Eine andere Frage, die Faust mit dem Geist besprochen hat
Doktor Faustus beruft seinen Geist wieder und begehrt
von ihm eine Frage, die zu beantworten er diesmal gewähren sollte. Dem Geist
war solches gar zuwider, jedoch wollte er ihm diesmal gehorchen. Und wie er
vorher gesagt habe, so habe er ihm dies ganz und gar abgeschlagen, jedoch komme
er wieder. Aber dieses Mal, wie gemeldet, soll es gewährt werden, und sonst
nicht mehr.
Nun, was begehrst du von mir? sprach er zum Faust.
Ich will, sagte Faustus, eine Frage von dir
beantwortet haben, und das ist diese: Wenn du an meiner statt wärst und wärst
von Gott als Mensch erschaffen, was wolltest du tun, dass du Gott und den
Menschen gefällig wärst?
Darüber lächelte der Geist und gab diese Antwort: Mein
Herr Faust, so ich als ein Mensch erschaffen wäre, wollte ich mich beugen vor
Gott. Dieweil ich einen menschlichen Atem hätte, wollte ich mich befleißen,
dass ich Gott nicht zum Zorn bewegte, wollte seine Lehre, Gesetze und Gebote
halten soviel ich könnte, ihn anrufen, loben, ehren und preisen, damit ich Gott
so gefällig und angenehm wäre, dass ich wüsste, dass ich nach meinem
Absterben die ewige Freude, Glorie und Seligkeit hätte. Doktor Faustus
antwortet und sagt: So hab ich aber solches nicht getan. Ja freilich, sagt der
Geist, hast du es nicht getan, sondern den Schöpfer, der dich erschaffen hat,
der dir Sprache, Rede, Gesicht und Gehör gegeben hat, dass du seinen Willen
solltest verstehen und tun, der dich hat selig machen wollen, den hast du
verleugnet und deine Gabe des Verstandes missbraucht. Du bist also Gott und
allen Menschen feind geworden und hast da niemand die Schuld zu geben, denn
deinem stolzen frechen Mutwillen, und hast also dein bestes Kleinod und die Zier
der Furcht und Zuflucht zu Gott verloren. Ja, dies ist leider wahr, sagte Doktor
Faustus. Wolltest du aber, mein Mephostophiles, dass du ein Mensch an meiner
statt wärest? Ja, sprach der Geist seufzend, und hierin will ich nicht viel mit
dir disputieren, denn ob ich schon Gott also gesündigt habe, so wollte ich mich
doch wiederum erholen in Gottes Gnaden.
Dem antwortete Faust und sagte: So wäre es noch früh
genug für mich, wenn ich mich besserte. Ja, sagte der Geist, wenn du auch mit
deinen groben Sünden zur Gnade Gottes kommen könntest. Aber es ist nun zu
spät und der Zorn Gottes ruht auf dir. Lass mich in Frieden, sagte Doktor
Faustus zum Geist. So lass, sprach der Geist, mich hinfort auch unbemüht mit
deinen Fragen.
Ein andere Frag so Doctor Faustus mit dem Geist gepflegt hat:
Doctor Faustus beruefft seinen Geyst wider vnnd begert von jm eine Frag / Dess soll er gewern auf diss mahl Dem Gaist war solchs gar zu wider / jedoch wolt er jm Diss mahl gehorchen / vnnd wie er vor gesagt / So hab Er jm diss ganntz vnnd gar abgeschlagen / jedoch kom er wider / Aber diss mahls wie gemelt soll er gewert werden / vnnd sonst nit mehr /
Nun was begerestu von mir? sprach Er zum Fausto /
Jch will sagt Faustus ein Frag Von Dir / Vnnd ist diss Wann Du jnn meiner statt werest / Vnnd werest von Gott also ein Mensch erschaffen / Was Du thon woltest / Das du Gott vnnd dem Menschen gefellig werest?
Daruber Lächelt der Gaist / vnnd gab dise Antwurt / Mein herr Fauste / So jch als ein Mensch erschaffen were / wolt jch mich biegen gegen Gott / Dieweil jch ein Menschlichen Athem hette wolt mich befleissñ Das jch Gott nit beweget zue Zorn / wolt sein Lehr / Gesatz vnnd gepott halten / souil jch könndte / jn Anreuffen / Loben / Eern vnnd Breyssen / Damit jch Gott so gefellig vnd angenem wer / das jch wuste / Das jch nach meinem absterben hette die Ewige Freudt Glorj vnnd Seligkeit. Doctor Faustus Antwurt / vnnd sagt / So hab jch aber solchs nit gethon / ja freylich sagt der Gayst hastu es nit gethon / sonnder den Schöpffer der Dich erschaffen hat / Der Dir sprach / Red / gesicht vnnd gehör geben / Das du seinen willen soltest verstehn vnnd thuen / Der dich hat Selig machen wöllen / den hastu verlaugnet / Dein Gaab dess verstands misbraucht / bist also Gott vnnd allen Menschen feindt worden / (vnnd) vnnd hast da niemandt die Schuldt zugeben / Dann deinem stoltzen frechen Muettwillen / vnnd dein best Cleinat vnnd zier der Forcht vnnd zueflucht zue Gott also verloren. ja diss ist Laider war sagt Doctor Faustus. Woltestu aber mein Mephostophiles Das Du ein Mensch an meiner statt werest / ja seufftzgendt sprach der Geist / vnnd wird Hierjnn nicht vil Disputiern mit dir / Dann ob jch schon gegen Gott also gesündigt / So wolt jch mich doch widerumb erholen jnn Gottes genaden /
Dem Antwurt Faustus vnnd sagt / So wer es noch frue gnueg mit Mir wann jch mich besserte / ja Sagt der Gayst / wann Du auch mit deinen groben sünden zuer genaden Gottes kommen kondest / Aber es ist nun zue spat vnnd ruehet Gottes Zorn vber dich / Lass mich mit friden sagt Doctor Faustus zum Gayst / so lass sprach der Gaist hinfuro mich auch vnbemueht mit Deinen Fragen /
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