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Franz Grillparzer
Aquarell von M. M. Daffinger, 1827
Historisches Museum der Stadt Wien



Franz Grillparzer

(1791 - 1872)

 

Inszenierungen des ODYSSEE-Theaters:


Leben und Werk

Franz Grillparzer
Aquarell von Michael Daffinger, 1827

Franz Seraphicus Grillparzer wurde am 15.1.1791 als ältester von vier Söhnen des angesehenen Rechtsanwalts Wenzel Grillparzer, der einem Bauerngeschlecht aus dem oberösterreichischen Mühlviertel entstammte, in Wien Am Bauernmarkt 14 geboren. Nach ihm kamen Adolf, Camillo und Karl zur Welt. Seine Mutter Marianne entstammte der großbürgerlichen Familie Sonnleithner. Der Vater war ein naturliebender, aber ansonsten kalt und verschlossen wirkender Mensch. Die Mutter bezeichnete der Dichter selbst als herzensgute Frau mit großer Leidenschaft für die Musik, die auch auf ihn überschlug. Franz Grillparzers Großvater mütterlicherseits, Christoph Sonnleithner (1734-1786), war Dekan der Wiener Rechtsfakultät. Sein Onkel Ignaz Sonnleithner (1770-1831) gilt als Begründer des Handelsrechts in Österreich. Franz Grillparzer, von Natur auf melancholisch, ja hypochondrisch veranlagt, empfand sein Elternhaus als zutiefst bedrückend. „Finster und trüb waren die riesigen Gemächer“, berichtet er später in seiner Autobiographie.

Aus dem Trübsinn rettete ihn nur der Weg in die Welten der Phantasie. Schon als Kind faszinierten Grillparzer Märchen, Ritter-, Gespenster-, Zauber- und Wundergeschichten und in der Josefstädter Hauptschule, in die er 1797 geschickt worden war, nachdem ihn zuerst zahlreiche Privatlehrer mit wenig Erfolg unterrichtet hatten, begeisterte er sich sogleich für das Lesen und Schreiben. Begierig verschlang er alles, was ihm in die Hände fiel, die Geschichten des Neuen Testaments, Heiligen- und Wundergeschichten, Cooks Weltumseglung und Goethes Götz von Berlichingen. Einen ganz besonderen Eindruck machte ihm aber Schikaneders Textbuch zu Mozarts Zauberflöte, das ihm ein Dienstmädchen geliehen hatte. Ab 1801 besuchte Grillparzer das St. Anna Gymnasium.

1804 schloß Grillparzer die Schule mit mittelmäßigem Erfolg ab und immatrikulierte an der Universität Wien, wo er im Rahmen eines vorbereitenden Studiums generale Vorlesungen über Naturgeschichte, Religion, Philosophie, Geschichte und Beredsamkeit hörte. 1807 begann er mit dem Jus-Studium an der Wiener Universität.

Am 10. November 1809 starb Grillparzers Vater. Beruflich weitgehend erfolglos, hinterliess er kaum Vermögen, aber viele Schulden, sodass für die Familie eine Zeit bittere Not anbrach. 1811 schließt Grillparzer sein Studium ab. Um Geld zu verdienen, gibt er Nachhilfestunden und nimmt am 18. März 1812 vorübergehend eine Stelle als Hofmeister bei Graf Josef August von Seilern zu dessen Unterweisung in die Rechtswissenschaft an. Nach einer unbesoldeten Konzipistenstelle in der Hofbibliothek wurde er 1813 bei der Hofkammer als Konzeptspraktikant angestellt.

1816 machte Grillparzer die Bekanntschaft mit Burgtheaterdirektor Josef Schreyvogel, woraus sich bald eine enge Freundschaft entwickelte. Schreyvogel erkannte Grillparzers dramaturgische Begabung und ermuntert ihn zur literarischer Tätigkeit. 1817 feierte Grillparzer erste große Erfolge mit »Die Ahnfrau«, »Sappho« und der Trilogie »Das goldene Vlies«. In dieser Zeit beschäftigte er sich intensiv mit der griechischen Mythologie und den Tragödien von Aischylos und Euripides. Von 1818-23 war Grillparzer selbst Direktor des Burgtheaters und wurde zugleich für fünf Jahre zum Hoftheaterdichter ernannt.

Franz Grillparzer
Lithographie von Josef Kriehuber, 1841

Schwere Schicksalsschläge trafen Grillparzer in den folgenden Jahren. 1817 ertränkt sich sein jüngster Bruder Adolf und 1819 erhängte sich Grillparzers Mutter, die seit dem Tod des Vaters schwer nervenleidend war, in einem Anfall von religiösem Wahnsinn. Grillparzer drohte am Verlust der geliebten Mutter zu zerbrechen. Er hatte selbst oft an den Freitod gedacht, ihn aber immer wieder verworfen als ein Wohltat, die ihm nicht zusteht. Zugleich bewegte ihn eine unerfüllte Zuneigung zu Charlotte von Paumgartten, geb. Jetzer. Von den traurigen Ereignissen suchte sich Grillparzer auf einer dreimonatigen Italienreise abzulenken, die ihn über Triest, Venedig, Ferrara nach Rom und von dort weiter nach Neapel führte.

Weil Grillparzer 1820 in der Elegie Campo vaccino die "riesige Vergangenheit" der heidnischen Antike der "neuen, flachen Zeit" gegenübergestellt hatte, kam er in ernsten Konflikt mit der unerbittlichen Zensurbehörde Metternichs und stand fortan bei Hof unter Radikalismus-Verdacht.

1821 wurde Grillparzer ins Finanzministerium versetzt. Da ihn die Arbeit als Finanzbeamter ganz und gar nicht erfüllte, widmete er sich nun noch mehr der Dichtkunst. Im selben Jahr 1821 lernte er auch Katharina Fröhlich kennen, mit der er sich später verlobte und mit der er, allerdings ohne sie jemals zu heiraten, den Rest seines Lebens in einer nicht immer einfachen, für beide oft qualvollen Beziehung verbrachte.

1825 wurde die Tragödie »König Ottokars Glück und Ende« am Burgtheater uraufgeführt. 1826 unternahm Franz Grillparzer eine ausgedehnte Reise nach Deutschland, bei der er Goethe, Tieck und Hegel begegnete. Wegen seiner Mitgliedschaft in einer zweifelhaften Künstlergemeinschaft, genannt Ludlamshöhle, wurde Grillparzer im selben Jahr polizeilich verhört und musste eine Hausdurchsuchung erdulden; die Ermittlungen verliefen jedoch ergebnislos. 1827 starb Charlotte von Paumgartten. Auf Drängen Schreyvogels entstand im selben Jahr die Novelle »Das Kloster bei Sendomir«. Das Trauerspiel »Ein treuer Diener seines Herrn« wurde 1828 erstmals am Burgtheater aufgeführt und 1831 folgte »Des Meeres und der Liebe Wellen«. 1832 wurde Grillparzer zum Direktor des Hofkammerarchivs ernannt und bekleidete diese Stelle bis zu seiner Pensionierung. 1834 hatte das dramatische, von Calderon inspirierte Märchen »Der Traum ein Leben« am Burgtheater Premiere.

Kathie Fröhlich, die "ewige Braut"
Miniatur von Michael Daffinger, 1823

1836 unternahm Grillparzer eine Reise nach Frankreich und England. In Paris begegnete er Heine und Börne und auf der Rückreise über Stuttgart traf er Uhland und Schwab. Nach dem Misserfolg des Lustspiels »Weh dem, der lügt!« zog sich Grillparzer 1838 fast gänzlich vom Theater zurück und lehnte bis auf wenige Ausnahmen die Aufführung neuer Werke ab. 1843 reiste Grillparzer über Preßburg, Budapest und Belgrad nach Konstantinopel und Athen. 1846 macht er die Bekanntschaft von Josef von Eichendorff während dessen Aufenthalt in Wien. 1847 wurde er durch die Berufung Metternichs Mitglied der neu gegründeten Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. 1848 wurde die Novelle »Der arme Spielmann« vollendet. Seit 1849 bewohnte Grillparzer ein Zimmer in der Spiegelgasse in der Wohnung Katharina Fröhlichs, die ihn gemeinsam mit ihren drei Schwestern liebevoll umsorgte. 1856 trat Grillparzer pünktlich mit dem 65. Lebensjahr und versehen mit dem Hofratstitel in den Ruhestand.

1861 wurde Grillparzer von Kaiser Franz Josef auf Lebenszeit ins Herrenhaus berufen und 1864 zum Ehrenbürger von Wien ernannt. Grillparzer starb unerwartet am 21.1.1872 in Wien. Seine Beisetzung fand drei Tage später auf dem Währinger Friedhof unter dem Geleit von über zwanzigtausend Trauernden statt. Katharina Fröhlich wird Alleinerbin und Nachlassverwalterin. Erst nach seinem Tod fanden die Aufführungen seiner Trauerspiele »Ein Bruderzwist in Habsburg«, »Libussa« und »Die Jüdin von Toledo« statt. Nach der Auflösung des Währinger Friedhofes wurden Grillparzers Gebeine auf den Hietzinger Friedhof überführt. Die Gesamtausgabe seiner Werke erschien 1909-1942 in 42 Bänden.

Werke

Viele Dramen Grillparzers sind als Online-Text im Projekt Gutenberg-DE und auf www.literature.at abrufbar.

Dramen:

Novellen:

Lyrik:

  • Tristia ex Ponto 1835
  • Jugenderinnerungen im Grünen 1824

Ästhetische Schriften:

Autobiografisches:

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Links

Franz Grillparzer (1791-1872)
Kurzbiographie, Werke im Projekt Gutenberg als Online-Text vorhandenen.
http://gutenberg.spiegel.de/autoren/grillprz.htm

Franz Grillparzer
(* 15. Januar 1791 in Wien; † 21. Januar 1872 am Friedhof Hietzing in Wien) war ein österreichischer Dramatiker.
http://www.literature.at/elib/www/wiki/index.php/Franz_Grillparzer

Grillparzer, Franz: Sämtliche Werke in 42 Bänden. (1909-1948)
Werkausgabe als Faksimile online bei austrian literature online.
http://www.literature.at/webinterface/library/COLLECTION_V01?objid=132

Franz Grillparzer
Diese Website, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügen und für Theaterpraktiker nützlich sein soll, ist geplant als großes Projekt, das die Texte, Biographisches, die Aufführungsgeschichte präsentieren wird und unter dem Titel „Grillparzer heute“ der Frage nachgehen, wie modern dieser Dichter des 19. Jahrhunderts im 21. ist.
http://www.grillparzer.at

Franz Grillparzer
Sein literarisches Schaffen: Biografie, Werkverzeichnis, Links ...
http://www.franzgrillparzer.at

Franz Grillparzer
Willi Vocke
Kurzbiografie mit tabellarischer Übersicht und Werkverzeichnis.
http://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/~za874/homepage/Grillparzer.htm

Franz Grillparzer - Wikipedia
Franz Grillparzer und sein dramatisches Werk in der deutschen Wikipedia.
http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Grillparzer

Franz Seraphicus Grillparzer im WWW
Eine umfangreiche Linksammlung der Österreichischen Gesellschaft für Literatur.
http://www.ogl.at/OGL-Link/G/Grillparzer_Franz.html

Grillparzerhof - Kulturzentrum im Oberen Mühlviertel
Die Abstammung Franz Grillparzers ist bis hierher zurückverfolgbar. Heute ist der Grillparzerhof eine Stätte der kulturellen Begegnung für Theater - Konzert - Literatur - Ausstellung - Symposion - Feste.
http://www.grillparzerhof.at

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