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Faust und Mephisto

 

Johann Wolfgang von Goethe

Der Tragödie erster und zweiter Teil

Eine Gemeinschaftsproduktion der Spielgemeinschft EPIDAURUS und des ODYSSEE Theaters

FAUST_Plakat.pdf Plakat

FAUST_Einladungsfolder.pdfEinladungs- und Programmfolder

 

 

weitere Termine werden rechtzeitig bekanntgegeben!


Friedrich Eymann Waldorfschule
Feldmühlgasse 26, 1130 Wien

 


Das Werk

Mensch im Sinne Goethes ist man niemals voll und ganz, aber man wird es in dem Maße mehr und mehr, in dem das höhere Ich, der schöpferische geistige Kern unseres Wesens, die Herrschaft über das bloß niedere Ego gewinnt. Daß des Menschen Kraft nur am beständigen Widerstand reifen kann, legt schon der „Prolog im Himmel" nahe. Mephisto erhält vom Herrn freie Hand, Faust zu versuchen. Und nicht nur der Mensch wird hier als sehr ambivalentes Wesen gezeigt, auch das Böse selbst, verkörpert in der Gestalt des Mephisto, erscheint doppelgesichtig. Zeigt sich Mephisto im ersten Teil mehr von seiner luziferisch verführerischen Seite, kehrt er später immer stärker sein eiskaltes, zynisch lächelndes satanisches Antlitz hervor, bis endlich Faust, als Repräsentant des modernen Menschen schlechthin, im Spannungsfeld ungehemmter Begierden und technokratisch mitleidloser Intelligenz zerrissen zu werden droht. Schwere Schuld lädt Faust auf sich – und doch steckt tief in seinem Inneren immer noch die ungebrochene Kraft, zu wahrer Humanität zu finden. Wie man wahrer Mensch werden kann, läßt sich durch den abstrakten Verstand allein nicht begreifen und durch bloße äußere Taten nicht verwirklichen. Wirkliche Menschwerdung muß in innerer Seelendramatik errungen werden, die Goethe in gewaltigen Imaginationen auf die Bühne zu bringen sucht. Alle Frauengestalten, denen Faust begegnet, sind zugleich Bilder seiner inneren Seelenentwicklung. Von den lüsternen Hexen, über die kindlich reine, aber völlig naive Margarete, führt der Weg zur schönen, wenn auch nicht völlig makellosen Seele der Helena, bis in der Schlußapotheose endlich die Mater Gloriosa als fernes Ideal menschlicher Vervollkommnung erscheint. Goethe hat seine Bilder der christlichen und griechischen Mythologie entlehnt, nicht weil es ihm an eigener Phantasie mangelte, sondern weil er damit Archetypen anspricht, die über Zeiten und Räume hinweg ihre Gültigkeit bewahrt haben. Er hat so eine lebendig bildhafte Psychologie des Menschen schlechthin geschaffen, die gleichermaßen tiefschürfend wie vergnüglich anzusehen ist, und in einer Linie steht mit Werken wie der „Baghavad Githa“ oder Dantes „Göttlicher Komödie“. 


Der Tragödie erster Teil

Der Herr

Johann Potakowskyj

Gabriel

Margherita Ehart

Raphael

Rosemarie Guttmann

Michael

Petra Spitaler

Faust

Peter Palmisano

Erdgeist

Johann Potakowskyj

Wagner

Ernst Horvath

Mephistopheles

Wolfgang Peter

Bauernvolk beim Osterspaziergang

Margherita Ehart, Petra Spitaler

Schüler

Thomas Erlmoser

Gesellen in Auerbachs Keller

Margherita Ehart, Petra Spitaler,

Hexe

Petra Spitaler

Meerkatzen

Margherita Ehart

Meerkater

Ernst Horvath

Margarete

Margherita Ehart

Marthe

Eva Peter-Culik

Lieschen

Rosemarie Guttmann

Valentin

Karen Gasparyan

Böser Geist

Johann Potakowskyj

Bauern, Geister, Engelchöre, Irrlichter, Hexen und andere wundersame Gestalten

Margherita Ehart, Petra Spitaler, Eva Peter-Culik, Karen Gasparyan

   
Regie

Inhaltübersicht

Videoaufzeichnung FAUST I (1. April 2011)

Daß des Menschen Kraft nur am Widerstand reifen kann, legt der „Prolog im Himmel" nahe. Mephisto erhält vom Herrn freie Hand, Faust zu versuchen. Faust, angeekelt vom abstrakten Bücherwissen verbissen nach tieferer Erkenntnis ringend, beschwört magisch den Erdgeist, der ihn nur völlig niederschmettert: „Du gleichst dem Geist, den begreifst, nicht mir!" - jenem Geist, der sich in Fausts vertrocknetem Famulus Wagner vielsagend verkörpert!

In trotziger Verzweiflung bereitet Faust einen tödlichen Gifttrank, nicht bloß um zu sterben, sondern um wissend die Pforten des Jenseits aufzureißen – „und wär‘ es mit Gefahr ins Nichts dahinzufließen." Nur die Glocken, die den heranbrechenden Ostermorgen verkünden, halten Faust von diesem letzten, ernsten Schritt zurück.

Der folgende Osterspaziergang führt Faust jenen viel zitierten Pudel zu, der sich alsbald als Mephisto entpuppt und Faust leicht für den teuflischen Pakt gewinnt, muß dieser doch gestehen. „Ich habe mich zu hoch gebläht, in deinen Rang gehör‘ ich nur." Vom Wissensdrang geheilt, will Faust nur mehr in den Tiefen der Sinnlichkeit befriedigt werden, und der Verjüngungstrank in der Hexenküche, in die ihn Mephisto lockt, soll seine verschütteten animalischen Begierden entzünden. Doch zeigt sich zugleich im Zauberspiegel wie von ferne die schöne Helena als kaum faßbares Idealbild höherer Menschlichkeit.

Der naiv unschuldigen, tief gläubigen Margarete wird Fausts neuer Lebensstil zum bitteren Verhängnis. Ihren „süßen Leib" begehrend und fasziniert von ihrer kindlich reinen Seele, weiß Faust sie durch sein weltmännisches Gehabe und mit Hilfe Mephistos und der kupplerischen Nachbarin Marthe endlich zu verführen. Ein Schlaftrunk soll die Mutter betäuben, während sie sich ihm hingibt, doch die Mutter stirbt an dem Trank. Gretchens Bruder Valentin fordert Faust zum Duell und wird getötet. Entsetzt stürzt Faust davon und wird von Mephisto in das wüste, von unverhüllter Erotik dampfende Walpurgisnachtstreiben hineingestoßen, bis ihm plötzlich Gretchen als bleiche, mahnende Vision erscheint. In den Kerker geworfen, weil sie verzweifelt und verwirrt ihr gemeinsames neugeborenes Kind ertränkt hat, versucht Faust vergebens, sie zu befreien.


Der Tragödie zweiter Teil

Faust

Peter Palmisano

Mephistopheles

Wolfgang Peter

Kaiser

Johann Potakowskyj

Kanzler, Astrolog

Ernst Horvath

Knabe Lenker

 
Karnevalsvolk Petra Spitaler, Miel Wanka, Nicole Görzel, Denise Ernst,
Damen, Ritter und andere Hofleute Petra Spitaler, Nicole Görzel

Baccalaureus

Rosemarie Guttmann

Wagner

Ernst Horvath

Homunkulus

Elfriede Schmidt

Erichtho

Petra Spitaler

Chiron

Ernst Horvath

Manto

Eva Peter-Culik

Thales

Ernst Horvath

Anaxagoras

 

Nereus

Eva Peter-Culik

Proteus

Johann Potakowskyj

Ariel, Nymphen, Sirenen, Gnome, Ameisen, Greife, Spinxe, Pygmäen,
Doriden und Nereiden,
Telchinen, Phorkyaden, Lamien und andere mythologische Gestalten

Margherita Ehart, Petra Spitaler, Miel Wanka, Nicole Görzel, Denise Ernst,

Helena

Margherita Ehart

Chor gefangener Trojanerinnen

Eva Peter-Culik,,Miel Wanka, Nicole Görzel
Panthalis Nicole Görzel

Lynkeus

Ernst Horvath

Euphorion

Ulrich Radscheit

Philemon

Johann Potakowskyj

Baucis

Eva Peter-Culik

Not, Schuld, Mangel und Sorge

Eva Peter-Culik,,Miel Wanka, Nicole Görzel, Rosemarie Guttmann

Lemuren, Dick– und Dürrteufel

Margherita Ehart, Rosemarie Guttmann

Himmlische Heerscharen, Engelchöre, selige Knaben

Petra Spitaler, Rosemarie Guttmann, Miel Wanka, Nicole Görzel, Denise Ernst

Pater Ecstaticus

Ernst Horvath

Pater Profundus

 

Pater Seraphicus

Johann Potakowskyj

Magna Peccatrix

 

Mulier Samaritana

 

Maria Aegyptiaca

 

Una Poenitentium

Margherita Ehart
   
Technik Ulrich Radscheit, Wolfgang Peter,

Maske

Eva Peter-Culik

Regie

Wolfgang Peter

Inhaltübersicht

Videoaufzeichnung FAUST II (22. Oktober 2011)

Provokant und überraschend eröffnet der zweite Teil: Faust auf blumigen Rasen gebettet, umschwebt vom Luftgeist Ariel, der alle lastenden Schuldgefühle wegspült – soll Faust so leicht davonkommen? Doch welcher Faust ist hier gemeint? „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust", so hat er einst bekannt. „Die eine hält, in derber Liebeslust, sich an die Welt mit klammernden Organe" - sie läßt Faust wieder und wieder straucheln und triebe ihn unaufhaltsam in Mephistos Arme, wäre da nicht zugleich jener andere Faust, der ungebrochen nach den „Gefilden hoher Ahnen" strebte. Mensch im Sinne Goethes ist man niemals voll und ganz, aber man wird es in dem Maße mehr und mehr, in dem das höhere Ich, der schöpferische geistige Kern unseres Wesens, die Herrschaft über das bloße niedere Ego gewinnt. Von dieser allmählichen Menschwerdung spricht der zweite Teil in grandiosen Bildern. Aber nicht nur der Mensch selbst wird hier als sehr ambivalentes Wesen gezeigt, auch das Böse selbst, verkörpert in der Gestalt des Mephisto, erscheint doppelgesichtig. Zeigte sich Mephisto im ersten Teil mehr von seiner luziferisch verführerischen Seite, kehrt er nun immer stärker sein eiskaltes, zynisch lächelndes satanisches Antlitz hervor, bis endlich Faust, als Repräsentant des modernen Menschen schlechthin, im Spannungsfeld ungehemmter Begierden und technokratisch mitleidloser Intelligenz zerrissen zu werden droht. Da wird am Kaiserhof inmitten ausgelassener Karnevalsstimmung das Papiergeld erfunden, das als letztlich illusionärer Reichtum später kriegerisch das Reich erschüttern wird. Da soll Faust zur Belustigung des ganzen Hofes in einer Art Massensuggestion Helena und Paris magisch hervorzaubern, bis er sich selbst derart begierig an seiner selbsterzeugten Vison ekstatisch berauscht, daß er besinnlungslos zusammenstürzt und in einen todesähnlichen Schlaf fällt.

Der zweite Akt führt zurück zu Fausts altem Studierzimmer, wo Wagner sich inzwischen darangemacht hat, einen künstlichen Menschen, den Homunculus, in der Retorte zu schaffen. Faust ruht indes noch immer paralysiert auf seinem Lager. Was Wagner in äußeren Experimenten niemals gelingen kann, beginnt Faust nun in gewaltigen inneren Wahrträumen zu schauen: das Geheimnis der Menschwerdung. Durch alle Elemente führt der Weg der klassischen Walpurgisnacht. Feuer, Luft, Wasser und Erde, verkörpert in den unglaublichsten urbildlichen mythologischen Gestalten von Sphinxen, Sirenen und Gnomen, von Nereiden und Tritonen, lassen endlich die leuchtende Phiole des Homunkulus in einem sprühenden Feuerwerk zerschellen – und plötzlich steht Helena zu Beginn des dritten Akts wieder vor uns. Nicht mehr ferne und illusionär, sondern greifbar körperlich erscheinend und doch Teil von Fausts innerer Traumwelt, ist sie zugleich reales Symbol der gereinigten hellen menschlichen Seele, mit der sich Fausts strebender Geist vermählen muß, schöpferische Begeisterung, Euphorion, als rein geistiges Kind zeugend in einem zeitlosen Augenblick höchsten Glücks – der im nächsten Moment wieder verweht und in unaufhörlicher geistiger Wiedergeburt täglich neu erobert werden muß.

Der vierte und fünfte Akt führen zurück ins äußere Geschehen. Das Kaiserreich wird durch Fausts Hilfe gerettet und er erhält als Dank einen kahlen Küstenstreifen zum Lehen. In ungebrochenem Tatendrang gewinnt Faust dem unfruchtbaren Land neuen Lebensraum ab – nicht ohne neue Schuld auf sich zu laden: die ärmliche Hütte von Philemon und Baucis, die sich weigern, ihren Besitz zugunsten des „großen Werkes" aufzugeben, geht in Flammen auf und die beiden Alten kommen darin um. Faust, hochbetagt und mittlerweile erblindet, berauscht sich ein letztes Mal an seinem fast vollendeten Lebenswerk: „Zum Augenblicke dürft‘ ich sagen: Verweile doch, du bist so schön! Es kann die Spur von meinen Erdentagen nicht in Äonen untergehn." - und stirbt. Mephisto darf sich seiner Seele sicher wähnen, doch in einer gewaltigen Schlußapotheose wird Fausts Unsterbliches seinem Zugriff entrissen, denn:

Wer immer strebend sich bemüht,
Den können wir erlösen.
Und hat an ihm die Liebe gar
Von oben teilgenommen,
Begegnet ihm die selige Schar
Mit herzlichem Willkommen.

 

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