Aber obwohl wir auf so manches
mißverstandenes Symbol hingewiesen haben, das sich auf unsern Satz bezieht,
so bleibt doch noch mehr als eine Schwierigkeit zu überwinden. Das wichtigste
unter verschiedenen Hindernissen dieser Art ist jenes der Chronologie.
Aber dem könnte schwerlich abgeholfen werden. Eingekeilt zwischen die
theologische Chronologie und jene der Geologen, unterstützt von allen
materialistischen Anthropologen, welche dem Menschen und der Natur Daten
zuschreiben, die einzig zu ihren eigenen Theorien passen - was hätte die
Schreiberin thun können, außer was sie gethan hat? Nachdem die Theologie
die Sintflut auf 2448 v. Chr. ansetzt, und die Weltschöpfung auf die Zeit
von nur 5890 Jahren; und nachdem die genauen Untersuchungen nach den Methoden
der „exakten“ Wissenschaft die Geologen und Physiker dahin geführt haben,
der verkrusteten Periode unserer Kugel zwischen zehn Millionen und tausend
Millionen Jahren zuzuschreiben
[37] (ein geringfügiger Unterschied fürwahr!); und nachdem
die Anthropologie, um ihre Abweichung in der Ansicht über das Auftreten
des Menschen zu variieren, zwischen 25,000 und 500 000 Jahre beanspruchen
- was kann jemand, der die Occulte Lehre studiert, anders thun, als die
esoterischen Berechnungen der Welt tapfer vorzulegen?
Aber um dies zu thun, war die Bestätigung, wenn auch nur durch wenige
„historische“ Beweise notwendig, obwohl alle den wirklichen Wert des sogenannten
„Zeugnissen der Geschichte“ kennen. Denn ob der Mensch auf Erden vor 18
000 oder 18 000 000 Jahren erschien, kann für die profane Geschichte keinen
Unterschied machen, da sie erst ein paar tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung
beginnt, und nachdem sie selbst da hoffnungslos den Streit und Lärm der
sie umgebenden widerspruchsvollen und sich gegenseitig zerstörenden Meinungen
zu überwinden sucht. Nichtsdestoweniger würde angesichts der Ehrfurcht,
in welcher der gewöhnliche Leser für die exakte Wissenschaft aufgezogen
worden ist, selbst jene kurze Vergangenheit bedeutungslos bleiben, wenn
nicht die Esoterischen Lehren auf der Stelle - wenn immer es möglich
ist - durch Bezugnahmen auf geschichtliche Namen der sogenannten historischen
Periode bestätigt und unterstützen würden.
Das ist der einzige Führer, welcher dem Anfänger gegeben werden kann,
bevor ihm gestattet wird, in die für ihn ungewohnten Windungen jenes dunklen
Labyrinthes einzutreten, welches die vorgeschichtlichen Zeitalter genannt
wird. Dieser Notwendigkeit hat man sich gefügt. Man hofft nur, daß das
Bestreben, so zu handeln, welches die Schreiberin dahin geführt hat, beständig
alte und neue Zeugnisse zur Bekräftigung der archaischen und durchaus
unhistorischen Vergangenheit vorzubringen, ihr nicht die Anklage eintragen
wird, ohne Ordnung und Methode die verschiedenen und weit getrennten Perioden
der Geschichte und Überlieferung übel durcheinandergeworfen zu haben.
Aber litterarische Form und Methode mußte der größeren Klarheit der allgemeinen
Darlegung geopfert werden.
Um die vorgesetzte Aufgabe zu vollenden, mußte die Schreiberin zu dem
ziemlich ungewöhnlichen Mittel ihre Zuflucht nehmen, jeden Band in drei
Teile zu teilen; von denen nur der erste die aufeinanderfolgende, wenn
auch sehr fragmentarische, Geschichte der Kosmogenie und der Entwicklung
des Menschen auf dieser Kugel ist. Bei der Behandlung der Kosmogenie,
und sodann der Anthropogenie des Menschen war es notwendig, zu zeigen,
daß keine Religion, von der allerfrühesten an, jemals gänzlich auf Dichtung
aufgebaut war, daß keiner der Gegenstand besonderer Offenbarung war, und
daß es das Dogma allein war, welches immer die ursprüngliche Wahrheit
getötet hat; endlich, daß keine menschengeborenen Lehre, kein Glaube,
wie sehr er auch durch Gewohnheit und Alter geheiligt ist, sich an Heiligkeit
mit der Religion der Natur vergleichen kann. Der Schlüssel der Weisheit,
der die schweren Thore aufschließt, welche zu den Geheimnissen der innersten
Heiligtümer führen, kann nur in ihrem Busen verborgen gefunden werden;
und jener Busen ist in jenen Landen, auf welche der große Seher des vergangenen
Jahrhunderts, Emanuel Swedenborg hingewiesen hat. Dort liegt das Herz
der Natur, jener Schrein, aus dem die frühen Rassen der ursprünglichen
Menschheit hervorgingen, und welcher die Wiege des physischen Menschen
ist.
So weit sind die rohen Umrisse der Glaubens- und Lehrsätze der uralten,
ältesten Geschlechter vorgeschritten, die in ihren bisher geheimen schriftlichen
Aufzeichnungen enthalten sind. Aber unsere Erklärungen sind durchaus nicht
vollständig, noch behaupten sie, den vollständigen Wortlauf zu veröffentlichen,
oder mit Hilfe von mehr als drei oder vier Schlüsseln aus dem siebenfältigen
Bündel der geheimwissenschaftlichen Auslegung gelesen zu sein; und selbst
dies ist nur teilweise durchgeführt worden. Das Werk ist zu riesenhaft,
als daß es ein Einzelner unternehmen, geschweige denn vollenden könnte.
Unser Hauptbestreben war einfach, den Boden vorzubereiten. Dies gethan
zu haben, hoffen wir mit Zuversicht. Diese beiden Bände bilden nur das
Werk eines Pfadfinders, der sich den Weg in das beinahe undurchdringliche
Dickicht der Urwälder des Landes des Verborgenen erzwungen hat. Ein Anfang
ist gemacht worden mit dem Fällen und Entwurzeln der todbringenden Giftbäume
des Aberglaubens, des Vorurteils und der anmaßungsvollen Unwissenheit,
so daß diese zwei Bände dem Schüler eine geeignete Einführung zu anderen
Werken bilden sollen. Bis daß der Schutt der Zeitalter aus den Gemütern
der Theosophen, denen diese Blätter gewidmet sind, hinweggeräumt ist,
ist es unmöglich, daß die mehr auf das Handeln gerichtete Lehre, die im
dritten Bande enthalten ist, verstanden werden kann. Infolgedessen hängt
es gänzlich von der Aufnahme ab, welche der erste und zweite Band in den
Händen der Theosophen und Mystiker finden werden, ob der letzte Band jemals
veröffentlicht werden wird.
SATYÂT NÂSTI
PARO DHARMAH.
KEINE RELIGION IST HÖHER ALS DIE WAHRHEIT.
ENDE DES ZWEITEN BANDES.
[37]
Siehe Sir William Thompson und Herrn Huxley.
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