Hernach folgt, wie Doktor Faustus als Bacchus Fasnacht gehalten hat
Doktor Fausts größte Mühe, Geschicklichkeit und Kunst,
die er zuwege gebracht hat, war dies, das er gehörter Maßen dem Fürsten von
Anhalt erzeigte, da er dann durch seinen Geist nicht allein dieses zuwege
brachte, sondern auch alle Tiere, Vierfüßige, Geflügel und alles Geforderte.
Nachdem er aber Urlaub nahm vom Fürsten und wieder gen Wittenberg kam, rückte
die Fasnacht daher.
Doktor Faustus ward der Bacchus und berief zu sich etliche
gelehrte Studenten, die er (nachdem sie wohl vom Doktor Faust gespeist worden
waren und einvernehmlich den Bacchus also gekrönt hatten und an dem waren, dass
sie ihn in Fülle zelebrieren sollten) überredete, sie sollten mit ihm in einen
Keller fahren und da die herrlichen Getränke, die er ihnen reichen und geben
werde, versuchen, was sie leichthin bewilligten.
Darauf nahm Doktor Faustus in seinem Garten eine Leiter,
setzte jeglichen auf eine Sprosse und so wischten sie also davon und kamen zu
nachts in den Keller des Bischofs zu Salzburg, wo sie allerlei Wein kosteten,
wie denn dieser Bischof einen herrlichen Weinwuchs hat.
Da nun die guten Herren guten Mutes waren und Doktor
Faustus einen Feuerstein mitgebracht hatte, dass sie alle Fässer besehen
könnten, kam des Bischofs Kellermeister von ungefähr daher, der sie als Diebe,
die eingebrochen hätten, einsperren wollte, was dem Doktor Faust weh tat. Er
mahnte seine Gesellen aufzusein, nimmt den Kellermeister beim Haar, fährt mit
ihm davon, und als er eine große hohe Tanne sah, setzte er den Kellermeister,
der erschrocken ward, darauf. Und Doktor Faustus kam heim, wo er erst das Valet
mit seinen Fasnachtgesellen hielt - mit dem Wein, den er in eine große Flasche
gefüllt hatte in des Bischofs Keller.
Der arme Kellermeister musste sich die ganze Nacht auf dem
Baum halten, damit er nicht herabfiel, und schier erfroren ward. Als es aber
tagte und er die große hohe Tanne sah und es ihm unmöglich war herabzukommen,
denn sie hatte keinen Ast denn nur oben am Baum, da sieht er etliche Bauern
daherfahren, denen er zuschrie und anzeigte, wie es ihm gegangen wäre. Dessen
verwunderten sie sich und zeigten solches zu Salzburg am Hof an. Da war ein
großes Zulaufen und man brachte ihn mit großer Mühe und Arbeit mit Stricken
herab.
Und konnte doch der Kellermeister nicht wissen, wer die
gewesen sind, die im Keller gefunden worden waren, noch wer ihn dahin geführt
hat.
Hernachuolgt welchermassen Doctor Faustus als Bachus Fasnacht gehalten hat:
Doctor Faustj gröste Muehe / geschickhlicheit vnnd kunst / so Er zuewegen bracht ward Diss / Das Er gehörtter massen dem Fursten von Anhalt erzeigte / Da Er dann durch seinen Geist nicht allein zuwegen bracht Dises / sonndern auch alle Thier von Vierfuessigen / gefligels vnnd gefurderts / Nachdem Er aber Vrlaub nam / vom Fursten / vnd wider gen Wittemberg kam / ruckht die Fasnacht Daher/
Doctor Faustus ward Der Bachus beruefft zue sich ettliche gelertte Studenten / Die Er (.nachdem wol vom Doctor Fausto gespeist vnnd Content Den Bachum Also gekronnt / vnnd an dem waren / Das Sie jn vollest celebriern solten.) vberredet / Sie solten mit jm jnn ein Keller fahren / Vnnd Da die Herrlichen gedranckh so Er jnen raichen / vnnd geben werde / versuechen / Dessen Sie leichtlichen bewilligten.
Darauff Doctor Faustus jnn seinem Garten ein Laitter nam / setzt einen jegclichen auf einen sprossen / Wischt also daruon / vnnd kamen zu Nachts jnn dess Bischoffs zu Saltzburg Keller / Da Sie allerlay wein kostetten / wie Dann diser Bischoff einen Herrlichen Weinwachs hat/
Da nun die guetten herren guets mueths waren / Vnnd Doctor Faustus ein Fewrstain mit gebracht Das Sie alle fässer besehen köndten / kam dess Bischoffs Keller vngefahr Daher der Sie fur Dieb so ein gebrochen hetten einziehen thett / Das dem Doctor Fausto wee thett / Mannet seine gesellen aufzusein / nimbt den Keller beim haar / fiert mit jm Daruon / vnnd als Er ein grosse Hoche Dannen sahe / setzt Er den Keller der erschrockhen ward darauff / vnnd kam Doctor Faustus haim / Da Er erst das Valete mit seinen Fasnacht gesellen hielte mit dem Wein so Er jnn ain grosse flaschen gefult hatt jns Bischoffs keller/
Der Arme Keller muest sich die gantze Nacht auf dem Baum halten damit Er nicht herab fiell / vnnd schier erfroren ward / Als es aber tag vnnd Er die grosse hoche Der Thannen sahe / vnnd jm Vnmuglich ward herab zukommen / Dann Sie hett kein Ast / dann nur oben am Baum/ Da syhet Er ettlich Bauren daher fahren Denen Er zuschrie vnnd anzeigt wie es jm gangen wer / Dess verwunderten sich / vnnd zeigten sollichs zu Saltzburg am hof an / Da ein grosses zuelauffen ward / bracht jn mit grosser Muehe vnnd arbeit mit strickhen herab /
vnd kondt doch der keller nit wissen / wer die gewest / so jm keller gefunden waren / noch der so jn dahin gefuert hat/
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