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Historie und Geschichte des Doktor Johannes Faust


Von der Hölle

(Von der Hell)

Die Hölle, dieser Name, hat mancherlei Figuren und Bedeutungen. Denn einmal wird die Hölle genannt Hölle und Durstig, da darinnen der Mensch zu keiner Erquickung und Labung kommen kann.

So sagt man auch recht, dass die Hölle ein Tal genannt wird, das nicht weit von Jerusalem liegt. Denn die Hölle hat eine solche Weite des Tals, dass es bis zu dem Jerusalem reicht, welches der Thron des Himmels ist. Da die Einwohner des Himmlischen Jerusalems weit voneinander liegen, und also die Verdammten immer in der Wüste des Tals  wohnen müssen und die hohe Stadt Jerusalem nicht erreichen können, so wird die Hölle auch ein Platz genannt, da der Platz des Tals so weit ist, dass die Verdammten da wohnen müssen, wie auch die Gebeine der Schelmen, da sonst nach Gelegenheit die Gebeine der Schelme nirgends besser hinzutun sind, denn in ein Loch des Tals an einem besonderen Platz, zu dem man den Unflat hinführen soll.

Die Hölle ist auch die "Brennende Hölle" genannt, da sich alles entzünden und brennen muss, was dahin kommt, gleich einem Stein in einem feurigen Ofen, denn obwohl der Stein vom Feuer glühend wird, so verbrennt oder verzehrt er sich dennoch nicht und wird nur härter davon. So wird auch die Seele des Verdammten sein, dass sie immerdar brennt, und doch wird sie das Feuer nicht verzehren können, sondern nur mehr Pein fühlen. Darum heißt die Hölle eine ewige Pein, die weder Anfang, Hoffnung, noch Ende hat.

Sie heißt auch eine Finsternis, da sie von Gott so erschaffen ist, dass sie so dunkel ist, dass weder Schein noch Glanz da ist, sondern eine Finsternis ist, in der man weder die Herrlichkeit Gottes, noch das Licht der Sonne oder des Mondes sehen kann. Und wenn dann der verdammte Mensch auf eine Erhellung hoffen könnte, nur wie bei euch die dichte finstere Nacht, so hätte man doch die Hoffnung eines Scheins.

Die Hölle hat auch eine Kluft, Chasma genannt, gleich der eines Erdbebens, denn da er anstößt, gibt es eine solche Kluft und Dicke, die unergründlich ist. Da schüttet sich das Erdreich voneinander und man spürt aus solcher Tiefe, als ob Winde darinnen wären. Also ist die Hölle auch, da es einen Ausgang hat, jetzt weit, dann eng, dann wiederum weit, und so fortan etc.

Die Hölle wird auch Petra, ein Fels, genannt. Und der ist auch in etlicher Weise gestaltet als ein Felsblock, als Klippe, Felsen und Riff. So ist er, denn es ist die Hölle so gefestigt, dass sie weder Erde noch Stein um sich hat wie ein Fels, sondern wie Gott den Himmel befestigt hat, so hat er auch den Grund der Hölle gesetzt, ganz hart wie ein Fels, hoch, spitzig und rauh.

Sie wird auch Karzer genannt, in dem der Verdammte ewig sein wird. Also wird sie auch Verdammnis genannt, da die Seele in die Hölle als in ein Gefängnis verurteilt und verdammt wird, dahin zur Strafe verworfen wird, und dies ausgesprochen wird als wie ein öffentliches Gericht über einen Übeltäter und Schuldigen. So heißt sie auch Pernities oder Exitium, ein Verderbnis, da die Seele einen solchen Schaden an sich hat, der ein ewiger Schaden und Verderbnis ist. Also auch Confutatio, Damnatio, Condemnatio, und dergleichen, eine Verwerfung der Seele. Darin wirft sich der Mensch selbst in solche Kluft, gleich wie einer, der auf einen Felsen oder eine Höhe geht, und da er herabsieht, so schwindelt ihm. Es geht aber der Mensch, der verzweifelt ist, nicht dahin, dass er sich die Gegend besehen möchte. Und je höher er aufsteigt und begehrt, sich herabzustürzen, desto tiefer muss er herabfallen. So sind auch die verdammten Seelen, die in die Hölle geworfen werden: Je mehr eins dann das andere sündigt, je höher es von der Höhe, das heißt von Gott im Grund, dann das andere fallen muss. Endlich, dass es der Seele so ist, dass es unmöglich ist, mit wer weiß was sie auszuspekulieren und zu begreifen, wie Gott seinen Zorn also in einen solchen Ort gelegt hat, da Gottes Zorn sein Gebäude und seine Erschaffung ist.

Also, dass sie viele Namen und Wörter hat, als einer Schande Wohnung, ein Schlund, Rachen, Tiefe und Unterschied der Hölle. Denn die Verdammten müssen nicht allein in Wehe und Klage um des Ewigen Feuer sitzen, sondern auch Schande, Hohn und Spott ertragen gegen Gott und seine Seligen, dass sie in der Wohnung des Schlunds und des Rachens sein müssen. Denn die Hölle ist ein solcher Schlund und Rachen, der nicht zu sättigen ist, sondern gähnt immer noch mehr nach den Seelen, die nicht verdammt sein sollen, dass sie auch verführt und verdammt werden mögen.

Also musst du es, Doktor Faust, verstehen, dieweil du es hast haben wollen, und merke, dass die Hölle eine Seele des Todes ist, eine Hitze des Feuers, eine Finsternis der Erde, ein Vergessen der Erde, als wäre sie nimmer von Gott gedacht. Sie hat Marter und Wehe und ein ewig unverlöschliches Feuer, eine Wohnung aller höllischen Drachen, Würmer und Ungeziefer, eine Wohnung der verstoßenen Teufel, einen Gestank von Schwefel, Wasser und Pech und aller hitzigen Metalle etc. Und dies sei mein erster und anderer Bericht oder Erzählung, die du von mir hast haben wollen.

Zum Dritten, so batest du mich und wolltest von mir haben, dir einen Bericht zu tun, was für ein Weh und Klagen die Verdammten in der Hölle haben werden. Da sollst du etwa, mein Herr Faust, die Schrift ansehen, da es mir verborgen ist. Aber wie die Hölle jämmerlich anzusehen und qualifiziert ist, so ist es eine unerträgliche und schwere Pein. Und weil ich dir das erste erzählt habe, so will ich dir nach dem höllischen Spekulieren auch solchen Bericht tun. Es wird den Verdammten alles begegnen, wie ich es oben mit allen Umständen und Auslegungen erzählt habe, denn es ist wahr, was ich spreche. Die Hölle ist der Frauen Bauch und die Erde wird nicht stehen und also wird kein Aufhören noch Ende nimmermehr da sein. Darauf werden sie zittern und wehklagen über ihre Sünden und Bosheiten, über den verdammten und höllischen Gräuel des Gestanks, der Behinderung und Schwachheit. Dann erst werden ihre Rufe zu Gott schreien und wehklagen, mit Weh, Zittern, Zagen, schmerzvollen Schreien, Trübsal, mit Heulen und Weinen. Denn sollten sie nicht Wehe schreien, zittern und zagen, da sie Zwietracht haben, dass alle Kreaturen und Geschöpfe wider sie sein werden. Und für die Ehre der Heiligen werden sie ewige Schmach tragen müssen. Und es wird auch ein Wehe und Zittern größer sein denn das andere, denn die Sünden sind ungleich, und also auch die Strafe und Pein. Wir Geister werden gefreit werden, denn wir hoffen auch, selig zu werden. Aber die Verdammten werden klagen über die unleidliche Kälte, über das unauslöschliche Feuer, über die unerträgliche Finsternis und den Gestank, über die Gesichter der Teufel und über die Verzweiflung alles Guten. Sie werden klagen mit weinenden Augen und knirschenden Zähnen, Gestank der Nase, jammern der Stimme, Erschreckung der Ohren und Zittern der Hände und Füße. Sie werden vor großen Schmerzen ihre Zungen fressen. Sie werden sich den Tod wünschen und gerne sterben wollen; sie werden es aber nicht vermögen, denn der Tod wird vor ihnen fliehen und dann wird ihre Strafe und Pein letztlich größer und sich vermehren. Also, mein Herr Faust, hast du die dritte Frage, die so mit der ersten und anderen übereinstimmt.

Zum Vierten willst du von mir eine Frage beantwortet haben, die Gott zusteht, ob Gott die Verdammten zur Huld annimmt oder nicht. Aber es gleicht dem, wie ich es gemeldet und dir auf deine anderen Fragen Bericht getan habe und auch weiter antworte, so ich die Hölle und ihre Substanz ansehe, und wie es von Gottes Zorn erschaffen ist und wie es sich auch auf etliche Fundamente gründet. Und darum sei dir hierauf folgender Bericht gegeben (wiewohl es, lieber Herr Faust, deinem Versprechen und Gelübde stracks zuwider sein wird). Du fragst letztlich, ob die Verdammten in der Hölle wieder zur Huld und Gnade Gottes kommen können. Da antworte ich: Nein, denn alle, die so in der Hölle sind und Gott verstoßen hat, die müssen darinnen in Gottes Zorn und Ungnade brennen, ewig darinnen bleiben und verharren, da nimmer keine Hoffnung zu glauben ist. Ja, wenn sie zur Gnade Gottes kommen könnten, wie wir Geister, die wir alle Stunden hoffen und warten, so würden sie sich freuen und nach solcher Zeit seufzen. Aber sowenig die Teufel in der Hölle über ihren Unfall und ihre Verstoßung hoffen können, zur Gnade Gottes zu kommen, so wenig können's die Verdammten auch. Denn so wenig sie nicht zu hoffen haben, in der Finsternis der Hölle ein Licht oder eine Helle zu sehen, in großer Brunst und Hitze oder Qual des Feuers eine Labung oder einen Trunk des Wassers, in ihrer Kälte eine Wärme, so wenig können sie auch sonst etwas zuwege bringen, denn darinnen wird weder bitten, Gebet, anrufen noch seufzen erhört werden. Ihr Gewissen wird ihnen immer unter die Augen schlagen. Als ein Kaiser, König, Fürst, Graf oder sonstiger Regent werden sie klagen: Wenn sie nur nicht tyrannisiert und in allem Mutwillen und in aller Wollust gelebt hätten, so wollten sie zur Huld Gottes kommen. Ein reicher Mann, wenn er nur nicht gegeizt hätte, ein Hoffärtiger, wenn er nur nicht Pracht getrieben, ein Ehebrecher und Buhler, wenn er nur nicht Unzucht, Ehebruch und Unkeuschheit getrieben hätte, ein Weinsäufer und Fresser, ein Spieler und Gotteslästerer, ein Meineidiger, ein Dieb, ein Straßenräuber, Mörder und dergleichen: Wenn ich nur nicht meinen Bauch mit Üppigkeit, Wollust und Überfluss des Tranks und der Speise überfüllt hätte, wenn ich nicht falschgespielt und in meinem Herzen Gott gelästert hätte, wenn ich nur nicht freudig und mutwillig alle Flüche wider Gott getan hätte, wenn ich nur nicht meineidig gewesen wäre, gestohlen, geplündert, getötet und geraubt hätte, so wollte ich etwa doch Gnade erhoffen. Aber meine Sünden sind zu groß und nicht zu vergeben. Darum muss ich diese höllische Strafe erleiden und also kann ich Verdammter annehmen, dass ich keine Gnade zu erwarten habe.

Darum sollst du mehr wissen, mein Herr Faust, dass der verdammte Mensch oder die Seele nimmer zu keiner Gnade kommen kann, so wenig man den Verdammten Ziel und Zeit machen könnte, dass sie etwa erlöst werden mögen von solcher Qual. Und wenn sie nur eine solche Hoffnung haben möchten, dass sie immer einen Tag nach dem andern am Ufer des Meers das Meer ausschöpfen wollten, bis es trocken ist, so wäre eine Erlösung da, oder wenn ein Sandhaufen so groß wäre bis an den Himmel und ein Vogel nach dem andern Jahr käme und trüge eins nach dem andern hinweg, so wäre auch eine Hoffnung da - aber Gott wird ihrer nimmer gedenken, denn sie werden in der Hölle liegen wie die toten Böcke oder Gebeine. Der Tod und ihr Gewissen wird sie nagen. Ihre hartnäckige Zuversicht und das Vertrauen zu Gott, das sie erst haben werden, wird nicht gehört werden und auch nimmermehr bedacht, und siehe, wenn sich die verdammte Seele schon verstecken und in der Hölle sich verbergen könnte, bis Gottes Zorn sich wollte legen, und hättest solche Hoffnung, dass du mögest entledigt werden, beharrtest du auch in dem Ziel der Hoffnung, das Gott deiner würde gedenken, so ist darnach keine Erlösung da. Item, wenn alle Berge zusammenfallen sollten und eines Falls von einem Ort zum andern versetzt würden, und bis alle Steine in dem Meer versenkt würden, und bis alle Regentropfen die Erde hinwegspülten, und bis ein Elefant oder Kamel in ein Nadelöhr eingeht, und alle Regentropfen könnten gezählt werden - dennoch ist solche Hoffnung verloren. Also hast du kurz, mein Herr Faust, den vierten und letzten Bericht, und sollst wissen: Fragst du mich ein anderes Mal mehr nach solchen Dingen, sollst du kein Gehör von mir haben, denn ich bin dir solches nicht schuldig. Darum lass mich nunmehr mit solchen Fragen und Disputationen zufrieden.

Doktor Faustus ging abermals vom Geist ganz melancholisch verwirrt und zweifelbehaftet weg. Jetzt dachte er dahin, jetzt dorthin, und trachtete dem Tag und Nacht nach. Es hatte aber bei ihm keinen Bestand, dieweil ihm, wie oben gemeldet, der Teufel das Herz verstockt und verblendet hat. Zudem, wenn er schon alleine war und dem Göttlichen Wort nachtrachtete, da schmiegte sich dann der Teufel in Gestalt einer schönen Frau zu ihm, halste ihn und trieb mit ihm alle Unzucht, so dass er das Göttliche Wort bald vergaß und in den Wind schlug.

 

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Von der Hell:

Die Hell diser Nam. Hat manicherlay Figuren vnnd Bedeuttung / Dann ain mahl wirdt die Hell genannt Hell vnnd Durstig / darjnn der Mensch zu keiner erquickhung vnnd Labung kommen kan /

So sagt man auch recht / Das die Hell ein thall genannt wirdt / das nit weitt von jerusalem ligt / Dann die Hell hat ein solche Weitte des Thals / das es raichet zu dem Jerusalem Das ist dem Thron des Hymmels/ Da die jnnwoner dess Hymmelischen jerusalems / weit von einander ligen/ Also das die verdamptñ jm Wuest dess Thals jmmer wonen muessen / vnnd die hoche der Statt jerusalem nicht erraichen können/ So wirdt die Hell auch ein platz genannt Da der Platz dess Thals so weitt ist / Das die verdampten Da wonen muessen / wie die Schelmen bain / Da sonnst nach gelegenheit die Schelmen bain nirgennds besser hin zu thuen seyen / Dann jnn ein Loch des Thals zu ainem sondern platz Da man Den Vnflath hinfuren soll.

Die hell ist auch genannt Die Brinnige Hell / Das alles Angehn vnnd Brinnen mueß / was dahin kompt / gleich wie ein Stain jnn ainem Fewrigen Offen / Ob wol der Stain von Fewer glueent wirdt / So verbrindt oder Verzert er sich dannocht nicht / vnnd wirdt nur hortter darvon / Also die Seel des verdampten sein wirt / Das Sie jmmerdar brindt / vnnd wirdt Sie Doch das Fewr nit verzern könnden / Sunder nun mehr Pein fuhllen/ So hayst die Hell ein Ewige Pein / die weder anfang / hoffnung / noch endt hat /

Sie haist auch ein Finsternus / Dann Sie von Gott also erschaffen ist / Das Sie so dunckhel ist / Das weder schein noch glantz Da ist / Sonnder ist ein Finsternus eins Thurns / Da man weder die Herrlicheit Gottes / Als das Liecht Sohnn oder Mohn sehen kan / Vnd wann Dann der verdampte Mensch ein Hellung hoffen könndt / nur wie bey Euch Die Dickhe Finster nacht/ So hett man doch ein hoffnung eines scheins /

Die Hell hat auch Ein Clufft Chasma genannt / gleich eines Erdbidems / Da er Anstosse gibt er ein solliche cluft vnnd Dickhe / Das vnergrundtlichen ist / Da schütt sich das Erdterich von ein ander vnnd spurt man auss sollicher Tieffe des Cluffts / Als ob winde Darjnnen weren / Also ist die Helle auch / da es ein Ausgang hat. jetz weitt dann Eng / Dann widerumb weitt / vnnd so fort an etc.

Die Hell wirt auch genannt Petra ain felß / vnnd der ist auch ettlicher weiß gattaniert / Als ain saxum, scopus, rupes, vnnd Cautes, Also ist er / dann es die Hell also gefestigt / Das weder Erden noch Stein vmb sich hat / wie ein Felß / Sonnder wie Gott den Hymmel befestigt / Also hat Er auch ein grundt Der Hell gesetzt. ganntz Hört wie ein Felß Hoch spitzig vnnd Raw /

Sie wirdt auch Carcer genannt / Da der verdampte Ewig sein wirt/ Also ist Sie auch damnatio genannt / Da die Seel jnn die Hell als jnn ein gefengkhnus verurtheilt / vnnd verdambt wirdt / Dahin die straff verworffen vnnd ausgesprochen wirdt / Als wie ein offenntlich Gericht Vber ein Vbelthetter vnnd schuldigen / So heist Sie auch pernities oder Exitium ein Verderbnus Das die Seel solchen schaden ahn sich hat / Dann ain Ewiger schad vnnd Verderbnus ist / Also auch Confutatio, Damnatio, Condemnatio, vnnd dergleichen ein verwerffung der Seel / darein sich der Mensch selbs wirft jnn ein solliche Cluft / gleich wie einer der auf ein Felsen oder Hoche geet / Da Er herab sicht / so schwindelt jm / Es geet aber der Mensch der verzweiffelt ist nicht dahin das er die gegne besehen möcht / vnnd je hocher er aufsteiget vnnd begert sich herab zusturrzen Ye Tieffer er herab fallen mueß / Also seind die Verdambte Seelen auch / die jnn die Hell geworffen werden / Ye mehr eins dann das ander sündigt / je hocher es von der Höch/ Das ist von Gott jm grundt Dann das ander fallen mueß / Endtlich Das die Seel also ists / Das es vnmöglich mit was weiß sie ausspeculiern / vnnd zubegreiffen ist / Wie Gott sein Zorn also gelegt hat jnn ein solchen Orth / Da Gottes zorn sein gebew vnnd erschaffung ist /

Also Das Sie vil Namen vnnd Wortter Hatt / Als ein Schandt Wohnung/ ein Schlundt / Rachen / Tieffe / vnnd Vnderscheidt der Hell / Dann die Seelen der Verdambten muessen nicht allein jnn Wehe vnnd Clag dess Ewigen Fewers Sitzen / sonder auch schandt Hon vnnd spott tragen gegen Gott / vnnd seinen Seligen / Das Sie jnn wohnung des schlunds vnnd Rachen sein muessen / Dann die Hell ist ein solcher Schlundt vnnd Rachen / Der nit zu ersettigen ist / sundern günnet jmmer noch mehr nach der Seelen die nicht verdambt sein sollñ / Das Sie auch verfuert vnnd verdampt werden möchten.

Also muestu es Doctor Fauste verstehn/ Dieweil es hast haben wöllen / vnnd merckh Das die Hell ist ein Seel dess todts / ein hitz des Fewrs / ein Finsternus Der Erdt / ein Vergessung der Erdt / nimmer von Gott gedacht / Sie hatt Martter vnnd Wehe vnnd Ewig vnerloschlichs Fewr / Ein wohnung aller Hellischen Drachen / Wurm/ vnnd Vnzifer Ein Wohnung der Verstossnen Teuffels / ein gestannckh von Schwebell / Wasser vnnd Bech / vnnd aller hitzigen Metall etc. Vnnd Diss sey mein Erster vnnd Anderer bericht / oder erzellung Die Du von mir hast haben wöllen/

Zum Dritten / So battestu mich vnnd wolst von mir haben / Dir ein bericht zuthon / Was fur Wee vnnd Clag die verdampten jnn der Hell haben werden / Da soltu etwann mein herr Fauste Die schrifft ansehen / dann es mir verborgen ist / Aber wie die Hell jämmerlich anzusehen / vnnd qualificiert ist / So ist es ein Vntregliche vnnd schwere Pein / Vnnd weil jch Dir das Erst erzelt hab / So will jch Dir nach dem Hellischen SPeculiern auch solchs bericht thuen. Es den verdambten wie jch oben erzelt hab mit allen Vmbstenden vnnd Auslegungen begegnen / Dann es ist war wie jch sprich. Die Hell der Frawn Bauch / Vnnd Die Erdt wirdt nicht stan / Also wirdt kein aufhören noch endt nimmermehr Da sein / Darauff werden Sie zetter vnnd wee klagen Vber jre sündt vnnd bosheit / Vber den verdampten / vnnd Hellischen Grewell dess gestannckhs / Verhindernus/ schwachheit / dann wirdt erst jr Rueffen schreyen / vnnd Wee klagen zu Gott sein / mit Wee / Zittern / Zagen / gelffen / schreyen mit schmertzen / Truebsall / mit heulen vnnd Wainen / Dann solten Sie nicht Wehe schreyen / Zittern vnnd Zagen / Da Sie Zwitracht haben / Das alle Creaturen / vnnd alle geschöpff werden wider Sie sein / vnnd fur die Eer der Heyligen / werden Sie Ewige schmach tragen muessen / vnnd Wirdt auch ein wehe vnnd Zittern grosser sein / dan das ander / Dann die sünd seind Vngleich / Also auch die straff vnnd Pein/ Wir Geyster werden gefreyet werden / Dann wir auch hoffen Selig zu werden / Aber die verdambten werden Clagen vber die Vnleidenliche kelt / Vber das vnausloschlich Fewer / Vber die vntregliche Finsternus / gestannckh / vber die gesicht der Teuffel / vber die verzweifflung alles guetten / Sie werden Clagen mit weinenden Augen knittschen der Zähn / Gestannckh der Nasen / jammern der Stymm/ erschreckhung der Ohren / Zittern der hendt vnnd Fuessen / Sie werden vor grossem schmerzen jre Zungen fressen / Sie werden jnen den Todten wunschen / vnnd gern sterben wollen / Sie mögen aber nicht/ Dann der Todt wirdt vor jnen fliehen / Dann jr straff vnnd Pein wirt Letstlich grösser vnnd merer/ Also mein Herr Fauste Hastu die Dritte Frag / So mit der Ersten vnnd Andern Vber ein stimbt/

Zum Vierdten / wilstu von mir haben ein Frag Die zu Gott stett/ Ob Gott die Verdampten zur Huldt annem oder nit / Aber wie dem gleich wie jch gemeldet / vnnd auf andere deine fragen bericht gethan / Auch weitter Antwortte / souil jch die Hell vnnd jr Substantz ansehe / vnnd wie es von Gottes Zorn erschaffen ist / wie auch ettlich Fundamenta grunden können / Vnnd sey dir Hierauf ein sollicher bericht (wiewol es Lieber herr Fauste deiner promission vnnd gelubd stracks zu wider sein wirdt/ Du fragst Letstlich / Ob die verdampten jnn der Hell wider zur Huldt vnnd genaden Gottes kommen können / Da Antwurt jch Nain / Dann alle die so jnn der Hell seind / vnnd Gott verstossen hat / Die muessen darjnnen jnn Gottes Zorn vnnd Vngnad brynnen / Ewig darjnn bleiben vnnd Verharren / Da nimmer kein hoffnung zu glauben ist/ Ja wann Sie zur gnaden Gottes kommen konndten / wie wir Geister/ Die wir alle stundt hoffen / vnd warten / Sie wurden sich frewen / vnnd nach sollicher zeit seunfftzgen/ Aber So wenig Die Teuffel jnn der Hell khönnen vber jren Vnfall vnnd verstossung hoffen zuer gnaden Gottes zue kommen / So wenig könnens die verdampten auch / Dann so wenig sie nicht zu hoffen haben jnn der Finsternus der Hell / ein Liecht oder helle zusehen: jnn grosser Brunst vnnd hitz oder qual dess Fewers / ein Labung oder Trunckh eins wassers / jnn jrer Kält ein Wärme / So wenig können sie auch sonnst etwas zuewegen bringen / Dann darjnnen wirdt weder bitten / gebett / Anrueffen noch Seunfftzgen erhört werden / jr gewissen wirdt jnen jmmer vnder Die Augen schlagen / Als ein Kayser / Kunig / Furst / Graf oder sunsten Regenten werden klagen/ wann Sie nur nit Tyrrannisiert hetten / vnnd Sie jnn allem Muetwillen/ vnnd wollust gelebet / So wolten Sie zur Huldt Gottes kommen: Ein Reicher Mann wann er nur nicht geeytzt hett / Ein hofferttiger/ wann er nur nicht bracht getriben / Ein Eebrecher vnnd Bueler / wann er nur nicht Vnzucht / Ehebruch vnnd Vnkeuscheit getriben: Ein Weinsauffer vnd Fresser / Ein SPiler vnnd GottsLesterer / Ein Mainaidiger/ Ein Dieb / Strassenrauber / Morder / vnnd dergleichen / Wann jch nur nicht mein Bauch mit Vppigkeit / wollust / vnnd Vberfluss dess Tranckhs / vnnd der SPeiß vberfullet / wann jch nicht felschlich gespilt vnnd jnn meinem hertzen Gott gelestert / wann jch nur nicht freuentlich vnnd Muetwillig wider Gott mit allem fluechen gethon / wann jch nur nicht Mainaidig gewest / gestollen / geplindert / getödt/ oder geraubt hetten / So wolt jch doch etwan gnad hoffen/ Aber meine sündt sein zu gross / vnnd nicht zuuergeben / Darumb jch Dise Hellische straff leiden mueß/ Also kan jch verdambter abnemen / Das jch keiner genad zu gewartten hab.

Darumb solstu mehr mein herr Fauste wissen / Das der verdambte Mensch oder die Seel nimmer zu keiner genaden kommen kan / So wenig man den Verdambten zil vnnd zeit machen können / Das Sie etwann erlöst werden mechten von sollicher qual/ Vnd wañ Sie nur ein solliche hoffnung haben möchten / Das Sie jmmer ein tag nach dem andern am Vffer des Möers / das Moer wolten ausschutten biß es druckhen wirt / So wer ein Erlösung da / oder wann ein Sand hauf so groß wer biß an Hymmel / vnnd ein Vogel nach dem andern jar keme / vnnd trueg ains nach dem Andern hinweckh/ So wer auch ein hoffnung Da / Aber Gott wirdt jr nimmer gedennckhen / Dann Sie werden jnn der Hell ligen wie die Todten Boeckh oder Bein / Der todt / vnnd jr gewissen wirt Sie Nagen / jr hart zuuersicht vnnd vertrawen zu Gott so Sie erst haben werden wirt nit gehört werden / auch nimermehr gedacht / vnnd sihe wann sich die Verdambte Seel schon köndt verdeckhen / vnnd jnn die Hell sich verbergen biß Gottes zorn sich wolt legen / vnd hettest solliche hoffnung Das du mechtest erlediget werden / beharrestu auch jnn dem zill Der hoffnung / Das Gott an dich wurd gedencken / So ist darnach kein erlosung da/ Jtem wann alle berg zusamen sollen fallen / vnnd eines fahls zu seinem Orth vom andern wurden versetzt / vnnd biß alle stein jnn dem Moer ertrunckhnet werden / Vnnd biß alle Regen tropfen Die Erden hinweckh flössen / vnnd biß ein Elephant oder Camell jnn ein Nadel Ohr eingehet / vnnd alle Regen tropffen könndten gezelt werden / dannocht ist solliche hoffnung verlohren / Also hastu kurtzlich mein herr Fauste den Vierdtñ vnnd Letsten bericht / vnnd solst wissen fragestu mich ein ander mahl mehr von sollichen Dingen / Soltu kein gehör von mir haben / Dann jch bin dir solliches nit schuldig / Darumb lass mich nun mehr mit sollichen fragen vnnd Disputationibus zu friden.

Doctor Faustus gieng abermahlen vom Gaist ganz Melancholisch verwirrt vnnd zweifflheftig jetzt Dacht er dahin / jetzt Dorthin / Vnnd tracht dem tag vnnd nacht nach / es hett aber bey jm kein bestanndt / Dieweil jm wie obgemelt Der Teuffel das hertz verstockht vnd Verblendt / zue dem wann Er schon allein ward vnnd dem Göttlichen wort nachtrachtet / Da schmuckht sich dann der Teuffel jnn gestalt einer schönen frawen zue jm / halset jn / vnnd trib mit jm alle Vnzucht / Also das er dess Göttlichen Worts bald vergaß vnnd jnn Windt schlueg/

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