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Johann Wolfgang von Goethe
Der Tragödie zweiter Teil
Weitläufiger Saal mit NebengemächernHEROLDDenkt nicht, ihr seid in deutschen Grenzen Von Teufels-, Narren- und Totentänzen; Ein heitres Fest erwartet euch. Der Herr, auf seinen Römerzügen, Hat, sich zu Nutz, euch zum Vergnügen, Die hohen Alpen überstiegen, Gewonnen sich ein heitres Reich. Der Kaiser, er, an heiligen Sohlen Erbat sich erst das Recht zur Macht, Und als er ging, die Krone sich zu holen, Hat er uns auch die Kappe mitgebracht. Nun sind wir alle neugeboren; Ein jeder weltgewandte Mann Zieht sie behaglich über Kopf und Ohren; Sie ähnelt ihn verrückten Toren, Er ist darunter weise, wie er kann. Ich sehe schon, wie sie sich scharen, Sich schwankend sondern, traulich paaren; Zudringlich schließt sich Chor an Chor. Herein, hinaus, nur unverdrossen; Es bleibt doch endlich nach wie vor Mit ihren hunderttausend Possen Die Welt ein einzig großer Tor. GÄRTNERINNEN Euren Beifall zu gewinnen, Schmückten wir uns diese Nacht, Junge Florentinerinnen Folgten deutschen Hofes Pracht; Tragen wir in braunen Locken Mancher heitern Blume Zier; Seidenfäden, Seidenflocken Spielen ihre Rolle hier. Denn wir halten es verdienstlich, Lobenswürdig ganz und gar, Unsere Blumen, glänzend künstlich, Blühen fort das ganze Jahr. Allerlei gefärbten Schnitzeln Ward symmetrisch Recht getan; Mögt ihr Stück für Stück bewitzeln, Doch das Ganze zieht euch an. Niedlich sind wir anzuschauen, Gärtnerinnen und galant; Denn das Naturell der Frauen Ist so nah mit Kunst verwandt. HEROLD Laßt die reichen Körbe sehen, Die ihr auf den Häupten traget, Die sich bunt am Arme blähen, Jeder wähle, was behaget. Eilig, daß in Laub und Gängen Sich ein Garten offenbare! Würdig sind sie zu umdrängen, Krämerinnen wie die Ware. GÄRTNERINNEN Feilschet nun am heitern Orte, Doch kein Markten finde statt! Und mit sinnig kurzem Worte Wisse jeder, was er hat. OLIVENZWEIG MIT FRÜCHTEN Keinen Blumenflor beneid' ich, Allen Widerstreit vermeid' ich; Mir ist's gegen die Natur: Bin ich doch das Mark der Lande Und, zum sichern Unterpfande, Friedenszeichen jeder Flur. Heute, hoff' ich, soll mir's glücken, Würdig schönes Haupt zu schmücken. ÄHRENKRANZ Ceres' Gaben, euch zu putzen, Werden hold und lieblich stehn: Das Erwünschteste dem Nutzen Sei als eure Zierde schön. PHANTASIEKRANZ Bunte Blumen, Malven ähnlich, Aus dem Moos ein Wunderflor! Der Natur ist's nicht gewöhnlich, Doch die Mode bringt's hervor. PHANTASIESTRAUSS Meinen Namen euch zu sagen, Würde Theophrast nicht wagen; Und doch hoff' ich, wo nicht allen, Aber mancher zu gefallen, Der ich mich wohl eignen möchte, Wenn sie mich ins Haar verflöchte, Wenn sie sich entschließen könnte, Mir am Herzen Platz vergönnte. ROSENKNOSPEN Mögen bunte Phantasieen Für des Tages Mode blühen, Wunderseltsam sein gestaltet, Wie Natur sich nie entfaltet; Grüne Stiele, goldne Glocken, Blickt hervor aus reichen Locken! - Doch wir - halten uns versteckt: Glücklich, wer uns frisch entdeckt. Wenn der Sommer sich verkündet, Rosenknospe sich entzündet, Wer mag solches Glück entbehren? Das Versprechen, das Gewähren, Das beherrscht in Florens Reich Blick und Sinn und Herz zugleich. GÄRTNER Blumen sehet ruhig sprießen, Reizend euer Haupt umzieren; Früchte wollen nicht verführen, Kostend mag man sie genießen. Bieten bräunliche Gesichter Kirschen, Pfirschen, Königspflaumen, Kauft! denn gegen Zung' und Gaumen Hält sich Auge schlecht als Richter. Kommt, von allerreifsten Früchten Mit Geschmack und Lust zu speisen! über Rosen läßt sich dichten, In die äpfel muß man beißen. Sei's erlaubt, uns anzupaaren Eurem reichen Jugendflor, Und wir putzen reifer Waren Fülle nachbarlich empor. Unter lustigen Gewinden, In geschmückter Lauben Bucht, Alles ist zugleich zu finden: Knospe, Blätter, Blume, Frucht. MUTTER Mädchen, als du kamst ans Licht, Schmückt' ich dich im Häubchen; Warst so lieblich von Gesicht Und so zart am Leibchen. Dachte dich sogleich als Braut, Gleich dem Reichsten angetraut, Dachte dich als Weibchen. Ach! Nun ist schon manches Jahr Ungenützt verflogen, Der Sponsierer bunte Schar Schnell vorbeigezogen; Tanztest mit dem einen flink, Gabst dem andern feinen Wink Mit dem Ellenbogen. Welches Fest man auch ersann, Ward umsonst begangen, Pfänderspiel und dritter Mann Wollten nicht verfangen; Heute sind die Narren los, Liebchen, öffne deinen Schoß, Bleibt wohl einer hangen. HOLZHAUER Nur Platz! nur Blöße! Wir brauchen Räume, Wir fällen Bäume, Die krachen, schlagen; Und wenn wir tragen, Da gibt es Stöße. Zu unserm Lobe Bringt dies ins reine; Denn wirkten Grobe Nicht auch im Lande, Wie kämen Feine Für sich zustande, So sehr sie witzten? Des seid belehret! Denn ihr erfröret, Wenn wir nicht schwitzten. PULCINELLE Ihr seid die Toren, Gebückt geboren. Wir sind die Klugen, Die nie was trugen; Denn unsre Kappen, Jacken und Lappen Sind leicht zu tragen; Und mit Behagen Wir immer müßig, Pantoffelfüßig, Durch Markt und Haufen Einherzulaufen, Gaffend zu stehen, Uns anzukrähen; Auf solche Klänge Durch Drang und Menge Aalgleich zu schlüpfen, Gesamt zu hüpfen, Vereint zu toben. Ihr mögt uns loben, Ihr mögt uns schelten, Wir lassen's gelten. PARASITEN Ihr wackern Träger Und eure Schwäger, Die Kohlenbrenner, Sind unsre Männer. Denn alles Bücken, Bejahndes Nicken, Gewundne Phrasen, Das Doppelblasen, Das wärmt und kühlet, Wie's einer fühlet, Was könnt' es frommen? Es möchte Feuer Selbst ungeheuer Vom Himmel kommen, Gäb' es nicht Scheite Und Kohlentrachten, Die Herdesbreite Zur Glut entfachten. Da brät's und prudelt's, Da kocht's und strudelt's. Der wahre Schmecker, Der Tellerlecker, Er riecht den Braten, Er ahnet Fische; Das regt zu Taten An Gönners Tische. TRUNKNER Sei mir heute nichts zuwider! Fühle mich so frank und frei; Frische Lust und heitre Lieder, Holt' ich selbst sie doch herbei. Und so trink' ich! Trinke, trinke! Stoßet an, ihr! Tinke, Tinke! Du dorthinten, komm heran! Stoßet an, so ist's getan. Schrie mein Weibchen doch entrüstet, Rümpfte diesem bunten Rock, Und, wie sehr ich mich gebrüstet, Schalt mich einen Maskenstock. Doch ich trinke! Trinke, trinke! Angeklungen! Tinke, Tinke! Maskenstöcke, stoßet an! Wenn es klingt, so ist's getan. Saget nicht, daß ich verirrt bin, Bin ich doch, wo mir's behagt. Borgt der Wirt nicht, borgt die Wirtin, Und am Ende borgt die Magd. Immer trink' ich! Trinke, trinke! Auf, ihr andern! Tinke, Tinke! Jeder jedem! so fortan! Dünkt mich's doch, es sei getan. Wie und wo ich mich vergnüge, Mag es immerhin geschehn; Laß mich liegen, wo ich liege, Denn ich mag nicht länger stehn. CHOR Jeder Bruder trinke, trinke! Toastet frisch ein Tinke, Tinke! Sitzet fest auf Bank und Span! Unterm Tisch dem ist's getan. SATIRIKER Wißt ihr, was mich Poeten Erst recht erfreuen sollte? Dürft' ich singen und reden, Was niemand hören wollte. AGALAIA Anmut bringen wir ins Leben; Leget Anmut in das Geben. HEGEMONE Leget Anmut ins Empfangen, Lieblich ist's, den Wunsch erlangen. EUPHROSYNE Und in stiller Tage Schranken Höchst anmutig sei das Danken. ATROPOS Mich, die älteste, zum Spinnen Hat man diesmal eingeladen; Viel zu denken, viel zu sinnen Gibt's beim zarten Lebensfaden. Daß er euch gelenk und weich sei, Wußt' ich feinsten Flachs zu sichten; Daß er glatt und schlank und gleich sei, Wird der kluge Finger schlichten. Wolltet ihr bei Lust und Tänzen Allzu üppig euch erweisen, Denkt an dieses Fadens Grenzen, Hütet euch! Er möchte reißen. KLOTHO Wißt, in diesen letzten Tagen Ward die Schere mir vertraut; Denn man war von dem Betragen Unsrer Alten nicht erbaut. Zerrt unnützeste Gespinste Lange sie an Licht und Luft, Hoffnung herrlichster Gewinste Schleppt sie schneidend zu der Gruft. Doch auch ich im Jugendwalten Irrte mich schon hundertmal; Heute mich im Zaum zu halten, Schere steckt im Futteral. Und so bin ich gern gebunden, Blicke freundlich diesem Ort; Ihr in diesen freien Stunden Schwärmt nur immer fort und fort. LACHESIS Mir, die ich allein verständig, Blieb das Ordnen zugeteilt; Meine Weife, stets lebendig, Hat noch nie sich übereilt. Fäden kommen, Fäden weifen, Jeden lenk' ich seine Bahn, Keinen lass' ich überschweifen, Füg' er sich im Kreis heran. Könnt' ich einmal mich vergessen, Wär' es um die Welt mir bang; Stunden zählen, Jahre messen, Und der Weber nimmt den Strang. HEROLD Die jetzo kommen, werdet ihr nicht kennen, Wärt ihr noch so gelehrt in alten Schriften; Sie anzusehn, die so viel übel stiften, Ihr würdet sie willkommne Gäste nennen. Die Furien sind es, niemand wird uns glauben, Hübsch, wohlgestaltet, freundlich, jung von Jahren; Laßt euch mit ihnen ein, ihr sollt erfahren, Wie schlangenhaft verletzen solche Tauben. Zwar sind sie tückisch, doch am heutigen Tage, Wo jeder Narr sich rühmet seiner Mängel, Auch sie verlangen nicht den Ruhm als Engel, Bekennen sich als Stadt- und Landesplage. ALEKTO Was hilft es euch? ihr werdet uns vertrauen, Denn wir sind hübsch und jung und Schmeichelkätzchen; Hat einer unter euch ein Liebeschätzchen, Wir werden ihm so lang die Ohren krauen, Bis wir ihm sagen dürfen, Aug' in Auge: Daß sie zugleich auch dem und jenem winke, Im Kopfe dumm, im Rücken krumm, und hinke Und, wenn sie seine Braut ist, gar nichts tauge. So wissen wir die Braut auch zu bedrängen: Es hat sogar der Freund, vor wenig Wochen, Verächtliches von ihr zu der gesprochen! - Versöhnt man sich, so bleibt doch etwas hängen. MEGÄRA Das ist nur Spaß! denn, sind sie erst verbunden, Ich nehm' es auf und weiß; in allen Fällen, Das schönste Glück durch Grille zu vergällen; Der Mensch ist ungleich, ungleich sind die Stunden. Und niemand hat Erwünschtes fest in Armen, Der sich nicht nach Erwünschterem törig sehnte, Vom höchsten Glück, woran er sich gewöhnte; Die Sonne flieht er, will den Frost erwarmen. Mit diesem allen weiß ich zu gebaren Und führe her Asmodi, den Getreuen, Zu rechter Zeit Unseliges auszustreuen, Verderbe so das Menschenvolk in Paaren. TISIPHONE Gift und Dolch statt böser Zungen Misch' ich, schärf' ich dem Verräter; Liebst du andre, früher, später Hat Verderben dich durchdrungen. Muß der Augenblicke Süßtes Sich zu Gischt und Galle wandeln! Hier kein Markten, hier kein Handeln - Wie er es beging', er büßt es. Singe keiner vom Vergeben! Felsen klag' ich meine Sache, Echo! horch! erwidert: Rache! Und wer wechselt, soll nicht leben. HEROLD Belieb' es euch, zur Seite wegzuweichen, Denn was jetzt kommt, ist nicht von euresgleichen. Ihr seht, wie sich ein Berg herangedrängt, Mit bunten Teppichen die Weichen stolz behängt, Ein Haupt mit langen Zähnen, Schlangenrüssel, Geheimnisvoll, doch zeig' ich euch den Schlüssel. Im Nacken sitzt ihm zierlich-zarte Frau, Mit feinem Stäbchen lenkt sie ihn genau; Die andre, droben stehend herrlich-hehr, Umgibt ein Glanz, der blendet mich zu sehr. Zur Seite gehn gekettet edle Frauen, Die eine bang, die andre froh zu schauen; Die eine wünscht, die andre fühlt sich frei. Verkünde jede, wer sie sei. FURCHT Dunstige Fackeln, Lampen, Lichter Dämmern durchs verworrne Fest; Zwischen diese Truggesichter Bannt mich, ach! die Kette fest. Fort, ihr lächerlichen Lacher! Euer Grinsen gibt Verdacht; Alle meine Widersacher Drängen mich in dieser Nacht. Hier! ein Freund ist Feind geworden, Seine Maske kenn' ich schon; Jener wollte mich ermorden, Nun entdeckt schleicht er davon. Ach wie gern in jeder Richtung Flöh' ich zu der Welt hinaus; Doch von drüben droht Vernichtung, Hält mich zwischen Dunst und Graus. HOFFNUNG Seid gegrüßt, ihr lieben Schwestern! Habt ihr euch schon heut' und gestern In Vermummungen gefallen, Weiß ich doch gewiß von allen: Morgen wollt ihr euch enthüllen. Und wenn wir bei Fackelscheine Uns nicht sonderlich behagen, Werden wir in heitern Tagen Ganz nach unserm eignen Willen Bald gesellig, bald alleine Frei durch schöne Fluren wandeln, Nach Belieben ruhn und handeln Und in sorgenfreiem Leben Nie entbehren, stets erstreben; überall willkommne Gäste, Treten wir getrost hinein: Sicherlich, es muß das Beste Irgendwo zu finden sein. KLUGHEIT Zwei der größten Menschenfeinde, Furcht und Hoffnung, angekettet, Halt' ich ab von der Gemeinde; Platz gemacht! ihr seid gerettet. Den lebendigen Kolossen Führ' ich, seht ihr, turmbeladen, Und er wandelt unverdrossen Schritt vor Schritt auf steilen Pfaden. Droben aber auf der Zinne Jene Göttin, mit behenden Breiten Flügeln, zum Gewinne Allerseits sich hinzuwenden. Rings umgibt sie Glanz und Glorie, Leuchtend fern nach allen Seiten; Und sie nennet sich Viktorie, Göttin aller Tätigkeiten. ZOILO-THERSITES Hu! Hu! da komm' ich eben recht, Ich schelt' euch allzusammen schlecht! Doch was ich mir zum Ziel ersah, Ist oben Frau Viktoria. Mit ihrem weißen Flügelpaar Sie dünkt sich wohl, sie sei ein Aar, Und wo sie sich nur hingewandt, Gehör' ihr alles Volk und Land; Doch, wo was Rühmliches gelingt, Es mich sogleich in Harnisch bringt. Das Tiefe hoch, das Hohe tief, Das Schiefe grad, das Grade schief, Das ganz allein macht mich gesund, So will ich's auf dem Erdenrund. HEROLD So treffe dich, du Lumpenhund, Des frommen Stabes Meisterstreich! Da krümm und winde dich sogleich! - Wie sich die Doppelzwerggestalt So schnell zum eklen Klumpen ballt! - - Doch Wunder! - Klumpen wird zum Ei, Das bläht sich auf und platzt entzwei. Nun fällt ein Zwillingspaar heraus, Die Otter und die Fledermaus; Die eine fort im Staube kriecht, Die andre schwarz zur Decke fliegt. Sie eilen draußen zum Verein; Da möcht' ich nicht der dritte sein. GEMURMEL Frisch! dahinten tanzt man schon - Nein! Ich wollt', ich wär' davon - Fühlst du, wie uns das umflicht, Das gespenstische Gezücht? - Saust es mir doch übers Haar - Ward ich's doch am Fuß gewahr - Keiner ist von uns verletzt - Alle doch in Furcht gesetzt - Ganz verdorben ist der Spaß - Und die Bestien wollten das. HEROLD Seit mir sind bei Maskeraden Heroldspflichten aufgeladen, Wach' ich ernstlich an der Pforte, Daß euch hier am lustigen Orte Nichts Verderbliches erschleiche, Weder wanke, weder weiche. Doch ich fürchte, durch die Fenster Ziehen luftige Gespenster, Und von Spuk und Zaubereien Wüßt' ich euch nicht zu befreien. Machte sich der Zwerg verdächtig, Nun! dort hinten strömt es mächtig. Die Bedeutung der Gestalten Möcht' ich amtsgemäß entfalten. Aber was nicht zu begreifen, Wüßt' ich auch nicht zu erklären; Helfet alle mich belehren! - Seht ihr's durch die Menge schweifen? Vierbespannt ein prächtiger Wagen Wird durch alles durchgetragen; Doch er teilet nicht die Menge, Nirgend seh' ich ein Gedränge. Farbig glitzert's in der Ferne, Irrend leuchten bunte Sterne Wie von magischer Laterne, Schnaubt heran mit Sturmgewalt. Platz gemacht! Mich schaudert's! + KNABE WAGENLENKER Halt! Rosse, hemmet eure Flügel, Fühlet den gewohnten Zügel, Meistert euch, wie ich euch meistre, Rauschet hin, wenn ich begeistre - Diese Räume laßt uns ehren! Schaut umher, wie sie sich mehren, Die Bewundrer, Kreis um Kreise. Herold auf! nach deiner Weise, Ehe wir von euch entfliehen, Uns zu schildern, uns zu nennen; Denn wir sind Allegorien, Und so solltest du uns kennen. HEROLD Wüßte nicht, dich zu benennen; Eher könnt' ich dich beschreiben. KNABE LENKER So probier's! HEROLD Man muß gestehn: Erstlich bist du jung und schön. Halbwüchsiger Knabe bist du; doch die Frauen, Sie möchten dich ganz ausgewachsen schauen. Du scheinest mir ein künftiger Sponsierer, Recht so von Haus aus ein Verführer. KNABE LENKER Das läßt sich hören! fahre fort, Erfinde dir des Rätsels heitres Wort. HEROLD Der Augen schwarzer Blitz, die Nacht der Locken, Erheitert von juwelnem Band! Und welch ein zierliches Gewand Fließt dir von Schultern zu den Socken, Mit Purpursaum und Glitzertand! Man könnte dich ein Mädchen schelten; Doch würdest du, zu Wohl und Weh, Auch jetzo schon bei Mädchen gelten, Sie lehrten dich das ABC. KNABE LENKER Und dieser, der als Prachtgebilde Hier auf dem Wagenthrone prangt? HEROLD Er scheint ein König reich und milde, Wohl dem, der seine Gunst erlangt! Er hat nichts weiter zu erstreben, Wo's irgend fehlte, späht sein Blick, Und seine reine Lust zu geben Ist größer als Besitz und Glück. KNABE LENKER Hiebei darfst du nicht stehen bleiben, Du mußt ihn recht genau beschreiben. HEROLD Das Würdige beschreibt sich nicht. Doch das gesunde Mondgesicht, Ein voller Mund, erblühte Wangen, Die unterm Schmuck des Turbans prangen; Im Faltenkleid ein reich Behagen! Was soll ich von dem Anstand sagen? Als Herrscher scheint er mir bekannt. KNABE LENKER Plutus, des Reichtums Gott genannt! Derselbe kommt in Prunk daher, Der hohe Kaiser wünscht ihn sehr. HEROLD Sag von dir selber auch das Was und Wie! KNABE LENKER Bin die Verschwendung, bin die Poesie; Bin der Poet, der sich vollendet, Wenn er sein eigenst Gut verschwendet. Auch ich bin unermeßlich reich Und schätze mich dem Plutus gleich, Beleb' und schmück' ihm Tanz und Schmaus, Das, was ihm fehlt, das teil' ich aus. HEROLD Das Prahlen steht dir gar zu schön, Doch laß uns deine Künste sehn. KNABE LENKER Hier seht mich nur ein Schnippchen schlagen, Schon glänzt's und glitzert's um den Wagen. Da springt eine Perlenschnur hervor! Nehmt goldne Spange für Hals und Ohr; Auch Kamm und Krönchen ohne Fehl, In Ringen köstlichstes Juwel; Auch Flämmchen spend' ich dann und wann, Erwartend, wo es zünden kann. HEROLD Wie greift und hascht die liebe Menge! Fast kommt der Geber ins Gedränge. Kleinode schnippt er wie ein Traum, Und alles hascht im weiten Raum. Doch da erleb' ich neue Pfiffe: Was einer noch so emsig griffe, Des hat er wirklich schlechten Lohn, Die Gabe flattert ihm davon. Es löst sich auf das Perlenband, Ihm krabbeln Käfer in der Hand, Er wirft sie weg, der arme Tropf, Und sie umsummen ihm den Kopf. Die andern statt solider Dinge Erhaschen frevle Schmetterlinge. Wie doch der Schelm so viel verheißt Und nur verleiht, was golden gleißt! KNABE LENKER Zwar Masken, merk' ich, weißt du zu verkünden, Allein der Schale Wesen zu ergründen, Sind Herolds Hofgeschäfte nicht; Das fordert schärferes Gesicht. Doch hüt' ich mich vor jeder Fehde; An dich, Gebieter, wend' ich Frag' und Rede. Hast du mir nicht die Windesbraut Des Viergespannes anvertraut? Lenk' ich nicht glücklich, wie du leitest? Bin ich nicht da, wohin du deutest? Und wußt' ich nicht auf kühnen Schwingen Für dich die Palme zu erringen? Wie oft ich auch für dich gefochten, Mir ist es jederzeit geglückt: Wenn Lorbeer deine Stirne schmückt, Hab' ich ihn nicht mit Sinn und Hand geflochten? PLUTUS Wenn's nötig ist, daß ich dir Zeugnis leiste, So sag' ich gern: Bist Geist von meinem Geiste. Du handelst stets nach meinem Sinn, Bist reicher, als ich selber bin. Ich schätze, deinen Dienst zu lohnen, Den grünen Zweig vor allen meinen Kronen. Ein wahres Wort verkünd' ich allen: Mein lieber Sohn, an dir hab' ich Gefallen. KNABE LENKER Die größten Gaben meiner Hand, Seht! hab' ich rings umher gesandt. Auf dem und jenem Kopfe glüht Ein Flämmchen, das ich angesprüht; Von einem zu dem andern hüpft's, An diesem hält sich's, dem entschlüpft's, Gar selten aber flammt's empor, Und leuchtet rasch in kurzem Flor; Doch vielen, eh' man's noch erkannt, Verlischt es, traurig ausgebrannt. WEIBERGEKLATSCH Da droben auf dem Viergespann Das ist gewiß ein Scharlatan; Gekauzt da hintendrauf Hanswurst, Doch abgezehrt von Hunger und Durst, Wie man ihn niemals noch erblickt; Er fühlt wohl nicht, wenn man ihn zwickt. DER ABGEMAGERTE Vom Leibe mir, ekles Weibsgeschlecht! Ich weiß, dir komm' ich niemals recht. - Wie noch die Frau den Herd versah, Da hieß ich Avaritia; Da stand es gut um unser Haus: Nur viel herein und nichts hinaus! Ich eiferte für Kist' und Schrein; Das sollte wohl gar ein Laster sein. Doch als in allerneusten Jahren Das Weib nicht mehr gewohnt zu sparen, Und, wie ein jeder böser Zahler, Weit mehr Begierden hat als Taler, Da bleibt dem Manne viel zu dulden, Wo er nur hinsieht, da sind Schulden. Sie wendet's, kann sie was erspulen, An ihren Leib, an ihren Buhlen; Auch speist sie besser, trinkt noch mehr Mit der Sponsierer leidigem Heer; Das steigert mir des Goldes Reiz: Bin männlichen Geschlechts, der Geiz! HAUPTWEIB Mit Drachen mag der Drache geizen; Ist's doch am Ende Lug und Trug! Er kommt, die Männer aufzureizen, Sie sind schon unbequem genug. WEIBER IN MASSE Der Strohmann! Reich ihm eine Schlappe! Was will das Marterholz uns dräun? Wir sollen seine Fratze scheun! Die Drachen sind von Holz und Pappe, Frisch an und dringt auf ihn hinein! HEROLD Bei meinem Stabe! Ruh gehalten! - Doch braucht es meiner Hülfe kaum; Seht, wie die grimmen Ungestalten, Bewegt im rasch gewonnenen Raum, Das Doppel-Flügelpaar entfalten. Entrüstet schütteln sich der Drachen Umschuppte, feuerspeiende Rachen; Die Menge flieht, rein ist der Platz. HEROLD Er tritt herab, wie königlich! Er winkt, die Drachen rühren sich, Die Kiste haben sie vom Wagen Mit Gold und Geiz herangetragen, Sie steht zu seinen Füßen da: Ein Wunder ist es, wie's geschah. PLUTUS Nun bist du los der allzulästigen Schwere, Bist frei und frank, nun frisch zu deiner Sphäre! Hier ist sie nicht! Verworren, scheckig, wild Umdrängt uns hier ein fratzenhaft Gebild. Nur wo du klar ins holde Klare schaust, Dir angehörst und dir allein vertraust, Dorthin, wo Schönes, Gutes nur gefällt, Zur Einsamkeit! - Da schaffe deine Welt. KNABE LENKER So acht' ich mich als werten Abgesandten, So lieb' ich dich als nächsten Anverwandten. Wo du verweilst, ist Fülle; wo ich bin, Fühlt jeder sich im herrlichsten Gewinn. Auch schwankt er oft im widersinnigen Leben: Soll er sich dir? soll er sich mir ergeben? Die Deinen freilich können müßig ruhn, Doch wer mir folgt, hat immer was zu tun. Nicht insgeheim vollführ' ich meine Taten, Ich atme nur, und schon bin ich verraten. So lebe wohl! Du gönnst mir ja mein Glück; Doch lisple leis', und gleich bin ich zurück. PLUTUS Nun ist es Zeit, die Schätze zu entfesseln! Die Schlösser treff' ich mit des Herolds Rute. Es tut sich auf! schaut her! in ehrnen Kesseln Entwickelt sich's und wallt von goldnem Blute, Zunächst der Schmuck von Kronen, Ketten, Ringen; Es schwillt und droht, ihn schmelzend zu verschlingen. WECHSELGESCHREI DER MENGE Seht hier, o hin! wie's reichlich quillt, Die Kiste bis zum Rande füllt. - Gefäße, goldne, schmelzen sich, Gemünzte Rollen wälzen sich. - Dukaten hüpfen wie geprägt, O wie mir das den Busen regt - Wie schau' ich alle mein Begehr! Da kollern sie am Boden her. - Man bietet's euch, benutzt's nur gleich Und bückt euch nur und werdet reich. - Wir andern, rüstig wie der Blitz, Wir nehmen den Koffer in Besitz. HEROLD Was soll's, ihr Toren? soll mir das? Es ist ja nur ein Maskenspaß. Heut abend wird nicht mehr begehrt; Glaubt ihr, man geb' euch Gold und Wert? Sind doch für euch in diesem Spiel Selbst Rechenpfennige zuviel. Ihr Täppischen! ein artiger Schein Soll gleich die plumpe Wahrheit sein. Was soll euch Wahrheit? - Dumpfen Wahn Packt ihr an allen Zipfeln an. - Vermummter Plutus, Maskenheld, Schlag dieses Volk mir aus dem Feld. PLUTUS Dein Stab ist wohl dazu bereit, Verleih ihn mir auf kurze Zeit. - Ich tauch' ihn rasch in Sud und Glut. - Nun, Masken, seid auf eurer Hut! Wie's blitzt und platzt, in Funken sprüht! Der Stab, schon ist er angeglüht. Wer sich zu nah herangedrängt, Ist unbarmherzig gleich versengt. - Jetzt fang' ich meinen Umgang an. GESCHREI UND GEDRÄNG O weh! Es ist um uns getan. - Entfliehe, wer entfliehen kann! - Zurück, zurück, du Hintermann! - Mir sprüht er heiß ins Angesicht. - Mich drückt des glühenden Stabs Gewicht - Verloren sind wir all' und all'. - Zurück, zurück, du Maskenschwall! Zurück, zurück, unsinniger Hauf'! - O hätt' ich Flügel, flög' ich auf. - PLUTUS Schon ist der Kreis zurückgedrängt, Und niemand, glaub' ich, ist versengt. Die Menge weicht, Sie ist verscheucht. - Doch solcher Ordnung Unterpfand Zieh' ich ein unsichtbares Band. HEROLD Du hast ein herrlich Werk vollbracht, Wie dank' ich deiner klugen Macht! PLUTUS Noch braucht es, edler Freund, Geduld: Es droht noch mancherlei Tumult. GEIZ So kann man doch, wenn es beliebt, Vergnüglich diesen Kreis beschauen; Denn immerfort sind vornenan die Frauen, Wo's was zu gaffen, was zu naschen gibt. Noch bin ich nicht so völlig eingerostet! Ein schönes Weib ist immer schön; Und heute, weil es mich nichts kostet, So wollen wir getrost sponsieren gehn. Doch weil am überfüllten Orte Nicht jedem Ohr vernehmlich alle Worte, Versuch' ich klug und hoff', es soll mir glücken, Mich pantomimisch deutlich auszudrücken. Hand, Fuß, Gebärde reicht mir da nicht hin, Da muß ich mich um einen Schwank bemühn. Wie feuchten Ton will ich das Gold behandeln, Denn dies Metall läßt sich in alles wandeln. HEROLD Was fängt der an, der magre Tor! Hat so ein Hungermann Humor? Er knetet alles Gold zu Teig, Ihm wird es untern Händen weich; Wie er es drückt und wie es ballt, Bleibt's immer doch nur ungestalt. Er wendet sich zu den Weibern dort, Sie schreien alle, möchten fort, Gebärden sich gar widerwärtig; Der Schalk erweist sich übelfertig. Ich fürchte, daß er sich ergetzt, Wenn er die Sittlichkeit verletzt. Dazu darf ich nicht schweigsam bleiben, Gib meinen Stab, ihn zu vertreiben. PLUTUS Er ahnet nicht, was uns von außen droht; Laß ihn die Narrenteidung treiben! Ihm wird kein Raum für seine Possen bleiben; Gesetz ist mächtig, mächtiger ist die Not. GETÜMMEL UND GESANG Das wilde Heer, es kommt zumal Von Bergeshöh' und Waldestal, Unwiderstehlich schreitet's an: Sie feiren ihren großen Pan. Sie wissen doch, was keiner weiß, Und drängen in den leeren Kreis. PLUTUS Ich kenn' euch wohl und euren großen Pan! Zusammen habt ihr kühnen Schritt getan. Ich weiß recht gut, was nicht ein jeder weiß, Und öffne schuldig diesen engen Kreis. Mag sie ein gut Geschick begleiten! Das Wunderlichste kann geschehn; Sie wissen nicht, wohin sie schreiten, Sie haben sich nicht vorgesehn. WILDGESANG Geputztes Volk du, Flitterschau! Sie kommen roh, sie kommen rauh, In hohem Sprung, in raschem Lauf, Sie treten derb und tüchtig auf. FAUNEN Die Faunenschar Im lustigen Tanz, Den Eichenkranz Im krausen Haar, Ein feines zugespitztes Ohr Dringt an dem Lockenkopf hervor, Ein stumpfes Näschen, ein breit Gesicht, Das schadet alles bei Frauen nicht: Dem Faun, wenn er die Patsche reicht, Versagt die Schönste den Tanz nicht leicht. SATYR Der Satyr hüpft nun hinterdrein Mit Ziegenfuß und dürrem Bein, Ihm sollen sie mager und sehnig sein, Und gemsenartig auf Bergeshöhn Belustigt er sich, umherzusehn. In Freiheitsluft erquickt alsdann, Verhöhnt er Kind und Weib und Mann, Die tief in Tales Dampf und Rauch Behaglich meinen, sie lebten auch, Da ihm doch rein und ungestört Die Welt dort oben allein gehört. GNOMEN Da trippelt ein die kleine Schar, Sie hält nicht gern sich Paar und Paar; Im moosigen Kleid mit Lämplein hell Bewegt sich's durcheinander schnell, Wo jedes für sich selber schafft, Wie Leucht-Ameisen wimmelhaft; Und wuselt emsig hin und her, Beschäftigt in die Kreuz und Quer. Den frommen Gütchen nah verwandt, Als Felschirurgen wohlbekannt; Die hohen Berge schröpfen wir, Aus vollen Adern schöpfen wir; Metalle stürzen wir zuhauf, Mit Gruß getrost: Glück auf! Glück auf! Das ist von Grund aus wohlgemeint: Wir sind der guten Menschen Freund. Doch bringen wir das Gold zu Tag, Damit man stehlen und kuppeln mag, Nicht Eisen fehle dem stolzen Mann, Der allgemeinen Mord ersann. Und wer die drei Gebot' veracht't, Sich auch nichts aus den andern macht. Das alles ist nicht unsre Schuld; Drum habt so fort, wie wir, Geduld. RIESEN Die wilden Männer sind s' genannt, Am Harzgebirge wohlbekannt; Natürlich nackt in aller Kraft, Sie kommen sämtlich riesenhaft. Den Fichtenstamm in rechter Hand Und um den Leib ein wulstig Band, Den derbsten Schurz von Zweig und Blatt, Leibwacht, wie der Papst nicht hat. NYMPHEN IM CHOR Auch kommt er an! - Das All der Welt Wird vorgestellt Im großen Pan. Ihr Heitersten, umgebet ihn, Im Gaukeltanz umschwebet ihn: Denn weil er ernst und gut dabei, So will er, daß man fröhlich sei. Auch unterm blauen Wölbedach Verhielt' er sich beständig wach; Doch rieseln ihm die Bäche zu, Und Lüftlein wiegen ihn mild in Ruh. Und wenn er zu Mittage schläft, Sich nicht das Blatt am Zweige regt; Gesunder Pflanzen Balsamduft Erfüllt die schweigsam stille Luft; Die Nymphe darf nicht munter sein, Und wo sie stand, da schläft sie ein. Wenn unerwartet mit Gewalt Dann aber seine Stimm' erschallt, Wie Blitzes Knattern, Meergebraus, Dann niemand weiß, wo ein noch aus, Zerstreut sich tapfres Heer im Feld, Und im Getümmel bebt der Held. So Ehre dem, dem Ehre gebührt, Und Heil ihm, der uns hergeführt! DEPUTATION DER GNOMEN Wenn das glänzend reiche Gute Fadenweis durch Klüfte streicht, Nur der klugen Wünschelrute Seine Labyrinthe zeigt, Wölben wir in dunklen Grüften Troglodytisch unser Haus, Und an reinen Tageslüften Teilst du Schätze gnädig aus. Nun entdecken wir hieneben Eine Quelle wunderbar, Die bequem verspricht zu geben, Was kaum zu erreichen war. Dies vermagst du zu vollenden, Nimm es, Herr, in deine Hut: Jeder Schatz in deinen Händen Kommt der ganzen Welt zugut. PLUTUS Wir müssen uns im hohen Sinne fassen Und, was geschieht, getrost geschehen lassen, Du bist ja sonst des stärksten Mutes voll. Nun wird sich gleich ein Greulichstes eräugnen, Hartnäckig wird es Welt und Nachwelt leugnen: Du schreib es treulich in dein Protokoll. HEROLD Die Zwerge führen den großen Pan Zur Feuerquelle sacht heran; Sie siedet auf vom tiefsten Schlund, Dann sinkt sie wieder hinab zum Grund, Und finster steht der offne Mund; Wallt wieder auf in Glut und Sud, Der große Pan steht wohlgemut, Freut sich des wundersamen Dings, Und Perlenschaum sprüht rechts und links. Wie mag er solchem Wesen traun? Er bückt sich tief hineinzuschaun. - Nun aber fällt sein Bart hinein! - Wer mag das glatte Kinn wohl sein? Die Hand verbirgt es unserm Blick. - Nun folgt ein großes Ungeschick: Der Bart entflammt und fliegt zurück, Entzündet Kranz und Haupt und Brust, Zu Leiden wandelt sich die Lust. - Zu löschen läuft die Schar herbei, Doch keiner bleibt von Flammen frei, Und wie es patscht und wie es schlägt, Wird neues Flammen aufgeregt; Verflochten in das Element, Ein ganzer Maskenklump verbrennt. Was aber, hör' ich wird uns kund Von Ohr zu Ohr, von Mund zu Mund! O ewig unglücksel'ge Nacht, Was hast du uns für Leid gebracht! Verkünden wird der nächste Tag, Was niemand willig hören mag; Doch hör' ich aller Orten schrein: "Der Kaiser leidet solche Pein." O wäre doch ein andres wahr! Der Kaiser brennt und seine Schar. Sie sei verflucht, die ihn verführt, In harzig Reis sich eingeschnürt, Zu toben her mit Brüllgesang Zu allerseitigem Untergang. O Jugend, Jugend, wirst du nie Der Freude reines Maß bezirken? O Hoheit, Hoheit, wirst du nie Vernünftig wie allmächtig wirken? Schon geht der Wald in Flammen auf, Sie züngeln leckend spitz hinauf Zum holzverschränkten Deckenband; Uns droht ein allgemeiner Brand. Des Jammers Maß ist übervoll, Ich weiß nicht, wer uns retten soll. Ein Aschenhaufen einer Nacht Liegt morgen reiche Kaiserpracht. PLUTUS Schrecken ist genug verbreitet, Hilfe sei nun eingeleitet! - Schlage, heil'gen Stabs Gewalt, Daß der Boden bebt und schallt! Du, geräumig weite Luft, Fülle dich mit kühlem Duft! Zieht heran, umherzuschweifen, Nebeldünste, schwangre Streifen, Deckt ein flammendes Gewühl! Rieselt, säuselt, Wölkchen kräuselt, Schlüpfet wallend, leise dämpfet, Löschend überall bekämpfet, Ihr, die lindernden, die feuchten, Wandelt in ein Wetterleuchten Solcher eitlen Flamme Spiel! - Drohen Geister, uns zu schädigen, Soll sich die Magie betätigen. |
Wolfgang
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