Asträa, die Göttin der Gerechtigkeit, verläßt als letzte der Gottheiten die Erde, wenn die Götter, wie es heißt, dieselbe aufgeben und von Jupiter wieder in den Himmel aufgenommen werden. Aber sobald Zeus von der Erde den Ganymed entführt, den personifizierten Gegenstand der Lust - so wirft der Vater der Götter Asträa wieder auf die Erde hinab, auf welcher sie auf ihr Haupt auffällt. Asträa ist das Tierkreiszeichen Jungfrau. Astronomisch hat es eine sehr klare Bedeutung, und zwar eine solche, welche den Schlüssel zum occulten Sinne giebt. Aber es ist untrennbar vom Löwen - dem Zeichen, welches ihm vorangeht, und von den Plejaden, und von ihren Schwestern, den Hyaden, deren strahlender Führer Aldebaran ist. Alle diese stehen in Zusammenhang mit den periodischen Erneuerungen der Erde, mit Bezug auf ihre Kontinente - sogar Ganymed, welcher in der Astronomie der Wassermann ist. Es ist bereits gezeigt worden, daß, während der Südpol der „Schlund“ ist (oder die höllischen Regionen figürlich und kosmologisch), der Nordpol geographisch der Erste Kontinent ist; während astronomisch und metaphorisch der Himmelspol, mit seinem Polarstern am Himmel, Meru ist, oder der Sitz des Brahmâ, der Thron des Jupiter u. s. w. Denn zu der Zeit, als die Götter die Erde verließen und, wie es hieß, in den Himmel aufstiegen, war die Ekliptik parallel mit dem Meridian geworden, und ein Teil des Tierkreises schien vom Nordpol gegen den nördlichen Horizont hinabzusteigen. Aldebaran war damals in Conjunction mit der Sonne, so wie er es vor 40 000 Jahren war, bei der großen Festlichkeit zur Erinnerung an jenen Annus Magnus, von welchem Plutarch spricht. Seit jenem Jahre - vor 60 000 Jahren - fand eine rückschreitende Bewegung des Äquators statt, und vor ungefähr 31 000 Jahren war Aldebaran in Conjunction mit dem Frühlings-Tag und Nachtgleichenpunkt. Die dem Stiere zugeschriebene Rolle - sogar im christlichen Mysticismus - ist zu wohl bekannt, um einer Wiederholung zu bedürfen. Der berühmte orphische Hymnus über die große periodische Umwälzung verkündet die ganze Esoterik des Ereignisses. Pluto, in dem Schlunde, entführt Eurydike, die von der Polarschlange gebissen ist. Dann ist Leo, der Löwe, besiegt. Wenn nun der Löwe „in der Grube“ oder unter dem Südpole ist, dann folgt ihm, als nächstes Zeichen, die Jungfrau, und wenn ihr Haupt, abwärts bis zur Mitte, unter dem südlichen Horizonte ist - ist sie verkehrt. Anderseits sind die Hyaden die Regen- oder Flutgestirne; und Aldebaran - der den Töchtern des Atlas, oder den Plejaden, folgt oder nachfolgt - blickt aus dem Auge des Stiers herab. Von diesem Punkte der Ekliptik aus wurden die Berechnungen des neuen Cyklus begonnen. Der Schüler hat sich auch daran zu erinnern, daß, wenn Ganymed - der Wassermann - zum Himmel erhoben wird - oder über den Horizont des Nordpols - die Jungfrau oder Asträa, welche Venus-Lucifer ist, kopfabwärts unter den Horizont des Südpols oder den Schlund hinabsteigt, welcher Schlund, oder der Pol, auch der Große Drache ist, oder die Flut. Der Schüler möge seine Intuition üben, indem er diese Thatsachen zusammenstellt, mehr kann nicht gesagt werden. Lyell bemerkt: Der Zusammenhang zwischen der Lehre von den aufeinanderfolgenden Katastrophen und den wiederholten Verschlechterungen im moralischen Charakter des Menschengeschlechtes ist inniger und natürlicher, als man zuerst denken möchte. Denn in einem rohen Gesellschaftszustande werden alle großen Unheile von den Menschen als Strafen Gottes für die Verruchtheit des Menschen betrachtet . . . Auf ähnliche Art sehen wir in der Erzählung, welche dem Solon von den ägyptischen Priestern mitgeteilt wird, über den Untergang der Insel Atlantis unter die Wasser des Ozeans, nach wiederholten Stößen eines Erdbebens, daß das Ereignis stattfand, als Jupiter die moralische Verkommenheit der Bewohner gesehen hatte. [16] Das ist wahr; aber war es nicht eine Folge der Thatsache, daß alle esoterischen Wahrheiten der Öffentlichkeit von den Initiierten der Tempel unter der Maske von Allegorien mitgeteilt wurden? „Jupiter“ ist lediglich die Personifikation jenes unveränderlichen cyklischen Gesetzes, welches der abwärts gerichteten Neigung einer jeden Wurzelrasse nach Erlangung des Höhepunktes ihrer Herrlichkeit Einhalt thut. [17] Wir müssen eine allegorische Lehre zugestehen, wenn wir nicht mit Prof. John Fiskes seltsam dogmatischer Ansicht der Meinung sind: [Ein Mythos] ist eine Erklärung irgend einer natürlichen Erscheinung durch den ungebildeten Verstand; nicht eine Allegorie, nicht ein esoterisches Symbol, denn der Scharfsinn ist verschwendet [!!], welcher in Mythen die Überreste einer geläuterten ursprünglichen Wissenschaft zu entdecken strebt - sondern eine Erklärung. Die ursprünglichen Menschen hatten keine tiefe Wissenschaft mittels Allegorie zu verewigen [wie weiß das Herr Fiske?], noch waren sie so traurige Pedanten, daß sie in Rätseln sprachen, wenn klare Sprache ihrem Zwecke dienen konnte. [18] Wir wagen die Behauptung, daß die Sprache der initiierten Wenigen viel „klarer“ war, und ihre Naturwissenschaft viel umfassender und gleichermaßen die physikalischen, wie die geistigen Bedürfnisse des Menschen viel mehr befriedigten, als sogar die Terminologie und das System, das von Herrn Fiskes Meister - Herbert Spencer ausgearbeitet wurde. Was aber ist Sir Charles Lyell´s „Erklärung“ des „Mythos“? Sicherlich ermutigt er auf keinerlei Weise die Idee von ihrem „astronomischen“ „Ursprung“, wie er von einigen Schriftstellern behauptet wird. [16] Ebenda. [17] Das cyklische Gesetz der Rassenentwicklung ist den Gelehrten höchst unwillkommen. Die Erwähnung der Thatsache „einer ursprünglichen Civilisation“ genügt, um die Raserei der Darwinisten zu wecken; denn es ist einleuchtend, daß die Grundlage der Affenahnentheorie um so unsicherer wird, je weiter Kultur und Wissenschaft zurückverlegt werden. Aber wie Jacolliot sagt: „Was immer an jenen Überlieferungen [versunkenen Kontinenten, u. s. w.] sein mag, und wo immer auch der Ort gewesen sein mag, an dem eine Civilisation, älter als die von Rom, Griechenland, Ägypten oder Indien, entwickelt wurde; sicher ist, daß diese Civilisation existierte, und daß es für die Wissenschaft höchst wichtig ist, ihre Spuren wieder zu gewinnen, wie schwach und flüchtig sie auch sein mögen.“ (Histoire des Vièrges; les Peuples et les Continents Disparus, p. 15.) Donnelly hat die Thatsache aus den klarsten Voraussetzungen bewiesen, aber die Evolutionisten wollen nicht hören. Eine miocäne Civilisation wirft die Theorie von der „universalen Steinzeit“ über den Haufen, und auch jene von einem stetigen Aufsteigen des Menschen aus der Tierheit. Und doch durchkreuzt Ägypten zum mindesten die landläufigen Hypothesen. Dort ist kein Steinzeitalter bemerkbar, sondern eine um so herrlichere Kultur taucht auf, je weiter wir unsern Blick zurückzuversenken in der Lage sind. [18] Myths and Myth-Makers, p. 21. |