Vom Paradies
Doktor Faustus, als er in Ägypten war und die Stadt Al
Kairo besehen hat und in der Höhe über viele Königreiche und Länder gereist
ist, als da sind England, Spanien, Frankreich, Schweden, Polen, Dänemark,
Indien, Afrika und Persien, ist auch ins Morgenland gekommen und hat sich
daneben immerdar zu hohen Bergen und Felsen gewendet und dort geruhet.
Und ist sonderlich auf dieser vornehmsten Insel gewesen,
Britannien, darin viele Wasserflüsse sind, warme Brunnen, eine Menge Metalle,
auch der Stein Gagates, und viel anderes, das Doktor Faustus mitgebracht hat.
Die Orchaden sind Inseln des großen Meeres, innerhalb Britannien gelegen, und
sind dreiundzwanzig in der Zahl, davon zehn wüst und dreizehn bewohnbar.
Kaukasus, zwischen Indien und Skythien, ist die höchste
Insel, wegen seiner Höhe und Gipfel, von wo Doktor Faustus viele Landschaften
und die Weite des Meeres übersehen hat. Allda sind viele Pfefferbäume wie bei
uns die Wacholderstauden.
Kreta, die Insel in Griechenland, liegt mitten im
candischen Meer, den Venezianern zugehörig, wo man den Maluasier macht. Diese
Insel ist voller Geißen, mangelt der Hirschen und gebiert keine schädlichen
Tiere, weder Schlangen, Wölfe, noch Füchse; allein giftige Spinnen werden da
gefunden.
Diese und sonst viele andere Inseln mehr, die ihm der
Geist Mephostophiles beschrieben, ihn darauf hingewiesen, ihm gezeigt und
dahingeführt hat, hat er alle ausgespäht und gesehen.
Und damit ich zum Thema komme, ist dies die Ursache
gewesen, dass Doktor Faustus sich auf solche Höhe begeben hat, nicht allein,
dass er damit etliche Teile des Meeres und daliegende Königreiche und
Landschaften überschauen möge, sondern er vermeinte, dieweil etliche Inseln
mit ihren Gipfeln so hoch sind, er werde auch eigentlich das Paradies sehen
können. Darum durfte er seinen Geist nicht ansprechen, wie er dann bei der
Insel Kaukasus, welche mit ihrem Gipfel alle anderen übertrifft, vermeinte, es
solle ihm nicht gefehlt haben, das Paradies zu sehen, denn von diesem Gipfel der
Insel Kaukasus sieht er gar das Land Indien und Skythien gegen Aufgang.
Da sah er von der Ferne und von der Höhe bis zu der
Mitternachtslinie eine helles Licht, gleich hell wie die scheinende Sonne einen
Feuerstrom, gleich wie ein Feuer aufgehen von der Erde bis an den Himmel. Sonst
umschränkt auf der Erde gleich einer kleinen hohen Insel, sah er auch in dem
Tal und auf dem Land vier große Wasser entspringen, eins gegen Indien zu, das
andere nach Ägypten, das dritte Armenien zu und das vierte auch dahin.
In solchem Gesicht, das er gesehen hat, hätte er gern
dessen Fundament und Ursprung gewusst, weshalb er sich vornahm, den Geist darum
zu fragen, tat es jedoch mit erschrockenem Herzen und fragte seinen Geist
hierauf, was es wäre.
Der Geist gab ihm gute Antwort und sagte, es wäre das
Paradies, das da gegen Sonnenaufgang zu liege, ein Garten, den Gott gepflanzt
hat mit aller Lustbarkeit. Und dieser Feuerstrom (sprach er) ist die Mauer, die
Gott dahin gelegt hat, den Garten zu besetzen und zu umschränken. Dort aber
siehst du ein überhelles Licht. Das ist das feurige Schwert, das diesen Garten
bewahrt und es ist ein Engel. Und du hast noch so weit dahin als du immer jemals
gewesen bist. Du hättest es in der Höhe besser besehen können, aber du hast
es nicht wahrgenommen. Das Wasser, das sich dabei in vier Teile teilt, sind die
vier Wasser, die aus dem Brunnen, der mitten im Paradies steht, entspringen, als
da sind der Ganges oder Pison, Gion oder Nil, Tigris und Euphrat. Und du siehst
jetzt, dass es unter der Waage und gegenüber liegt. Es reicht bis an den Himmel
und auf diese feurigen Mauern ist der Engel Cherubim beordert, dieselben zu
bewahren, und weder kann ich noch kein Mensch dahin kommen.
Vom Paradeiß
Doctor Faustus als Er jnn Egipten ward vnd die Statt Alkeyro besehen / vnnd jnn der Höhe vber viel Königreich vnnd Lännder geraist / als Engellanndt / Hispaniam / Franckreich / Schweden / Polen / Dennemarckh / Indiam, Aphricam, Persiam. jst Er auch jnn Morenlanndt kommen / Vnnd neben jmmerdar vff Hoche berg / Felsen / vnnd jnseln sich gelenndt / vnnd geruewet /
Vnnd ist sonnderlich vf diser Furnembsten jnsell gewest als Britannia. DarJnnen viel Wasserfluss sein / Warme Brunnen ein Menig der Methall auch der Stein Gagates vnnd vil anders / So Doctor Faustus mit sich gebracht. Orchades seindt jnnseln des grossen Moers jnnerhalb Britannia gelegen / vnnd seindt Dreyundzweintzig jnn der Zall der Zehen wuest vnnd Dreizehen wonhafft.
Caucasus Zwischen India vnnd Scythia ist die Höchst jnsell mit seiner Hoch vnnd Gipffel / Da Doctor Faustus vil Landtschafft vnnd weitte des Möhrs Vbersehen / alda seind vil pfefferbaum wie bey vnns die Wachholder stauden.
Creta Die jnsell jnn Griechenlandt ligt mitten jm Candischen Moer den Venedigern zustendig Da man den Maluasier macht / Dise jnsell ist Voller Geiß vnnd mangelt der Hiersch gebiert kein schedlich Thier weder Schlangen / Wolff noch Fuchs / Allein grosse gyfftige SPynnen werden Da gefunden /
Dise vnnd sunst vil andere jnsellen mehr so jm der Geist Mephostophiles alle erzelt / gewisen / gezeigt / vnnd dahin gefierth / hat Er alle ausgespeet vnnd gesehen /
Vnnd Damit jch ad propositum komme / jst diss die Vrsach gewest Das Doctor Faustus sich auf solliche Hoche gethon/ nicht allein das Er damit ettliche theil dess Möhrs vnnd die Ligennde Königreich vnd Landtschafften vbersehen mechten / sonndern vermeint Dieweil ettliche jnseln mit jren Gipflen so hoch sein / wölle Er auch eigentlichen Das Paradeiß sehen können / Darumb seinen Geyst nicht ansprechen dörfft/ wie Er dann bej der jnsel Caucasj welche mit jrem Gipffel alle andere Vbertrifft / vermaint es solt jm nicht gefelt haben / Das Paradeiß zusehen jnn disem gipffel der jnsell Caucasj sicht er gar das Landt Indiam vnnd Scythiam gegem Auffganng /
Da sahe Er von Fern vnnd von der höche hinauf biß zu der Mitnächtig Linien Ein helles Liecht / gleich wie die Hell scheinbarliche Sonn ein Feurstramen / gleich wie ein Fewr aufgehn von der Erden biß an Hymmel vmbgeschrenckht / sonst auf der Erden gleich einer kleinen jnsell hoch sahe auch jnn dem Thall vnnd auf dem Landt Vier grosse Wasser springen / eins gegen India zue / Das Ander Egypten / Das Dritt Armenien zue/ Vnnd Das Vierdt auch dahin /
Jnn sollichem gesicht so Er gesehen hett Er gern sein Fundament / vnnd Vrsprung gewüst / Derhalben Er jm furnam den Geist darumb zufragen / thatt es doch mit erschrocknem hertzen/ fragt seinen Geist hierauff was es wer /
Der Geist gab jme guette Antwort vnnd sagt es wer das Paradeis. so da Lege gegem Auffganng der Sonnen/ ein Gartt den Gott gepflanntzt hat mit aller lusterbarkeit / vnnd Diser Feurig stram (sprach Er) ist die Maur / so Gott dahin gelegt den Garten da zubesetzen vnnd zu vmbschrenckhen / Dorth aber sihestu ein Vber helles Liecht / Das ist das Fewrig Schwerdt so disen Garten bewaret / vnnd ist ein Engell / vnnd hastu noch so weitt dahin als du jmmer je gewest bist / Du hettest es jnn der höche besser besehen können / Aber Du hasts nit war genomen / Dess Wasser so sich dabej jnn Vier theill theilt / seind die Vier wasser So auss dem Brunnen / der Mitten jm Paradeiß steett / entspringen/ als Ganges oder Phison, Gion oder Nilus, Tigris vnnd Euphrates, vnnd sichstu jetzt das es vnder der Wag vnd wider ligt / raicht biß an Hymmel vnnd vff Dise Fewrigen Mauren ist der Engel Cherubin geordnet / Dieselben zubewahren / vnnd khan weder jch noch kein Mensch dahin kommen/
|