Den Anregungen Rudolf Steiners folgend führt der systematische Ausbildungsgang von grundlegenden Lautübungen über Rezitation, Deklamation und Rhetorik zu einem tieferen Erleben des Sprachwesens. Übungen zur Gestik und Mimik, Temperamentsübungen, die Arbeit an einzelnen Rollentypen, Improvisationen und szenische Darstellungen fördern die künstlerische Phantasie und den individuellen schöpferischen Willen. So reift allmählich ein beseeltes, inspiriertes Bühnenspiel heran, das den geistigen Gehalt eines Schauspiels authentisch im unmittelbaren Erleben offenbaren kann.
Die viersemestrige Ausbildung umfasst:
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Phonetik (Vokale, Konsonanten) und Atemübungen
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Rezitation und Deklamation (die Ausdrucksfähigkeit der Sprache
wird an epischen und lyrischen Dichtungen geschult)
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Gestik, Mimik und Rhetorik
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Bewegung im Bühnenraum, Temperamentsübungen,
Rollentypen, Improvisation, szenische Darstellung
Es liegt im Wesen der von Rudolf Steiner inaugurierten und von Karl Rössel-Majdan und Michail Cechov weiterentwickelte Methode, die Texte und Dramen nicht bloß intellektuell, sondern mit solch echt künstlerischem Sinn zu ergreifen, wie sie geschaffen wurden. Sie sollen aus dem unmittelbaren Erleben der nicht bloß leise gelesenen, sondern der selbst laut gesprochenen und gestalteten Sprache erfasst werden, aus der Seelenstimmung der Vokale, aus der charakterbildenden Formkraft der Konsonanten und dem wechselnden Rhythmus der Verse. Darin wurzelt die seelische Atmosphäre in der sich die geistige Tiefe der Dramen noch viel weitergehend offenbart, als in dem bloß intellektuell erfassten Handlungsablauf - „Das Was bedenke, mehr bedenke Wie“, um mit Goethe zu sprechen. Gelingt es, den Klang, die Formkraft und den Rhythmus
der Sprache in bewegte farbenreiche Bilder zu verwandeln, so entsteht
ein Schauspiel, das im unmittelbaren Hören und Schauen verstanden
werden kann. Das Übersinnliche, also das, was geistig dem Stück zugrunde liegt und seelisch die handelnden Charaktere bewegt, offenbart sich augenblicklich und ohne weiteres Nachdenken als sinnlich erlebbares Phänomen im Klang der Sprache und der Bühnenmusik und in den bewegten Farben und Formen des Bühnengeschehens, in der Bühnenarchitektur, der Dekoration, in den Kostümen und Lichtstimmungen. In der Kunst muss sich der Sinn den Sinnen eröffnen - das ist der Kern der goetheanistischen Methode.
Vorbildlich ist für uns die Art, wie Rudolf Steiner mit den Schauspielern seine Mysteriendramen einstudiert hat. Die Texte hat Steiner meist erst unmittelbar in der Nacht vor der jeweiligen Probe niedergeschrieben. „Es wäre ja Unsinn“ meinte er, „ein Drama zu schreiben, bevor es sich um eine Aufführung handelt“ und er hat mit den Schauspielern so geprobt, dass er ihnen zuerst die Texte lebendig vorgesprochen hat und sie dann so lange proben ließ, bis er mit dem Ergebnis zufrieden sein konnte, doch hat er sie nie korrigiert oder weitläufige Kommentare zum Stück selbst gegeben; die Sprache selbst sollte in den Darstellern lebendig werden und im gemeinsamen Tun ihren geistigen Gehalt offenbaren. Nichts ging hier aus dem Intellekt, sondern alles aus dem weisheitsvollen schöpferischen Willen hervor. Das Schöne, so war Steiner überzeugt, ist nicht das Erscheinen der Idee im Sinnlichen, sondern die wahre Kunst besteht darin, dass das Sinnliche, verwandelt durch die schöpferische künstlerische Phantasie, selbst bereits als ein Geistiges erscheint. Dadurch wird das Sinnliche erhöht, veredelt, und zugleich das Geistige um eine neue Dimension des Menschlichen bereichert.
Wintersemester-Abschlussabend am 25. Jänner 2010
Spielgemeinschaft EPIDAURUS
jeden Freitag von 18 - 20h und nach Vereinbarung
(außer in den Ferienzeiten)
im Festsaal der
Friedrich Eymann Waldorfschule
Feldmühlgasse 26, 1130 Wien
Für fortgeschrittene Studenten und Absolventen der Sprachgestaltung. Einstieg jederzeit möglich!
Kursgebühr: 130 € / Semester
Videoaufzeichnung FAUST II (22. Oktober 2011)
Link: http://wiki.anthroposophie.net/Sprachgestaltung