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August StrindbergAuszüge aus demBLAUBUCH
Goethes
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Goethes OkkultismusGoethe war bekanntlich sowohl ein Prophet, ein Hellseher, als auch ein starker Hypnotiseur. Wenn er sich im Eros mit einem Weib verband, konnte er sie aus der Entfernung durch sein Verlangen zu sich rufen und mit ihrer Körperseele verkehren (Eckermann). Er besaß etwas von Swedenborgs Fähigkeit, aus der Entfernung wahrzunehmen. Einmal klingelte er mitten in der Nacht nach seinem Kammerdiener. (Es war in Weimar, und er hatte sein eisernes Bett ans Fenster geschoben, um den Himmel zu betrachten.) -Hast du nichts am Himmel gesehen? fragte er den Kammerdiener. Da dieser verneinte, schickte Goethe ihn hinunter zur Hauptwache, um den Posten zu fragen. Der hatte nichts gesehen. Am nächsten Tag erzählte Goethe seine Beobachtung bei Hofe, woraufhin eine Dame äußerte: „Goethe schwärmt!" Aber Goethe hatte zuvor schon dieses Wort ausgesprochen: -Wir sind in einem bedeutenden Moment; entweder wir haben in diesem Augenblick ein Erdbeben oder wir bekommen eins. Nach einiger Zeit kam die Nachricht, in derselben Nacht sei ein Teil von Messina durch ein Erdbeben zerstört worden. Sich vorzustellen, daß ein Erdbeben in Messina an den Wolken in Weimar sichtbar gewesen sein könnte, ist absolut unmöglich, denn Erdbeben haben keine Lichtphänomene im Gefolge, wenn sie nicht im Zusammenhang mit vulkanischen Ausbrüchen stehen. Aber der Ätna liegt sieben Meilen von Messina und hatte in jenem Jahr (1787) keinen Ausbruch. In „Aus meinem Leben" erzählt Goethe seine bekannte Vision, in der er sich selbst sah (seinen Doppelgänger im Astralkörper), und welche hier zur besseren Erinnerung noch einmal wiedergegeben sei. Er hatte gerade von Friederike unter Tränen Abschied genommen und eilte den Fußweg nach Drusenheim dahin, als er diese Vision zu sehen bekam. „Ich sah nämlich, nicht mit den Augen des Leibes, sondern des Geistes, mich mir selbst, denselben Weg, zu Pferde wieder entgegen kommen, und zwar in einem Kleide, wie ich es nie getragen: es war hechtgrau mit etwas Gold. Sobald ich mich aus diesem Traum aufschüttelte, war die Gestalt ganz hinweg. Sonderbar ist es jedoch, daß ich nach acht Jahren, in dem Kleide, das mir geträumt hatte, und das ich nicht aus Wahl, sondern aus Zufall gerade trug, mich auf demselben Wege fand, um Friederiken noch einmal zu besuchen." „Wir wandeln alle in Geheimnissen. Wir sind von einer Atmosphäre umgeben, von der wir noch gar nicht wissen, was sich alles in ihr regt und wie es mit unserm Geiste in Verbindung steht." „Unter Liebenden ist diese magnetische Kraft besonders stark und wirkt sogar sehr in die Ferne." „Ich glaubte schon damals fest an eine gegenseitige Einwirkung und daß ich durch ein mächtiges Verlangen sie herbeiziehen könne." „Auch glaubte ich mich unsichtbar von höheren Wesen (Geistern!) umgeben, die ich anflehte, ihre Schritte zu mir, oder die meinigen zu ihr zu lenken." Goethe hatte viele Jahre nach der Schlacht von Jena zu hören bekommen, daß es auf dem Felde spuke. Er begab sich dahin mit dem Geheimrat K. Dort ging wirklich einer von Napoleons Grenadieren und stand Posten. Nach verschiedentlichem Anrufen und dergleichen, das unbeantwortet blieb, gab G. einen Pistolenschuß ab, und das Bild verschwand. Sie stellten eine Untersuchung an, aber es waren keine Fußspuren im Sande zu sehen. Und es war also eine Erscheinung (ein Gespenst), die beide gesehen hatten! Ein andermal ging Goethe mit demselben Geheimrat K. vor der Stadt spazieren. Plötzlich blieb G. erstaunt stehen. Er (aber nicht der Geheimrat) hatte einen Friedrich Wolf gehen kommen, in Goethes Schlaf rock und Pantoffeln, und kurz darauf verschwinden sehen. Goethe sprach die Meinung aus, daß es eine Vision gewesen sei, die bedeute, daß Wolf gestorben sei. Wieder zu Hause in seiner Wohnung, fand Goethe den Freund Wolf am Schreibtisch sitzen und schlafen. Er war nämlich zu Besuch gekommen und von einem Platzregen so durchnäßt worden, daß er Goethes Schlafrock und Pantoffeln leihen mußte. Darauf war er eingeschlafen und hatte dabei geträumt, daß er Goethe und den Geheimrat präzise an der Stelle des Weges getroffen habe, an der G. ihn gesehen hatte; und er hatte wortgetreu Goethes Ausruf der Bestürzung gehört. Das alles und viel mehr ist zu lesen in „Goethe und der Okkultismus" von Max Seiling (Lpzg., O. Mutze, Mk l ,20). Der Verfasser fügt hinzu: „Ich bezweifle es, daß Goethe sich vielen Menschen über unser mysteriöses Erlebniß anvertraut hat, - er sprach auch mit mir (K.) wenig darüber und ermahnte mich, nicht solch ernste Gespräche am Biertisch zu entweihen."„Die Welt ist leichtfertig im Urtheil", sagte er, „ich habe es zu viel erlebt, daß man ehrenwerthe Leute durch Spott und Zweifel kränkte."
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Wolfgang
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