Nun will ich euch erzählen, was ich gesehen habe
Am Dienstag fuhr ich dann aus und kam am Dienstag wieder
nach Hause, das waren acht Tage. Ich schlief nie und hatte auch keinen Schlaf,
und ich fuhr ganz unsichtbar.
Als es morgens hell und früh am Tag war, sagte ich zu
meinem Mephostophiles: Ich meine, du wirst wissen, wie weit wir gefahren sind.
Denn ich kann es an der Welt abschätzen, dass ich die ganz Nacht ziemlich weit
gefahren bin, und doch hatte ich, solange wir draußen sind, weder Hunger noch
Durst.
Mephostophiles sagte: Main Faust, glaub mir, dass du
bisher schon 47 Meilen in die Höhe gefahren bist. Darnach sah ich bei Tag herab
auf die Welt und sah viele Königreiche, Fürstentümer und Wasser, als dass ich
die Welt von Asien, Afrika und Europa genugsam sehen konnte. Und in solcher
Höhe sagte ich zu meinem Diener: So weise und zeige mir an, wie dieses und
jenes Land und Reich heißt. Das tat er und sprach:
Dies auf der linken Hand ist Ungarland, und siehe, das ist
Preußen. Dort sind Sizilien, Polen, Dänemark, Italien und Deutschland. Aber
morgen wirst du Asien und Afrika sehen. Item Persien, die Tartarei, Arabien, und
weil der Wind hinter uns steht, so sehen wir jetzt die Pommern, Russen und
Preußen, desgleichen Polen, Deutschland, Ungarn und Österreich. Am dritten
Tag, da sah ich die große und kleine Türkei, Persien, Indien und Afrika. Vor
mir sah ich Konstantinopel, und im persischen und konstantinopolitanischen Meer
viele Schiffe und Kriegsheere hin und wider weben und fahren. Es war mir aber
Konstantinopel anzusehen, als wenn kaum drei Häuser da wären, und auch die
Mensche waren anzusehen, als wenn sie nur eine Spanne lang wären.
Ich fuhr im Juli aus, und es war gar warm. Ich wendete
auch mein Gesicht jetzt hierher, jetzt dorthin, gegen Aufgang, Mittag und
Mitternacht, da es denn an einem Ort regnete, am andern donnerte und hier schlug
der Hagel. Am andern Ort war es schön und ich sah endlich auch alle Dinge, wie
dieselben sich gemeinhin in der Welt zutrugen.
Als ich nun acht Tage in der Höhe war, sah ich hinauf in
die Ferne, wo der Himmel und das Weltzelt so schnell fuhr, als wenn er in
tausend Stücke springen wollte, und es knarrte das Gewölk so sehr, als wenn es
alles erschlagen wollte oder die Welt zerbrechen. Der Himmel war so hell, dass
ich nicht weiter hinauf habe sehen können, und so hitzig, dass ich verbrennen
hätte müssen, wenn mir mein Diener nicht Luft zugefächelt hätte.
Das Gewölk, das wir unten in der Welt sehen, ist so fest
und dick wie eine Mauer, und ist nur ein Fels und klar wie der Kristall. Der
Regen, der so davon kommt, bis er auf die Erde kommt, ist so klar, dass sich
einer darunter sehen kann. Und das Gewölk am Himmel bewegt sich so heftig, dass
es immer von Osten bis gegen Westen läuft, und ihm dann die Gestirne, Sonne und
Mond entgegenlaufen. Aber die Kraft des Gewölks führt die Sonne, den Mond und
die Gestirne mit sich. Daher kommt es, und daher sehen wir, dass sie vom Aufgang
zum Niedergang laufen. Bei uns, wie ich auch dachte, wäre die Sonne kaum so
groß wie der Boden eines Fasses; sie war aber größer als die ganze Welt, denn
ich konnte kein Ende daran sehen. Der Mond muss bei Nacht, so die Sonne
untergeht, das Licht davon empfangen. Darum scheint es bei Nacht so hell. Und so
ist es unter dem Himmel so hell, dass zur Nacht am Himmel der Tag ist, und die
Erde finster. Ich sah also mehr als ich begehrte. Der eine Stern war größer
denn die halbe Welt, ein Planet so groß wie die Welt, und was in der Luft war,
das waren die Geister unter dem Himmel.
Im Herabfahren sah ich auf die Welt, die wie ein Dotter im
Ei war. Und es deuchte mich, die Welt wäre nicht eine Spanne lang, und das
Wasser wäre zweimal breiter anzusehen. Am siebenten Tag kam ich bei Nacht
wieder nach Hause und schlief drei Tage nacheinander und richtete darnach alle
meine Kalender und Praktika.
Das habe ich auf Euer Schreiben Euch nicht vorenthalten
wollen, und besehet also Eure Bücher, ob es nicht genau so sei, und seid von
mir freundlich gegrüßt.
D. Faustus, der Gestirnseher
Nun will jch Euch erzellen Was jch gesehen hab:
Dann am Dinstag fuer jch auß vnnd kam am Dinstag wider zuhauß / das waren acht tag / jch thett nie kein schlaff / vnnd ward auch kein schlaff jnn Mir / So fuer jch gantz vnsichtbar.
Als es Morgens frue am tag ward vnnd Hell / sagt jch zu meinem Mephostophile. Mein wie weitt seind wir gefahren Das wirstu wissen / Dann jch wol ahn der Welt abzunemen hett / Das jch die Nacht zimlichen gefahren/ So hett jch so lanng jch Aussen ward keinen Hunger noch Durst.
Mephostophiles sagt. Mein Fauste glaub mir / Das du bisher schon .47. Meillen jnn die Höche gefahren bist / darnach sah jch am Tag herab auf die Welt vnnd sahe viel Kunigreich Furstenthumb vnnd Wasser Also das jch die Welt Asiam, Aphricam, vnd Europam genugsam sehen konndte / vnnd jnn sollicher hoche sagt jch zu meinem Dienner / so weise vnnd zeige Mir an wie diss vnnd das Landt vnnd Reich heyst/ Das thett er vnnd sprach
Diss auff der Linckhen Hanndt ist Vngerlandt / sihe das ist Preussen / Dort Schlims ist Sicilia Poln / Dennemarckh / Italia / Teutschlanndt / Aber Morgen wirstu sehen Asiam vnd Aphricam jtem persia, Die Tartarej, Indiam, Arabiam / vnnd weil der Windt hinder sich steht / so sehen wir jetzundt die Pommern/ Reissen / vnnd Preussen / desgleichen Polen / Teutschlandt Vnngern vnnd Ossterreich / Am Dritten tag Da sahe jch jnn die Gross vnnd Klein Turckey persiam, Indiam, vnnd Aphricam, Vor mir sahe jch Constantinopel / vnnd jm Persischñ vnnd Constantinopolitanischen Möer viel Schiffen vnnd kriegshöer hin vnnd wider weben vnnd faren / Es ward mir aber Constantinopel anzusehen / Als wann kaum drej heuser Da / vnnd die Menschen auch anzusehen / Als wann Sie nur einer spann lang weren.
jch fuer jm julio auß / vnnd ward gar warm / warf auch mein gesicht jetzt her jetzt Dar / gegen Auffgang/ Mittag / vnnd Mitternacht / Da es dann an einem Orth Regnet / am andern Donnert / hie schlueg der Hagell / Am Andern Orth ward es schön sahe auch endtlichen alle ding / wie dieselben gemeinclich jnn der Welt sich zuetruegen/
Als jch nun Acht tag jnn Der hoche ward sahe jch hinauff von Fernen/ Da der Hymmel so schnell fuer vnnd Weltzet / Als wann Er jnn vil Tausent stuckhen springen wolt vnnd knarzet das gewilckh so sehr/ Als wann es alles erschlagen wolt / oder die Welt erbrechen / So ward der Hymmel so hell / das jch nit weitter hinauf hab sehen mögen vnnd so hitzig / wann mir mein Dienner nit ein Lufft gemacht hett/ Das jch verbrinnen hett muessen.
Das gewilckh das wir vnden jnn der Welt sehen ist so fest vnnd dickh wie ein Maur / vnnd ist nur ein Velß vnnd Clar wie Der Cristall/Der Regen so daruon kompt biß er auf die Erden kompt / ist so klar / das sich einer darunder sehen kan / so bewegt sich das gewilckh am Hymmel so krefftig das es jmmer laufft von Osten biß gen Westen / Da dann das gestirn Sonn vnnd Mohn entgegen Laufft / Aber die krafft des gewilckhs fuert die Sonnen Mohn vnnd gestirn mit sich / Daher wir sehen vnnd kombt/ Das Sie vom Auffganng zum Nidergang Laufft / bej vns wie jch auch dacht die Sonn wer kaum eines fass Boden gross / Sie ward aber grösser Dann die ganntz Welt / Dann jch köndte kein Endt daran sehen / Der Mohn mueß zu Nacht so die Sunn Vndergeet das Liecht dauon empfanngen / Darumb scheint es zu Nacht Hell / So ist es vnder dem Hymmel so Hell / Das zu Nacht am Hymmel der tag ist/ Vnnd Die Erden Finster / jch sahe also mehr Dann jch begert / Als der Stern einer wardt grösser dann die halb Welt / ein Planet so gross die Welt / Vnnd wa der Lufft ward / Da waren die Geister vnder dem Hymmel.
jm herab fahrn sah jch auf die Welt / Die ward wie ein Dotter jm Ay / vnnd daucht mich die Welt ward nicht einer spannen lanng / vnnd das wasser ward Zweymahl Braitter anzusehen/ Also an dem Sibenden tag zu Nacht kam jch wider zu hauß vnd schlief Drey tag nacheinander / Richtet darnach alle meine Calender vnnd Practickh /
Das hab jch auf Eur schreiben Euch nicht wöllen verhalten / vnnd besehet also Eure Buecher / ob es nicht meinem Gesicht nach also sey / Vnnd seyet von mir Freundtlich gegruest.
D. Faustus der gestirnseher
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