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Johann Gottfried
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VFremde Völker in EuropaAlle bisher betrachtete Nationen können wir, die einzigen Ungarn ausgenommen, als alte europäische Stammvölker ansehen, die seit undenklichen Zeiten dahin gehören. Denn ob sie gleich einst auch in Asien mögen gesessen haben, wie die Verwandtschaft mehrerer Sprachen vermuten läßt, so liegt doch diese Untersuchung samt dem Wege, den sie aus der Arche Noah genommen haben, jenseit unserer Geschichte. Außer ihnen aber gibt's noch eine Reihe fremder Völker, die in Europa entweder einst ihre Rolle gespielt und zum Glück oder Unglück desselben beigetragen haben oder solche noch jetzo spielen. Dahin gehören die Hunnen, die unter Attila einst eine so große Strecke der Länder durchzogen, überwunden und verwüstet haben; nach aller Wahrscheinlichkeit und nach Ammians Beschreibung ein Volk mogolischen Stammes. Hätte der große Attila sich nicht von Rom hinweg bitten lassen und die Hauptstadt der Welt zur Hauptstadt seines Reiches gemacht, wie schrecklich anders wäre die ganze europäische Geschichte! Nun gingen seine geschlagenen Völker in ihre Steppen zurück und ließen uns, gottlob! kein heiliges römisch-kalmückisches Kaisertum in Europa. Nach den Hunnen haben die Bulgarn ernst eine fürchterliche Rolle im östlichen Europa gespielt, bis sie, so wie die Ungarn, zur Annahme der christlichen Religion gebändigt wurden und sich zuletzt gar in die Sprache der Slawen verloren. Auch das neue Reich zerfiel, das sie mit den Wlachen vom Berge Hämus stifteten; sie sanken in die vermischte große Masse der Völker des dacisch-illyrisch-thracischen Erdstrichs, und ohne unterscheidenden Volkscharakter führt nur noch eine Provinz des türkischen Reichs ihren Namen. Viele andere Völker übergehen wir, Chazaren, Awaren, Petschenegen u. f., die dem morgenländischen, zum Teil auch westlichen römischen Reich, auch Goten, Slawen und andern Völkern gnug zu schaffen gemacht hatten, endlich aber ohne eine daurende Stiftung ihres Namens entweder nach Asien zurückgingen oder in die Masse der Völker versanken. Noch weniger dürfen wir uns auf jene Reste der alten Illyrier, Thracier und Macedonier, die Albanier, Wlachen, Arnauten einlassen. Sie sind keine Fremdlinge, sondern ein alteuropäischer Völkerstamm; einst waren sie Hauptnationen, jetzt sind sie untereinandergeworfene Trümmer mehrerer Völker und Sprachen. Ganz fremde sind für uns auch jene zweite Hunnen, die unter Gengischan und seinen Nachfolgern Europa verwüsteten. Der erste Eroberer drang unaufhaltsam bis an den Dnepr, änderte plötzlich seine Gedanken und ging zurück; sein Nachfolger kam mit Feuer und Schwert bis in Deutschland, wurde aber auch zurückgetrieben. Gengischans Enkel unterjochte Rußland, das anderthalbhundert Jahre den Mogolen steuerbar blieb; endlich warf es das Joch ab und ging in der Folge selbst diesen Völkern gebietend entgegen. Mehr als einmal sind jene räuberischen Wölfe der asiatischen Erdhöhe, die Mogolen, Verwüster der Welt worden; Europa aber zu ihrer Steppe zu machen hat ihnen nie geglückt. Sie haben es auch nie gewollt, sondern begehrten nur Beute. Also sprechen wir bloß von denen Völkern, die als Besitzer und Mitwohner sich in unserm Weltteil eine längere oder kürzere Dauer erwarben, und diese sind: 1. Die Araber zuerst. Nicht nur hat dieses Volk dem morgenländischen Kaisertum in dreien Teilen der Welt den ersten großen Hauptstoß gegeben, sondern da sie Spanien 770 Jahre teilweise besessen, außerdem auch in Sizilien, Sardinien, Korsika und Neapel ganz oder zum Teil lange geherrscht haben und meistens nur stückweise diese Besitzungen verloren, so blieben allenthalben in der Sprache und Denkart, in Anlagen und Einrichtungen Spuren von ihnen zurück, die teils noch unausgetilgt sind, teils auf den Geist ihrer damaligen Nachbarn und Mitwohner sehr gewirkt haben. An mehreren Orten zündete sich bei ihnen die Fackel der Wissenschaft für das damals barbarische Europa an, und auch bei den Kreuzzügen wurde die Bekanntschaft mit ihren morgenländischen Brüdern unserm Weltteil ersprießlich. Ja, da viele derselben in den von ihnen bewohnten Ländern zum Christentum übergetreten sind, so sind sie dadurch, in Spanien, Sizilien und sonst, Europa selbst einverleibt worden. 2. Die Türken, ein Volk aus Turkestan, ist trotz seines mehr als dreihundertjährigen Aufenthalts in Europa diesem Weltteil noch immer fremde. Sie haben das morgenländische Reich, das über tausend Jahre sich selbst und der Erde zur Last war, geendet und ohne Wissen und Willen die Künste dadurch westwärts nach Europa getrieben. Durch ihre Anfälle auf die europäischen Mächte haben sie dieselbe jahrhundertelang in Tapferkeit wachend erhalten und jeder fremden Alleinherrschaft in ihren Gegenden vorgebeuget: ein geringes Gute gegen das ungleich größere übel, daß sie die schönsten Länder Europas zu einer Wüste und die einst sinnreichsten griechischen Völker zu treulosen Sklaven, zu liederlichen Barbaren gemacht haben. Wie viele Werke der Kunst sind durch diese Unwissenden zerstört worden! Wie vieles ist durch sie untergegangen, das nie wiederhergestellt werden kann. Ihr Reich ist ein großes Gefängnis für alle Europäer, die darin leben; es wird untergehen, wenn seine Zeit kommt. Denn was sollen Fremdlinge, die noch nach Jahrtausenden asiatische Barbaren sein wollen, was sollen sie in Europa? 3. Die Juden betrachten wir hier nur als die parasitische Pflanze, die sich beinah allen europäischen Nationen angehängt und mehr oder minder von ihrem Saft an sich gezogen hat. Nach dem Untergange des alten Roms waren ihrer vergleichungsweise nur noch wenige in Europa; durch die Verfolgungen der Araber kamen sie in großen Haufen herüber und haben sich selbst nationenweise verteilt. Daß sie den Aussatz in unsern Weltteil gebracht, ist unwahrscheinlich; ein ärgerer Aussatz war's, daß sie in allen barbarischen Jahrhunderten als Wechsler, Unterhändler und Reichsknechte niederträchtige Werkzeuge des Wuchers wurden und gegen eignen Gewinn die barbarisch- stolze Unwissenheit der Europäer im Handel dadurch stärkten. Grausam ging man oft mit ihnen um und erpreßte tyrannisch, was sie durch Geiz und Betrug oder durch Fleiß, Klugheit und Ordnung erworben hatten; indem sie aber solcher Begegnungen gewohnt waren und selbst darauf rechnen mußten, so überlisteten und erpreßten sie desto mehr. Indessen waren sie der damaligen Zeit und sind noch jetzt manchen Ländern unentbehrlich; wie denn auch nicht zu leugnen ist, daß durch sie die hebräische Literatur erhalten, in den dunkeln Zeiten die von den Arabern erlangte Wissenschaft, Arzneikunde und Weltweisheit auch durch sie fortgepflanzt und sonst manches Gute geschafft worden, wozu sich kein anderer als ein Jude gebrauchen ließ. Es wird eine Zeit kommen, da man in Europa nicht mehr fragen wird, wer Jude oder Christ sei; denn auch der Jude wird nach europäischen Gesetzen leben und zum Besten des Staats beitragen. Nur eine barbarische Verfassung hat ihn daran hindern oder seine Fähigkeit schädlich machen mögen. 4. Ich übergehe die Armenier, die ich in unserm Weltteil nur als Reisende betrachte, sehe aber dagegen ein zahlreiches, fremdes, heidnisches, unterirdisches Volk fast in allen Ländern Europas, die Zigeuner. Wie kommt es hieher? Wie kommen die siebenbis achtmal hunderttausend Köpfe hieher, die ihr neuester Geschichtschreiber zählt? [256] Eine verworfne indische Kaste, die von allem, was sich göttlich, anständig und bürgerlich nennt, ihrer Geburt nach entfernt ist und dieser erniedrigenden Bestimmung noch nach Jahrhunderten treu bleibt, wozu laugte sie in Europa als zur militärischen Zucht, die doch alles aufs schnellste diszipliniert? |
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Wolfgang
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