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Johann Gottfried
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VDer Planet, den wir bewohnen, ist ein Erdgebirge, das über die Wasserfläche hervorragtDer simple Anblick einer Weltkarte bestätigt dieses. Ketten von Gebirgen sind's, die das feste Land nicht nur durchschneiden, sondern die auch offenbar als das Gerippe dastehn, an und zu dem sich das Land gebildet hat. In Amerika läuft das Gebirge längst dem westlichen Ufer durch den Isthmus hinauf. Es geht quer hin, wie sich das Land ziehet; wo es mehr in die Mitte tritt, wird auch das Land breiter; bis es sich über Neumexiko in unbekannten Gegenden verlieret. Wahrscheinlich geht es auch hier nicht nur höher hinauf bis zu den Eliasbergen fort, sondern hängt auch in der Breite mit mehreren, insonderheit den Blauen Bergen zusammen, so wie in Südamerika, wo das Land breiter wird, auch Berge sich nörd- und östlich hinziehn. Amerika ist also, selbst seiner Figur nach, ein Erdstrich, an seine Berge gehängt und gleichsam an ihren Fuß ebner oder schroffer hinangebildet. Die drei andern Weltteile geben einen zusammengesetztern Anblick, weil ihr großer Umfang im Grunde nur ein Weltteil ist; indessen ist's auch bei ihnen ohne Mühe kennbar, daß der Erdrücken Asiens der Stamm der Gebirge sei, die sich über diesen Weltteil und über Europa, vielleicht auch über Afrika, wenigstens über seinen obern Teil, verbreiten. Der Atlas ist eine Fortstreckung der asiatischen Gebirge, die in der Mitte des Landes nur eine größere Höhe gewinnen und sich durch die Bergreihen am Nil wahrscheinlich mit den Mondsgebirgen binden. Ob diese Mondsgebirge der Höhe und Breite nach ein wirklicher Erdrücken sein, muß die Zukunft lehren. Die Größe des Landes und einige zerstückte Nachrichten sollten es zu vermuten geben; indessen scheint eben auch die proportionierte Wenigkeit und Kleinheit der Flüsse dieses Erdstrichs, die uns bekannt sind, noch nicht eben dafür zu entscheiden, daß seine Höhe ein wahrer Erdgürtel sei wie der asiatische Ural oder die amerikanischen Cordilleras. Gnug, auch in diesen Weltteilen ist offenbar das Land den Gebirgen angebildet. Alle seine Strecken laufen parallel den Asten der Berge; wo diese sich breiten und verästigen, breiten sich auch die Länder. Dies gilt bis auf Vorgebirge, Inseln und Halbinseln: das Land streckt seine Arme und Glieder, wie sich das Geripp der Gebirge streckt; es ist also nur eine mannigfaltige, in mancherlei Schichten und Erdlagen an sie angebildete Masse, die endlich bewohnbar worden. Auf die Fortleitung der ersten Gebirge kam's also an, wie die Erde als festes Land dastehen sollte; sie scheinen gleichsam der alte Kern und die Strebepfeiler der Erde zu sein, auf welche Wasser und Luft nur ihre Last ablegten, bis endlich eine Pflanzstätte der Organisation herabgedachet und geebnet ward. Aus dem Umschwung einer Kugel sind diese ältesten Gebirgsketten nicht zu erklären, sie sind nicht in der Gegend des Äquators, wo der Kugelschwung am größesten war; sie laufen demselben auch nicht einmal parallel, vielmehr geht die amerikanische Bergreihe gerade durch den Äquator. Wir dürfen also von diesen mathematischen Bezirkungen hier kein Licht fodern, da überhaupt auch die höchsten Berge und Bergreihen gegen die Masse der Kugel in ihrer Bewegung ein unbedeutendes Nichts sind. Ich halte es also auch nicht für gut, in Namen der Gebirgketten Ähnlichkeit mit dem Äquator und den Meridianen zu substituieren, da zwischen beiden kein wahrer Zusammenhang stattfindet und die Begriffe damit eher irregeführt würden. Auf ihre ursprüngliche Gestalt, Erzeugung und Fortstreckung, auf ihre Höhe und Breite, kurz, auf ein physisches Naturgesetz kommt es an, das uns ihre Bildung und mit derselben auch die Bildung des festen Landes erkläre. Ob sich nun ein solches physisches Naturgesetz finden ließe, ob sie als Strahlen aus einem Punkt oder als Äste aus einem Stamm oder als winklichte Hufeisen dastehn und was sie, da sie als nackte Gebirge, als ein Gerippe der Erde hervorragten, für eine Bildungsregel hatten: dies ist die wichtige, bisher noch unaufgelösete Frage, der ich eine gnugtuende Auflösung wünschte. Wohlverstanden nämlich, daß ich hier nicht von herangeschwemmten Bergen, sondern vom ersten Grund- und Urgebirge der Erde rede. Genug, wie sich die Gebirge zogen, streckten sich auch die Länder. Asien ward zuerst bewohnbar, weil es die höchsten und breitesten Bergketten und auf seinem Rücken eine Ebne besaß, die nie das Meer erreicht hat. Hier war also nach aller Wahrscheinlichkeit irgend in einem glückseligen Tal am Fuß und im Busen der Gebirge der erste erlesene Wohnsitz der Menschen. Von da breiteten sie sich südlich in die schönen und fruchtbaren Ebnen längst den Strömen hinab; nordwärts bildeten sich härtere Stämme, die zwischen Flüssen und Bergen umherzogen und sich mit der Zeit westwärts bis nach Europa drängten. Ein Zug folgte dem andern, ein Volk drängte das andre, bis sie abermals an ein Meer, die Ostsee, kamen, zum Teil herübergingen, zum Teil sich brachen und das südliche Europa besetzten. Dies hatte von Asien aus südwärts schon andre Züge von Völkern und Kolonien erhalten, und so wurde durch verschiedne, zuweilen sich entgegengesetzte Menschenströme dieser Winkel der Erde so dicht bevölkert, als er bevölkert ist. Mehr als ein gedrängtes Volk zog sich zuletzt in die Gebirge und ließ seinen Überwindern die Plänen und offene Felder; daher wir beinah auf der ganzen Erde die ältesten Reste von Nationen und Sprachen entweder in Bergen oder in den Ecken und Winkeln des Landes antreffen. Es gibt fast keine Insel, keinen Erdstrich, wo nicht ein fremdes späteres Volk die Ebnen bewohnt und rauhe ältere Nationen sich in die Berge versteckt haben. Von diesen Bergen, auf denen sie ihre härtere Lebensart fortsetzten, sind sodenn oft in spätern Zeiten Revolutionen bewirkt worden, die die Ebnen mehr oder minder umkehrten. Indien, Persi- en, Sina, selbst die westlichen asiatischen Länder, ja das durch Künste und Erdabteilungen wohl verwahrte Europa wurden mehr als einmal von den Völkern der Gebirge in umwälzenden Heeren heimgesucht; und was auf dem großen Schauplatz der Nationen geschah, erfolgte in kleinern Bezirken nicht minder. Die Maratten in Südasien, auf mehr als einer Insel ein wildes Gebirgvolk, in Europa hie und da Reste von alten tapfern Bergbewohnern streiften umher, und wenn sie nicht Überwinder werden konnten, wurden sie Räuber. Kurz, die großen Bergstrecken der Erde scheinen so wie der erste Wohnsitz, so auch die Werkstätte der Revolutionen und der Erhaltung des menschlichen Geschlechts zu sein. Wie sie der Erde Wasser verleihen, verliehen sie ihr auch Völker; wie sich auf ihnen Quellen erzeugen, springt auch auf ihnen der Geist des Muts und der Freiheit, wenn die mildere Ebene unterm Joch der Gesetze, der Künste und Laster erliegt. Noch jetzt ist die Höhe Asiens der Tummelplatz von großenteils wilden Völkern; und wer weiß, zu welchen Überschwemmungen und Erfrischungen künftiger Jahrhunderte sie da sind? Von Afrika wissen wir zuwenig, um über das Treiben und Drängen der Völker daselbst zu urteilen. Die obern Gegenden sind, auch dem Menschenstamm nach, gewiß aus Asien besetzt, und Ägypten hat seine Kultur wahrscheinlich nicht vom höhern Erdrücken seines festen Landes, sondern von Asien aus erhalten. Wohl aber ist's von Äthiopiern überschwemmt worden, und auf mehr als einer Küste (weiter kennen wir ja das Land nicht) hört man von herabdrängenden wilden Völkern der Höhe des Erdteils. Die Gagas sind als die eigentlichsten Menschenfresser berühmt; die Kaffern und die Völker über Monomotapa sollen ihnen an Wildheit nicht nachgeben. Kurz, an den Mondsbergen, die die weiten Strecken des innern Landes einnehmen, scheint auch hier, wie allenthalben, die ursprüngliche Rauheit dieses Erdgeschlechts zu wohnen. Wie alt oder jung die Bewohnung Amerikas sein möge, so hat sich gerade am Fuß der höchsten Cordilleras der gebildetste Staat dieses Weltteils gefunden, Peru, aber nur am Fuß des Berges, im gemäßigten schönen Tal Quito. Längst der Bergstrecke von Chili bis zu den Patagonen strecken sich die wilden Völker hinab. Die andern Bergketten und überhaupt das ganze Land im Innern ist uns zuwenig bekannt; indes bekannt genug, um überall den Satz bestätigt zu finden, daß auf und zwischen den Bergen alte Sitte, originale Wildheit und Freiheit wohne. Die meisten dieser Völker sind von den Spaniern noch nicht bezwungen, und sie mußten ihnen selbst den Namen los bravos geben. Die kalten Gegenden von Nordamerika sowie die von Asien sind dem Klima und der Lebensart ihrer Völker nach für eine weite große Berghöhe zu halten. So hat also die Natur mit den Bergreihen, die sie zog, wie mit den Strömen, die sie herunterrinnen ließ, gleichsam den rohen, aber festen Grundriß aller Menschengeschichte und ihrer Revolutionen entworfen. Wie Völker hie und da durchbrachen und weiteres Land entdeckten; wie sie längst den Strömen fortzogen und an fruchtbaren Örtern Hütten, Dörfer und Städte bauten; wie sie sich zwischen Bergen und Wüsten, etwa einen Strom in der Mitte, gleichsam verschanzten und diesen von der Natur und ihrer Gewohnheit abgezirkten Erdstrich nun das Ihre nannten; wie hieraus nach der Beschaffenheit der Gegend verschiedne Lebensarten, zuletzt Reiche entstanden, bis das menschliche Geschlecht endlich Ufer fand und an dem meistens unfruchtbarern Ufer auf der See gehen und aus ihr Nahrung gewinnen lernte - das alles gehört so sehr zur natürlich fortschreitenden Geschichte des Menschengeschlechts als zur Naturgeschichte der Erde. Eine andre Höhe war's, die Jagdnationen erzog, die also Wildheit unterhielt und nötig machte; eine andre, mehr ausgebreitet und milde, die Hirtenvölkern ein Feld gab und ihnen friedliche Tiere zugesellte; eine andre, die den Ackerbau leicht und notwendig machte; noch eine andre, die aufs Schwimmen und den Fischfang stieß, endlich und zuletzt gar zum Handel führte - lauter Perioden und Zustände der Menschheit, die der Bau unsrer Erde in seiner natürlichen Verschiedenheit und Abwechselung notwendig machte. In manchen Erdstrichen haben sich daher die Sitten und Lebensarten Jahrtausende erhalten, in andern sind sie, meistens durch äußere Ursachen, verändert worden, aber immer nach Proportion des Landes, von dem die Veränderung kam, sowie dessen, in dem sie geschah und auf das sie wirkte. Meere, Bergketten und Ströme sind die natürlichsten Abscheidungen, so der Länder, so auch der Völker, Lebensarten, Sprachen und Reiche; ja auch in den größesten Revolutionen menschlicher Dinge sind sie die Direktionslinien oder die Grenzen der Weltgeschichte gewesen. Liefen die Berge, flössen die Ströme, uferte das Meer anders, wie unendlich anders hätte man sich auf diesem Tummelplatz von Nationen umhergeworfen! Ich will nur einige Worte über die Ufer des Meers sagen: Sein Schauplatz ist so weit als mannigfaltig und groß die Aussicht des festen Landes. Was ist's, das Asien so zusammenhängend an Sitten und Vorurteilen, ja recht eigentlich zum ersten Erziehungshause und Bildungsplatz der Völker gemacht hat? Zuerst und vorzüglich, daß es solch eine große Strecke festen Landes ist, in welchem Völker sich nicht nur leicht fortbreiten, sondern auch lange und immer zusammenhangen mußten, sie mochten wollen oder nicht. Das große Gebirge trennt Nord- und Südasien, sonst aber trennet diese weiten Strecken kein Meer; der einzige Kaspische See ist als ein Rest des alten Weltmeers am Fuß des Kaukasus stehengeblieben. Hier fand also die Tradition so leicht ihren Weg und konnte durch neue Traditionen aus derselben oder einer andern Gegend verstärkt werden. Hier wurzelte also alles so tief, Religion, Vateransehen, Despotismus! Je naher nach Asien, desto mehr sind diese Dinge als alte ewige Sitte zu Hause, und ohngeachtet aller Verschiedenheiten einzelner Staaten sind sie über das ganze Südasien gebreitet. Das nördliche, das durch hohe Bergmauern von jenem geschieden ist, hat sich in seinen vielen Nationen anders, aber, trotz aller Verschiedenheit der Völker unter sich, auf einen ebenso einförmigen Fuß gebildet. Der ungeheuerste Strich der Erde, die Tartarei, wimmelt von Nationen verschiedner Abkunft, die doch beinah alle auf einer Stufe der Kultur stehen; denn kein Meer trennt sie; sie tummeln sich alle umher auf einer großen, nordwärts hinabgesenkten Tafel. Dagegen, was macht das kleine Rote Meer für Unterscheidung! Die Abessinier sind ein arabischer Völkerstamm, die Ägypter ein asiatisches Volk; und welch eine andre Welt von Sitten und Lebensweise errichtete sich unter ihnen! An den untersten Ecken von Asien zeigt sich ein gleiches. Der kleine Persische Meerbusen, wie sehr trennt er Arabien und Persien! Der kleine Malayische Sinus, wie sehr unterscheidet er die Malayen und Kambojer voneinander! Bei Afrika ist's offenbar, daß die Sitten seiner Einwohner weniger verschieden sind, weil diese durch keine Meere und Meerbusen, sondern vielleicht nur durch die Wüsten voneinander getrennt werden. Auch fremde Nationen haben daher weniger auf dasselbe wirken können, und uns, die wir alles durchkrochen haben, ist dieser ungeheure Erdteil so gut als unbekannt; bloß und allein, weil er keine tiefe Einschnitte des Meers hat und sich wie ein unzugangbares Goldland mit einer stumpfen Strecke ausbreitet. Amerika ist vielleicht auch deswegen voll so viel kleiner Nationen, weil es nord- und südlich mit Flüssen, Seen und Bergen durchschnitten und zerhackt ist. Seiner Lage nach ist's von außen das zugangbarste Land, da es aus zwei Halbinseln bestehet, die nur durch einen engen Isthmus zusammenhangen, an dem die tiefe Einbucht noch einen Archipelagus von Inseln bildet. Es ist also gleichsam ganz Ufer und daher auch der Besitz fast aller europäischen Seemächte sowie im Kriege immer der Apfel des Spiels. Günstig ist diese Lage für uns europäische Räuber; ungünstig war seine innere Durchschnittenheit für die Bildung der alten Einwohner. Sie lebten voneinander durch Seen und Ströme, durch plötzlich abbrechende Höhen und Tiefen zu sehr gesondert, als daß die Kultur eines Erdstrichs oder das alte Wort der Tradition ihrer Väter sich wie in dem breiten Asien hätte befestigen und ausbreiten mögen. Warum zeichnet sich Europa durch seine Verschiedenheit von Nationen, durch seine Vielgewandtheit von Sitten und Künsten, am meisten aber durch die Wirksamkeit aus, die es auf alle Teile der Welt gehabt hat? Ich weiß wohl, daß es einen Zusammenfluß von Ursachen gibt, den wir hier nicht auseinanderleiten können; physisch aber ist's unleugbar, daß sein durchschnittenes, vielgestaltiges Land mit dazu eine veranlassende und fördernde Ursache gewesen. Als auf verschiednen Wegen und zu verschiednen Zeiten sich die Völker Asiens hieher zogen: welche Buchten und Busen, wie viele und verschieden laufende Ströme, welche Abwechselung kleiner Bergreihen fanden sie hier! Sie konnten zusammen sein und sich trennen aufeinander wirken und wieder in Friede leben; der vielgegliederte kleine Weltteil ward also der Markt und das Gedränge aller Erdvölker im kleinen. Das einzige Mittelländische Meer, wie sehr ist es die Bestimmerin des ganzen Europa worden! so daß man beinah sagen kann, daß dies Meer allein den Über- und Fortgang aller alten und mittlern Kultur gemacht habe. Die Ostsee stehet ihm weit nach, weil sie nördlicher, zwischen härtern Nationen und unfruchtbarern Ländern, gleichsam auf einer Nebenstraße des Weltmarkts, liegt; indessen ist auch sie dem ganzen Nordeuropa das Auge. Ohne sie wären die meisten ihr angrenzenden Länder barbarisch, kalt und unbewohnbar. Ein gleiches ist's mit dem Einschnitt zwischen Spanien und Frankreich, mit dem Kanal zwischen diesem und England, mit der Gestalt Englands, Italiens, des alten Griechenlandes. Man ändere die Grenzen dieser Länder, nehme hier eine Meerenge weg, schließe dort eine Straße zu, und die Bildung und Verwüstung der Welt, das Schicksal ganzer Völker und Weltteile geht Jahrhunderte durch auf einem andern Wege. Zweitens Fragt man also, warum es außer unsern vier Weltteilen keinen fünften Weltteil in jenem ungeheuren Meer gibt, in dem man ihn so lange für gewiß gehalten, so ist die Antwort anjetzt durch Tatsachen ziemlich entschieden: weil es in dieser Meerestiefe kein so hohes Urgebirge gab, an dem sich ein großes festes Land bilden konnte. Die asiatischen Ge- bürge schneiden sich in Ceylon mit dem Adamsberge, auf Sumatra und Borneo mit den Bergstrecken aus Malakka und Siam ab, so wie die afrikanischen am Vorgebirge der Guten Hoffnung und die amerikanischen am Feuerlande. Nun geht der Granit, die Grundsäule des festen Landes, in die Tiefe nieder und kommt, hohen Strecken nach, nirgend mehr überm Meer zum Vorschein. Das große Neuholland hat keine Gebirgkette der ersten Gattung; die Philippinen, Molukken und die andern hin und wieder zerstreueten Inseln sind alle nur vulkanischer Art, und viele derselben haben noch bis jetzt Vulkane. Hier konnten also zwar der Schwefel und die Kiese ihr Werk verrichten und den Gewürzgarten der Welt hinaufbauen helfen, den sie mit ihrer unterirdischen Glut als ein Treibhaus der Natur wahrscheinlich mit unter halten. Auch die Korallentiere tun, was sie können [4], und bringen, in Jahrtausenden vielleicht, die Inselchen hervor, die als Punkte im Weltmeer liegen; weiter aber erstreckten sich die Kräfte dieser südlichen Weltgegend nicht. Die Natur hatte diese ungeheuren Strecken zur großen Wasserkluft bestimmt; denn auch sie war dem bewohnten Lande unentbehrlich. Entdecket sich einst das physische Bildungsgesetz der Urgebirge unsrer Erde, mithin auch der Gestalt des festen Landes, so wird sich in ihm auch die Ursache zeigen, warum der Südpol keine solche Gebirge, folglich auch keinen fünften Weltteil haben konnte. Wenn er da wäre, mußte er nicht auch nach der jetzigen Beschaffenheit der Erdatmosphäre unbewohnt liegen und wie die Eisschollen und das Sandwichsland den Seehunden und Pinguins zum Erbeigentum dienen? Drittens. Da wir hier die Erde als einen Schauplatz der Menschengeschichte betrachten, so ergibt sich aus dem, was gesagt ist, augenscheinlich, wie besser es war, daß der Schöpfer die Bildung der Berge nicht von der Kugelbewegung abhangen ließ, sondern ein andres, von uns noch unentdecktes Gesetz für sie fest- stellte. Wäre der Äquator und die größeste Bewegung der Erde unter ihm an der Entstehung der Berge Ursach, so hätte sich das feste Land auch in seiner größten Breite unter ihm fortstrecken und den heißen Weltgürtel einnehmen müssen, den jetzt größtenteils das Meer kühlet. Hier wäre also der Mittelpunkt des menschlichen Geschlechts gewesen, gerade in der trägsten Gegend für körperliche und Seelenkräfte, wenn anders die jetzige Beschaffenheit der gesamten Erdnatur noch stattfinden sollte. Unter dem Brande der Sonne, den heftigsten Explosionen der elektrischen Materie, der Winde und allen kontrastierenden Abwechselungen der Witterung hätte unser Geschlecht seine Geburts- und erste Bildungsstätte nehmen und sich sodann in die kalte Südzone, die dicht an den heißen Erdstrich grenzt, sowie in die nordlichen Gegenden verbreiten müssen; der Vater der Welt wählte unserm Ursprunge eine bessere Bildungsstätte. In den gemäßigten Erdstrich rückte er den Hauptstamm der Gebirge der Alten Welt, an dessen Fuß die wohlgebildetsten Menschenvölker wohnen. Hier gab er ihm eine mildere Gegend, mithin eine sanftere Natur, eine vielseitigere Erziehungsschule, und ließ sie von da, festgebildet und wohlgestärkt, nach und nach in die heißern und kältern Regionen wandern. Dort konnten die ersten Geschlechter zuerst ruhig wohnen, mit den Gebirgen und Strömen sich sodenn allmählich herabziehn und härterer Gegenden gewohnt werden. Jeder bearbeitete seinen kleinen Umkreis und nutzte ihn, als ob er das Universum wäre. Glück und Unglück breiteten sich nicht so unaufhaltsam weiter, als wenn eine, wahrscheinlich höhere Bergkette unter dem Äquator die ganze Nord- und Südwelt hätte beherrschen sollen. So hat der Schöpfer der Welt es immer besser geordnet, als wir ihm vorschreiben mögen; auch die unregelmäßige Gestalt unsrer Erde erreichte Zwecke, die eine größere Regelmäßigkeit nicht würde erreicht haben.
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Wolfgang
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