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Johann Gottfried
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Dritter TeilArdua res est, vetustis novitatem dare, novis auctoritatem, obsoletis nitorem, obscuris lucem, fastiditis gratiam, dubiis fidem, omnibus vero naturam et naturae suae omnia. Itaque etiam non assecutis, voluisse abunde pulchrum et magnificum est. Plin. Es ist sehr schwierig, alten Sachen Neuheit, neuen das Ansehen des Altertums, verrosteten Glanz, dunkeln Licht widerlichen Reiz, zweifelhaften Glaubwürdigkeit, allen aber Natur zu verleihen und jegliches nach seiner Eigentümlichkeit darzustellen. Deshalb ist, auch wenn das Ziel nicht erreicht ist, die Absicht schon etwas sehr Schönes und Rühmliches. Plinius, »Naturgeschichte«, Vorrede, § 15.
Elftes BuchSüdwärts am Fuß der großen asiatischen Gebirge haben sich soviel uns aus der Geschichte bekannt ist, die ältesten Reiche und Staaten der Welt gebildet; auch gibt uns die Naturgeschichte dieses Weltteils Ursachen an die Hand, warum sie sich nicht sowohl nord- als südwärts bilden konnten. Der dürftige Mensch folgt mit seinem irdischen Dasein so gern der milderen Sonnenwärme; denn diese muß für ihn die Erde decken und die Gewächse zu wohltätigen Früchten reifen. In Nordasien jenseit der Gebirge sind die meisten Striche viel höher und kälter; verschlungener ziehen sich die Bergketten hin und her und trennen die Erdregionen sehr oft durch Schneegipfel, Steppen und Wüsten; wenigere Ströme wässern das Land und ergießen sich endlich in ein Eismeer, dessen wüste Ufer die Wohnung der Renntiere und weißen Bären, nur späte Bewohner zu sich locken konnten. In diesem hohen, zerschnittenen, steilabhängigen Lande, der Steppen- und Bergregion unsrer Alten Welt, mußten also lange Zeit, und in manchen Strichen vielleicht immer, Sarmaten und Scythen, Mongolen und Tatern, halbwilde Jäger und Nomaden wohnen. Das Bedürfnis und die Gegend machte die Menschen barbarisch; eine einmal gewohnte gedankenlose Lebensart befestigte sich in den abgetrennten oder umherziehenden Stämmen und bildete bei roheren Sitten jenen beinah ewigen Nationalcharakter, der alle nordasiatischen Stämme von den südlichen Völkern so ganz unterscheidet. Wie dieser mildere Gebirgsstrich eine fortdauernde Arche Noah, ein lebendiger Tiergarten fast aller wilden Gattungen unsres Hemisphärs ist, so mußten seine Anwohner auch lange die Mitgenossen dieser Tiere, ihre milden Hirten oder ihre wilden Bezähmer bleiben. Nur wo sich südwärts Asien sanfter hinabsenkt, wo die Gebirgsketten mildere Täler umschließen und sie vor den kalten Nordostwinden sichern, hier war's, wo insonderheit Ströme die herabziehenden Kolonien allmählich bis zum Ufer des Meers leiteten, sie in Städte und Länder sammelten und ein leichteres Klima auch feinere Gedanken und Anordnungen weckte. Zugleich schoß, da die Natur dem Menschen mehr Muße gab und mehrere seiner Triebe angenehm reizte, sein Herz in Leidenschaften und Unarten aus, die unter dem nordischen Druck des Eises und der Not sich nicht in so fröhlichem Unkraut zeigen konnten; mithin wurden mehrere Gesetze und Anstalten zu Einschränkung dieser Triebe nötig. Der Geist ersann, und das Herz begehrte; die Leidenschaften der Menschen stürmten wild aneinander und mußten sich endlich selbst beschränken lernen. Da aber, was die Vernunft noch nicht tun kann, der Despotismus tun muß, so entstanden im südlichen Asien jene Gebäude der Polizeien und Religionen, die uns wie Pyramiden und Götzentempel der Alten Welt in ewigen Traditionen dastehn: schätzbare Denkmale für die Geschichte der Menschheit, die uns in jeder Trümmer zeigen, wieviel der Bau der Menschenvernunft unserm Geschlecht gekostet habe.
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Wolfgang
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