Aber wir sind von unserem unmittelbaren Gegenstande abgewichen. Hören wir jetzt, was Professor Huxley über die Frage des früheren atlantischen und pazifischen Kontinents zu sagen hat.

Er schreibt in der Nature:

Es giebt, soweit mir bekannt ist, in dem gegenwärtig zugänglichen biologischen und geologischen Material nichts, was die Hypothese unhaltbar machen könnte, daß ein Gebiet des mittelatlantischen oder pazifischen Meeresbodens in der Größe von Europa sich bis zur Höhe des Mont Blanc erhoben und wiederum irgend einmal seit der paläozoischen Epoche gesunken sei, wenn irgend welche Gründe für die Aufstellung derselben vorhanden sind. [5]

Das heißt also, daß nichts gegen den positiven Beweis der Thatsache ankämpfen kann; nichts daher gegen die geologischen Postulate der esoterischen Philosophie. Dr. Berthold Seemann versichert uns in der Popular Science Review:

Die Thatsachen, welche die Botaniker zur Rekonstruktion dieser verloren gegangenen Landkarten der Kugel gesammelt haben, sind ziemlich umfassend; und sie sind auch nicht träge gewesen, das frühere Dasein verschiedener großer Striche festen Landes in teilen, die jetzt von großen Meeren eingenommen sind, zu beweisen. Die vielen auffallenden Berührungspunkte zwischen den gegenwärtigen Floren der Vereinigten Staaten und Ostasiens, führte sie zu der Annahme, daß während der gegenwärtigen Ordnung der Dinge eine kontinentale Verbindung zwischen Südostasien und Westamerika bestand. Die ungewöhnliche Übereinstimmung der gegenwärtigen Flora der südlichen Vereinigten Staaten mit jener der Braunkohlenflora von Europa veranlaßt sie zu dem Glauben, daß in der Miocänzeit Europa und Amerika durch einen Landweg verbunden waren, von welchem Island, Madeira und andere atlantische Inseln Überreste sind; daß in der That die Geschichte der Atlantis, welche ein ägyptischer Priester dem Solon erzählte, nicht rein erdichtet ist, sondern auf fester geschichtlicher Grundlage beruht . . . Das Europa der Eocänzeit empfing die Pflanzen, welche sich über Berge und Ebenen, Thälern und Flußufern verbreiteten (im allgemeinen von Asien her), weder ausschließlich aus dem Süden, noch aus dem Osten. Auch der Westen lieferte Beiträge, und wenn diese auch zu jener Periode ziemlich spärlich waren, so zeigen sie doch auf alle Fälle, daß sich bereits die Brücke bildete, welche zu einer späteren Periode die Verbindung zwischen den zwei Kontinenten in so merkwürdiger Weise erleichtern sollte. Zu jener Zeit begannen einige Pflanzen des westlichen Kontinentes Europa vermittels der Insel Atlantis zu erreichen, welche damals wahrscheinlich gerade [?] aus dem Ozean auftauchte. [6]

Und in einer andern Nummer derselben Review [7] spielt Herr W. Duppa Crotch, M. A., F. L. S., in einem Aufsatze, betitelt: „Der norwegische Lemming und seine Wanderungen“, auf denselben Gegenstand an:

Ist es wahrscheinlich, daß dort Land existieren konnte, wo jetzt der breite atlantische Ozean rollt? Jede Überlieferung sagt so; die alten ägyptischen Berichte sprechen von Atlantis, wie Strabo und andere uns erzählt haben. Die Sahara selbst ist der Sand eines alten Meeres, und die Muscheln, welche auf ihrer Fläche gefunden werden, beweisen, daß vor nicht längerer Zeit als zur Miocänperiode ein Meer über die jetzige Wüste dahinrollte. Die Reise des „Challenger“ hat die Existenz dreier langer Rücken [8] im atlantischen Ozean nachgewiesen, [9] von denen sich der eine über mehr als dreitausend Meilen erstreckt, und seitliche Ausläufer mögen durch Verbindung dieser Rücken die wunderbare Ähnlichkeit der Fauna der atlantischen Inseln erklären. [10]
Der versunkene Kontinent Lemurien im jetzigen indischen Ozean liefert, wie man annimmt, eine Erklärung vieler Schwierigkeiten in der Verteilung des organischen Lebens, und ich denke, die Existenz einer miocänen Atlantis wird sich von bedeutenden aufklärenden Einfluß erweisen, im Bezug auf Gegenstände von größerem Interesse [fürwahr so!] als die Wanderung des Lemmings. Auf jeden Fall wird, wenn gezeigt werden kann, daß in früheren Zeiten dort Land existierte, wo jetzt der nordatlantische Ozean rollt, nicht nur ein Beweggrund für diese augenscheinlich selbstmörderischen Wanderungen gefunden, sondern auch ein starker Nebenbeweis dafür, daß das, was wir Instinkte nennen, nur das blinde und manchmal sogar vorurteilsvolle Erbe früher erlangter Erfahrung ist.

Zu gewissen Zeiten, so lernen wir, schwimmen Unmengen dieser Tiere in das Meer und gehen zu Grunde. Thatsächlich kommen sie aus allen Teilen Norwegens und ein mächtiger Instinkt, welcher durch die Zeitalter als ein Erbe ihrer Vorfahren fortbesteht, treibt sie an, einen Kontinent zu suchen, welcher einst existierte, aber jetzt unter den Ozean versunken ist, und ein wässerigen Grab zu suchen.


[5] Art. „Der erste Band der ,Challenger’-Publikationen“, pp. 2, 4. Nov. 1880.

[6] a. a. O., Art. „Australien und Europa einstmals ein Kontinent“ (IV. 19, 25). Unzweifelhaft eine Thatsache, und eine Bestätigung der esoterischen Vorstellung von Lemurien, welches ursprünglich nicht nur große Gebiete im indischen und pazifischen Ozean umfaßte, sondern sich rund um Südafrika zum nordatlantischen Ozean erstreckte. Sein atlantischer Teil wurde in der Folge die geologische Grundlage der zukünftigen Heimat der viertrassigen Atlantier.

[7] Ebenda, I. 143.

[8] Vgl. die veröffentlichten Berichte der „Challenger“-Expedition; auch Donnellys Atlantis, p. 468 und pp. 45-56, Kap. „Das Zeugnis der See“.

[9] Selbst der vorsichtige Lefèvre spricht von der Existenz der Tertiärmenschen auf „erhobenen Ländern, Inseln und Kontinenten, welche damals blühten, aber seither unter den Gewässern versunken sind,“ und anderwärts führt er seine „mögliche Atlantis“ zur Erklärung ethnologischer Thatsachen ein. Vgl. seine Philosophy Historical and Critical, pp. 478 und 504. Herr Donnelly bemerkt mit seltener Intuition: „die moderne Civilisation ist atlantisch . . . die Erfindungskraft des gegenwärtigen Zeitalters nimmt das große übertragene Schöpfungswerk dort auf, wo es Atlantis vor Jahrtausenden hinterlassen hat“. (Atlantis, p. 177. Vierundzwanzigste Auf.) Er führt auch den Ursprung der Kultur auf die Miocänzeit zurück. Er ist jedoch in den Lehren zu suchen, welche den Menschen der Dritten Rasse von ihren göttlichen Beherrschern gegeben wurde - in einer weit früheren Periode.

[10] Eine gleich „seltsame“ Ähnlichkeit läßt sich zwischen einem Teile der westindischen und der westafrikanischen Fauna nachweisen.