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Johann Wolfgang

von


Goethe

(1749-1832)

Johann Wolfgang von Goethe

 

Inszenierungen des ODYSSEE-Theaters:


Zeittafel zu Leben und Werk

1749 - 1764

1749- 1765- 1771- 1775- 1786- 1794- 1806 - 1813- 1832

Dieses Symbol verweist jeweils auf weiterführende Texte Goethes Dieses Symbol verweist jeweils auf weiterführende Texte Goethes, insbesondere auf seine autobiographischen Schriften "Dichtung und Wahrheit" und "Italienische Reise" bzw. auf Eckermanns "Gespräche mit Goethe".

Urworte, orphisch

Dämon Audio-File: Johann Wolfgang von Goethe, Urworte orphisch, Daimon. Sprecher: Wolfgang Peter

Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,
Die Sonne stand zum Gruße der Planeten,
Bist alsobald und fort und fort gediehen
Nach dem Gesetz, wonach du angetreten.
So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen,
So sagten schon Sibyllen, so Propheten;
Und keine Zeit und keine Macht zerstückelt
Geprägte Form, die lebend sich entwickelt. [0]

Kindheit und Jugend (1749-1764)

1749 Am 28. August wird Johann Wolfgang Goethe in Frankfurt am Main geboren. In Dichtung und Wahrheit heißt es dazu:
Goethes Geburtshaus 
am Großen Hirschgraben,
vor dem Umbau 1755

Am 28. August 1749, mittags mit dem Glockenschlage zwölf, kam ich in Frankfurt am Main auf die Welt. Die Konstellation war glücklich; die Sonne stand im Zeichen der Jungfrau, und kulminierte für den Tag; Jupiter und Venus blickten sie freundlich an, Merkur nicht widerwärtig; Saturn und Mars verhielten sich gleichgültig: nur der Mond, der soeben voll ward, übte die Kraft seines Gegenscheins um so mehr, als zugleich seine Planetenstunde eingetreten war. Er widersetzte sich daher meiner Geburt, die nicht eher erfolgen konnte, als bis diese Stunde vorübergegangen.
Diese guten Aspekten, welche mir die Astrologen in der Folgezeit sehr hoch anzurechnen wußten, mögen wohl Ursache an meiner Erhaltung gewesen sein: denn durch Ungeschicklichkeit der Hebamme kam ich für tot auf die Welt, und nur durch vielfache Bemühungen brachte man es dahin, daß ich das Licht erblickte. Dieser Umstand, welcher die Meinigen in große Not versetzt hatte, gereichte jedoch meinen Mitbürgern zum Vorteil, indem mein Großvater, der Schultheiß Johann Wolfgang Textor, daher Anlaß nahm, daß ein Geburtshelfer angestellt, und der Hebammenunterricht eingeführt oder erneuert wurde; welches denn manchem der Nachgebornen mag zugute gekommen sein. [1]

Zu Goethes Herkunft siehe auch Goethe-Genealogie, insbes. die Ahnentafel.

Johann Caspar Goethe (*1710, gest. 1782), Goethes Vater
Goethes Vater
Aquarellminiatur von
Georg Friedrich Schmoll, 1774
Katharina Elisabeth Textor (*1731, gest. 1808), Goethes Mutter
Goethes Mutter
Pastellbild von
Georg Oswald May, 1776

Goethes Eltern

Goethes Vater, Johann Caspar Goethe (*1710, gest. 1782), ein Kaiserlicher Rat ohne Amtsausübung, zeigte eine geradezu pedantische Ordnungsliebe, hatte eine recht trockene Art und war sehr streng gegen sich und andere Goethe über seinen Vater, aus "Dichtung und Wahrheit". Die Mutter, Katharina Elisabeth Textor (*1731, gest. 1808), die Tochter des Frankfurter Stadtschultheißen Johann Wolfgang Textor, war über 20 Jahre jünger als der Vater. Sie war die belebende Seele eines lebensfrohen Kreises junger Menschen. In Anspielung auf die Mutter der legendären Haimonskinder wurde sie später von den Grafen Stolberg liebevoll als Frau Aja bezeichnet. Dichtung und Wahrheit, 18. Buch, Frau Aja

Goethes Mutter war eine Nachfahrin des Grafen Wolfgang II. von Weikersheim sowie Lucas Cranachs des Älteren (Werke, Abstammungslinie). Der lebenslustige Graf Wolfgang II. hatte nämlich mit der Zofe Anna eine Affäre gehabt. Anna, die man noch zur rechten Zeit mit dem Kammerdiener des Grafen, Jörg Weber, verheiratet hatte, gebar einen Knaben, der auf den Namen Wolfgang getauft und auf Kosten des Grafen erzogen wurde. Später wurde er  Hohenloher Rat in Neuenstein. Gebildet wie er war, lateinisierte er seinen Familiennamen Weber in Textor. Es wurde schließlich Familientradition, dass alle männlichen Erstgeborenen in seiner Familie seitdem stets den Vornamen Wolfgang erhielten. Dieser Tradition der Familie Textor folgte auch Goethes Vater, so dass der Knabe am 29. August nach protestantischem Ritus auf den Namen Johann Wolfgang getauft wurde.

Lucas Cranach der Ältere, Venus und Cupido, 1509
Lucas Cranach der Ältere,
Venus und Cupido, 1509
Hermitage, St. Petersburg
Vom Vater hab ich die Statur,
Des Lebens ernstes Führen,
Vom Mütterchen die Frohnatur
Und Lust zu fabulieren.

Urahnherr war der Schönsten hold,
Das spukt so hin und wieder;
Urahnfrau liebte Schmuck und Gold,
Das zuckt wohl durch die Glieder.
Sind nun die Elemente nicht
Aus dem Komplex zu trennen,
Was ist denn an dem ganzen Wicht
Original zu nennen?
[2]

Nun, sein unvergleichliches Genie hat Goethe wohl ganz original durch sich selbst und lässt sich aus der Reihe seiner Vorfahren nicht einmal erahnen! Was nun seine Statur betrifft, so war Goethe in späteren Jahren, als sein Organismus völlig ausgereift war, ein sog. "Sitzriese": Sein Oberkörper erschien, verglichen mit den etwas zu kurz geratenen Beinen, unverhältnismäßig lang, wie uns auch sein späterer Leibarzt Dr. Carl Vogel berichtet:

Goethe war gross und von starkem, regelmässigem Knochenbau; nur die untern Gliedmassen hätten, um eines schönen Verhältnisses zum Rumpfe willen, ein Geringes länger seyn dürfen...  Noch in den letzten Jahren hielt er sich mit etwas vorragendem Unterleibe und rückwärts gezogenen Schultern sehr gerade, ja etwas steif, und schob diess auf die von ihm, Behufs besserer Ausdehnung der Brust, frühzeitig angenommene und auch Andern zu gleichem Zwecke häufig empfohlene Gewohnheit, die Hände möglichst viel hinter dem Rücken vereinigt zu tragen. Seine Brust war breit und hoch gewölbt, der Athem meistens ruhig und kräftig, dann und wann mit Seufzern untermischt; der Puls weich, mässig voll, im Verhältniss zum Alter immer frequent, etwa wie bei einem Manne von vierzig Jahren.

Dem langen Rumpf und dem ruhigen kräftigen Atem entsprechend dürfte seine Stimme von Natur her wohltönend voll und dunkel gewesen sein.

1750 Geburt von Goethes Schwester Cornelia Friederike Christiane Goethe (* 1750, gest. 1777), seit 1773 verheiratet mit einem Jugendfreund ihres Bruders, dem Schriftsteller Johann Georg Schlosser. Goethe über seine Schwester Cornelia, aus "Dichtung und Wahrheit", 6. Buch Siehe auch Dieses geliebte unbegreifliche Wesen - Cornelia Goethe (1750 - 1777) zum 250. Geburtstag
1750-1765

Goethes Erziehung wird vom Vater streng überwacht. Wie in vornehmen bürgerlichen Verhältnissen üblich, wurde Goethe von Hauslehrern erzogen, vorzüglich in den Schönen Wissenschaften (Rhetorik und Poetik) und im Schönschreiben. Neben den alten Sprachen lernt Goethe Französisch, Englisch und Italienisch, später auch Hebräisch. Die Familie pflegt einen ausgedehnten Umgang mit Frankfurter Künstlern. Theater und Puppenspiel gehören zu den besonderen Interessen Goethes Puppenspiel, aus "Dichtung und Wahrheit". Seine Phantasie wird durch die Märchen der Mutter angeregt. Klopstock, der durch seinen umstrittenen Messias bekannt geworden war, wird für Goethe zu einem wesentlichen literarischen Vorbild, obwohl in der Vater entschieden ablehnt. Das tägliche Lesen der Bibel sowie der regelmäßige Besuch des Gottesdienstes sind selbstverständlicher Bestandteil der religiösen lutherischen Erziehung.  

Cornelia Friederike Christiane Goethe
Cornelia Friederike Christiane Goethe

Der Zehnjährige liest die Volksbücher vom Eulenspiegel und vom Doktor Faust, Defoes Robinson Crusoe, Äsop, Homer, Vergil und Ovid sowie Tausendundeine Nacht und schreibt selbst erste, noch sehr unpersönlich Gedichte.

1755

Goethes Elternhaus am Großen Hirschgraben wird großzügig umgebaut Der Umbau des Elternhauses, aus "Dichtung und Wahrheit".

1. November: großes Erdbeben in Lissabon Puppenspiel, aus "Dichtung und Wahrheit"

Das Elternhaus J.W. v.Goethes am Großen Hirschgraben in Frankfurt am Main.
Das Elternhaus J.W. v.Goethes am Großen Hirschgraben in Frankfurt am Main.
Friedrich Wilhelm Delkeskamp, vor 1823
Goethe-Nationalmuseum
Quelle: biblint.de
Johann Wolfgang von Goethe 1765
Johann Wolfgang Goethe 1765
Ölgemälde von  Anton Johann Kern.
Das Original befand sich  in der Universität Leipzig, wo es 1943 verbrannte.
1756

Bereits in jungen Jahren hatte Goethe eine tieferlebte Verehrung für die Natur; sie war die Gottheit, der schon der siebenjährige Knabe ehrfurchtsvoll einen Altar errichtete:

Der Gott, der mit der Natur in unmittelbarer Verbindung stehe, sie als sein Werk anerkenne und liebe, dieser schien ihm der eigentliche Gott, der jawohl auch mit dem Menschen wie mit allem übrigen in ein genaueres Verhältnis treten könne, und für denselben ebenso wie für die Bewegung der Sterne, für Tages- und Jahrszeiten, für Pflanzen und Tiere Sorge tragen werde. Einige Stellen des Evangeliums besagten dieses ausdrücklich. Eine Gestalt konnte der Knabe diesem Wesen nicht verleihen; er suchte ihn also in seinen Werken auf, und wollte ihm auf gut alttestamentliche Weise einen Altar errichten. Naturprodukte sollten die Welt im Gleichnis vorstellen, über diesen sollte eine Flamme brennen und das zu seinem Schöpfer sich aufsehnende Gemüt des Menschen bedeuten. Nun wurden aus der vorhandnen und zufällig vermehrten Naturaliensammlung die besten Stufen und Exemplare herausgesucht; allein wie solche zu schichten und aufzubauen sein möchten, das war nun die Schwierigkeit. Der Vater hatte einen schönen, rotlackierten, goldgeblümten Musikpult, in Gestalt einer vierseitigen Pyramide mit verschiedenen Abstufungen, den man zu Quartetten sehr bequem fand, ob er gleich in der letzten Zeit nur wenig gebraucht wurde. Dessen bemächtigte sich der Knabe, und baute nun stufenweise die Abgeordneten der Natur übereinander, so daß es recht heiter und zugleich bedeutend genug aussah. Nun sollte bei einem frühen Sonnenaufgang die erste Gottesverehrung angestellt werden; nur war der junge Priester nicht mit sich einig, auf welche Weise er eine Flamme hervorbringen sollte, die doch auch zu gleicher Zeit einen guten Geruch von sich geben müsse. Endlich gelang ihm ein Einfall, beides zu verbinden, indem er Räucherkerzchen besaß, welche, wo nicht flammend, doch glimmend den angenehmsten Geruch verbreiteten. Ja dieses gelinde Verbrennen und Verdampfen schien noch mehr das, was im Gemüt vorgeht, auszudrücken als eine offene Flamme. Die Sonne war schon längst aufgegangen, aber Nachbarhäuser verdeckten den Osten. Endlich erschien sie über den Dächern; sogleich ward ein Brennglas zur Hand genommen, und die in einer schönen Porzellanschale auf dem Gipfel stehenden Räucherkerzen angezündet. Der 7-jährige Knabe Goethe errichtet der großen Natur einen Altar, aus "Dichtung und Wahrheit", Erstes Buch

1757

An die Großeltern Textor, bei dem erfreulichen Anbruche des 1757. Jahres

Johann Wolfgang Textor d.J.
* Frankfurt 11. 12. 1693
† Frankfurt 6. 2. 1771
Anna Margaretha Lindheimer
~ Wetzlar 23. 7. 1711
begr. Frankfurt 18. 4. 1783

Goethes Großeltern mütterlicherseits

1758

Goethe erkrankt an den Blattern (Pocken), deren Spuren noch im Alter sichtbar waren.

1759

Im Zuge des Siebenjährigen Krieges (1756 -1763)  wird Frankfurt von Januar bis Februar 1763 durch die Franzosen besetzt. Graf Thoranc wird in Goethes Elternhaus einquartiert. Während der Besatzung besucht der junge Goethe oft das Theater.

1762 Beginn des Englisch- und Hebräischunterrichts. Der Knabe verfertigt die erste handschriftliche Gedichtsammlung für den Vater.
1763

Konfirmation Goethes. 

Goethe nimmt seinen erster Klavierunterricht und hört im August, wenige Tage vor seinem 14. Geburtstag, in Frankfurt ein Konzert des siebenjährigen Mozart, was eine lebenslange Begeisterung für dessen Musik erwecken sollte.

Erste, historisch  allerdings nicht bezeugte Jugendliebe zu einem gewissen Gretchen:

Die Gestalt dieses Mädchens verfolgte mich von dem Augenblick an auf allen Wegen und Stegen: es war der erste bleibende Eindruck, den ein weibliches Wesen auf mich gemacht hatte ...

Die ersten Liebesneigungen einer unverdorbenen Jugend nehmen durchaus eine geistige Wendung. Die Natur scheint zu wollen, daß ein Geschlecht in dem andern das Gute und Schöne sinnlich gewahr werde. Dichtung und Wahrheit, I. Teil, 5. Buch - Gretchen

Goethes Schwester Cornelia
Goethes Schwester Cornelia
1764 Am 3. April wird Joseph II. in Frankfurt zum römisch-deutschen Kaiser gekrönt, was Goethe als Zuschauer miterlebt.

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[0] Goethe, Urworte, orphisch, siehe http://gutenberg.spiegel.de/goethe/gedichte/urworte.htm

[1] Goethe, Dichtung und Wahrheit, I. Teil, 1. Buch, siehe http://www.odysseetheater.com/goethe/duw/duw01.htm

[2] Goethe, Zahme Xenien, siehe http://gutenberg.spiegel.de/goethe/gedichte/zxenien.htm

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