Warum? Weil die „Heilige Stadt noch nicht bereitet war“. [24] Und was ist die „Heilige Stadt“? Ma-Qom – der geheime Platz oder der Schrein – auf Erden; mit andern Worten, die menschliche Gebärmutter, die mikrokosmische Kopie und Wiederschein der Himmlischen Matrix, des weiblichen Raumes oder ursprünglichen Chaos, in welchem der männliche Geist den Kein des Sohnes oder des sichtbaren Weltalls befruchtet. Und zwar dies so sehr, daß in dem Abschnitte über „die Emanationen des männlichen und weiblichen Prinzips“ im Zohar, es heißt, daß auf dieser Erde die Weisheit von dem „Alten Heiligen“ „nicht scheint, ausgenommen im männlichen und weiblichen.“

(„Hokhmah Weisheit ist der Vater und Binah Verstand ist die Mutter). . . . . Und wenn sie sich, das eine mit dem andern, verbinden, so bringen sie hervor und verbreiten und emanieren die Wahrheit. In den Aussprüchen des Rabbi Ye-yeva, Sabbah, d. i. der Alte, lernten wir dies; Was ist Binah Verstand? Aber wenn sie verbinden in dem einen das andere, das [korrekter Abdruck siehe Buch, S.89] in dem [korrekter Abdruck siehe Buch, S.89], so werden sie geschwängert und bringen einen Sohn hervor, und daher heißt es Binah, Verstand. Es bedeutet BeN YaH, d. i. Sohn des YaH. Das ist die Vollständigkeit des Ganzen. [25]

Dies ist auch die „Vollständigkeit“ des Phallicismus bei den Rabbinern, seine vollkommene Vergötterung, indem das Göttliche zum Tierischen herabgezogen ist, das Erhabene in die Roheit des Irdischen. Nichts so anschaulich Rohes existiert im östlichen Occultismus, noch in der ursprünglichen Kabbalah - dem chaldäischen Buch der Zahlen. Wir haben bereits in Isis Unveiled gesagt:

Wir finden es etwas unweise von Seite der katholischen Schriftsteller, die Schalen ihres Zorns in Sätze auszugießen wie diese: „In einer großen Anzahl von Pagoden, der phallische Stein, immer und jeder Zeit, wie der griechische batylos, die brutalunanständige Form des lingham annehmend . . . des Mahâ Deva.“ Bevor sie ein Symbol mit Schmutz bewerfen, dessen tiefsinnige metaphysische Bedeutung zu hoch ist für das Begriffsvermögen der modernen Vorkämpfer jener Religion der Sinnlichkeit im wahrsten Sinne des Wortes, des römischen Katholizismus, sind sie verpflichtet, ihre ältesten Kirchen zu zerstören, und die Form der Kuppeln ihrer eigenen Tempel zu ändern. Der Mahadeo von Elephanta, der Runde Turm von Bhagulpore, die Minarete des Islam - einerlei ob abgerundet oder zugespitzt - sind Urbilder des Glockenturms von S. Marco zu Venedig, der Rochester-Kathedrale und des modernen Domes von Mailand. Alle diese Spitztürme, Türmchen, Kuppeln und christlichen Tempel sind die Wiederholung der ursprünglichen Idee des lithos, des aufgerichteten Phallus. [26]

Nichtsdestoweniger, und wie immer dem auch sein mag, die Thatsache, daß mit alle diese hebräischen Elohim, Funken, und Cherubim wesensgleich sind mit Devas, Rishis und den Feuern und Flammen, den Rudras und den neunundvierzig Agnis der alten Ârier, ist hinlänglich bewiesen durch und in der Qabbalah.


[24] Gen. XXVI. 31 ff.; Myer´s Qabbalah, ebenda.

[25] Zohar, III. 290 a, Brody ausg. Idra zutah, angeführt in Isaac Myer´s Qabbalah, pp. 387, 388.

[26] II. 5.