung und Flut von Thessalien war eine Wiederholung der großen Umwälzung in einem kleinen Maßstabe; und da sie dem Gedächtnisse der Griechen eingeprägt blieb, so wurde sie von ihnen mit dem allgemeinen Schicksale der Atlantis verschmolzen und verwechselt. So wurde auch der Krieg zwischen den Râkshasas von Lankâ und den Bhâratern, das Handgemenge der Atlantier und Ârier in ihrem Entscheidungskampfe, oder der Streit zwischen den Devs und Izeds, oder Peris, Zeitalter später zum Kampfe der in zwei feindliche Lager getrennten Titanen, und noch später zum Kriege zwischen den Engeln Gottes und den Engeln des Satan. Geschichtliche Thatsachen werden theologische Dogmen. Ehrgeizige Scholiasten, Männer einer kleinen, erst gestern gestorbenen Unterrasse und eines der spätesten Schößlinge des ârischen Stammes unternahmen es, das religiöse Denken der Welt umzukehren, und hatten Erfolg. Durch nahezu zweitausend Jahre prägten sie der denkenden Menschheit den Glauben an die Existenz des Satans ein.
Nachdem es aber nunmehr die Überzeugung mehr als eines Hellenisten ist - so wie es die von Bailly und Voltaire war - daß Hesiods Theogonie auf geschichtlichen Thatsachen aufgebaut ist, [95] so wird es für die occulten Lehren leichter, ihren Weg zu den Gemütern gedankenvoller Menschen zu finden, und deshalb sind diese Stellen aus der Mythologie in unserer Erörterung der modernen Gelehrsamkeit in diesem Zusatze vorgebracht.
Solche Symbole, wie sie sich in allen exoterischen Glauben finden, sind ebensoviele Landmarken vorgeschichtlicher Wahrheiten. Das sonnige, glückliche Land, die ursprüngliche Wiege der frühesten Menschenrassen, ist seit damals mehreremale hyperboräisch und saturnisch geworden; [96] und hat so das Goldene Zeitalter und Reich des Saturn von verschiedenförmigen Aspekten gezeigt. es war in der That vielseitig in seinem Charakter - klimatisch, ethnologisch und moralisch. Denn die Dritte, lemurische Rasse, muß physiologisch in die frühere androgyne und in die spätere zweigeschlechtliche Rasse geteilt werden; und das Klima ihrer Wohnorte und Festländer in das eines ewigen Frühlings und das eines ewigen Winters, in Leben und Tod, Reinheit und Unreinheit. Der Kreislauf der Legenden wird auf seiner Reise durch die Volksphantasie beständig umgewandelt. Aber die Legende kann von den Unreinigkeiten, die sie auf ihrem Wege durch viele Nationen aufgelesen hat, und durch die zahllosen Gemüter, welche ihre eigenen überschwänglichen Zuthaten zu den ursprünglichen Thatsachen hinzugefügt haben, gereinigt werden. Verlassen wir für eine Weile die griechischen Auslegungen, so können wir weitere Bestätigungen der letzteren in den wissenschaftlichen und geologischen Beweisen suchen.


[93] a. a. O., VIII. 13.

[94] Die Festländer gehen abwechselnd durch Feuer und durch Wasser zu Grunde; entweder durch Erdbeben und vulkanische Ausbrüche, oder durch Versinken und die große Verschiebung der Gewässer. Unsere Festländer müssen durch den ersteren kataklysmatischen Prozeß zu Grunde gehen. Die unaufhörlichen Erdbeben der letzten Jahre mögen eine Warnung sein.

[95] Siehe Decharme´s Mythologie de la Grèce Antique.

[96] Der Geograph Denis sagt uns, daß das große Meer nördlich von Asien, das Eismeer oder Saturnische Meer genannt wurde (V. 35). Orpheus (v. 1077) und Plinius (IV. 16) bestätigen den Satz, indem sie zeigen, daß seine riesigen Bewohner ihm den Namen gegeben haben. Und die Geheimlehre erklärt diese beiden Behauptungen, indem sie uns sagt, daß alle Kontinente von Norden nach Süden gebildet wurden; und daß, wenn der plötzliche Klimawechsel die darauf geborene Rasse verkleinerte, indem er ihr Wachstum hemmte, einige Grade südwärts veränderte Bedingungen immer die größten Menschen in einer jeden neuen Menschheit oder Rasse hervorgebracht haben. Wir sehen dies bis zum heutigen Tage. Die größten Menschen werden jetzt in den nördlichen Ländern gefunden, während die kleinsten die Südasiaten, Hindûs, Chinesen, Japaner u. s. w. sind. Man vergleiche die großen Sikhs und Pandschaber, die Afghanen, Norweger, Russen, Norddeutschen, Schotten und Engländer mit den Bewohnern von Centralindien und dem durchschnittlichen kontinentalen Europäer. So sind auch die Riesen der Atlantis, und daher die Titanen des Hesiod alle Nordländer.