Von des Himmels Lauf, Zier und Ursprung
Doktor Faust durfte den Geist über die göttlichen
himmlischen Dinge nicht mehr befragen. Das tat ihm weh und er dachte Tag und
Nacht nach. Und damit er von der göttlichen Kreatur und deren Erschaffung
bessere Gelegenheit hätte, dem eine Farbe anzustreichen und glimpflich
davonzukommen, fragte er nicht wie zuvor nach der Freude der Seligen und Engel
und nach dem Weh der Hölle, denn er wusste, dass er hierfür vom Geist keine
Audienz mehr erlangen würde. Er musste also fragen, was ihn dünkte, dass er es
erlangen möge. Und nimmt sich deshalb vor, den Geist glimpflich zu fragen, ob
es zur Astronomie oder Astrologie den Physikern dienlich und nötig sei, dieses
zu wissen: Nämlich von des Himmels Lauf, Zierde und Ursprung. Das solle er ihm
berichten. Hierauf antwortete der Geist:
Mein Herr Faust, der Gott, der dich erschaffen hat, der
hat auch die Welt erschaffen und alle Elemente unter dem Himmel. Denn Gott
machte anfänglich den Himmel aus dem Mittel des Wassers und teilte die Wasser
vom Wasser und hieß das Firmament den Himmel. So ist der Himmel kugelig oder
scheibenartig und beweglich. Auch ist der Himmel, der vom Wasser erschaffen und
zusammengefügt ist, so fest und auch so durchsichtig wie der Kristall oben im
Himmel. Daran ist das Gestirn angeheftet. Und durch solche Runde des Himmels
wird die Welt in vier Teile geteilt: Der Aufgang, Niedergang. Mittag und
Mitternacht. Und es wird der Himmel so schnell herumgewälzt, dass die Welt
zerbräche, wo es die Planeten mit ihrem Gegenlauf nicht verhinderten.
So ist der Himmel auch mit Feuer erschaffen worden und
nicht mit der Kälte des Wassers. Die umgebenden Wolken wurden, da das Feuer
oder die Hitze die andern Elemente anzündete. So sind innerhalb des Firmaments
die Gestirne des Himmels, der Umkreis der sieben Planeten, begriffen als
Saturnus, Jupiter, Mars, Sol, Venus, Mercurius und Luna. Und alle Himmel bewegen
sich, allein der Feurige Himmel, der ruhet.
Und so wird die Welt also in vier Teile geteilt, als da
sind: Feuer, Luft, Erde und Wasser. Und aus dieser Samen und Kreatur formiert
sich die Welt und ein jeglicher Himmel nimmt sein Material und seine Eigenschaft
daraus. Der oberste Himmel ist feurig. Der Mittlere und Unterste ist licht, da
die Luft der Himmel durchscheinend ist, denn der Mittlere und Unterste ist
luftig. In dem Obersten ist die Wärme und das Licht wegen der Nähe der Sonne.
Der Unterste aber ist licht vom Widerschein, wegen des Glanzes der Erde. Wohin
der Schein des Glanzes nicht reichen kann, dort ist es kalt und Dunkelheit
darinnen. Und in dieses Dunkel ist Luft verstoßen, und in solcher dunkler Luft,
in der wir wohnen, sind Ungestümigkeit, Donnerschläge, Hagel, Schnee und
dergleichen, durch die wir dann die Zeit des Jahrs, und wie es wittern soll,
wissen können. Und hat also der Himmel zwölf Umkreise, die die Erde und das
Wasser umringen. Die alle mögen Himmel genannt werden.
Es erzählte ihm auch der Geist diesmal, wie ein Planet
nach dem andern regiert, und wie viel Grade ein jeder Planet über den anderen
hat.
Von dess Himmels Lauf Zier vnd Vrsprung.
Doctor Faustus dorfft den Geyst von Göttlichen Hymlischen dingen nit mehr fragen / das thett jm Wee / vnnd gedacht jm Tag vnnd Nacht nach / vnnd damit Er von Göttlicher Creatur vnnd erschaffung besser gelegenheit hett dem ein farb anzustreichen / vnd mit glimpff herumb zukommen / fragt Er nicht wie Zuuor mehr von der freudt der seligen vnnd den Engeln / vnnd von dem Wee der Hell / dann Er wust das Er vom Geist hinfuro kein Audients mehr wurd erlangen / Muest also fragen was jn gedeücht das Er erlanngen möcht / nimpt jm derhalben fur den Geist zuefragen vnder einem glimpf / als ob es zu der Astronomia oder Astrologia den physicis dienstlich sey / vnnd Nöttig zu wissñ / Nemlich von dess Hymmels Lauf zierdt vnd Vrsprung / Das solt Er jn berichten / Hierauff antwurt der Gaist /
Mein herr Fauste / Der Gott der dich erschaffen Hat / Der Hat auch die Welt erschaffen / vnnd alle Elementa vnder dem Hymmel / Dann Gott macht anfenngclich den Hymmel auss dem Mittel des Wassers / vnnd theilt die wasser vom Wasser / vnnd hieß das Firmament den Hymmel / So ist der Hymmel kuglicht oder Scheublich vnnd beweglich / Auch ist der Hymmel der vom Wasser erschaffen / vnnd zusamen gefuegt ist / so befestiget wie der Christall / vnnd sicht auch oben jm Hymmel also / Darjnn ist angehefft das gestirn / vnd durch solche Runde dess Hymmels wirdt die Welt jnn Vier theill getheilt / Der Aufganng / Niderganng / Mittag vnd Mitternacht/ vnnd wirdt der Hymmel so schnell vmbgeweltzt / Das die Welt zerbrech/ wo es die Planeten mit jrem gegen Lauf nit verhinderten /
So ist der Hymmel mit Fewr auch erschaffen / Das wa nicht mit der kelte dess wassers Die Wolckhen vmbgeben weren / Das dz Fewr oder Hytz die vndern Elementa anzündet / So seind jnnerhalb des Firmaments / Da dess gestirns des Hymmels ist / Vmbkreiß der Siben Planeten begriffen als *Saturnus / Jupiter / Mars / Sol / Venus / Mercurius vnnd Luna* /vnnd bewegen sich alle Hymmel / allein der Feurig Hymmel Der Ruehet /
vnnd wirdt also die Welt jnn Vier thaill getheilt / Als dess Fewrs / Luffts / Erdñ / vnnd Wasser / vnnd auss diser SPer vnnd Creatur Formiert / vnnd ain jegclich Hymmel nimpt sein Materj vnnd Aigenschafft darauß / der Oberst Hymmel ist Fewrig / Der Mittel vnnd der Vnderst ist Liecht / der Lufft der jm Hymmel ist scheinlich / der Mittel vnnd Vnderst ist Lufftig / jnn dem Obersten ist die Warm vnnd das Liecht von Nahe wegen der Sonnen / Der vnderst aber von Widerscheins wegen des Glentz von der Erden / vnd Wo der schein des Glentzes nit erraichen kan / ist kalt vnnd Dunckhelheit darJnnen / jnn disem Dunckhlen lufft verstossen / vnnd jnn solchem Dunckheln lufft Da wir wohnen seind Vngestuemigkeit / Donnerschleg / Hagell / Schnee / vnnd dergleichen / da wir dann die zeit dess jars/ vnnd wie es wittern soll Wissen können / vnnd hat also der Hymmel Zwelff vmkreiß / Die die Erdt vnnd das Wasser Vmbringen / Die alle mögen Hymmel genennt werden.
Es erzelt jm auch der Geist Dissmals / wie ein Planet nach dem Andern Regiert / Vnnd wieuil Graden ein jeder Planet vber den Andern hatt/
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