Wie Faustus die Zauberei erlangt und bekommen hat
Da nun, wie vorhin gemeldet, Fausts Sinn
danach stand, dasjenige zu lieben, das nicht zu lieben war, trachtete er dem Tag
und Nacht nach, nahm Adlerflügel an sich, wollte alle Gründe des Himmels und
der Erde erforschen, denn seine vorwitzige Frechheit und Leichtfertigkeit stach
und reizte ihn so, dass er auf etliche Zeit magische Vokabel, Figuren,
Charaktere und Conjurationes, damit er den Teufel für sich gewinnen möge, ins
Werk setzte und probierte.
So kam er in einen großen dichten Wald,
wie etliche sonst auch vermelden, der bei Wittenberg gelegen ist, der Spesser
Wald genannt, wie dann auch Doktor Faust selbst bekannt hat. In diesem Wald
macht er gegen Abend an einer vierfachen Wegkreuzung mit einem Stab etliche
Zirkel herum, und neben zweien, dass die zwei oben standen und in großen
Zirkeln hineingingen, beschwor er also den Teufel in der Nacht zwischen neun und
zehn Uhr.
Da ließ sich der Teufel an, als wenn er
nicht gern an das Ziel und an die Reihe käme, und wie dann der Teufel im Wald
einen solchen Tumult anfing, als wollte alles zugrunde gehen, da ließ er einen
solchen Wind dahergehen, dass sich die Bäume bis zur Erde bogen. Danach ließ
sich der Teufel an, als wenn der Wald voller Teufel wäre, die ritten neben des
Doktor Fausts Zirkeln daher. Bald danach erschienen sie, als wenn's nichts denn
lauter Wagen wären, danach gingen sie von vier Ecken im Wald auf den Zirkel zu,
als wären es Blitze und Strahlen und dann bald darauf ein großer
Büchsenschuss. Als solches alles vergangen war, ist gleich darauf eine Helle
erschienen und mitten im Wald viele liebliche Instrumente und Musik gehört
worden. Auch geschahen etliche Tänze, darauf etliche Turniere mit Spießen und
Schwertern, dass also Doktor Faust die Weile so lang gewesen ist, dass er
vermeinte, aus dem Zirkel zu laufen.
Letztlich fasste er wieder ein gottloses
und verwegenes Vornehmen und verharrte auf seiner vorigen Intention, - Gott
gebe, was daraus folgen möchte - und hielt gleich wie zuvor an den Teufel zu
beschwören. Darauf der Teufel ihm ein solches Blendwerk für die Augen macht
wie folgt: Dann ließ er sich sehen, als wenn über dem Zirkel ein Greif oder
Drache schwebte und flatterte, und als Faust seine Beschwörung gebrauchte, da
kirrte das Tier jämmerlich. Bald darnach viel gleich drei oder vier Klafter
hoch ein feuriger Stern herab und wurde zu einer feurigen Kugel verwandelt,
worüber Doktor Faustus auch sehr erschrak. Jedoch liebte er sein Vornehmen und
achtete es hoch, dass ihm der Teufel untertänig sein sollte.
Doktor Faust fasste darauf einen Mut und
beschwor diesen Stern zum ersten, andern und dritten Mal. Darauf ging von dieser
Kugel ein mannshoher Feuerstrom aus, ließ sich wieder nieder und es wurden
sechs Lichtlein darauf gesehen. Einmal sprang ein Licht in die Höhe, dann das
andere hernieder, bis es endete und sich in Gestalt eines feurigen Mannes
formierte. Dieser ging eine ganze halbe Viertelstunde um den Zirkel herum, und
also währte die ganze Geschichte bis um zwölf Uhr in die Nacht hinein.
Bald darauf ändert sich der Teufel und
Geist in die Gestalt eines grauen Mönchs und kam mit Faust ins Gespräch und
fragt ihn, was er begehre und sein Vornehmen wäre. Darauf war Doktor Fausts
Begehr, dass er morgens um die genannte Stunde ihm erscheinen sollte in seiner
Wohnung und Behausung. Dessen weigerte sich der Geist eine Weile. Doktor Faust
beschwor ihn aber bei seinem Herrn, dass er ihm sein Begehr sollte erfüllen,
worauf ihm der Geist solches zusagt und bewilligt.
Wie
Faustus die Zauberey erlangt vnd bekomen hat:
Als
nun wie vorgemelt dess Faustj Datum dahin stuend das jhenig zu Lieben / das
nicht zulieben war / Dem Trachtet Er tag vnnd Nacht nach / Nam an sich Adlers
flugell / wolt alle grundt am Hymmel vnnd Erden erforschen / Dann sein furwitz
frecheit vnd Leichtferttigkeit stach vnnd raytzt jn also Das er vf ein zeit
ettliche zauberische Vocabula, figuras, characteres, vnnd Coniurationes damit er
den Teuffell fur sich möcht fordern jns werckh setzte vnnd Probierte /
kam also jnn ein grossen Dickhen Wald / wie ettliche sunst auch melden / der bey
Wittemberg gelegen ist Der SPesser Wald genannt / wie dann auch Doctor Faustus
hernach selbs bekannt hat / jnn disem Waldt gegen Abent jnn einem Vierigen
Wegscheidt macht Er mit einem staab ettliche Zirckhel herumb/ vnnd neben zwen
Das die zwen oben stuenden vnnd jnn grossen zirckhell hinein giengen / beschwuer
also den Teuffel jnn der Nacht zwischen Neun vnnd zehen Vhr /
Da Ließ sich Der Teuffel an / als wann er nicht gern an Das zill vnnd Reyen kem
/ wie dann der Teuffel jm Waldt einen sollichen Tumult anfieng / als wolt es
alles zu grundt geen/ Dann er ließ ein sollichen Windt Daher gehn / Das sich
die Paum biß zur Erden bogen / Darnach ließ sich der Teuffel an / als wann der
Waldt Voller Teuffel wer / Die Ritten neben Dess Doctor Faustj zirckhel daher /
bald Darnach erschinen sie / als wanns nichts dann Lautter Wagen weren / Darnach
an Vier Eckhen jm Wald giengen zum zirckhel zue / Als weren es Böltz vnnd
stralen / Dann bald ein grosser Buchssenschuss darauff / Als solliches alles
verganngen ist gleich darauff ein helle erschinen / vnnd Mitten jm Waldt vil
Lieblicher jnstrument / vnnd Music gesanng gehört worden / auch geschahen
ettliche Tentz / darauff ettliche Turnier mit spiessen vnnd schwerten / Das also
Doctor Fausto die weil so lanng gewest / das Er vermeint auss dem zirckel zu
laufen/
Letztlich fast Er wider ein Gottloß vnnd verwegt fornemen vnd verhart auf
seiner vorigen Intention Gott geb was darauß mecht volgen / huelte gleich wie
zuuor an den Teuffel zubeschwern darauff der Teuffel jm ein solchs plerr fur die
Augen macht wie Volgt / Dann er ließ sich sehen als wann oben dem zirckhel ein
Greiff oder Drach schwebet vnnd Fladert / Wann Dann Doctor Faustus sein
beschwerung brauchte/ Da kirrete das Thier jämmerlich / bald darnach felt Drey
oder Vier Klaffter hoch ein Fewriger Stern gleich herab ward zu einer Fewrigen
kugell verwandelt / Darab Doctor Faustus auch hoch erschrackh / jedoch Liebet jm
sein Furnemen / Achtet es hoch das jm der Teuffel Vnderthenig sein solte/
Doctor Faustus fast darauff einen Mueth beschwur Disen Stern zum Ersten / Andern
/ vnnd Dritten Mahl / Darauff gienng von diser Kugell auf ein Feurstram eins
Manns hoch / Ließ sich wider hernider / vnnd wurden Sechs Liechtlein darauf
gesehen / einmahl sprang ein Liecht jnn die höch / Dann das ander hernider biß
sichs Endet / vnnd Formiert jnn gestalt eines Feurigen Manns / Diser gieng vmb
den Zirckhel herumb ein ganntze halbe Viertl stundt / Vnd weret also dise
ganntze Geschicht biß Vmb Zwelff Vhr jnn die Nacht hinein /
Bald darauff endert sich der Teuffel vnnd Geist jnn gestalt eines grawen Monichs/
kam mit Fausto zue gesprech Fragt jn was Er begert vnnd sein Furnemen wer /
Darauff ward Doctor Faustj beger Das er Morgens Vmb die genannte stundt jm
erscheinen solt / jnn seiner Wohnung vnnd Behaussung / Dessen sich der Geist ein
weil Wegert / Doctor Faustus beschwuer jn aber bey seinem herren Das er jm sein
begern solt erfullen/ darauf jm der Geist sollichs zuesagt vnnd Verwilliget.
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